welche in München die vorgestern erfolgte Kündigung angenom­men Huden, soll 453 betrauen; 40 wollen in Thäiigkeil bleiben. Inzwischen haben auch die S chu h in a che rg e s e l l e n, welche von ihren Meistern innerhalb 48 Monaten bereits um 60 Prozent aufgebcssert worden waren, neuerlich eine Lohnerhöhung von 45 Prozent gefordert. Die Meister haben jedoch die Forderung ab­gelehnt und sämintlichen (Gesellen auf de» 46. ds. gekündigt. Auch bei den Tischlern, welche die Arbeit auf die Zeit von 8 bis 42 Uhr Vormittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittags beschrankt wissen wollen, bei den Maurern, Schlossern, Schneidern und den Zimmerleuten sind Strikes vorauszusehen, doch sind die verschie­denen Mcistergenossenschaften fest entschlossen, denselben nicht nach- zngeben. Bon demokratischer Seite soll für die nächsten Tage eine graste allgemeine Arbeitervcrsammlnng berufen werden wollen,

Berlin, 10, März. In der Untersuchnngskommission ha­ben die Regierungsvertreter den Mangel der Solidität des Eisen­bahngeschäftes Wageners anerkannt und gesagt, das; bei Kennlnist der Thatsachen die Konzession verweigert worden wäre. Mi­nister I tz e n p l i h tritt spätestens während der Verhandlung über die Eisenbahnanleihe zurück, welche das Ab g,-Haus für neue Bahnen schwerlich bewilligt. (S. M,)

Die Kreuzztg. erzählt: Bei der Feier der Einweihung der Zionskirche am.vergangenen Sonntage haben Se. Maj, der Kaiser nach dem Schlüsse des Gottesdienstes dem Baumeister Orth, den Mitgliedern des Kircheuvorstandes und dem Prediger Kraft Allerhöchstseine Befriedigung und Anerkennung mit freund­lichster Huld ausgesprochen. Von besonderer Bedeutung und er­greifendem Eindruck waren hierbei die Worte, weiche Se. Maj. mit sichtbarer Bewegung au den Pfarrer zu richten geruhte»; die­selben haben, wie uns mitgetheilt worden, also gelautet:Ich wünsche, daß hier immer der Gottessohn gepredigt werde, der vom Himmel gekommen ist, was man freilich jetzt leugne» will. Welche Folgen soll das aber haben? Sie werden das niemals predigen," Der Superintendent Strauß sprach hierauf gege» Se. Majestät die Versicherung ans, daß solche Längnung, Gott sei Dank, in dieser ganzen Diözese nicht gepredigt werde.

Am 5. März feierte in Görlitz der Generalfeldmarschall v, Steinmetz sein 60jähriges Dienstjnbilänm, Der Jubilar ist am 5, März 1843, als er das 16, Lebensjahr noch nicht vollen­det, ans dem Kadettenhause in die Armee getreten und hat bereits die Freiheitskriege mitgemacht.

Bezüglich der Einführung des Ei np fe n n i g t a rifs auf den Süddeutschen Eisenbahnen hat sich jetzt die bayrische Re­gierung dahin geäußert, daß sie zur Zeit nicht in der Lage sei, darauf einuigehen.

Ein Hirtenbrief des Erzbischofs von Gnesen-Posen, Grafen Ledochowski, der zum Fasten ermahnt, enthält sehr bemerkenswerthe Beziehungen aus der Zeitgeschichte. Er sagt: In der That sind heut zu Tage die Versuchungen überaus groß und schwer. Nie­mals vielleicht sind Wahrheit, Tugend und Glaube so geringe geachtet und so herabgewürdigt worden, noch nie vielleicht der Jrrthum, die Verderbniß und der Unglaube in der Welt so hoch- gehalten und lohnend gewesen. Die Kirche Christi ist bedrückt, geschmäht und verläumdetz wer zu ihr treu hält, wird verhöhnt, und wer gegen sie sich erhebt, geachtet und geehrt; wer sie hört, gilt als Schwachkopf, und für einen Weisen wird gehalten, wer ihre göttlichen Lehren verunglimpft. Wer einen frommen Lebens­wandel führt und gewissenhaft die Pflichten seines Standes er­füllt, wer seine Hand nicht nach fremdem Eigcnthum ansstreckt, noch auch nach höheren Ehrenstellen strebt, der ist in Mißachtung, und wer fast nie eine Kirche besucht, wer in dem Gotteshause sich unanständig beträgt, wer statt seinen Pflichten nachzukommen, mit fremden Angelegenheiten sich befaßt, über dieselben aburtheilt und spottet, wer um Vermögen zu sammeln und behaglich zu leben, in der Wahl der Mittel gewissenlos ist, der gilt als ein großer Mann, ihm schmeichelt jedermann und bewirbt sich um seine Gunst u. s. w

