übrig bleiben. Nach den von den preußische» Generalcommandos eingereichten Listen der bis Ende Juni 1872 anerkannten In­validen der Unterelassen ans dem Kriege 18701871 beträgt die Zah! derselben 42,660 Köpfe, darunter 1854 Halb-Invaliden. Zu diesen komme» für das dentsche Reich noch hinzu: die In­validen der Armeecorps von Bayern, Württemberg, Sachsen und solchen Personen, die noch bis Ablauf der drei Jahre nach dem Friedensschlüsse als Invaliden anerkannt werden.

Der Reichskanzler wird im Bundesrathe beantragen. daß die in den einzelnen Bundesstaaten eingefnhnen Dienstbücher in dem gesummten Reichsgebiete zur Eintragung von Dienstzcug- nissen benützt werden dürfen.

Straßbur g, 6. Februar. Die Bevölkerung der hiesigen Stadt hat im Laufe des vorigen Monats um 1136 Personen zugenommen.

Nus Bel fort wird geschrieben, daß die preußischen Be­hörden den Einwohnern, welche Wohnungen an Offiziere der Okkupationsarmee vermiethet haben, angezcigt haben, daß die Mietbsverträge im Monat Juli gerichtlich gelöst werden würden. Die Einwohner sind aufgesordert, von diesem Zeitpunkt an den Offizieren die Wohnungen nnr noch monatlich zu vcrmiethcn.

Wien, 8. Febr. Der Finnn.zministcr brachte kürzlich eine abermalige Nachtragssordernug von 2',- 'Millionen für die We lt- ausstellnng ein, fo daß sich die Kosten der letzteren nunmehr auf 15 ',,2 Millionen Gulden und 1 Million für Vermehrung des Sicherheitsdienstes während der Weltausstellung belaufen.

W i e», 9. Febr. Die Kaiserin Karolina A » gnsta ist heute I2'J Uhr Mittags an Erschöpfung der Kräfte ruhig ent­schlafen. Die hohe Entschlafene mar die vierte Gemahlin des verstorbenen Kaisers Franz I.: geb. den 8. Febr. 1792, des ver­storbenen Königs Maximilian I Josef von Bayern Tochter. Der einzige überlebende Bruder der Verstorbenen ist Prinz Karl von Bayern, geb. 1795; Stiefgeschwister sind die Königin-Wittwe Elisabeth von Preußen, die Königin Amalie von Sachsen, die Königin-Wittwe Marie von Sachsen, und die Herzogin Ludovica in Bayern.

Pest, 8. Febr. Ein im Abgeordnetenhaus eingebrachter Antrag auf Ausweisung der Jesuiten ans Ungarn wurde der Drucklegung behufs geschäftsmäßiger Behandlung zugewiesen.

Bern, 8. Febr. Der Staatcraih von Genf hat sämmt- lichen katholischen Pfarrern wegen Vorlesung des Brevets, betref­fend di? Ernennung Mermillods zum apostolischen Vicar der Cainone ohne Staatsbewilligung, aus drei Monate den Gehalt entzogen.

In Rom gibt es setzt 15 protestantische Bethänser, in 8 wird italienisch, in 6 in deutscher und englischer Sprache gepre­digt n. s. w.

Madrid, l 0. Febr. Zorilla erklärte in der Cortessitzung: Der König that am Samstag die Absicht abzudanken kund; er beharrle darauf trotz der Anstrengungen, ihn davon abzuhalten; er verlangte schließlich eine 24stüudige Frist, indem er bemerkte, die Cortes könnten ein Votum, so lauge die Abdankung nicht offiziell verkündigt sei, nicht Hervorrufen. Der König (? Zorilla) fordere die Republikaner ans, nichts zu überstürzen.

