Nachdem sich Friedrich Wilhelm so recht am Anblick der lieben blauen Kinder geweidet hatte, befahl er den Grenadier Willert. Der General befahl dem Offizier und der Offizier dem Unteroffizier, den Willert zn rnsen.

Bleich, mit umränderten Augen, ein Bild des Jammers trat der Westphale vor seinen König.

,,Mensch", schrie dieser im höchsten Erstaunen,bist Du des Satans? Sieht der Kerl doch aus, als ob ihn des Teufels Großmutter nenunndncnnzig Mal beim Zopf gepackt hätte! Ich denke, hab's gut mit dir gemeint, und Du stehst da, als wenn Du znm Frühstück Schlehcusänre aus Eimern gesoffen hättest ! Daraus werde einer klug! Was sind das für Flausen? Punkt zwölf Uhr bist Du mit Deiner jungen Frau bei mir; Ihr sollt Euch das Hochzeilsgeschenk holen. Vorwärts!"

Als die Glocken den Mittag einläutcten, befand sich unser Paar auf dem Wege znm Schlosse.

Er schlug die Augen zu Boden, er mochte die lachenden Gesichter der ihm begegnenden Kameraden nicht sehen. ^Noch bleicher schienen jetzt seine Wangen zu sein; war er doch in Schritt und Haltung einem Verbrecher auf dem letzten Gange nicht un­ähnlich.

Dame Willert hingegen rollte die Augen und bly die Lippen zusammen. Sie hätte so gern vor aller Welt mit ihrem Grenadier Staat gemacht. Und er war so kalt, so kalt, so eisig, er hatte keinen Blick, keinen Arm für sie. Das brachte ihr Blut noch mehr in Wallung, und wär's nicht auf der Straße gewesen, sie hätte ihre böse Zunge sofort noch einmal in Bewegung gesetzt. ^

Denn erst vor wenigen stunden, zwischen den vier Wänden, hatte sie dieser bösen Zunge eins Viertelstunde lang freien Lauf gelassen. Als der Herr Gemahl von der Parade gekommen war, hatte ihm die Frau Gemahlin erklärt, daß sie seines Benehmens nun satt sei, daß jeder Mann sein Weib schon aus bloßer Christen­

pflicht innig lieben müsse, und daß, wenn er dieses Benehmen nicht sehr bald ändere, sie ihm zeigen werde, daß auch eine Grena­diersfrau zu einem wahren Raubthiere werden könne.

Er hatte kein Wort erwidert. Aber er hatte den Ladstock ergriffen und ihr mit diesem erklärt, wie tief bereits die Liebe in seinem Herzen Wurzel geschlagen, und wie man ein Raubthier zu bändigen pflege.

Jetzt stand das Paar vor dem Schlosse.

Die Augen der liebenden Gattin wurden plötzlich merklich ruhiger, wie ein unsichtbarer Reif legte es sich um ihre Brust, und das pochende Herz fiel ihr in die Schuhe. Im Schlosse selbst aber faßte sie sich zusammen. Er kann mir doch nichts thun! Meine Schuld ist's nicht, daß ich das Lesen nicht gelernt Hab'. Und wenn er sagen wird, es wäre doch sonnenklar ge­wesen, daß nicht ich, sondern Life Berg für den Willert bestimmt

gewesen, so werd ich ihm sagen-Jenun, einerlei, der Prediger

hat seinen Segen gegeben, und geändert kann's nicht wieder werden!

Im rothen Zimmer, den Hut auf dem Kopse und das Rohr mit goldenem Knopfe in der Rechten, weilte der König. Einer der Generale, der ihm Vortrag gehalten, war soeben entlassen.

Der Grenadier nebst Gemahlin mußten sogleich eintreten.

(Fortsetzung folgt.)

A l l e r l er.

Ein vorsündfluthlicher Frosch wurde demSan Fran- cisko Bulletin" zufolge unlängst beim Bohren in der Black Dia­mant Kohlengrube 175 Fuß unter der Erdoberfläche mitten in einem Sandsteinlager eingeschlossen vorgefnnden. Der Frosch wurde nach seiner Befreiung aus vieltausendjähriger Gefangen­schaft sofort wieder lebendig (?), wurde jedoch zusehends schwä­cher und verendete nach 12 Stunden. Wie es heißt, wird dieses Thier dem Museum in San Francisco übergeben werden.

Amtliche Privat-Bekanntmachung

Verpachtung von Bichn-Abschnitten ans der Strecke Kentheim Iselghausen.

