Von den bisher vor Metz verwendeten Truppen wird das 7. Korps (Westphaien unter Zastrow) in Metz bleiben und zugleich zu weiteren Operationen gegen Thionville verwendet werden. Die Division Kummer bringt die gefangenen Franzosen nach Deutschland und bleibt dann in der Heimath; der gröbere Theil der Armee von Metz bleibt unter dem Oberbefehl Prinz Fried­rich Kärl's, vermuthlich zu Operationen gegen den Süden und die Mitte Frankreichs. Die von der früheren 1. Armee verfüg­bar gewordenen Korps (also das erste (Manteuffel) und achte (Göben) werden voraussichtlich unsere Herrschaft im Norden aus­breiten und befestigen. Das Befinden des Königs ist fortdauernd sehr befriedigend.

Altbreisach. 2. Nov. Heute früh um 7'/, Uhr begann die reaelrechte Beschießung von Fort Mortier und Ncubreisach.

Offiziell. Versailles, 2. Nov. v. Werder meldet, daß v. Beyer am 30. Okt. vor Dijon hartnäckigen Widerstand fand. Prinz Wilhelm von Baden nahm die Höhen von St. Apollinari und die Vorstädte, worauf der Feind abzog. Am 31. Okt. früh wurde die Stadt von der Mairie übergeben. Diesseits 0 Offi­ziere und 250 Mann todt und verwundet. Feindlicher Verlust sehr bedeutend. (Damit ist die aus Tours, 31 Okt., gekommene Nachricht bestätigt.) Von Paris nichts Besonderes gemeldet.

Saarbrücken, 2. Nov. 70,000 Gefangene von Metz sollen hier mit der Bahn durchkommen; 85,000 Mann mit Be­deckung von 1000 Mann für je 10,000, marschiren nach Saar­louis, von wo sie mit der Bahn weiter befördert werden.

London, 3. Nov. (Timesdepesche aus Versailles, 1. Nov.) Thiers kam verwichene Nacht von Paris zurück, ermächtigt, auf der englischerseits vorgeschlagenen Basis wegen eines Waf­fenstillstandes zu unterhandeln. Thiers hat heute eine lange Un­terredung mit Bismarck, und erklärte sich von dessen Aufnahme vollkommen befriedigt. Bismarck erwiderte heute Thiers' Besuch. Thiers kommunicirte mit Tours. Die Belagerungsarbeit wird rührig fortgesetzt.

Der Generalbefehl Bazaine' s an seine Armee lautet: An die Rheinarmee. Besiegt durch Hungersnoth, sind wir ge­zwungen, den Kriegsgesetzen uns zu unterwerfen und uns gefangen zu geben. Zu verschiedenen Zeiten unserer militärischen Geschichte haben tapfere Truppen, befehligt von Massen«, Kleber, Gouvion St. Cyr, das nemliche Schicksal erlitten, das in nichts die militäri­sche Ehre befleckt, wenn man, wie ihr, seine Pflicht bis zur äußer­sten menschlichen Grenze glorreich erfüllt hat. Alles was auf loyale Weise möglich war, um diesen Ausgang zu vermeiden, ist geschehen und ohne Resultat geblieben. Was die Erneuerung einer letzten Anstrengung betrifft, um die befestigten Linien des Feindes zu durchbrechen, so wäre dieselbe ungeachtet eurer Tapfer­keit und des Opfers von Tausenden von Leben, welche dem Vater­lande noch nützlich sein können, in Folge der Bewaffnung und der niederschmetternden Streitkräfte, welche diese Linien bewachen und unterstützen, fruchtlos gewesen: ein ungeheurer Unglücksfall wäre die Folge gewesen. Seien wir würdig im Unglück; achten wir die ehrenhafte Konvention, welche stipulirt wurde, wenn wir selbst geachtet sein wollen, wie wir es verdienen. Vermeiden wir vor Allem, um den Ruf dieser Armee zu wahren, die Handlun­gen der Undisziplin, wie die Zerstörung der Waffen und des Materials, weil dem Kriegsgebranch gemäß Festungen und ihre Bewaffnung an Frankreich zurückkommen, wenn der Friede unter­zeichnet werden wird. Bei Niederlegung des Oberbefehls halte ich darauf, den Generalen, Offizieren und Soldaten meine ganze Erkenntlichkeit für die loyale Mithilfe, ihre glänzende Tapferkeit in den Kämpfen, ihre Resignation bei den Entbehrungen auszu­drücken; mit gebrochenem Herzen trenne ich mich von euch. Der Marschall von Frankreich und Oberbefehlshaber Bazaine.

