Berlin, 2. März, Die Regierung wird beim Reichs­tage wahrscheinlich die Uebertragung der Z i v i lst a n d s r e gi st er auf weltliche Behörden beantragen. Der Antrag auf Einfüh­rung der Zivilehe wird im Rcichtage erneuert werden mit Aussicht der Annahme im Bundesraih, (S. M,)

Berlin, 2. März, Die Tabaks-Steuer ist in der Reichs-Commission jetzt definitiv fcstgcstcllt und der Bericht von dem Bundesrath genehmigt; der Zollsatz für auswärtigen Roh- tabak und Tabakssicngcl ist ans 14 Thir. und die weiteren Zoll­sätze für Cigarren ec, entsprechend erhöht, lieber den Steuersatz von inländischem Tabak ist ein Majoritätsbeschluß nicht erzielt, da drei Mitglieder der Commission (Preußen, Sachsen, Württem­berg) sich für die Ermäßigung des Satzes aus 8 Thlr,, Bremen gegen dieselbe und Bayern und Baden für eine weitere Ermäßi­gung auf 6 Thlr, per Ctr, erklärten, Hr. Wagen er ist die­ser Tage durch den Geh. Rath Schumann, Dircctor der Abthei- lung für directe Steuern im Finanzministerium, verantwortlich vernommen worden, doch verlautet über das Resultat dieser Ver­nehmung bis jetzt noch kein Sterbenswörtchen, (Frkf. I )

Wiesbaden, 3, März. OssizicUen Nachrichten zufolge tristst der russische Kaiser am 1. Juni in Ems zur Badekur ein und verbleibt bis Ist, Juli,

Kol», 28. Febr. DieKöln. Ztg." hat durch Circular vom 26, Febr. ihre» Agenten mitgetheili, daß sie den Preis für Reklamen, die von Actien-Gesellschaften ausgehen, auf einen Thaler pro Zeile erhöht habe.

Breslau, 2, März. Bezüglich der Untersuchung der Grenzverletzung im Kreise Beruhen in Obe.rschlesien durch russisches Grenzmilitär bei der Kunamühle meldet die heutigeSchlesische Ztg.", daß die russischen Mitglieder der Untersuchungs-Kommission die staitgesundene Grenzverletzung anerkannt und sich bereit er­klärt haben, für Wiederaufbau der zerstörten Brücke, für Her­stellung eines neuen Grenzübergangcs, sowie für die Zahlung einer Entschädigungssumme von 3000 Thlrn. an den verwundeten preußiscben Grenzaufseher Sorge zu tragen, (N.-Z.)

In Breslan hat der Chemiker Dr. Ferdinand Sp ring­ln n hl ans dem in dem Steinkohlenthcer enthaltenen Anthracen einen neuen b l a n e n F a r b st o f s hergestellt, welcher an Farben­pracht und Nechtheit alle bisher bekannten künstlichen Farbstoffe, besonders die Anilinfarben, übertrefscn soll. Der Werth dieser Erfindung leichtet daraus hervor, daß dem Erfinder, wie wir hören, für die Abtretung derselben von einem Londoner Hause die Summe von 20,000 Thaler offerirt worden ist,

Ter dem Bundesralhe vorgelegte, von dem Geueralpost- direktor Stephan ausgearbeitete Posttaxentwnrf schlägt eine ein­fache Taxe von st Sgr, für Packete bis 10 Pfund Gewicht für das ganze Reich vor. Für Entfernungen unter 10 Meilen be­trägt die Taxe die Hälfte, 2',/s Sgr. Für ein Gewicbt über 10 Pfund tritt eine progressive Taxe ein. Man hat konstatirt, daß Pakete bis 10 Pfund 80 pCt, aller Paketseudungcn ausmachen. Es stünde also für diesen Zweig des Verkehrs eine umfassende Reform bevor,

Feldmarschall Prinz Fiedrich Carl ist wieder nach Elsaß- Lothringen abgereist, um Truppeninspeklion abzuhalten. Er wird zuerst die Besatzung in Metz vornehmen.