Es ist ein ernster Kampf zwischen den Setzern rc., die dem Guttenberg-Verband angehören und den Druckereibesitzern; von seinem Centrum Leipzig hat er sich bereits nach Berlin, Breslau und München ausgedehnt. Viele Berliner Druckereibesitzer haben sich den Beschlüssen der Leipziger College» angeschlossen und den betreffenden Verdandsgchülfen gekündigt und beschlossen, keinem Verbandsgehülfen ferner Arbeit zu grben. Da auch in Breslau Strikes in den Druckereien cintraten, so beschlossen die Druckereibe­sitzer, Zeitungsverleger und Redakteure eine einzige Normal-Zeitung erscheinen zu lassen. In München haben die 12 größten Druckereien allen dem Guttemberg-Vcrband angehörigen Setzern, Maschinen­meistern und Buchdruckergehülfen gekündigt. Das Forterscheincn der Zeitungen ist gesichert, manches Buch aber, das noch zur Ostermesse erscheinen sollte, bleibt ungedruckt.

Straßburg, 8. März. Vorgesiern sind hier zur weitern Abzahlung der vierten Milliarde wieder 450 Mill. Frcs, übergeben worden. Noch im Laufe dieses Monats sollen die Zinsen für die 3 Milliarden bezahlt werden, worauf in den er­sten Tagen der Monate April und Mai mit Zahlungen von je

250 Millionen die vollständige Deckung der vierten Milliarde herbeigeführt werden soll.

P e st, 8. März. Franz Deak' s Unwohlsein ist in Zunahme begriffen Er bekommt jeden Morgen um (-11 Uhr Herzkrämpfe, auch die Füße schwellen ihm an.

Für h e i r a t h s l u jti g e Wienerinnen. Die Ausstel­lung in Wien wird in Ealifornien mit viel Theilnahme verfolgt, und das Reisen »ach Oesterreich ist in Jedermanns Mund. Als Curiosum steht zum Beispiel fest, daß mehrere hundert deutsche Farmer im fruchtbaren San Joaquin Valley, denen nichts auf dieser Welt fehlt außer einer guten Frau, sich zusammenthun werden zu einer richtigen Junggesellen-Reise nach Wie», von wo Keiner zurückkehren darf, ohne ein holdes Wese» erkoren zu haben. L>o ei» Eiienbahnzug voll Heiraths-Candidaten wird doch wohl Sensation machen! Diese Meldung ist nicht etwa humoristisch genieint, sondern wird uns von einem Freunde, der die Nachricht einem Privatbriefc aus Sacramentor in Ealifornien entnahm, allen Ernstes bestätigt.

Bern, 7. März. DieTagespost" vernimmt aus angeb­lich zuverlässiger Quelle, daß Mermillod vom Papste zum Car­dinal ernannt und der Obsorge über den Eautou Genf enthoben worden ist. (N. Z.)

Nachrichten aus Versailles zufolge hofft Herr Thiers die fünfte Milliarde noch in diesem Jahre zahlen zu können, nöthi- genfalls durch eine Anleihe in Frankreich selbst. In Wirklichkeit wird er auswärtige Mithilfe nicht verschmähen, schon wegen der finanziellen Garantien für eine frühere Räumung. In dieser Beziehung soll Aussicht auf eine Verständigung zwischen Deutsch­land und Frankreich vorhanden sein, wenn auch formelle Verhand­lungen noch nicht srattgefuuden, sonder» erst bevorstehen. Die schließlich? Räumung wird wohl schwerlich vor Ende des Jahres beendigt sei».