Madrid, 11. Febr. Der König beharrt darauf, abzu- dankeu. Eine Botschaft, worin er seinen Entschluß ankündigt, wird heute den Cortes mitgetheilt werden. 'Rach der Beschluß­fassung der Cortes wird das Ministerium seine Gewalt nieder­legen. Der Kongreß hat behufs Ausrechthaltung der Ordnung und Beseitigung der obwaltenden Schwierigkeiten herzustellen, so­gleich 50 Depuiirte gewählt, welche permanent versammelt bleiben sollen. Die Bevölkerung von Madrid ist ängstlich gespannt, aber ruhig.

Der Flüchtling.

t Fortsetzung.)

Das Gewitter war vorüber, die Wolkenschleier welche eben noch die Sonne verhüllt, zerrissen, und strahlend, wie nach langer Trennung ein geliebtes Auge, strahlte sie nun doppelt schön ans die regennassen Fluren.

Der weite Baumgarten eines alten, wohlerhaltencn Land­hauses in der Umgegend von Wien prangte im saftigsten Grün, und wenn der Blick des Beschauers auch in dem schattigen Raume kaum eine Blumengruppe zu entdecken vermochte, mußte doch Jeder gestehen, daß die kühlen buschigen Wege fast den Reiz eines einsamen dunklen Waldes besaßen. Der Garten und das Ge­bäude waren Mildcr's Eigenthum, und hätte er es fremden Händen überlassen müssen, gewiß es wäre ihm zu Muthe gewesen, als habe er ei» geliebtes Wesen durch den Tod verloren.

Die Tage seiner Kindheit hatte er dort verlebt, seine an- gebetete sunge Gattin vom Altäre hingeführt und die erste Zeit feiner glücklichen Ehe dort zugebracht. In diesem Hause hatte er zuerst Vaterfreude kennen gelernt, und solche Erinnerungen knüpfen das Herz mit festen, unsichtbaren Bauden an einen Raum, der Anderen gleichgültig bleibt, ja vielleicht oft unangenehm er­scheint.

Manches verwöhnte Auge möchte wohl, wie schon gesagt,

die Sorgfalt eines Kuusrgärtners, üppige Blumenbeete, Glashäuser und Springbrunnen vermissen; aber was die Natur geben konnte, hatte sie hier verschwenderisch gespendet hohes üppiges Gras, blühende Sträucher und vor allem die alten Riesenbäume, die mit dichtem, dunkelgrünem Laubdach das stille wettergraue Haus fast verbargen. Das waren Gaben, die sie in der Umgegend großer Städte selten in diesem Maße verleiht Hierher hatte sich 'Milder nach der Einnahme Wien's mit den Seinen geflüchtet.

Ottilie stand am Fenster und blickte hinaus in Äen Garten, während ihre Finger mechanisch die Nadel führten. Neben ihr saß Regina und schaute traurig vor sich hin.

Ist denn wirklich Hoffnung?" fragte sie emporsehend dann"

Im selben Augenblick öffnete sich die Thüre, und Moritz trat ein.

Wovon sprichst Du?" sagte er zur Stiefschwester,Du bist ja ungewöhnlich ernst."

Können Sie wirklich fragen, Moritz?" erwiderte Ottilie, Sie wissen ja doch wie tief das ganze Land trauert, wie uner­träglich der Druck der Fremden ist."

Sie sind ungerecht, wie ich schon oft gesagt," versetzte der junge Mann.Es ist allerdings ein Unglück, daß diese Kriegs- stüriiie hereingebrocheu sind, aber die Franzosen sind nicht Canui- balen, und verdienen keinen Haß. Ich versichere Sie, ich lernte 'Manche kennen, die an Liebenswürdigkeit, Geist und Bildung uns weit voraus sind."

Ich bitte Dich Bruder, nur jetzt kein Lob jener Eindring­linge auf Kosten unseres Vaterlandes," rief Regina erglühend ausmich schmerzt es lief, dich so sprechen zu hören."

Unsinn," erwiderte Moritz,Unsinn und Voruriheil."

