troffen, der von Oldenburg ist erwartet (und inzwischen gleichfalls eingetroffen'). Sachsen hat fest zugesagt. Wenn sie alle wie der Großherstog von Baden mit 46 Personen und 60 Pferden kommen, so werben unsere Rationen noch schmäler werden, als sie dermalen sind. Wenigstens möchte ich den nächst eintreffenden deutschen Landesvuter untcrthänigst gebeten haben, doch seine eigenen Bedürffirisie an Salz und Zucker mitzubringen und womöglich noch etwas für die andern. Unser tägliches Brod müssen wir, wenn auch nicht im Schweiße unseres Angesichts (denn dazu ist es zu kalt), doch ohne Salz essen. — Mit Bayern ist bis zur Stunde nichts zu Stande gekommen, und die Abgeordneten der anderen Staaten sehen die Zeit kommen, da sie abreisen werden, ohne daß irgendwie mit Bayern etwas verabredet sei. Werden die bayrischen Minister es ertragen, mit leeren Händen heimzukommen? Werden sie es ertragen, vor dem deutschen Volk, vor dem bayrischen Volk nach diesen großen Ereignissen und großen Erwartungen heimzukehren und zu erklären: Württemberg, Baden und Hessen sind dem deutschen Bundesstaat beigetreten, aber für uns ist alles zuvor geblieben, die wunderbarste Erhebung und Glorie Deutschlands hat uns dem deutschen Staat nicht um eine Hand breit näher gebracht? wie die Sachen heute liegen, sieht es so aus, aber daß es so bleiben werde, daß das Volk und der König in Bayern sich in der Lage und Rolle gefallen mögen, kann Niemand glauben.
(Die Eernirung Belforts.) Seit dem 6. Nov. ist die Blokade der Festung so vollständig, daß Niemand mehr heraus noch hinein kann, dabei hörte die Kanonade bis heute nicht einen einzigen Tag auf; am Sonntag währte sie fast ohne Unterlaß. Dieselbe kommt hauptsächlich von der Artillerie des Platzes und der Forts her, um die Belagerer an der Aufstellung ihrer Batterien und den Arbeiten in den Trancheen zu hindern. Die Auswanderung der Bauern ist so vollständig, daß ganze Dörfer gänzlich entvölkert sind. Sie fliehen vor den Requisitionen, namentlich aber auch vor den Arbeiten in den Trancheen, zu den sie von den Deutschen gezwungen werden. Ueberhaupt ist die Entmuthigung unter der Bevölkerung so groß, daß, wenn auch die Franctireurs und Mobilgarden im offenen Felde noch Widerstand leisten, von dieser Seite ein solcher nicht zu erwarten ist. Ueberall werden die noch vorhandenen Waffen von den Ulanen, welche .ganz ungescheut in kleinen Trupps von 6, 4, ja selbst nur 2 Mann von Ort zu Ort reiten, mit Beschlag belegt. Was die Garnison von Belfort betrifft, so soll diese allerdings noch immer zum Widerstand bis aufs Aeußerste entschlossen sein. Auch soll sie auf der Seite von Roppe einen glücklichen Ausfall gemacht haben; ebenso soll sie sich des Nachts mit Erfolg des elektrischen Lichtes bedienen, um die Belagerer mit wohlgezielten Schüssen bei den Arbeiten in den Trancheen zu stören.
Stuttgart, 14. Nov. Die Rückkehr S. Exc. des Herrn Juslizministers v. Mittnacht von Versailles wird dem Vernehmen nach morgen erfolgen, während S. Exc. der Herr Kriegsminister v. Suckow noch im Hauptquartier verweilen wird. Dasselbe soll bei den bayrischen Herren Ministern der Fall sein, von denen nur Justizminister v. Lutz und Graf Bray, ,der Minister des Auswärtigen bis setzt nach München zurückkehrten, während Kriegsminister, Gencrallieutenant v. Pranckh gleichfalls im Königlichen Hauptquartier sich befinden soll. Nach der Rückkehr des Hr. v. Mittnacht wird man ohne Zweifel Näheres über den Stand der deutschen Versassungsfrage vernehmen, da ja die Regierung vor den Wahlen sich noch wird aussprecheu wollen. (N.-Z.)