Die der Eisenbahnbau-Verwaltung zugehörige» Grund­stücke sollen wieder auf 2 Jahre verpachtet werden und wird die Versteigerung wie folgt vorgenommen werden:

Montag den 10.

Marknng Emmingen Morgens 8's Uhr imhintern Ber- gich" beim Bahnwarthaus.

Marknng Pfrondorf Vormittags ll Uhr amMalmen."

Wildberg Nachmittags 2 Uhr unterhalb Bettenberg und Fortsetzung bis zur Gaisburg.

Dienstag den 1t.

Markung Holzbronn Mittags 12Ir Uhr an der Eaisbnrg.

Waldcck Mittags 1' r Uhr an der obern Schloßbergbrücke.

Sommenhardt Abends 4 Uhr bei Kentheim.

Mittwoch den 18.

Marknng Nagold Morgens 8'/r Uhr an der Emminger Markungsgrenze.

Jselshausen Mittags 1 Uhr an der Nagolder Markungsgrenze.

Nagold, 5. März 1873. K. Eisenbahnbauamt.

Herrmann.

Verdingung von Kauarbeiten.

Für den Bau der neuen Straße von Altenstaig gegen Egenhausen und der Ziegel­hütte werden folgende Arbeiten im Submissionswege vergeben :

U. Abth.

1,450 fl. 3,200 fl. 320 fl. 90 fl.

Zus.

3.800 fl

4.800 fl 610 fl 390 fl

I.

Planie. 2,650 fl.

Chaussirung.- 1,600 fl.

Maurer- und Steinhauerarbeit . . 290 fl.

Plasterarbeit. 300 fl.

Summe -- 4,840 fl. . . . 4,760 Zl. . . 9,600 fl.

und sind Ueberschlag, Pläne und Ledingnißheft auf hiesigem Rathhause zur Einsicht aufgelegt.

Die Offerte könucn auf einzelne Arbeitsgattungen für eine oder beide Abtheilungen zusammen, oder auf eine ganze Abthcilung oder endlich auf das ganze Geschäft gerichtet werden und sind in Prozenten des Ueberschlags ausgedrückt, schriftlich, versiegelt und frankirt längstens bis

Samstag den 15. März d. Js., Nachmittags 2 Uhr,

an die Unterzeichnete Stelle einzureichen.

Derselben unbekannte Bewerber haben sich durch Vermögens- und Tüchligkeits- Zeugnisse genügend auszuweisen, widrigenfalls ihr Angebot nicht berücksichtigt werden kann. .. Eröffnung der Offerte findet am gleichen Tag um 2'/, Uhr statt und können

die Submittenten derselben anwohnen.

_Altenstaig, den 3. März 1873. Gemeinderath.

B e i h i n g e n.

Stangen-Berkauf.

Die hiesige Gemeinde verkauft am

Samstag den 8. d. M., Vormittags 9 Uhr, im Gemeiudewald Brand 65 Stück Hagstangen,

2675 Stück Hopfenstangen, von 5 bis 10 Meter lang, gegen bare Bezahlung.

Den 1. März 1873.'

Waldmeisteramt. Großmanu.

Nagold.

Klafterholz-Berkaus.

KW'

In den Stadt­walddistrikten Gal- gcnberg, Abthei­lung obere Ebene und Killberg, Ab- theilung Hirschsulz, hinteres Stnben- kämmerle und Linsenweg, am Montag den 10. März, Vormittags 9 Uhr,

38 Raummeter eichenes Spaltholz,

76 eichene Scheiter,

192 eichene Prügel,

4 buchene Scheiter,

4 buchene Prügel,

13 aspeue Prügel,

22 tannene Prügel,

Die Zusammenkunft findet im Killberg auf der alten Pfalzgrafenweiler Straße beim Stundenstein statt.

Den 5. März 1873.

Gemeinderath.

Nagold.

Eichen-Stammholz-

Verkaus.

Im Stadtwald Killberg, Abthei­lung Hirschsulz, hinteres Stuben- . kämmerle und Lin- senweg

' am Dienstag den 11. März, Vormittags 9 Uhr,

96 Stämme Eichen, 610 Meter lang, mit 126,10 Festmetcr,

1 Stamm Ahorn, 6 Meter lang, mit 0,11 Festmeter.

Die Zusammenkunft findet auf der alten Pfalzgrafenweiler Straße beim Steinbruch statt.

Den 5. März 1873.

Gemeinderath.