kiottsmus unserer alte» Soldaten darf man das Vertrauen hegen, daß n- gelingen wird dann würden dadurch mindestens 250,000 Mann zur Verwendung im Kriege wieder verfügbar - eine Kraft, die bei der voraussichtlich bald erfolgenden Kapitulation von Paris wesentlich zu einer raschen Bewältigung des Wider­standes in Frankreich beitragen würde.

Berlin, 25. Dez. Die Prov.-Corresp. hat vor einigen Tagen den guten Weihnachtswunsch ausgesprochen, wie die Frei­heitskriege am Anfänge dieses Jahrhunderts ein Quell der sittlichen Kräftigung für unser Volk wurden, möge das auch die jetzige große und erhebende Zeit eben so werden Und die Erfüllung dieses Wunsches läßt sich wohl zuversichtlich hoffen.Einen frucht­baren Samen", schreibt die Z. f. Nordd.,werden die Schmerzen und Sorgen dieser Tage in die Geister senken: stärker, mächtiger als je, seit dem Deutschen wieder politisches Denken vertraut ge­worden , wird den Männern und Frauen klar werden, und selbst den Kinder» wird es ahnungsvoll die junge» Seelen erfüllen, was dem Menschen der Staat ist. An diesem Feste, das vor allen anderen das des deutschen Hauses ist, wird bestimmter »och als in den drang- und jubelvollen letzten Monaten Allen zur Erkenntniß kommen, daß über der Familie der Staat ist, und daß er sie und alle seine Bürger mit den festen Banden, welche es auf Erden gibt, an sich gefesselt hält. Und wenn heute diese Erinnerung sich Allen auszwingt, wird mancher Mann darunter sein, der in den ruhigen Tagen des Friedens gemeint, die Sorge um die öffentlichen Dinge Anderen lassen zu dürfen, der wohl gar mit einer gewissen Selbstzufriedenheit auf sein Fernbleiben von den mannigfachen Formen politischer Bethätigung geblickt, in denen das öffentliche Leben sich äußert. Und wie gering war in den Jahren des Friedens die Zahl der deutschen Frauen, welche zuweilen ein Gefühl des Zusammenhanges der öffentlichen Angelegenheiten mit denen ihres privaten Daseins hatten? Vom Jahre 1870, so denken wir, wird in Deutschland die Allgemein­heit der Ueberzcugung datiren, daß alle Sorge um privates Wohl und Wehe eitel ist ohne die um den Staat, daß sein Schicksal das Aller beherrscht."

Berlin, 27. Dez. DerStaatsanzeigcr" enthält eine Note des Grafen Bismarck vom 14. Dezember an den norddeut­schen Gesandten in Wien. In derselben heißt es:Nicht allein die Rücksicht ans den Prager Friede», sondern auch der Wunsch, mit dem mächtigen befreundeten Nachbarreiche Beziehungen zu pflegen, welche der gemeinsamen Vergangenheit, wie den Gesin­nungen und Bedürfnissen der beiderseitigen Bevölkerung entspre­chen, veranlaßt mich, der österreichischen Regierung den Stand­punkt darzulegen, welchen die Regierung Sr. Majestät des Königs bezüglich der Neugestaltung der deutschen Verhältnisse einnimntt." Die Note spricht die Ueberzcugung aus, Oestwreich erwarte und verlange nicht, daß die Bestimmungen des Prager Friedens die gedeihliche Eninsickelung der deutschen Nachbarländer erschweren sollen Es heißt dann weiter: Die bevorstehende Befriedigung der nationalen Bestrebungen und Bedürfnisse des deutscheit Volkes wird der weiteren Entwickelung Deutschlands eine Stetigkeit und Sicherheit verleihen, welche von ganz Europa und besonders den Nachbarländern Deutschlands nicht allein ohne Besorgniß, sondern mit Genugrhuung wird begrüßt werden können.

