AmtsblKtt für den OberamLsbezirk Nagold.
Nr. 16.
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2 Kreuzer.
Tages-Nenigkeilen.
Im Oberamt Nagold ivnrden im Jahr 1872 geboren 1236 Kinder (647 Knaben, 689 Mädchen), darunter 17 Zwillings- gebnrten; lodtgeboren waren 68 Im gleichen Zeitrauni starben 836 Personen (42l männlichen, 414 weiblichen Geschlechts), darunter 68 todlgeborene. Im l!en Jahre starben 342, im 2ten 44, im 8—14len 6, im >6—20ten 4, im 2l—45tcn 8l, im 46—70ten Jahre 209, darüber 81. Von diesen erreichten ein Alter von über 80 Jahren 17; das höchste Alter ein Mann von Ebhanse» mit 89 Jahren, der, nie geimpft, an den Pocken starb Selbstmorde kamen vor 2, schnell tödtliche Unglückssülle 10 (davon 3 von Uinerthalheim durch die Pulver-Explosion im Hochdorfer Tunnel j. An den Pocken erkrankten 241 Personen, daran starben 33, darunter ll nichtgeimpfte. Auf die Stadt Nagold kamen 168 Pockenkranke mit 18 Todesfällen.
Stuttgart. Jur Notiz sür Ehemänner. Das König!. Stadtgericht erkannte gestern gegen einen hiesigen Bürger, welcher seine Frau geschimpt hat, eine Geldstrafe von 60 Thalern.
Stuttgart, 5. Februar. Die Kammer der Standesherrsn hat in ihrer gestrigen Sitzung die noch abweichenden Beschliche der anderen Kammer zum Eisenbahn Gesetz ä berathen, welche nur noch in zwei Punkten bestanden, über die aber auch diesmal noch keine volle Ueber- einstimmung erzielt wurde. Der eine betrifft den Art. 2 und ist die von der ersten Kammer gegen die übereinstimmende Ansicht der zweiten und der R gierung beschlossene Streichung des Wortes „direkte" in Betreff der Bahn Stuttgart-Böblingen szreudenstadt. Die erste Kammer glaubt nämlich, durch eine andere Abzweigung als von Stuttgart selbst könne die Babn um etw, 2 Millionen billiger gebaut werden. Die Regierung widerspricht dem aber, weil dadurch ein Umbau des Prag-Tunnels und eine Erbreiterung der Bahndämme bis zur betreffenden Stelle nöthig würde. Uebrigens erklärte gestern der Regierungs-Commissär v. Dillenius, dech die Regierung auch eine Abzweigung vor oder hinter dem Prag-Tunnel, von Feuerbach und selbst von Zuffenhausen noch als eine direkte Schienenlage auieben würde. Es wurde nun beschlossen, an die zweite Kammer mittAll Präsidial-Alle die Ansrage zu richten, ob sie dieselbe Auffassung des Wortes „direkte" habe. Der Beschlutz über Art. 2 wurde bis zu Einlaus d-r Antwort hierüber ausgesetzt. Die zweite Differenz bestand in Art. 3, weicher bestimmt, Satz die beiden Bahnen dieses Gesetzes für Rechnung des Staates ansgesührt werden sollen. Die erste Kämmer batte aber die Werte eingeschaltet: „wenn irgend thunlich", um auch dem Privatbau noch eine Möglichkeit zu lassen. Die zweite Kammer bebarrte aber im Einverständnis; »nt der Regierung auf ihrem früheren Beschlüsse und strich diese Worte wieder. Die Commission beantragte Zustimmung znm jenseitigen Beschlüsse und die Kammer nahm es an. Der Privatbau ist somit sür diese Bahnen definitiv beseitigt- (Fr. I.)
Stuttgart, 8. Febr. Abgeordnetenkammer. Der Gesetzentwurf über die Bestreitung des Aufwands für die außerordentlichen Milttärdedürfnisse wird an eine besondere Commission von 15 Mitgliedern üverwiesen. Der Gesetzentwurf betreffend die Herabsetzung der Volljährigkeit auf das 21. Lebensjahr wird mit 50 gegen 25 Stimmen endgültig angenommen.
