das in Folge der Rinderpest geschlachtet werden mußte, belaufen sich bereits auf 150,000 fl.
Aus München wird dem Südd. Corresp. Bureau in Stuttgart „aus sonst gut unterrichteter Quelle" berichtet: „Die Versailler Verhandlungen sind so weit gediehen, daß die süddeutschen Staaten eine gemeinschaftliche Vertretung des deutschen Bundes gegenüber dem Auslande annehmen. (Also doch ein Südbund? Kaum glaublich!) Baden und Württemberg treten ihre Posten und Telegraphen an den deutschen Bund ab, die Eisenbahnfahrpläne werden nach den Bestimmungen des Bundes festgestellt. Bayern hat nur letzteres zugesagt. Ueber ein gemeinsames Parlament, sowie das Verhältniß der deutschen Fürsten zum Bundesoberhaupt, welches den Kaisertitel annehmen dürfte, sind die Verhandlungen noch in der Schwebe." (N.-Z.)
Berlin, 30. Oktbr. Der General-Postdirektor Stephan ist nach Metz gereist, um dort eine deutsche Oberpostdirektion zu installiren. Außerdem beabsichtigt derselbe, diejenige Aenderung der Feldpost-Einrichtungen durchzuführen, welche beim Abmarsch des größten Theils der Armee des Prinzen Friedrich Karl aus den Umgebungen von Metz nothwendig wird.
Die „Neue Freie Presse" läßt sich aus Berlin, 30. Okt. telegraphiren: „Es ist hier die Nachricht verbreitet, daß Thiers dem Grafen Bismarck bei seiner gestrigen Zusammenkunft in Versailles die Frage gestellt hat, ob er noch zum Abschlüsse eines Waffenstillstandes auf die Dauer von zwanzig Tagen mit Verzicht aus den Einmarsch in Paris und mit Freigebung von vier Eisenbahnlinien nach Paris, unter der Bedingung bereit sei, daß der Mont-Valänen den preußischen Truppen übergeben würde. Gegen-Konzesston wäre, daß in der bezüglichen Urkunde von der Regierung der Nationalvertheidigung die Verpflichtung übernommen würde, der sogleich einzuberufenden Konstituante die Zahlung einer Kriegskontribution von zweitausend Millionen und die Abtretung eines französischen Grenzgebietes zu empsehlen. Graf Bismarck soll unter der Voraussetzung, daß die Klausel wegen Gebietsabtretung ihres vagen Charakters entkleidet werde, erklärt haben, er hoffe hiezu sodann die Zustimmung des Königs zu erhalten; doch empfehle er Thiers, sich zuvor der Zustimmung der Pariser Regierung zu versichern. Daraufhin kehrte Thiers nach Paris zurück."
Berlin, 31. Okt. Die Registrirung der in der Festung Metz aufgehäuften Gegenstände nimmt drei volle Tage in Anspruch. Daraus erklärt es sich, daß über das Jnventarium noch keine Details eingegangen sind.
Berlin, 1. Nov. Graf Moltke wird besonderer Rücksichten halber erst später zum Feldmarschall ernannt. Bazaine soll die Soldaten haben abstimmen lassen, ob sie Kapitulation oder Ausfall wollen. Die Mehrzahl stimmte für Capitulation. (N.-Z.)
Berlin, 1. Nov. Die ergreifende Proklamation des Prinzen Friedrich Karl von 27. Okt. von Metz schildert die reichen Ergebnisse der Kapitulation und erklärt ihrerseits, daß dieses Bollwerk Deutschland zurückgegeben ist. Die darauf gerichtete Absicht des Hauptquartiers ist hiermit nochmals amtlich verkündet. Aus guter Quelle verlautet, es würden in den hiesigen Archiven die Dokumente der deutschen Ueberlieferungen über Metz zusammengestellt. Was das Gerücht angeht, Deutschland könnte sich veranlaßt sehen, Luxemburg statt Elsaß Lothringen oder statt Metz zu nehmen, so ist davon keine Rede. Die Kreuzz. bezeichnet dasselbe heute Abend geradezu als dumm, die Nordd. Allg. Zeit, als Fabel. Das künftig eingeschlossene Luxemburg kann einmal als Enklave an Deutschland fallen, aber mit jenem albernen Tausch wird man uns verschonen. (S. M.)
Berlin, 1. Nov. Mch einer von hervorragender Seite hieher gekommenen Mittheilung ist man im deutschen Hauptquartier, trotz der Kapitulation von Metz, der Ansicht, daß der Friedensschluß sich leicht noch um einige Zeit verzögern könne. Nicht wegen des militärischen Widerstandes, dem man nach wie vor kein großes Gewicht mehr beilegt, sondern wegen der fortschreitenden inneren Auflösung Frankreichs, durch welche schließlich nicht nur jede ordentliche Regierungsgewalt, sondern der Staat selbst auf einige Zeit lang abhanden kommen dürfte. Wir werden also gut thun, uns noch ein paar Monate in Geduld zu fassen. (S. M.)
Berlin. Nach einer auch durch das Militär-Wochenblatt wiedergegebenen Berechnung sind gegenwärtig 4 französische Mar- schälle, etwa 140 Generale, 10,000 Offiziere, 323,WO Mann Franzosen in deutscher Gefangenschaft, während die Franzosen nur 2100 deutsche Soldaten gefangen halten.