Berlin, 28. Dez. DieProvinzialkorrespondenz" schreibt bezüglich der Beschießung des Mont Avron, cs handle sich noch nicht um die Beschießung der Stadt, ja noch nicht unmittelbar um die Beschießung der Forts, wohl aber um die wirksame Ein­leitung dazu ; sobald der Mont Avron genommen, werde nicht blos ein Vorgehen gegen die Nächstliegenden Forts wesentlich er­leichtert, sondern auch die Beschießung der naheliegenden Stadr- theile ermöglicht, die große Aufgabe werde jetzt um so sicherer ausgeführt werden, je weniger die Belagerungsarmee irgend wo­her eine» Angriff von Außen zu besorgen habe. Die Ver­kündigung der neuen Reichsverfassung erfolgt, sobald die Ge­nehmigung der Bundesverträge mit den Südstaaten endgiltig er­folgt ist Bald nach Verkündigung derselben dürften die Reichs­tagswahlen ausgeschrieben werden.

In Preußen gehen sehr zahlreiche Meldungen verabschiedeter Offiziere zum Wiedereintritt in den Dienst ein; der Mangel an Offizieren ist dadurch voraussichtlich gedeckt. Vogel von Falkenstein begibt sich nach Frankreich. (B.-Z.)

Der älteste Soldat in der prenß. Armee, Feldmarschall Gras v. Wrnngel, beging am 2. Wcihnachstage die seltene Feier seiner dimautenen Hochzeit. Am 26. Dezbr. 1810 vermählte sich der damalige Lieutenant Frhr. v. Wrangel mit seiner Gemahlin, einem geborenen Fräulein v. Below.

Eöln, 25. Dez. Die kürzlich mit Beschlag belegte ansehnliche Waffenscndung, welche alsWeihnachts-Geschenke" den gefange­nen Franzosen hier, sowie in Coblen; und Main; zugegangen war, führte zu Entdeckung eines ganz gefährlichen Plans. Die Gerangenen der drei Plätze, zusammen 60,000 Mann, hatten be­absichtigt, in der Nacht vom 25,26. die verhältnißmäßig geringen Wachmannschaften auf ein gegebenes Zeichen zu überfallen, ent­waffnen und zu ermorden und dann unter Mord und Brand der sranzös Grenze zuzueilen, wo man, zunächst im Elsaß, Unter­

stützung erwartete. Die Militärbehörden waren aber von dem ganzen säubern Plan unterrichtet, verstärkten die Wachmannschaften führten brav Kartätschen auf, und werden nun in ganz Deutsch­land die volle kriegsrechtliche Strenge eintreten lassen. (N-K)

Ein als Kindermädchen angeftellter Turco in Mainz warf ein Kindlein in die Höhe und fing es wieder mit den Händen; einmal aber mißlang es und das Kind zerschmetterte sich den Schädel.

Von den aus Görlitz, Hirschberg. Minden, Münster, Oppeln. Trier und Magdeburg entflohenen Offizieren sind bis jetzt erst 6 wieder aufgegriffen, die zu je 20, Jabren Festungshaft kricas- rechtlich verurtheilt worden sind. Einen andern französischen Offizier, der einen Wachtposten mir dem Regenschirm geschlagen hatte, traf dafür eine Strafe von 4 Jahren Festung.

Dresden, 22. Dez. DieDresd Nachr." schreiben: Die Rekrutirung, welche sofort nach Neujahr im ganzen norddeutschen Bunde vorgenommcn werden soll, ist wesentlich dazu bestimmt, die vielen durch Tod, Wunden und Krankheiten in den nordd. Aimenorps gerissenen Lücken zu ergänzen. Das Königreich Sachse» hat »ngesähr 10,000 Mann Rekruten zu stellen.

Wien, 25. Dez. Der Bismarck'schen Depesche an das hie­sige Kabinet gingen vertrauliche Mittheilniigen des Reichskanzlers Grafen Beust voran, welche jede feindliche Haltung Oesterreichs ausschließen.

Aus Gens, 21. Dez., wird denBasl. Nachr." telegraphirt: Gestern ereignete sich in Lyon ein bedauerlicher Fall. Ei» Ba­taillon der Naiionalgarde, das beordct wurde, die Truppen bei Nuits zu verstärken, verweigerte den Gehorsam und wollte den Kommandanten zwingen, eine Kommission in diesem Sinne auf die Präfektur zu senden. Der Kommandant lehnte diese Zumu- thung ab und befahl, der Marschordre Folge zu leisten. In Folge dessen wurde der Kommandant durch sein Bataillon im Tanz­saal Valentino kriegsrechtlich zum Tode verurtheilt und füsilirt.