Nom, 8. März.Voce dclla Verila" veröffentlicht den Wortlaut der vom Fürsten Lichtenstein dem Papste überreichten Adreffe und den der Autwdrt des Papstes. Die Adresse protestirt gegen die Auflösung der religiösen Körperschaften, eine Versöhnung oder die Annahme eines nrarlus vivendi sei unmöglich, Gott werde die Feinde der Kirche züchtigen. Der Papst drückt seine Freude über die Kundgebuug aus, er sei voller Zuversicht ans die Zukunft. Die Erfahrung aus der Vergangenheit verleihe ihm Math; man müsse kämpfen und wachsam sein, um endlich den Sieg davon zu tragen.

Rom, 7. März Der vormals württembergische Konsul Rast (von Schmidt, Rast und Comp ) ist deutscher Bize- konsul geworden und das württembergische Konsulat Angegangen.

Der Papst hat eine Deputation amerikanischer Katholiken empfangen. In der Rede, welche er bei dieser Gelegenheit hielt, erwähnte er die Sucht nach Reichthum, welche die amerikanische Gesellschaft beherrsche und bemerkte am Schluß, um das ewige Leben zu erlangen, müsse mau vor Allem dem Mammon entsa­gen. Diese erhabene Ansicht verhinderte jedoch den heiligen Va­ter nicht, die dreizehntansend Lire anzunehmen, welche ihm die Deputation überreichte. Ein Umstand, welcher trotz aller vor­handenen Ehrfurcht die schlauen und praktischen Danke lachen machte.

London, 6. März. Eine tragische Asfaire trug sich dieser Tage in Manchester zu. Drei in einer Bleifabrik beschäftigte Commis, von denen zwei Freiwillige waren, vertrieben sich die Zeit mit Schießübungen, wobei sie nur Platzpatronen gebrauchten, als einer derselben, Namens Alfred Roberts, seine Büchse einem College», Thomas Walter, reichte, mit der Bitte, auf seine Brust zu zielen. Roberts hatte, wie vermuthet wird, unbe­merkt von seinem College» das Gewehr mit einer Kugel geladen, und, als Walter feuerte, fiel Roberts todt zu seinen Füßen nieder, indem ihm die Kugel die Brust durchbohrt hatte. In der Hand des Getödteten wurde folgender Brief gefunden:4. März 1873. Ich bin sehr froh, daß Sie mir die Mühe erspart haben, mich zu erschießen. Ich weiß, daß Ihnen daran gelegen ist, ein guter Schütze im Corps zu werden; vielleicht werde ich Ihnen einen Dienst leisten, indem ich mich zur Zielscheibe mache. Indem ich Ihnen Erfolg zu Ihrem ersten Schuß wünsche, verbleibe ich Ihr ergebener Alfred Roberts. Herrn Tom Walter." Walter stellte sich der Polizei, aber die Todtenschau-Jury sprach ihn von jeder Schuld frei. (N. Z.)

Madrid, 40. März. Wie verlautet, will Marios die Präsidentschaft in der Nationalversammlung niederlegcn. Die Car listen zerstörten den Viadukt der Nordeisenbahn, hielten einen Eisenbahnzug an und belegten die Postsendung, worunter die offizielle Korrespondenz sich befand, mit Beschlag. Die Ver­bindung mit Frankreich ist unterbrochen. Aus Barcelona kom­men über die gestern daselbst stattgehabten Manifestationen ver­schiedene Nachrichten. Nach den einen hatten dieselben einen inter­nationalen Charakter, andere geben die Förderalistcn, dritte die Soldaten als Urheber der Manifestationen an. Der Provinzial­ausschuß beschloß, die Soldaten zu entlassen und als Freiwillige gegen die Carlistcn wieder anzuwerben.

Petersburg, 10. März. Dir Ankunft des deutschen Kai-