Stuttgart, 14. Nov. Marschall Canrobert, begleitet von 7 Offizieren, einem Arzte und der nöthigen Dienerschaft, ist gestern hier angekommen und im Hotel Marquardt abgestiegen. Der Marschall beabsichtigt mit seiner Familie den Aufenthalt in Stuttgart zu nehmen, wo die Gemahlin und Kinder in wenigen Tagen eintreffen werden. (B.-Z-)
Auf Mittwoch den 16. November ist nach Nottweil eine Versammlung von Katholiken der Bezirke Oberndorf, Rottweil, Spaichingeu und Tuttlingen ausgeschrieben. Der Zweck derselben ist, „gemeinsam zu berathen und zu beschließen, was für die Wiederherstellung des Rechts und der Freiheit des heiligen Vaters gefordert wird." An der Spitze des Comites steht Oberamtsrichter Braun. (B.-Z)
Karlsruhe, 10. Nov. Auch der badischen Division werden seit einigen Tagen die Ersatzmauufchasteu, sowie neue Bekleidungsgegenstände uachgesaudt. So gingen am Freitag 1200 Mann »ach Frankreich, und heute werden weitere folgen. Die Verlustliste von Dijon ist mit weiteren Nachrichten von der Division am ^Freitag eiugetroffeu und augenblicklich veröffentlicht worden. (N.-Z)
Karlsruhe, 12. Nov. Die Gefangenen von Neu-Brcisach kommen nach Rastatt, dessen Gefnngeneuzahl dadurch auf 12,000 steigt. Fluchtversuche kommen vor, werden aber meistens vereitelt.
München, 12. Nov. Graf Neust ist gestern eingetroffen und reist morgen wieder ab.
Nach der Augsb ,,Abendzeitung" dauern die Verhandlungen IN Versailles mit den bayrischen Ministern noch fort.
Berlin, 11. Nov. Die Nachricht von dem Rückzuge des Generals v. d. Tann hat hier nicht sehr überrascht ; der General hatte bereits über das Anwachsen der Loire-Armee berichtet und Verstärkungen verlangt, die ja auch bereits unterwegs sind und nach der Vereinigung mit dem v. dl Tann'schen Corps unstreitig die Loire-Armee in Schach halten werden. Man ertrug daher die erste ungünstige Nachricht vom Kriegsschauplätze mit großer Resignation. Jedenfalls werden die nächsten Tage über Schlachten an der Loire und in den Vogesen berichten, wo die Unsrigen darauf brennen, mit Garibaldi und seinen Schaarcn zusammen zu treffen. Von Paris dagegen sind so bald keine Neuigkeiten zu erwarten. In militärischen Kreisen warnt mau vor einseitigen Urthcilen über die dortigen Operationen, man meint, daß das Publikum, welches nun an den ununterbrochenen Siegeslauf der deutschen Armee gewohnt sei, sich selbst durch allzu stürmische Erwartungen täusche. Die Welt- und Kriegsgeschichte hätte eine Belagerung von so großartigem Umfange wie die von Paris noch nicht zu verzeichnen gehabt, daher sei dringend eine möglichst ruhige Beurtheilung der Sache geboten.
Berlin, 12. Nov. Der Staatsanzeiger bezeichnet zuverläßlichen Nachrichten zufolge den 21. Nov. als den Tag, auf welchen der Zusammentritt des Reichstages, dessen Sitzungen in Berlin stattfinden, in Aussicht genommen ist.
Berlin, 12. Nov. Wegen Landesverrath, weil bei der neuen französischen Anleihe betheiligt, ist der Chef des Bankhauses Moritz Güterboek und Comp, hier verhaftet worden. (N.-Z.)
Berlin, 13. Nov. Die preußische Inspektion konstatirt den vortrefflichen Stand der Metzer Befestigungen; die neuerdings angefangenen sollen gemäß den französischen Planen deutscherseits vollendet werden. (S. M.)