Den Feldwebeln und Wachtmeistern soll künftighin in Kriegs­zeiten neben ihrer gewöhnlichen Besoldung noch eine Fclddienst- zulage gewährt werden.

In Wcissenbnrg herrscht große Aufregung unter den Patrio­ten, rveil eine der Töchter der Stadt sich unterstand, einem bayeri­schen Offizier ihre Hand zu gewähren. (B.-Z.)

Wien, 2st. Febr, Nosza Sandor ist todt, der Held aller neueren ungarischen Räubersagen und Näubergesänge. jeder Zoll ein Spitzbube, aber vom Volke bewundert und selbst von den höheren Kreisen patriotisch verhätschelt. Zum erstenmal amnestirte ihn Kossnth, Nach der Niederwerfung des ungarischen Ausstandes kehrte er zum Nüuberhandwerk zurück, bis die Gerechtigkeit ihn faßte und zu lebenslänglichem Kerker nach Kufstein schickte. Nach Jahre langer Hast begnadigt, verwendete ihn die ungarische Re­gierung im Sicherheitsdienst, aber der Wächter der öffentlichen Sicherheit wurde nochmals Räuber und Räubergenosse, und noch­mals ereilte ihn die Nemesis. Wieder zu lebenslänglichem Kerker verurtheilt, saß er in der Festung Szegedin gefangen. Dort ist er gestorben. Vielleicht wäre der graue Sünder sonst noch zum dritten Male der Freiheit durch Amnestie zurückgegeben worden.

Pest, 1. März. Das Abgeordnetenhaus setzte die Special­debatte über das Budget des Unterrichtsministeriums fort. Bei der RubrikVolksschulen" entspann sich eine lange Debatte. Das linke Centrum verlangte, in den Volksschulen solle nicht die von der Regierung ausgegebeneKarte des östreichisch-ungarischen Reiches ", sondern eine Karte der ungarischen Kronländer gebraucht werden. Die äußerst- Linke forderte die Vernichtung jener Karten der Gcsammtmonarchie. Schließlich verwarf die Rechte diese An­träge mit 140 gegen 70 Stimmen.

Bafel, 2. März. DieBaseler Nachrichten" melden: Die Regierung von Solothurn hat Seitens des Volkes eine glänzende Zustimmung wegen ihres Vorgehens in der Bisthums-Angelegen-

heit erhalten. Während nämlich die Ultramontanen zu ihrem Pro­teste gegen das Votum der Regierung in dieser Angelegenheit nur 2156 Unterschriften zusammenbrachteii, haben die Freisinnigen den Beschluß der Regierung mit 9776 Unterschriften gutgeheißen. 3000 liberale Neuenburger haben eine Zustimmungs-Adresse nach Solo­thurn gesandt.

Paris, 1. März. Der vor einiger Zeit in Paris ver­storbene, einer der ältesten Fabrikamenfamilien Augsburgs an­gehörende Hr. Schäl e, welcher der Stadt Augsburg ansehnliche Sum­men für WohUhäligkeilszwecke geschenkt hat, hatte mittelst Testaments 5000 Fr. für das protestantische Consistolinm von Paris, 5000 Fr. für in Paris weilende arme Deutsche und 3000 zum Besten eines in Paris zu erbauenden deutschen Hospitals vermacht. Der Pariser Gcmeindcrath Halle die Engherzigkeit, in seiner vor­gestrigen Sitzung zu beschließen: nur das erste dieser drei Legate anzunehmen, die beiden anderen aber unter dem Vorwand abzu­lehnen, daß sie für den von dem Testator ins Auge gefaßten Zweckunzulänglich" seien.

Versailles, 3. März. Thiers kam mit Graf Arnim heute zusammen. Die Unterhandlungen mit Deutschland sind im besten Fortgange begriffen.

Die Fabrikation der CH a s s ep o t s g e w c h r e erreicht jetzt 50,000 Stück per Monat in den Staatsmannfakturen. Außerdem sind 90,000 Gewehre in der Waffenfabrik von Chatellerault be­stellt, wo augenblicklich eine außerordentliche Thätigkeit herrscht.

