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von
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Nagold. 29. Oktober 1870
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Roggen . . . .
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Haber . .
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4 32
4 24
Erbsen . . . .
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Weizen . . . .
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8. November: Zur rechten Zeit schweigen ist lauteres Gold.
9. „ Je böher der Berg, desto reiner die Lust.
Je höher der Geist, desto reiner die Triebe.
Waffenstillstand und Wahlen.
Nach der neuesten Depesche aus Versailles hat Bismarck am 3 Novbr. dem Vermittler Thiers einen Waffenstillstand auf 25 Tage zur Vornahme der constitnirendeu Versammlung angeboren, nainrlich auf der Basis des militärischen Status guo, d. h. mit Behauptung der gegenwärtigen deutschen Stellungen. Gewiß, diese Wahlen find nothwendig, damit Frankreich sich endlich eine Regierung gebe, mit der Deutschland in Unterhandlungen treten und Frieden schließe» kann; jeder vernünftige Franzose muß daher den Waffenstillstand freudig begrüßen als einen Weg, aus dem jetzigen Wirrwarr herauszukommen. Angeboten also ist er, und die deutsche Armee verliert nichts dabei, da die Cernirnng von Paris vor wie nach fortdauerr und dieses schwerlich noch 25 Tag für Ruhm und Ehre Frankreichs—hungern kann. Eine andere Frage aber ist, ob die drei republikanischen Regierungen zu Tours, Lyon und Marseille einen Waffenstillstand annehmen, der ihrer Diktatur ein Ende macht, und wenn sie es thun, ob die Herren Franktireurs ihren Befehlen gehorchen und ihn anerkennen.
Aber selbst den Waffenstillstand als tatsächlich angenommen, so entsteht noch eine politische Schwierigkeit Einige und zwanzig französische Departements sind vom Feinde besetzt, eine andere Anzahl sind von der eigenen Regierung in Belagerungsstand erklärt worden. Nehmen wir an, was kaum denkbar, daß in den ersteren die vollste Wahlfreiheit durch Presse und Versammlungen gestattet würde, daß die republikanische Dreiuneinigteil Frankreichs den Wählern ebenfalls volle Freiheit gewährt — was wird das unausbleibliche Resultat sein ? Man wird eine Regierung schaffen, die entweder einen Frankreich, nach dessen Begriffen, ..entehrende»" Frieden abschließt oder ihn verwirft und den Kampf bis znm Aeußersten sortsetzt. Heiße nun diese Regierung blaue oder rolhe Republik, Orleans, Bourbon oder gar Bonaparte, sie wird verleugnet, des Verraths angeklagt und gestürzt werden, so bald sie diesen Frieden schließt, Bodenfutze und Festungssteinc abtritt, und allgemein wird das Geschrei sein, die Wahlen seien gefälscht gewesen,'weil unter dem Schutze fremder Basonnette vorgenommen, der Friede sei ungiltig. Noch mehr: Straßburg und Metz sind feierlich als die wiedergewonnenen Bollwerke Deutschlands proklamirt worden, wie können da Elsaß und Deutsch-Lothringen zum Abstimmen über eine fr anzö fische Regiernngsform zuge- lasseu werden? Es ist somit klar, daß der Waffenstillstand nur eine wohlfeile Höflichkeit Bismarcks ist, die Deutschland nichts schadet und Frankreich muthmaßlich wenig nützt, in den aber die Kapitulation von Paris fallen kann, auch ohne daß eine barbarische Bombe die Boulevards getroffen hätte. So sehr aber hat Paris noch nicht anfgehört, das Herz Frankreichs zu sein, daß , sein Fall nicht de» tiefsten Eindruck auf die Provinzen machen muß, den zu verhindern das Laich keine Mittel mehr hat. Wir werden schwerlich Ai Tage lang.auf magere Zeitungskost gesetzt werden. (B.-Z.)
T a g c s - N r u i g k e i t e Kriegsschauplatz.
Versailles, 30. Okt. Thiers hatte sich anfänglich geweigert, von der erhaltenen Eriaubniß Gebrauch zu machen und sich über das königliche Hauptquartier nach Paris zu begeben. Wie ich heute zuverlässig vernehme, ist Herrn Thiers von Seiten des Bundeskanzlers der'trockene, Bescheid geworden: „Der Weg nach Paris führe nur über Versailles.^ Mit dieser Anzeige kam auch etwa gleichzeitig die Meldung vom Falle der Festung Metz
und der Kapitnlirung der Bazaine'schen Armee zur Kenutniß des französischen Staatsmannes. Dies schein! sein Bedenken, sich vor der Ankunft in Paris im Hauptquartier zu zeigen, mit Einem Schlage weggesegt zu haben. Wenigstens machte er sich sofort auf den Weg, verließ Orleans gestern früh, machte gestern in Arpajon Nachtquartier und wird heute Mittag um 1 Uhr etwa hier eintreffen. Was man sich zunächst vom Thiers'schen Besuche versprechen darf, ist, daß, wenn er nach Paris geht, er dorthin eine richtigere Anschauung der Verhältnisse bringen muß.