Calw, 3. Fob-. Die Zahl der im vorigen Jahr bei dem K. Kreis- strasgerichl eingefallenen Untersuchungen beträgt 110, und waren, ein- schstetzlicb 6 am 13. Dez 1871 unerledigter Numsrn, im ganzen anhängig 116; davon wurden erledigt kl4 und blieben noch zu verhandeln 2. Die Zalst der Sitzungen beträgt 80 mit einer durchschnittlichen Dauer von 20- Stunde». Die Zahl der abgeuriheilten Beschuldigten berechnet sich auf 13'.: in 25 Fällen traten Vertheidiger auf, und zwar zu Gunsten von 30 Beschuldigten, in 5 Fällen war die Vertheidigung eine gesetzlich noth- wenvige. Die .an häufigsten zur Aburtheilung gelangten Vergehen waren Diebstahl in 60, vorsätzliche Körper-Verletzung in 14, Betrug in 8 Fällen. Unter den in » neller Zen abgeuriheilten Fällen erregte die am 23. v. Akts, zur Verhandlung gelangte Untersuchung gegen den Oberholzhauer Schumach-r von Stammheim und 9 weitere Genossen theils wegen der dabei detveiligien Persönlichkeiten, theils wegen ihres Treibens ein un- . gewöhnliches Interesse. Der geräumige Sitzungssaal vermochte die Zahl der Zuhörer kaum zu fassen. Als Vertheidiger fnngirten die Rechtsan- wälie Klinger nnv Lchwarzmann von hier. Das Thatsächliche des Falls ist folgendes: Der Orkan vom Oktober 1870 hatte in einzelnen Staatswaldungen des Reviers -tammheim große Verheerungen angerichtet. Die Masse des umg worienen Holzes erforderte lange Zeit zur Aufbereitung, Einzeine Partien kamen erst im Frühjahr v. I. zum Verkauf und bliebe» bis znm Anfang dieses Winters im Waid liegen. Dieser Umstand brachte de» Overholzhauer Schumacher von Stammheim, welcher die Eigenihümer des Holzes kannte, von einzelnen derselben sogar beauftragt war, das Holz au die Abfuhrwegs zu schaffen, auf den Gedanken, sich davon zazneigne». Im November v. I. theilte er dem Ankerwirth Pirommer ui Kenlheim, einem in günstigen Vermögensverhältniffsn befindlichen Mann, ui dessen Wirthichast die in den benachbarten Waldungen besLäliigten Holzhauer viel verkehrten, im Vertrauen mit, daß noch immer einige Klötze im Wald liegen, von Lenen, wie es scheine, Niemand
mehr Etwas wolle. Pfrommer entgegnete zwar, er wolle nichts davon; er sagte das aber in einer Weise, welche dem Schuhmacher keinen Zweifel darüber ließ, Vas; Pfrommer mit der Entwendung der Klötze einverstanden sei. Jetzt erst, nachdem Schumacher wußte. Laß er einen Abnehmer für das Holz habe, entschloß er sich, das vorgeblich vergessene Holz zu stehlen. Am 26. Nov. bei Eintritt der Dunkelheit wurden zunächst aus Staatswald Schleisberg 4 Sägklötze, welche von ihm und einigen Holzhauern ausgeladen wurden, mit Pfrommers Fuhrwerk abgefübrt. In derselben Weise, einmal auch unter persönlicher Mitwirkung des Pfrommer wurden am 30, November, 12.—14 Dez. weiters l4 Stämme Lang- und Klvtzholz aus anderen Staatswaldungen entwendet und sofort ans die Wackcr'iche «ägmühle in Teinach-Thal geführt, wo dieselben theils auf Psrommer's, tbeis auf den Namen vorgeschobener Dritter zu Brettern versagt werden sollten. Sämmtlichs Diebstähle wurden unter persönlicher Leitung des Schumacher ansgesührt. Das gestohlene Holz bekam tbeils Pfrommer, welcher die Thäter mit Freizechen und barem Gelds abfand, theils der Maurer Georg Kirchherr von Stammhcim und der Gemeinderath Johannes Strieuz von da. G. Kirchherr halte von dem Treiben des Schumacher Kenntniß bekommen, und bat diesen, er möchte ihm ebenfalls Holz znkommen lassen, als mittelloser Alaun könnte er es wohl brauchen. Mit aller Bereitwilligkeit wies Schumacher einige Klötze sür ihn und auch