Straßburg, 20 Dcz. Noch immer werden von Straß­burg und dem Elsaß junge Leute eingebracht, die über Baden nach der Schweiz und von da zu den Garibaldi'schen Schaaren stoßen wollten. Einige für die Sache Frankreichs begeisterte junge Damen, die vor ungefähr acht Tagen abreisten, um Garibaldi ihre Dienste anzubieten, kehrten tiefbeschämt zurück, nachdem sie, wie sie angeden, denselben nicht gefunden. Der 16. wnrttcm- bergische Sanitätszug, trefflich mii Proviant augcstaltet, passirte gestern Straßburg.

Aus.Lothringen, 19. Dez. Da die Luxemburger Bahn während dieses ganzen Krieges erwiesenermaßen die Neutralität nicht beachtet und alle möglichen Kriegsbedürfnisic nach Thion- ville und Montmedy gebracht hat, so will Preußen auch die Dienste dieser Bahn nunmehr mit aller Entschiedenheit für sich in Anspruch nehmen, um das ungeheure bei Sedan erbeutete Kriegsmaterial aller Art, was größtentheils noch lagert, dann Verwundete und sranzös. Gefangene aus dem Nordosten Frankreichs, ans derselben in sein Gebiet zu befördern. Die preuß. Feldeiscnbahnnbtheilungen haben schon Befehl erhalten, Wagenzüge zur Benutzung der Lu­xemburger Bahn, die in den nächsten Tagen beginnen sott, in Bereitschaft zu setzen. Sollte die Luxemburger Bahuverwaltung dies verhindern wollen, so werden die Bahnstationen auf der Bahn durch preuß. Truppen besetzt werden und die Benutzung, selbstverständlich gegen die entsprechende Vergütung, dann zwangs­weise erfolgen. (Bedarf der Bestätigung.)

Bordeaux, 22. Dcz. In der Weihnachtsbetrachtung des Constitutionnel" wird angegeben, daß 30 Departements mit mehr als l4 Millionen Einw. von der deutschen Armee besetzt sind.

Bordeaux, 28. Dcz. Am 21. sandte Trochu durch de Champs per Ballon einen eigenhändigen Brief an Gambetta. Der Balloncourier sagt aus, Paris sei höchstens noch bis 1. Februar approvistonirt. Die Provinz müsse Paris befreien oder dieses einen Verzweiflungsausfall unternehmen. (N.-Z.)

Bordeaux, 28. Dez. Einer amtlichen Bekanntmachung zufolge wird die Post von jetzt ab Briese für Paris annchmen. Dieselben werden durch geheime Mittel, welche von der Regierung paienlirr sind, befördert werde». (S- M.)

Brüssel, 28. Dez. Aus Paris, 21. Dez. Die Re­gierung ermächtig: die Bank von Frankreich zur außerordentlichen Ausgabe von Banknoten im Betrage von 2'/s Milliarden. Gold­agio heute 4 Proz. (S. M.)

Madrid, 28. Dez. Ans dem Wege von den Kortes nach dem Kriegsministerilim schonen einige Männer in Calle Alcala ans den Wagen Prim's, dc/General und sein Adjutant sind ver­wundet. (S. M.)

Der König Nmadeo von Spanien hat sich am 26. Dezember wirtlich nach Spanien eingeschisst, wird also noch in diesem Jahre in seinem neuen Reiche eintreffen. Die Civillistc desselben ist auf 6 Millionen Franken, ' s Million für den Thronfolger und 1 Million tür Erhaltung der Domänen angenommen. (B.-Z )

Ans Newyork, 22. Dezember, wird durch ein Kabeltelcgramm gemeldet, daß Rußland dort 1000 amerikanische Mirrailleuseu

bestellt habe. _ (B-Z- )

^Rkdattien. Druck und Verlag der G. 72. Za i ser'jcden Bncitt'-ndlung.