Bclfort ist uneinnehmbar, wie Bilsch, und gut verprooiantirt, aber wir haben einen Bundesgenossen, und der ist die schlechte Disziplin der Besatzung-, viele Ueberläufer kommen an und das bedeutet immer Gutes für den Angreifer. Die württembergischen Truppen, welche vor Belfort liegen, sind gesund und munter, reichliche Ver­pflegung hilft die Strapazen ertragen; daß Verluste nicht ans- bleibe», ist natürlich, die Namen werden die amtlichen Verlust­listen answeisen.

LiUiers s. M-, 26. Dezember. Ich stellte mir diese Weibnach- tcn im'Felde recht trübselig vor, aber es waren freudenreiche Tage, be­günstigt vom schönsten, wenn auch sehr kalten Wetter. Ja, wir hatten sogar einen Cbristbaum! Schon am 23. Dezember erbielten wir vom Krieasministerium das Cbristkindle, bestehend in Unterhosen, Flanellhemd und Socken, eine recht zeitgemäße, Jedem willkommene Gabe. Und am heiligen Abend trat die Bescheerung des Sanitäts-Vereins ein, Jeder bekam ein Packle. Ich erhielt sorgfältig verpackt und mit dem Genfer Krenze etikettirt: l Paar Stößer, l Taschentuch mit derWacht am Mein", 1 Sanitäts-Loos, 6 Cigarren, 2 Lebküchlen, und an Lektüre: .Oberst Gardiner".Weibnachts-Gruß aus der Heimath",Zu Weih- nackten in Feindes-Land" und das .Evangelium Lueä". Es baden diese Gaben große Freude erregt und sind wir alle recht dankbar dafür. Diese unermüdlich fortgesetzten Beweise der Liebe stärken uns und lassen uns die Entbehrungen, Blühen und Strapazen leichter ertragen. Am heiligen Abend bade ich mit einigen Freunden und Collegen einen Christbaum angezündet. Der Baum hatte zum Fuße eine Granate: aber was daran hängen - doch der Krieg macht praktisch und erfinderisch: statt des Obstes und der Busse nahmen wir Kartoffeln und versilberten dieselben, statt der Süd,rückte Göttinger Würste unddürre Landjäger", Sprengerlen und allerlei Figuren habe» wir uns ans Käse bereitet, Lebkuchen waren einige vorhanden, deutschen und französischen Feldzwieback hiengen wir auch daran : ferner Chocolade, Commisbrod, Pumpernikel, Speck, Erb­senwurst, Eigarren, Rauch-, Schnupftaback, Granatsplitter, Zündnadcl- und Chassepot-Patronen u- dergl., wovon man im Felde leben und ster­ben kann. Aus dem Gipfel des Baumes war eineGermania" ange­bracht, wozu, da wir kein anderes Frauenzimmer (seit Wochen nicht ein­mal gesehen) batten, eins Doke verwendet wurde. Die Beleuchtung lie­ferte ein in Frankreich entlehnter Wachsstock. Wir waren glücklich über unser Arrangement und kreuzfidel bis um Mitternacht. Am Christfest selbst war ich mit Collegen zu Hrn. Feldpostmeister Böltz, unserem hoch­verehrten Vorgesetzten, eingeladen, welcher uns sehr liebenswürdig be- wirthete. Auch dieser Abend war sehr heiler und gemüthlich- (B.-Z-) General Blnmenthal wurde kürzlich auf einem Gange durch die Vorposten von einem polnischen Wachtposten angehalten und nach der Losung gefragt, die er vergessen halte.Laß mich nur durch, mein Sohn, du siehst, ich bin Offizier", sagte der General.Weißt du Losung nicht, schieß' ich dich todt", meinte der Musketier.Aber steh doch meine Tressen und meine Or­den."Weißt du Losung nicht, schieß ich dich todt!" und so fort in intmituin, bis zwei in der Nähe befindliche Offiziere her­beieilten, dem bedrängten General die Losung ins Gedächtnis; zurückriefen, :>ud ihn so aus der unangenehmen Lage befreiten.

Tie evangelische Pfarrei Bondorf wurde dem Stadtpferrer Wun­derlich in Pfullingen übertragen.

Friedrich Hertter, Reallehrer in Herrenberg, ist zur definitiven Anstellung aut Hauptlehrstelien an Realschulen befähigt erkannt worden.

Die erledigte Reallehrstelle in Baiersbronn, OA. Areudenstadt, wurde dem Amtsverweser Binder an der Realanstalt in Heilbronn übertragen.

Stuttgart, 29. Dezember. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer wurde» die Verfassungs-Verträge mit 26 gegen 3 Stim­men angenommen. (St.-A.)