Weder das Eine noch das Andere," nahm Ottilie ruhig das Wort,ich vergleiche die Franzosen weder mit Cannibalen, noch hege ich persönlich einen Haß gegen sie, ja ich will gerne glauben, daß es Viele unter ihnen gibt, die gut uud Üebeuswerlh sind. Kami mau es aber ein Vorurtheil neunen, wenn man sich aus vollem Herzen sehnt, ihr Joch abzuwerfeu? Doch lassen wir das," unterbrach sie sich selbst,was nützt es, über Dinge zu reden, die wir schon hundertmal besprochen. Sie wurden also vom Gewitter überrascht?"

Ja," erwiderte Moritz,und kaum hatte ich mich hieher geflüchtet und Ihres Onkels Garderobe in Anspruch genommen, um mich i» den nassen Kleibern nicht zu erkälten, so hellte es sich ans, als hätte das Unwetter gerade mich zur Zielscheibe seines Ingrimmes maaen wollen. Aber da kommt Milder mit seiner türkischen Pfeife, und gibt mir seinen prächtigen Tabak zum Be­sten."

Nun, Moritz," sagte der Herr des Hauses, nachdem er in dem kleinen Kreise Platz genommen,was bringen Sie uns für Neuigkeiten aus der Stadl?"

Ich weiß in der That nichts, eine merkwürdige Geschichte ausgenommen, die sich gestern Abends in der Nähe von Wien ereignete," erwiderte der junge Manu.Ihr werdet Euch erin­nern, daß man sich erzählte, ein Kundschafter der Oesterreicher sei von den Franzosen ausgegrisfen, Tags darauf aber von seinen Freunde» Lurch List und Gewalt befreit worden."

Ich erinnere mich, sprach Milder,mau hat mir davon erzählt."

Die Nadel entglitt Ottilieu's Händen, sie beugte sich vor, wie um sie zu suchen, wohl aber nur um die tiefe Bewegung zu verbergen, die aus ihrem Antlitze sprach.

Sie hatten die Soldaten trunken gemacht und überwältigt," fuhr Moritz fort,als sie aber davon sprengten, eilte einer der Franzosen, der, während seine Kameraden gezecht, die Pferde be­wacht hatte, herbei und sandle den Fliehenden eine Musketenkugel nach. In dem Staub und Getümmel will er bemerkt haben, daß der eine Reiter im Sattel wankte gleich darauf waren Alle seinem Blicke entschwunden."

Thräueu traten in Negineu's Augen.

So hörte ich," nahm Milder das Wort,was weiter?"

Nun kommt das Merkwürdige," fuhr Moritz fort.Ihr kennt Doktor Perron gewiß dem Namen nach, er ist der geschick­teste Wundarzt der französischen Armee. Vom Hauptquartier in Schönbriinn, wo er wohnt, fuhr er seit der Einnahme Wiens, so oft er nur abkommen konnte, nach Heiligcnstadt, wohin ihn ein zartes Band zog. Spät kehrte er stets nach Hause. So hätte er auch den gestrigen Abend froh zugebracht, und lehnte auf der Heimfahrt mit geschlossenen Augen im Wagen. Ob er blos in süßer Träumerei seiner Liebe gedacht oder ein prosaisches Schläfchen gemacht wir wollen es dahin gestellt sein lassen kurz er vergaß auf einige Zeit der Außenwelt, als das plötzliche Stillstehen des Wagens ihn erweckte. Er dachte schon zu Hause angelangt zu sein, als die theils flehende, theils zornige Stimme des Kutschers sein Ohr traf. Zu gleicher Zeit öffnete sich der Wageuschlag und ein Mann, in einen dunkeln Mantel gehüllt, eine'Halbmaske, vor Gesichte, stieg ein. Ehe er sich noch von seiner Bestürzung erholen konnte, hatte der Fremde ihm ein Tuch um die Augen geschlungen. Perron rief um Hilfe und suchte die