Berfa illes. 30. Ükk. lieber den Inhalt des Gesprächs, welches Thiers heute 'Vormittags mit dem Grafen Bismarck geführt, ist begreiflicherweise bis jetzt nichts in die Ocffentlichkeit gedrungen. Thiers kehrte gegen Uhr Mittags aus der Wohnung des Bundeskanzlers in das Hotel zurück, wo ihm eine halbe Stunde später, im Augenblick seiner Abreise, der Herzog von Koburg begegnete. Derselbe begrüßte ibn, reichte ihm freundlich die Hand und frug: „Sie kennen mich wohl nicht wieder?" „O doch, Monseigneur," antwortete Thiers: „aber wie schrecklich sind die Umstände, unter denen ich die Ehre habe, Sie wieder- znsehen?" und Tbränen stürzten ihm aus den Augen. In einer Unterredung mit preuß. Ossizieren hob Thiers besonders hervor, daß er in der Kammer mir aller Entschiedenheit gegen den Krieg gesprochen. Er zitirte einen großen Theii seiner damaligen Rede, und erinnerte daran, daß 40 Deputate mit wild erhobenen Fäusten aus ihn eingedrungen seien, ihn beständig unterbrechend, und daß ihm Abends eine Katzenmusik gebracht worden sei. Als Len Urheber des gegenwärtigen Krieges bezeichnet« er Len Kaiser und noch mehr die Kaiserin. Den General Moltke nannte er den ersten Strategen unseres Jahrhunderts, und auch der Tüchtigkeit unserer Offiziere zollte er ein unbedingtes Lob: „Ja, ja, sie baden gearbeitet", bemerkte einer seiner Begleiter, wäkrend unsere Offiziere sich in eitler Verblendung aus die Unbesiegbarkeit der sranz. Armee verließen." Die Kapitulation von Metz war Thiers bekannt: er nahm den Marschall Bazaine eitrigst in Schutz. Es kam zufällig die Rede darauf, daß in Metz auch der Erkriegsminister Le Boeus als Gefangener in unsere Hände gefallen. „Sollen wir Ihnen denselben nicht ausliefern?" frug scherzend ein preuß. Offizier. „Nein, um Gotteswillsn nicht!" antwortete einer der Begleiter Thiers': „am liebsten wäre es uns. Sie machten ihn zum Oberbefehlshaber Ihrer eigenen Armes!" In ähnlicher Art wurde auf die Bemerkung, Laß bei Freilassung der Gefangenen nach dem Krieg auch der Kaiser zurückkehren würde, geantwortet: „Nein, wir senden ihn mit Protest zurück! Ihr habt ihn angenommen, nun mögt Ihr ihn auch behalten und füttern!" Als Thiers sich von den preuß. Offizieren verabschiedend die Seinebrücke betrat und znm erstenmal wieder die Thürine von Paris erblickte, brach er in lautes Weinen aus. „O, meine Herren," sagte er schluchzend, „ich habe nie zuvor gewußt, wie sehr ich meine unglückliche Vaterstadt liebe! Welch ein entsetzliches Wiederseben!" Und dann schritt er, sich fassend, ruhigen und festen Schrittes zu den franz. Vorposten hinüber. (A. Z.)
Die Festungskasse in Metz haben die Preußen gefunden, aber, nichts darin. Bazaine ließ den Rest von 2,500,000 Franks an die Soldaten vertheilcn und vergaß sich wahrscheinlich selber nicht. Viele Soldaten wurden auch mit neuen Uniformen versehen.
Metz, 30. Okt. Wie aus den hiesigen Zeitungen zu er-, sehen ist, wollen die Einwohner an ein Deutschwerden nicht denken, und ihr Verhalten'gegen Deutsche ist so unhöflich, als möglich. Die ganze Verwaltung ist noch durchaus militärisch; Kummer Festungskvmmandant, v. Seribentsky zweiter Kommandant. Der Maire ist ein kleines Männchen mit ausgeprägt sranzös. Gesicht und heißt Felix Marschall. Nach 6 Uhr darf niemand mehr durch die Thore; hinaus darf man nur mit einem Paffe, herein darf Jeder. — Die Zeitungen erscheinen noch ohne Censur und sind angefüllt mit Klagen über die Kapitulation, über die Unfähigkeit Bazaine's, sogar über seinen „Verrath". Französische Subalternoffiziere — sie kennen ihre Zahl selbst nicht und schätzen sie auf 12 oder 15,000 — treten in l'Jnde- pendant de la Moselle zum Theil mit den unsinnigsten Fragen und Vorwürfen hervor: warum Bazaine ihnen nicht Gewehre und Patronen gegeben, damit sie sich in Kompagnien und Bataillone hätten formtreu, durchbrechen und alles mit sich fortreißen können!! Warum der Marschall am 14. und 16. August nicht dies und das gethan habe n. dgl.
Hauptquartier Versailles, 31. Oktbr. Ich beeile mich. Ihnen miizutheilen, daß Thiers gestern früh um 8'F Uhr eine Konferenz mit dem Grafen Bismarck hatte, die etwa 20 Mi-