I. v. Wickede schreibt über die Unterhandlungen, welche der Uebergabe von Metz vorangingen, in der Köln. Ztg.: Die Unterhandlungen begannen am 26. Oktober und dauerten an diesem Tage von 82 Uhr Mittags, da man sich über die Bedingungen nicht einigen konnte. Der Marschall Bazaine verlangte, daß die in Metz kapilnlirenden französischen Offiziere eben so wie die, welche bei Sedan kapitulirt, auf Ehrenwort, nicht mehr gegen uns zu dienen, die Erlaubniß haben sollten, in Frankreich bleiben zu dürfen, wenn sie dies wollten. Da aber der Pöbel in Frank­reich überall erklärt, solch Ehrenwort gegen uns Deutsche habe keine bindende Kraft und einige Dutzend französischer Offiziere wirklich die Infamie begangen haben, ihr Ehrenwort zu brechen, und abermals die Waffen gegen uns zu ergreifen, so hat der König von Preußen befohlen, daß fernerhin keine gefangenen französischen Offiziere mehr auf Ehrenwort in Frankreich bleiben, sondern alle nach Deutschland als Kriegsgefangene gebracht wer­den sollen. Da am 26. Oktober die Unterhandlungen erfolglos endeten, so wurden sie am 27. Abends um 6 Uhr wieder ausge­nommen und schlossen um 11 Uhr Abends, wo dann diese ewig denkwürdige Kapitulationsurkunde im Bibliotheksaal des Schlosses Frescuty unterzeichnet wurde. Es war inzwischen von Versailles die Nachricht gekommen, daß der König in besonderer Berücksich­tigung der tapferen Verteidigung der Metzer Garnison es ge­nehmige, daß die Offiziere ihre Degen behalten und nach ihrer

Wahl entweder auf Ehrenwort, nicht wieder zu dienen, in Frank­reich bleiben dürften oder nach Deutschland gehen sollten. Auch alle anderen militärischen Ehren beim Auszug, die der Metzer Garnison mit vollem Rechte gebühren, wurden in dieser Kapitu­lation bewilligt, was nur sehr gelobt werden kann. Da es keine Kleinigkeit ist, alle Anstalten zu treffe», daß ein Heer von solcher Stärke sich ergibt, sehr leicht Unordnungen und Widersetzlichkeiten dabei entstehen können und wir selbst noch nicht zur Uebernahme und zum Transport einer so riesigen Zahl von Gefangenen ein­gerichtet waren, so ist festgesetzt worden, daß der Ansmarsch des ersten Theiles der Metzer Garnison erst am 29. Oktober Mittags 11 Uhr beginnen solle. Auch die Forts und die Außenthore von Metz sollten erst am 29. Oktober Mittags von unseren Truppen besetzt werden. Eine Abtheilung der französischen Garde von 10,000 Mann wird den Anfang machen, mit klingendem Spiel ausrücken, vor dem Prinzen Friedrich Karl vorbei defiliren, dann die Waffen strecken, in ein Bivouak bei Ars für la Moselle ge­bracht und dort mit Lebensmitteln versorgt werden, um alsdann in die Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zu marschiren. Da diese ungeheure Masse von Gefangenen nur allmählich transpor­tier werden kann, so werden immerhin 810 Tage vergehen, bevor die Letzten Metz verlassen haben. (Mitgetheilt wird noch, daß General Kummer zum Stadtkommandanten ernannt sei.

