die Regierung dem Reichstag eine Vorlage über die Führung der Zivilstaudsregister durch bürgerliche Beamte machen werde, wird jetzt offiziell bestätigt. (S. M.)
Die Untersnchungskommission hält täglich Sitzungen, hat auch schon vier Privatpersonen vernommen. Bestätigt wird, daß die Untersuchung sehr ungünstige Resultate für das Wagener'sche Unternehmen ergebe» hat. Eine sachlich eingehende Untersuchung der Eisenbahnverwaltung Hai noch nicht stattgefundeu. Die Arbeit der Kommission wird mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen.
Braunschweig, 11. März. Die „Magd. Ztg." berichtet: In einer soeben beendeten, von social-demokratischer Seite berufenen und sehr zahlreich besuchten Volksversammlung wurde eine Resolution angenommen, deren Inhalt etwa folgender war: „Die Arbeiter Braunschwcigs erklären die Sache der sinkenden Buchdrucker für ihre eigene. Sie verpflichten sich, für die- - selben zu steuern, dauere der Strike so lange er wolle. Dagegen sind die Buchdrucker gehalten, die Arbeit nicht eher wieder aufzu- nehme», bis solches in einer demnächst zu berufenden zweiten Volksversammlung gutgeheißen wird." Herr Bracke stellte noch einen Zusatz-Antrag, etwa dahin gehend: „Die Arbeiter Braun- schweigs würden es mit Freuden begrüßen, wenn die Buchdrucker während des Stricke jede sonstige ehrliche Beschäftigung ergreifen wollten."
Breslau, 15. März. Die sechs hiesigen größeren Zeitungen geben in Folge des Setzerstrike regelmäßig eine gemeinschaftlich e Zeitung heraus. Für jede einzelne Zeitung ist blos der Titel und die Unterschrift des Redakteurs verschieden; alles übrige, Text sowohl als Annoncen, ist unter dem gemeinsamen Titel „Normalzeitung" gleichlautend. Die Auflage dieser Normalzeiiung ist 46,000, der Preis der Annoncen darin pro Zeile 5 Sgr.
Metz, 16. März. Kürzlich sahen wir mehrere nach Stuttgart adretsirte Waggons, welche mit an hiesigem Platze gefertigten Holz schuhen beladen waren. Wie es scheint, findet dieser Artikel neuerdings größer» Absatz in Süddeutschlaud, was bei den hohen Lederpreisen auch nicht zu verwundern wäre. (S. M.)
Bern, 18. März. Die Berner Re gi e run g beabsichtigt sämmtliche 97 Priester, welche den Protest gegen den Regierungsrathsbeschluß in der Bisthumsangelegenheit unterzeichnet haben, abzubernfen. InDelsberg befürchtet man ernstliche U n ruhe n ; die Regierung ist entschlossen, solche bei ernstem Zeichen energisch zu unterdrücken. — Exbischof Lachat wird von der Solothurnischen Regierung wegen Entfremdung eines dem jeweiligen Bischöfe von Bafel zustehenden Vermächtnisses gerichtlich belangt. Die Regierungen von Bern, Thurgau, Aargau und Solothurn haben telegraphisch diesem Vorgehen beigestimmt. (2. M.)
Paris, 16. März. Nach einer der „Agence Havas" zu- gegangcnen officiellen Mittheilung ist gestern ein Vertrag über Räumung des französischen Gebiets in Berlin unterzeichnet worden. Nach den Bestimmungen dieses Vertrages soll die vierte Milliarde bis zum 5. Mai komplet bezahlt und die fünfte Milliarde in gleichmäßigen Teilzahlungen am 5. Juni, 5. Juli, 5. August und 5. September abgetragen werden. Der Deutsche Kaiser verpflichtet sich, am 1. Juli die Departements Vogesen, Ardennen, Meuse, Meurthe und Mosel, sowie die Festung Belfort räumen zu lassen. Die Zeit für die Räumung darf 4 Wochen nicht übersteigen. Als Unterpfand für die beiden letzten Theil- zahlungeu verbleibt nur Verdun mit einem Rayon bis zum 5. September besetzt. Dieses muß binnen 14 Tagen vom 5. September ab geräumt werden. Die demnächst aufzusetzenden Vertragsinstrumente sollen schleunigst der Nationalversammlung vorgelegt werden, damit ein möglichst rascher Austausch der Ratifikationsurkunden erfolgen kann.
Paris, 17 März. Die Zeitungen drücken lebhafte Genug- thuuug aus über den glücklichen Ausgang der Unterhandlungen mit Deutschland. Große Anerkennung wird Herrn Thiers gespendet. Der Marquis von Eoutaut-Biron wurde zum Groß- cffizier der Ehrenlegion ernannt.
Als Nachfolger Thiers, wenn diesem etwas Menschliches widerfahren sollte, werden drei Männer genannt: Düfaure (Minister), Grevy (Präsident der Nat.-Vers.) und Mac Mahon. Sie würden gemeinsam das Regiment führen. Der einzige Trost Thier's bei dem fatalen Gedanken ist, daß drei Männer nöthig
sind, ihn zu ersetzen, während er allein Frankreich auf seinen Schultern trägt, und daß er sie noch lange warten lassen will.
Das pariser Blatt „L'Assemble Nationale" wurve wegen beleidigender Artikel gegen den Fürsten Bismarck unterdrückt.