für Strienz, welcher ebenfalls bauen wollte, an. Es schöpfte übrigens Sägmüller Wacker bald Verdacht. Die Angaben der Leute, welche Las Holz auf die Sägmühie führten, erkannte er als lügenhaft, an einzelnen Stämmen waren die Zeichen der Käufer vernichtet, an anderen entdeckte er den Namen des Zimmermeisters Ehn. Kirchherr in Calw, welchem er Nachricht vom Sachverhalt gab. Bei näherer Untersuchung überzeugten sich Ehn. Kirchberr und Holzbändler Burkhardt von Pforzheim, daß ihnen aus dem Revier Stammheim im ganzen mindestens 39 Sägklötze und Langholzstämme entwendet worden waren. 18 Stücke im Gesammtwerth von etwa 140 fl. konnten bei der genannten Sägmühle und in Pfrommers Haus theilweise schon in Bretter geschnitten nachgewiesen werden, und bildete dieser Betrag auch den Gegenstand der Beschuldigung. Das Gericht verurtheilte wegen zum Thell fortgesetzter Diebstähle den bei allen Diebstählen bethelligten Schuhmacher zu der Gesang, nißstrafe von 9 Monaten und dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte > auf die Dauer von 3 Jahren, den Ankerwirth Pfrommer, bei welchem der Vertheidiger nur auf Annahme der Hehlerei plädirt hatte, zu der Gesängnlßstrase von 6 Monaten und dem Verlust der Ehrenrechte auf 3 Jahre, sodann weitere 7 Beschuldigte nach dem Grad ihrer Verschuldung zu Gefäugnißstrafen von 4 Monaten bis zu 6 Tagen. Ein Beschuldigter wurde sreigesprochen. (St.-A.)
München, 6. Febr. Das „Vaterland" bringt die Nachricht, daß der Bürgermeister Fischer von Angsburg wegen Hoch- verraths in Untersuchung gezogen sein soll. Etwas Genaueres hierüber ist noch nicht bekannt. (Frkf. I.)
Nürnberg, 7. Februar. Der lang verfolgte Räuber Gänswürger wurde auf der Landstraße zwischen Marching und Ingolstadt erschossen gefunden, wahrscheinlich fiel er durch die Hand eines Spießgesellen.
Graf Preysing und Advokat vr. Freytag, beide ultramontane Abgeordnete, find nach Rom gereist, um den vr. Sigl beim Papst zu verklagen, daß er Uneinigkeit in die klerikale Partei bringe, und um ihm Schweigen .auferlegen zu lassen. Sigl aber versichert, daß er sich nicht fürchte und daß der Papst auf seine Seite treten werde; sollte er darin sich täuschen, so werde er seine Feder niederlegen und sich zurückziehen — diese Drohung dürfte im Vatican ihre Wirkung nicht verfehlen; denn Sigl besitzt eine Virtuosität im Peterspfennig-Sammeln, wie kein Zweiter in Deutschland. Seine heutige Liste schließt mit der Summe von 16,024 fl.
Aus Hessen, 5. Febr. Die sämmtlichen preußischen Bischöfe haben, wie wir ans guter Quelle erfahren, eine Adresse an den Papst gerichtet und in derselben feierlichst gelobt, in dem gegenwärtig wieder heftiger als je entbrannten Kampfe gegen die Rechte der katholischen Kirche treu anszuharren und dem römischen Stuhle als treue Oberhirten der ihnen unterstellten Gläubigen zur Seite zu stehen, wenn ihnen auch noch größere Widerwärtigkeiten als den Märtyrern der ersten Jahrhunderte drohen würden. In der Adresse soll ferner gesagt sein, daß der gesammte Klerus von den gleichen Gesinnungen beseelt sei und seine Bischöfe muthig unterstützen würde. (Fr. I.)
Darmstadt, 5. Febr. Moses Altheimer, welcher in Stuttgart in einem Ansalle von Wahnsinn seine Frau ermordete, zeigte schon vor längerer Zeit Spuren der Geistesstörung. Er hielt sich vor ungefähr vierzehn Tagen auch in Darmstadt auf und logirte in dem durch die Jovialität seines Besitzers bekannten Hotel K. Damals haranguirte Altheimer Hrn. K. und beschuldigte den Oberkellner, seine Frau verführt zu haben. Hrn. K.