mal eine solcheberuhigendster" Art gemacht zu haben. Es scheint mir auch in der Thal, dag der Minister eines Landes von dem Umfange des Großherzogthnms Hessen schon materiell außer Stande ist, einem Staate wie Frankreich Zusagen zu machen, die für solchen ,,die beruhigendsten" sei» könnten. Ich brauche nicht an- zufnhren, daß, wenn solche Zusagen Vorgelegen hätten, ich nicht das 1870 den deutschen Südskaalen gestellte Ansinnen Frankreichs, im bevorstehenden Kriege neniral zu bleiben, sofort und devin- gungstos, wie geschehen, hätie znn'ickweisen können. Ich habe den Krieg von >870 seit langer Zeit als eine unvermeidliche Folge der Ereignisse von 1866 angesehen, und in dieser VoranssetzNllg schon drei Jahre vor dem Ansvruchc desselben einer hohen Person in Paris mit dürre» Worten gesagt:Denken Sic nie daran, das linke Rheinuser zu nehmen. In diesem Falle würden die Parteien in Dcuischland verschwinden, und die Ration würde sich wie ein Mann zur Pertheidignng ihrer Grenze erheben." Es schien mir damals nicht, daß ineine Worte einen angenehmrn und beruhigenden" Eindruck hervorbrachlcn, und sie waren auch wahr­lich nicht darauf berechnen Ich glaube, daß man ein guter Deni- scher sei» kann, auch weil» man sich mii der Tagesmeinnng nicht überall im Einklänge befindet. Gestalten Sie mir, dieser meiner Erklärung, um deren gütige unverkürzte Peröffenilichnng ich bitte, noch etwas damit nicht unmittelbar Zusammenhängendes beiznsü- gen. Vielleicht hat es snr ihre Leser einiges Interesse. 'Rach der Salzburger Entrevae des Jahres 1867 hatte ich Gelegenheit, den Grasen Bcust zu sehen Derselbe erzählte mir damals, daß er auf gewisse Vorschläge des Kaisers Napoleon geantwortet habe: Der Kaiser, mein Herr, so lange er acht Millionen deutscher Unterthancn besitzt, wirb nie ans eine Combinalion eingehen, deren Zweck sein würde, Deutschland eines Thciles seines Gebietes zu berauben " Mir gegenüber hatte Graf Brust keinen Grund, seine Mvite anders als vollkommen genau wiederzugebcn."

Berlin, 16 Jan Unter Beiheilianng der gesammten Kriminalschntzmannschaft fand gestern irüh ö Uhr eine Razzia auf Verbrecher in den Schlupfwinkeln statt. Es wurden da­bei 23 Personen zur Haft gebracht, alle, längst gesuchte Bekannte der Polizei, von denen «9 Männer und 1 Fra» allein im so­genanntenVerbrechcrkell.r" in der Friedrichsstraße, unweit der Mittelsiraße, abgefaßt wurden, die drei übrigenRitter der Nacht" wurden in demDeutschen Verkehr" in der alten Jakodstraße fcstgenommen. Im Dienst ergraute Beamte entsetzten sich, als sie den letzterwähnten Znflllchtsorl allen Gesindels betraten. Im Erdgeschoß lagen in einem Raum, der von Schmutz jrarrie, IdO Menschen theils ans Tischen, «Heils ans Bänken, theils auf bloßer Erde. Im ersten und zweiten Stockwerk fanden die Beamten 6070 Personen in Beiten schlummern, und im Dachstnhl des Hauses, auf dessen Flur man förmlich im Kolhe watete, lagen 80100 Mann znsammenaeplropft, oft nicht mehr nebeneinander, sondern übereinander Ter Wirih des Lokals nimmt von senitn Gästen im Erdgeschoß 2 Sgr., im ersten Stock 70, Sgr., im zweiten Stock 5 Sgr., auf dem Dachstnhl l Sgr. für die Rächt.

Berlin, 18 Jan. N.ch derVoss. Ztg" hat der Obec- kirchenralh genehmigt, daß Prediger Syvow den Consirmaitden- untcrricht sortsetze, in Folge dessen wird erwartet, der Overkirchen- rath werde das Urtheil ans Amtsenisetznng cassiren.