Die wesentlichen Bestimmungen der am 27. l. I. auf Schloß Fres- caty zwischen Generalmajor L. Jarras (anderwärts Cbarres geschrieben), Namens des Marschalls Bazaine, und dem Generalmajor Stichle, Na­mens des Prinzen Friedrich Karl, zu Stande gekommenen Kapitulation sind folgende: 1) Die ganze franz. Armee, welche unter den Befehlen des Marschalls Bazaine stehen, ist kriegsgesangen. 2) Das gesammte Kriegs­material und die Vorräthe jeder Art, welche Eigenthum des französischen Staats sind, werden der preuß. Armee übergeben werden, in dem Zu­stande, in welchem sie sich im Augenblick der Unterzeichnung dieser Ver­einigung befinden. 3) Am 29. Okt. l. I., Mittags 12 Uhr, werden die Vorwerke St. Quentin, Plappeville, St. Julien, Quelen, und St- Pri­vat, sowie die Porte Marzele (Route Straßburq) den preuß. Truppen übergeben werden Um >9 Uhr Morgens dess. Tages werden sich die preuß. Artillerieoffiziere und bas Geniekorps in die Stadt begeben, um die Pulvermagazine zu besichtigen und die Minen zu entleeren. 4) Sämmt- liche Waffen und das Armeematerial, bestehend in Fahnen, Adlern, Ka­nonen, Mitrailleusen, Armee- und Munitionswagen jeder Art, werden in Metz zurückgelassen und den Kommissionen, welche von Marschall Ba­zaine eingesetzt sind, übergeben, um sie in demselben Zustande den er­nannten preuß. Kommissären einzuhändigen. 5) Die entwaffneten Trup­pen werden nach Regimentern oder Korps aufgestellt und in militärischer Ordnung nach den Orten hingeführt, die ihnen dazu angewiesen sind. 6) Die Offiziere kehren alsdann nach Verpfändung ihres Ehrenworts (zunächst) nach ihrem (bisherigen) Aufenthaltsort (bei Metz) oder nach Metz unter der Bedingung frei zurück, daß sie diesen Ort, ohne vorher die Erlaubniß des Kommandanten einzuhvlen, nicht verlassen. Die Trup­pen selbst werden hierauf, geführt durch ihre Unteroffiziere, (zunächst) in Bivouaks gelegt und behalten ihre Effekten, Zelte und Zelttücher. 8) Alle Generale und Offiziere, sowie alle mit Offiziersrang angestellte Verwaltungsbeamten, welche ihr Ehrenwort geben, keine Waffe gegen Deutschland zu tragen, überhaupt in keiner Weise gegen die Interessen Deutschlands während des Kriegs zu handeln, werden nicht als Kriegs­gefangene betrachtet. Wer diese Bedingungen erfüllt, behält seine Waffe und alle diejenigen Gegenstände, welche sein Eigenthum sind. 9) Die Militärärzte ohne Ausnahme bleiben zurück, um Sorge für die Ver­wundeten zu tragen. Sie sollen nach den Bestimmungen der Genfer Kon­vention behandelt werden, und ebenso soll mit dem Lazarethpersonal verfahren werden. 10) Jeder Artikel, welcher Zweifel Hervorrufen könnte, soll immer zu Gunsten der französischen Armee ausgelegt, und es sollen in einem besonderen, einen integrirenden Bestandtheil dieser Vereinba­rung bildenden Protokoll Fragen erledigt werden, welche die Interessen der Stadt Metz betreffen.

Karlsruhe, 1. Nov. Nach einer Mittheilung derKarls­ruher Zeitung" aus Kassel ist die Kaiserin Eugenie vorgestern incognito auf Wilhelmshöhe eingetroffen. Die Herzogin Hamilton aus Baden-Baden wurde erivartet.

Konstanz, 30. Okt. Gestern und vorgestern sind hier mehrere Eisenbahnwagen mit Möbeln, Chaisen, Porzellan u. dergl. für das Schloß Arenenberg eingetroffen, Die genannten Gegen­stände wurden von Fleury in Petersburg abgesendet und kamen über Berlin. Der Areuenberg ist bekanntlich Eigenthum der Kaiserin Eugenie.

Der deutschen Presse in Elsaß muß bald eine wichtige Rolle zufallen. Herr Geiger in Lahr (Hinkender Bote) hat sich rasch entschlossen, die erste Geige dabei zu spielen und hat den nieder­rheinischen Courier sammt Druckerei in Straßburg um 437,000 Franks angekauft.

München, 31. Okt. Das Beglückwünschungs-Telegramm des Königs Ludwig an den König von Preußen, welches dem letzteren den BeinamenWilhelm des Siegreichen" schöpft, ist seinem Gedanken und seiner Form nach der persönlichen Initia­tive unseres Königs entsprungen.

München, 1. Nov. Wie man hört, soll in Folge der Kapitulation von Metz die Nachsendung bairischer Truppen zur mobilen Armee bis auf Weiteres sistirt sein. Die Stärke der mobilen Armee innerhalb der französischen Gränzeu wird nach jüngstem Datum zu 95,000 Mann angenommen, und hat Baiern in diesem Augenblick eine Heeresmacht von 134,000 Mann dis­ponibel. (S. M.)

München, 29. Okt. Die Entschädigungen, welche in der bayerischen Rheinpfalz die Staatskasse für Rindvieh bezahlt hat,