Seinen Widerwillen gegen die Anerkennung der spanischen Republik kann Thiers, wie die K. Z. erfährt, selbst dem spa­nischen Botschafter Olozaga, mit dem er auf vertraulichem Fuße steht, nicht verbergen, und meinte auf dessen Zureden:Lassen Sie mich ungeschoren mit Ihrer Republik; ich habe genug an Einer."

Was deines Amtes nicht ist, da laß deinen Vorwitz. Der Bischof von Orleans, Dnpanlonp, hat sich veranlaßt gesehen, einen Brief an den Grafen von Chambord zu schreiben und ihm vorstellig zu machen, wie gut es fei, wenn er sich auf eine Fusion mit den Orleanisten einlasse. Der Graf hat ihm eine Antwort gegeben, die der Bischof nicht hinter den Spiegel stecken wird, und hat ihn mit vieler Ironie und Grobheit abgefcrtigt.

London, '3. März. Ein Amerikaner betrog die Bank von England in höchst bedeutender Weise mittelst Negociirung falscher Wechsel. Das Gericht spricht von 200,000 Psd. Sterl. Die Poli­zei ist in der angestrengtesten Thätigkeit behufs Ermittelung des Schuldigen. Ein Mitschuldiger ist verhaftet.

Lissabon, 3. März. Amadeus und seine Familie schifften sich gestern Abend angeblich nach Genua ein. Die Königliche Familie, der Hof, die Minister gaben das. Geleit, die por­tugiesischen und die fremden Kriegsschiffe salutirten. Die spanischen Hofbeamien und Offiziere kehrten nach Madrid zurück.

Bei Cadix stießen am 28. Febr. ein französisches und ein spanisches Schiff zusammen. Das spanische sank und kamen da­bei 92 Personen um. (B.-Z.)

Die Gräfin Montijo, Mutter der Exkaiserin Eugenie, ist total erblindet. Schon im vorigen Jahr drohte ihr dieses Unglück, es wurde aber noch durch die geschickte Hand eines Arztes abge­wendet.

Auf Höchsten Befehl.

(Fortsetzung.)

Giindling, waS steht in den Zeitungen?" fragte nun der König.

Nichts als Lügen, Majestät. In derHolländische» Cou­rant" wird mitgetheili, daß in Potsdam ein großer Grenadier gestorben sei, bei dessen Leichenöffnung mau zwei Magen aber kein Herz gefunden hätte."

Der Monarch lachte.Die Holländer beneiden mich um meine Kerls. Hör Er, Gundling, lasse er in die Courant rücken, die Nachricht wäre buchstäblich wahr, aber untenan muß Er setzen: Der Verstorbere war ein Holländer."

General Flanß ließ die Pfeife sinken und gähnte.

Hat er Sehnsucht nach seiner Nachtmütze? Komm' Er, wir wollen eine Partie Toccadlle spielen. Aber umsonst, wie's die Schneider machen, spiele ich nicht wieder mit Ihm. Jede Partie um einen Groschen."

Das werde ich schön bleiben lassen," rief Flanß, ein der­ber Pommer.So oft ich mit Ew. Majestät umsonst spielte, Hab' ich ja fast immer die Würfel an den Kopf gekriegt; was würd' ich aber erst an den Kopf kriegen, wenn ich mit Ihnen um Geld spielen wollte!"

,,Er ist ist eine echte pommerische Gans. Na, komm' Er nur dort an den Tisch. So oft ich gewinne, soll Ihm nichts geschehen. Gundling, Er kann derweil Witze reißen."

Am andern Tage auf der Parade sagte der König zu dem General:Hab' viel Geld an Ihn verloren. Wenn das so fortgeht, werde ich bei Ihm pumpen müssen."

Ich spiele nie wieder mit Ew. Majestät, auch nicht u«- sonst", gab Flanß zur Antwort.Meinen armen Kopf fühle ich heute noch."