Berlin, 14. Nov. Die Nachricht eines drohenden Conflictes zwischen Rußland und Oesterreich beunruhigt hier sehr, obschon Gutunterrichtele behaupten, die 06er Verträge sollen erst nach dem Friedcnsschluß revidirt werden. (N.-Z.)
Frankfurt, 12. Nov. Heute wurden die hiesigen zwei Bankiers St. Goar, Brüder, verhaftet, weil dieselben auf die neue französische Anleihe in London gezeichnet haben.
Wolff's Bureau meldet aus Saarbrücken, daß auch Prinz Friedrich Karl von Preußen zum russischen Feldmarschall ernannt worden sei, gleichzeitig mit dem Kronprinzen. (B.-,st.)
Wien, 10. Nov. Dem Vernehmen nach will das englische Kabinet, von den andern neutralen Mächten abermals unterstützt, bei der bereits in ihren Ansichten getheilten französischen Regierung noch einen letzten Versuch zur Wiederherstellung des Friedens machen.
In Paris haben sich jetzt einige Läden aufgethan, welche Hunde- und Katzenfleisch verkaufen. In einem kleinen Laden werden sogar auch Ratten feilgeboten und stark gekauft.
Aus Autun wird der Daily News vom 9. telegraphiri: General Garibaldi ist hier mit wirklicher Begeisterung empfangen worden. Die Damen der Stadt schickten ihm eine Abordnung, welche ihm für die Frankreich gebotene Hilfe dankte. In Erwiderung gab Garibaldi den Rath, daß Jedermann seinen ganzen Einfluß aufbieten solle, um die Landbevölkerung zu bewegen, daß sie die Wälder durchstreife und den Feind so viel wie möglich belästigt. Auch empfahl er ihnen dringend an, aufzumerken, daß sie sich von der Geistlichkeit nicht gegen die Republik aufhetzen lassen.
Florenz, 7. Nov. Alle Nachrichten, welche aus Nizza kommen, stimmen darin überein, daß die dortige Agitation zu Gunsten der Wiedervereinigung mit Italien in fortwährendem Steigen ist. Die Ansicht ist allgemein, daß Garibaldi sich selbst getäuscht habe, wenn er hoffe, daß die Republik Nizza frei geben werde.
Cardinal Antonelli hat an das diplomatische Korps einen Protest gegen die Besatzung des Ouirinals gerichtet. (B.-Z.)
London, 11. Nov. (Wiener "Presse" ) Baron Brnsn- now hat dem Minister des Auswärtigen eine russische Note übergeben, in welcher mitgetheilt wird, die Petersburger Regierung habe in Konstautinopel erklärt, sie erachte sich durch gewisse Bestimmungen des Pariser Vertrages von 1856 für nicht mehr gebunden. Die Eröffnung erregte hier große Sensation; Lord Granville soll nicht geneigt sein, die Sache ruhig hinzunehmen: es wurde zur Berathuug der russischen Notifikation ein Mini- sterkonseil einberufen. Die mündlichen Erklärungen Brunnow's lauten beruhigend; der Gesandte Rußlands versichert, seine Regierung wolle nur die demüthigenden Bestimmungen über seine maritime Stellung im Schwarzen Meere beseitigt wissen, im Uebrigen aber an den Pariser Verträgen von 1856 nicht rütteln.
London, 12. Nov. Das hiesige Kabinet sandte aus die Notifikation der Kündigung des Pariser Vertrags von Seiten Rußlands eine scharfe Protestnote nach Petersburg. (N- F. Pr.)
Die Londoner „Times" erhalten folgendes Telegramm aus Berlin: Ans eine Note Oestreichs Hatto die preußische Regierung ziemlich scharf geantwortet: Preußen könne auf eine etwaige östreichisckerseits angedeutete Garantievortage der neutralen Mächte um so weniger reflek- tiren, als die Relationen der neutralen Mächte unter einander, namentlich zwischen Oestreich und Rußland, eben nicht feststehen.
Redaktion, Truck und Vertag der G. W. Zaiser'scken Buchhandlung.