Stuttgart, 18. Dezbr. 6. Sitzung der Kammer der Abgeord­neten. Alterspräsident Fetz er verliest ein köuigl. Rescript, wonach v. Weber zum Präsidenten ernannt wird: derselbe nmtim den Präsiden- tenstuhl ein, macht ans die große Zeit aufmerksam, in der die Stände tagen; hierauf Vorlegung der Gesetzesentwürfe über Forterhebuug der Steuern bis zum 30. Juni 1871 und der Bestreitung des Aufwands der außerordentlichen Militärbedürfnisse. Es werden verlangt zu den bis­herigen Kriegskrediten von 5,900,000 fl. und 3,700,000 fl. weitere 12,000,000 fl., welcher Betrag durch Staatsanlehen oder Ausgabe ver­zinslicher Cassenscheine aufzubringen ist. Dann folgen die Wahlen in die voikswirthschaftliche und in die Finanzkommissiou.

Tübingen, 25. Dez. Das wichtige Ereigniß des Eintritts von Württemberg in das neue deutsche Reich durch Annahme der Verträge in der Abgeordnetenkammer mit so eklatanter Majorität wurde hier durch die Lösung von 75 Kanonenschüssen verkündet, welche die frohe Botschaft vom Oesterberge weithin in's Land hinanstrugen

Weingarten, 27. Dezbr. Heute wurde von allen Gauen Oberschwabens stark gewallfahrtet zumhl. Blute" in Weingarten. Es galt den Himmel anzuflehen für Wiedergewinnung der weltli­chen Herrschaft des Papstes. (S. M.)

Rastatt, 19. Dezember. Die mit einem Sanitätszuge von den letzten Gefechten bei OrleanA, Brie und Champigny zurückgebrachten ver­wundeten Bayern, Württembergs! und Preußen stimmten Alle in dem Hasse gegenden Engländer" überein, der den Franzosen die vorzüglichen Prärissionswaffen und Geschütze liefere. Als ich zu dessen Vertheidignng auf den mercantilischen Geldgewinn anspielte, sagte ein

- -sra'Men weit hartnäckiger schlügen und auch weit bester schös- '"'WW früher. Daß so wenig Bajonnet - Verwundungen vorkämen, erkläre pch daraus, daß einem kräftigen Anlause unter Hurrah doch nie- mals Stand gehalten werde. Sie erzählen auch Vieles von der Schlau­heit der Bewohner, wie sie ihre Lebensmittel-Vorräthe entweder in Kel- verbergen, die doppelte Blauer haben, oder im freien Lande, wo- ^ oft zchon stngerboch Winterfrucht oder Salat angepflanzt ist.

Milte ein Bauer habe» das auch bald herans- gekriegt, und wir haben uns einmal viele Tage lang von derart ver­

grabenem oder eingemauerten Pöckelfleisch genährt. Die ersten Tage nach der Verwundung auf dem Schlachtfelde sdarin stimmten auch Aste überein) seien schrecklich. Wie es losgehe, erzählte ein Baier, sei weder von den zwei Aerzten eines Bataillons, noch von den Sanitäts Soldaten mehr Einer zu finden. Ihm habe man, als er durch die Hüfte geschos­sen, jusammenbrach, mebrere Stunden danach nebst vielen anderen in eine Scheune auf etwas Stroh geworfen. Nach drei weiteren Stunden sei ein Arzt gekommen, habe einige verbunden und sich darauf wieder entfernt. Bon einem Bissen Brot oder Schluck Wasser in den zwei ersten Tagen sei keine Rede gewesen.Bei mir auch nicht! Bei mir auch nicht!" riesen die Uebrigen. Ueberhaupt sei derjenige so gut wie verloren, der nicht mehrkrabbeln" könne. Sei Einer aber amHimmeln", dann ständen Sanitäts-Soldaten abwartend Kerum, um die legitime Erbschaft sobald als möglich anzutreten. Besonders hätten sie es dabei auf die Bemittelteren abgesehen. Auch die barbarische Seite der Kriegführung ward offen bekannt und als Recht der Nothwehr angesehen. Da seht lesen sie um mich herum den nur von ihrem Wundenschmerze unterb rochenen Schlaf der Gerechten und Tapferen", und doch halten sie mir kurz zuvor erzäklt, wie sie kurz mit dem bewaffneten Bauernvoike verfahren waren. Zum Beispiel wurde aus drei im Schießen begriffene ein Kesseltreiben gemacht, und da nur zwei Stricke zum Henken da waren, mußte der dritte Bauer den Zappeltod seiner beiden Vorgänger mit anseben. Er bat flehentlich um sein Leben, aber der Offizier rief:Der ist um kein Haar bester als die Anderen auch! Vorwärts hinaus mit ihm." Andere erzählen: wie eine Schaar solcher Bauern zuerst windelweich geprügelt und dann todt geschossen wurde. In der Einmüthigkeit und der Einsicht der Nothwendigkeit, den lügenhaften, stets sich für überlegen haltende» Franzmann ein für allemal jetzt gründlich zu ducken, waren alle drei deutschen Stammesgenoffen unisono einverstanden.