Berlin. 18. Jan. In Sachen des Münzgesetzes war in einigen Zeitungen gemeldet, daß Drei-Markstücke, zum Werthe von einem Thaler, geprägt werden sollten, was zum Dezimalsystem nicht stimmen wollte Mau hört denn auch von Unterrichtete» die Richtigkeit der Meldung bestreite». - Der Tod Napoleons ist in der norddeutschen Presse großeniheils in einer dem Ereigniß entsprechenden würdigen Weise behandelt wor­den. Man konnte allerdings nicht vergessen, daß die Vergötterung des Erfolges zur Zeit des sranzös. Kaiserreiches das sittliche Gefühl der Zeitgenossen verwirrt hatte und die Nation in Srdan ein Gottesgericht erblickte. Aus diesem Grunde besonders, von allen politischen Gesichtspunkten abgesehen, wäre eine Unterstützung des Bonapartismus von preußischer Seite stets wie eine Ent­würdigung der deutschen Waffen erschienen. Man hat mit Recht nie daran geglaubt. Das Urtheil über Napoleon würde jetzl an seinem Grabe oft milder sein, ließen sich nicht schon wieder bona- partistische Intriganten vernehmen, die selbst den Tod für ihre Umtriebe ausbeuten möchten. Die Möglichkeit einer bonapartisti- schen Restauration ist indessen nach ihrem eigenen Geständniß für längere Jahre vertagt. Das Gerede von der Bedeutung und Stärkung der Partei hat daher nur einen sehr zweifelhaften fournalistifchen Werth. In dem Streit zwischen Gramont und Benst hat dieser Letztere, was die Zeit nach dem Ausbruch des Krieges angeht, ohne Zweifel den Kürzeren gezogen Daß ein französisch-östrcich. Bündniß vor dem Kriege bestanden hätte, hat Gramont selbst nichl behauptet. Erst feit dem 20. Juli wurde darüber verhandelt, und Deutschlands rasche Siege machten der Verhandlung ein schnelles Ende. Mit den Allianzen ging cs übrigens Frankreich wie mit feinen militärischen Vorbereitungen: sie waren ungenügend und trügerisch. Man hatte früher Gramont cmsgelacht und ihn noch unter Leboenf gestellt. Jetzt wird man ihn in dieselbe Linie stellen und im besten Fall bemitleiden. Beide

glaubten, Frankreich seiüber und über bereit". Und wenn Gramont noch jetzt diese Ueberzeugung hegt oder zu hegen vor­gibt, so stellt er damit seiner Unfähigkeit ein neues überflüssiges Zeugniß ans. Das alles, soweit cs sich um Gramont handAt. Beust ist darum nicht minder gerichtet, nnv das Urtheil über seine Handlungsweise gegen Deutschland ist in weilen Kreisen ein eirr- müihiges. (S. M.)

^ Berlin, 19. Jan. Der preußische Hof wird also doch Trauer für Louis 'Napoleon »»legen. Es ist mit der Pubttcaiion gewartet worden, bis die Höfe von Petersburg, Wien, London ec. mit dem üblichen Eercmoiiiell vorgingen. Auch wollie man hier die Abhaltung des Ordensfestes, der militärische» Feier in Potsdam u. s. w. nichl durch die Anlegung der Trauer stören lassen. Man Hube Napoleon so heißl cs auf Wilhelmshöhc mit allen Ehren eines Monarchen umgeben, und weil er ein Glied der europäischen Fürstensamilie war, so müssen ihm nach der Eiignetie der Höfe bei seinem Tode die conveiilionellen Ehren­bezeugungen erwiesen werden.

Hannover, 16. Jan. lieber die Aufnahme der Elsässer Rekruten in den hannover'schen Garnisonsstädten wird über­einstimmend berichtet, daß sosort die beste Kameradschaft mit ihnen geschlossen ist; bei der Beeidigung, die gestern hier am Orte ge­schah, wurden ihnen die Kriegsartikel in französischer Sprache vorgelescn.

^ Innsbruck, 14. Jan. Die juridische und medicinischs Faculiäi haben beschlossen, um die Beseitigung der Jesuiten von der hiesigen theologischen Facnltät zu petitionircu.