In diesem Jahre hat Europa eigentlich ein hundertjähriges Kartoffel-Jubiläum zu feiern. Zwar ist die Kartoffel schon vor drei Jahrhunderten durch Franz Drake von Amerika nach Europa gebracht worden, ihre allgemeine Verwendung als Nahrungsmittel für die ärmeren Voiksklassen daiirt jedoch erst aus dem Jahre 1778, und zwar in Folge einer von Dr. Parmcntier verfaßten Denkschrift, welche die Pariser Academie der Wissenschaft aus Anlaß der damals herrschenden Hungersnoth einforderte.
Napoleon Hl. ist wiederholt als Versucher an Preußen heraugetreten, hat ihm Bündniß und Theiluug angeboten und ist immer zurückgewiesen worden; so 1851 und 1857 und später wiederholt. Preußen lehnte es immer wieder ab, ein Stück deutschen Landes für irgend welchen Gewinn abzutreten. Während des Krimkrieges besuchte Napoleon das englische Köuigspaar auf der Insel Wight und erörterte eines Tages bei Tische, in größter Behaglichkeit plaudernd, trinkend, rauchend, dem Prinzen Albert: daß für die Befestigung seiner Dynastie in Fankreich nur noch eines nöthig, aber auch unerläßlich sei, er müsse Belgien und das linke Rh ei nufer dem französ. Reiche wieder verschaffen. Der Prinz rief aus: „Aber welche Erschütterungen, welche Kämpfe! der Widerstand unseres Parlaments und der Widerstand Preußens würden einen kolossalen Krieg herbeiführen!" — Nicht im mindesten, antwortete Napoleon, nicht ein Pistolenschuß wird deshalb abgefeuert werden. Ihrem Parlament gebe ich einen guten Handelsvertrag, Preußen aber versteht sein Interesse und wird mir gern 2 Millionen Seelen abtretcn, wenn es dafür 10 — 12 sich in Deutschland selbst nehmen darf. — lieber diesen Rechenfehler stürzte 'Napoleon.
Die Hinterlassenschaft des Kaisers Napoleon ist, wie die „Galt Mall Gazette" hört, nach Vorschrift des englischen Gesetzes eidlich an beweglichem Vermögen aus 120.000 Pfund St. angegeben worden, die ohne Vorbehalt der Kaiserin anheimfallen. Dem kaiserlichen Prinzen ist, wie es heißt, nur die Kaiserkrone vermacht worden. Derselbe wurde am 16. d. M. 17 Jahre alt und nach franz. Gesetze majorenn.
Wie die berühmte Engländerin Lady Ellenborough neun Männer hatte, so hatte ein Landsmann von ihr William Morgan 9 Frauen. Er wurde vom Gerichte zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Der Eole war erst 49 Jahre alt und hätte es noch zu etwas bringen können
Die Ministerkrisis ist in England noch nicht vorüber. Neueste Berichte wollen zwar wissen, Derby werde nun doch bilden und an das Land appelliren und so das Parlament anflösen. (B.-Z )
Allerlei.
— (Stammt der Mensch von dem Affen ab?) Nicht nur Anhänger Karl Vogt's und Darwin's, sondern auch andere Menschenkinder dürften nachstehende, von dem Memphiser „Appeal" verbürgte Erzählung interessant finden: Eine heiraths- lnstige Dame in Memphis (Tennessee) hatte sich an ein Heiraths- bureau in Newyork um einen Gatten gewandt. Die Offerte wurde einem alten Junggesellen zugestellt, der, dieselbe annehmend, statt seiner Photographie die feines Lieblings-Orang-Utangs in den Brief einschloß. Das Antwortschreiben der Dame lautete: „Sicherlich besitzen Sie nicht gerade viel persönliche Schönheit, doch scheinen Sie ein männliches ehrliches Gesicht zu haben. Ich willige ein."
— (Die kirchlichen Gegensätze) spiegeln sich auch im Annonceutheile Berliner Zeitungen wieder. Während eine Todesanzeige im „Soc.-Dem." mit den Worten begann: „Gestärkt durch die Religion der Vernunft, verschied er rc." — wird in der „Kreuzztg." einem verstorbenen Pfarrer nachgerühmt: „Als ein treuer Bekenner der lutherischen Kirche hat er gegen den eindringenden Protestantenverein gekämpft bis an sein Ende."
— (Alt und neu.) In der alten protestantischen Goltes- dienstordnung in Preußen lautete das Gebet für den König: „Segne den König, deinen Knecht", in der neuen preußischen Gottesdienstordnung hingegen: „Segne den König unfern Herrn."
Amtliche As Privat-Bekanntmachungen.
Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.
I. im Register für Einzelstrmeu:
GerichtSstclle,
welche me BKanntmachuna Tag Wortlaut der Firma; Prokuristen;
Oberamtsbczirk, der Ort der Hauptniederlassung und der Inhaber der Firma. Bemerkungen.'
sür welchen das Handels- Eintragung. Zweigniederlassungen.
register geführt wird. _
K. Oberamrsgencht 12, März
Nagold.' ' 1873. '
Heinrich Müller, Hauptniederlassung in Nagold.
Heinrich Müller, Kaufmann in Nagold.
T. Oberamtsrichter
Kißling.