München, 21. Dez. Das Gerücht von dem Rücktritt des Ministers Grafen Bray wird zwar von gewisser Seite demen- tirt, aber es erhält sich nnd scheint wirklich nicht unbegründet zu sein. (S. M. >

Darmstadt, 29. Dez. Die erste Kammer nimmt die Bun- desvertrüge einstimmig an. Ebenso nimmt dieselbe das nord­deutsche Strafgesetzbuch an und bewilligt 3,366,000 fl. zu Kriegs- fortführnng. (S. M.)

Worms, 22. Dec. DieWormser Zeitung" schreibt: Gestern langte folgendes Telegramm aus Versailles an den hiesigen Stadtvorstand hier an:Ich nehme mit herzlichem Dank das Ehrenbürgerrecht der altehrwürdigen denischen Stadt Worms an Brief folgt nach. Graf Moltke."

Auch Graf Bismarck hat das Ehrenbürgerrecht der Stadt W o r m s angenommen.

Vom Kriege. Mit welcher Erbitterung der Krieg geführt wird und welche Rohheiten auf Seite der Franzosen verübt werden, darüber gibt ein Brief von der hessischen Division Aufschluß, den dieFranks. Pr." mittheilt. Das Dorf ConlourS bei Vill- neuve, in welchem unlängst ein hessisches Detachement, mit Fon- ragieren beschäftigt, unter Beihilfe der Bewohner überfallen und zum Theil niedergemacht worden war, wurde auf Befehl des näch­sten Etappenkoinmando's von den Hessen niedergebrannl. Nach­dem der Feind beim Ueberfall zurückgeschlagen worden war, hatten sich auch die Leichen dreier Soldaten mit abgeschnittenen Köpfen vorgefunden. Unter dem hessischen Oberlieutenant Heydacker wurde das Dorf Auxon bei Trotzes zur Strafe dafür, daß die dortige Elappentrnppe hinterlistig ermordet und die Leichen der Soldaten noch durch Abschneiden von Nase nnd Ohren verstümmelt worden waren, geplündert nnd dann niedergebrannt. Fanatische Priester machen die Bevölkerung glauben, daß der jetzige Krieg nicht mehr gegen das Land, sondern gegen dessen Religio» gerichtet sei, und daß man das französische Volk mit Waffengewalt zum Prote­stantismus zu bekehren hoffe. Ganz dasselbe, was bayerische und österreichische Priester ihren Schäflein im Jahre 7866 sagten. Sie sind überroll dieselben!

Berlin, 20. Dez. Die Antwort des Königs an die Reichs­tagsdeputation läßt keinen Zweifel bestehen, daß die Moltk e'sche Gränzlinie, Elsaß, Deutschlothringen mit Metz, unter allen Um­ständen von Deutschland festgehalten wird. In diesem Sinne wurde in allen unterrichteten Kreisen die Verheißung der Antwort anfgefaßt, daß die Waffen nicht aus der Hand gelegt werden sollen, bis Deutschlands Gränze gegen künftige Angriffe sicherge­stellt ist. Dies der Nation bei der Annahme der Kaiserwürde vor Europa verpfändete Wort wird zuversichtlich eingelöst wer­de». (S. M.)

Berlin, 20 Dez. Graf Schwerin liegt schwer erkrankt darnieder. Derselbe ist tiefgebeugt durch den Tod seines hoffnungs­vollen Sohnes, der bei Gravelotte gefallen ist.

Von ungemeiner Wichtigkeit für eine raschere Beendigung des Kriegs ist der unterm 14. d. vom König erlassene Befehl, aus den im Beurlanbtenstande noch vorhandenen und für diesen Zweck disponiblen Mannschaften aller Waffen der Garde- und Provinzial-Landwehr unter Miteinstellung von nicht mehr dienst­pflichtigen Freiwilligen Garnisons-Bataillone zu errichten, welche den Garnisonsdienst verrichten und die Gefangenen bewachen sollen. Die Besetzung der Offizierstellen erfolgt durch die stell­vertretenden kommandirenden Generale aus der Zahl der noch im Benrlaubtcnstande verbliebenen und der zur Verfügung ste­henden oder inaktiven Offiziere, wobei in die Lieutenantsstellen anch aus dem Militärdienst^ ansgeschiedene Personen des Unter- ofsiziersstands, vorbehaltlich event. Beförderung zu Offizieren, Verwendung finden. Gelingt dieser Plan und zu dem Pat-