Potsdam, 19. Jan. Heute Vormittag fand die feierliche Aufstellung von 86 französischen Fahnen und Standarten in der hiesigen Gariusonskirche statt in Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin, der Prinzen, sämmtlicher Fetdmarschälle, vieler Generale, sowie von Deputationen aller Regimenter. Der Kaiser sprach den Vertretern der Armee seinen tiefgefühlten Dank aus für den im letzten Kriege bewiesenen Heldenmnih, wodurch die Armee zu­sammen mit ihren Verbündeten jene Siege erkämpft habe, deren Erfolge ewig auf den Geschichtstaseln verzeichnet bleiben werden.

Die von der Reichsregierung beabsichtigte Erhöhung des Militär-Etats soll nach derSpen. Ztg." nenn Millionen betragen. . ' (Frks. I.)

Die Debatten über die von der preußischen Negierung dem preußischen Adgeordnetenhause vorgelegte» kirchen politischen Ge­setze haben am l6. mit Gcsetzesentwurf über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen begonnen und wurden von beiden Seiten mit äußerster Aufbietung aller für die eittgegeiistehenden Ansichten geltend zu machenden Argumente bis jetzt geführt. Es wurde beschlosseii, die Vorlage an eine aus 2l Mitgliedern bestehende Commission zur Bcrathung zu verweisen, worauf erst die enschei- dende Berathnng im Abgeordnctenhanse selbst folgt. Man glaubt, daß die Gesetze im Abgeordnetenhause mit sehr großer Mehrheit angenommen werden. Ob man aber auch ans eine Majorität, namentlich ans eine große im Herrenhaus? zählen kann, scheint trotz mancher gegentheiligcn Versicherungen noch etwas zweifelhaft.

Bei dieser merkwürdigen Verhandlung sprach sich der Kultus­

minister v. Falk gegenüber dem der Fortschrittspartei angehörigen Abg. Duncker, daß eine Trennung von Staat und Kirche, bei welchem Verhältniß der eine Faktor von dem andern nichts weiß und nichts wissen will, für die in Preußen bestehend? Verhältnisse ein Ding der Unmöglichkeit und etwas sei, das die Regierung und die Volksvertretung nicht erstreben könne. (B. Z.)

In Straß bürg hatte eine Frau, die mit ihrem Manne in Unfrieden lebte, ihre 3 Kinder von 16, 9 und 6 Jahren ver­giftet, in Folge dessen solche gestorben; das jüngste Kind von 2 Jahren hatte sie verschont. Ob sie ebenfalls Gift genommen ober in den Wellen ihren Tod gesucht, ist noch nicht ermittelt, indem noch nach ihr gesucht wird. Der Mann ist in Haft ge­nommen.

Paris, 17. Jan. Thiers soll zu Mitgliedern der National­versammlung gesagt haben:man unternehme jetzt in Europa einen Kreuzzng gegen das Papstthnm, und der Mann, der sich an die Spitze dieses Feldzuges gegen den heiligen Stuhl gestellt habe, sei Herr v. Bismarck, welcher das Königreich Italien als seinen Verbündeten in dem großen Kampfe ansehe und behandle."

Allerdings hat man bei der Erwägung über eine solche Aeuße- rnng davon auszugchen, daß jeder Franzose, welche Freigcisterei er auch zur Schau trage, in der Politik mit den Ultramontanen geht. Wie jeder, ohne Ansehung der Partei, die Rheingrenze haben will, so glaubt auch jeder ohne Ausnahme, daß Frankreich ein vortheilhaftes politisches Geschäft machen könne als Vormacht des Papstthums.

London, 17. Jan. Der Kaiser Napoleon ruht, Dank der Aufmerksamkeit seines früheren Sekretärs, Eugen Delessert, nicht auf fremder Erde. Delessert hat eine große Kiste voll französischer Erde, und zwar aus der Stelle in den Tuilerien, die Napoleon zuletzt betreten hatte, nach Chislehurst gebracht, und diese Erde wurde in das Grab gebracht, in welchem der frühere Beherrscher Frankreichs jetzt ruht.

London, 18. Jan. Vorgestern fand in Chislehurst ein