Frankfurt, 2. Nov. Gestern Abend um 4 Uhr kam der Generalstab Bazaine's hier an. Derselbe bestand aus 5 Generalen, 20 Stabsoffizieren und 106 Offizieren. Viele der höheren Offiziere hatten ihre Frauen und Kinder bei sich; einige ließen sie hier zurück und setzten um 5 Uhr ihre Reise nach Kassel allein fort.
Gestern sahen wir einen Hessen, der aus dem Feld als Krüppel zurückkam; er hatte das rechte Bein verloren. Hier wurde ihm ein Brief seiner bei Gelnhausen lebenden Braut mit Ring und Medaillon zugcstellt, worin sie ihm trocken und kalt die Mittheilung macht, daß sie einen Krüppel nicht heirathcn werde
und ihn aufgebe. Die Thränen, welche dem wackeren Soldaten in die Augen traten, zeigten zur Genüge, was er im Herzen fühlte.
In Mainz wird am 6. Nov. ein Gottesdienst und eine Versammlung stattfinden, um die Hilfe Gottes und den Schutz Mariens für den heiligen Vater anzurufen,,und die Maßregeln zu berathen und zu beschließen, welche die Katholiken zur Wahrung des Rechtes und der Freiheit des heiligen Vaters zu ergreifen haben.
Könige von Preußen ist die nachfolgende Bittschrift deutscher Fuhrleute übersandt worden, die wir in ihrer naiven Form und Orthographie wieder geben: „Seiner Majestät, des Königs. Sie Werden entjchuldlgen in Ihren Gnaden daß sämtliche Fuhrleute so frei sind und Sie mit einer Bitte belästigen. Da Wir bereits schon 10 Wochen mit unserem Fuhrwerke im Kriege Dienste geleistet habe», nahe an 200 Stunden nach Hause haben. Unsere Verhältnisse es dringend fordern Uns nach Hause zu begeben, indem sowohl unser Körper ats auch die Kräfte der Pferde erschöpft sind. Auch die dringenden Feldgeschäfte durch unsere lange Abwesenheit sehr Ruth gelieden habe». Wir schon mehrere male bei unserem Herrn Hauptmann um Entlassung baten aber nicht erfolgte. Deshalb ersuchen wir Sie Ihre königlich- Majestäd höflich und inständig mit der Unterthänigsten Bitte Sie möchten doch die Güte haben und uns zu unserer Entlassung verhelfen. Und Uns nach Möglichkeit mit der Eisenbahn schleunichst über Frankreich befördern. Hochachtungsvoll Ihre threuen Unterthanen." (Folgen die Unterschriften.) Die „Süddeutsche Presse" fügt hinzu: „Die braven Fuhrleute, welche sich hier die „threuen Unterthanen" des Königs von Preußen nennen, sind übrigens lauter Süddeutsche, zunächst biedere Kernschwaben, dann Badener und Rheinpfälzer. Hoffentlich gestatten die Verhältnisse die Erfüllung ihrer
Kassel, 31. Okt. Die Marschälle Bazaine, Canrobert und Leboeuf, sowie der General Changarnier haben die hiesige Stadt zu ihrem Aufenthaltsort gewählt. Canrobert ist bereits heute hier eingetroffen und hat Absteigequartier im Hotel du Nord genommen, woselbst die anderen Herren im Laufe des Tages erwartet werden. Mit Marschall Canrobert kamen ungefähr noch einige vierzig Personen, bestehend aus Offizieren (Adjutanten und Dienerschaft), sowie über 200 Centncr Gepäck und dgl. an. Der ehemalige Polizeipräsident von Paris Pietri ist zu Wilhclmshöhe eingetroffen und wohnt im Gasthof daselbst.
Kassel, 2. Nov. Die „Hess. Morgenzeitung" bestätigt, daß die Kaiserin Eugcnie in Wilhelmshöhe eingetroffen ist.
Wilhelmshöhe, 30. Okt. Der Kaiser hat am 26. d. M. (auf die Nachricht von Metz) wie an allen andern Tagen gespeist, d. h. sehr wenig; er ist überhaupt die Verzweiflung der Küchen- und Kellermeister und findet alles vortrefflich, aber ißt wenig und trinkt nochweniger. — Ich brauche wohl nicht die Versicherung zu geben, daß die von der Correspondance de Berlin verbreitete Nachricht der Uebersiedlung des Kaisers nach der Insel-Elba auf Erfindung beruht. (Wir erlaubten derselben deshalb auch ein Fragezeichen beizusetzen. Red.)
20,000 Franzosen werden nach Schleswig-Holstein gebracht. Da können sie die schleswig-holstein'sche Frage an der Quelle studiren.
Der Franxais meldet, daß in Paris Hausdurchsuchungen stattfinden, um von den Wohlhabenden versteckte Lebensmittel für den allgemeinen Gebrauch herbeizuschaffen. — Marschall Vail- lant, früher Minister des kaiserlichen Hauses, ist aus Frankreich verbannt worden.
Brüssel, 1. Nov. Jndependance belge veröffentlicht einen Brief des General Boy er, in welchem derselbe gegen die Anschuldigung Gambetta's, daß Metz durch Verrath gefallen, pro- testirt. In dem Briefe heißt es: Der Feind, mit dem wir kapitulieren, war der Hunger. (S. M.)
Aus Messina werden Answürfe des Aetna gemeldet: Lava fließt gegen Brunte und Paterno herab; letzteres ist schwer bedroht.
London, 31. Okt. „Daily News" behauptet, der „Ver- räther„ Bazaine sei bei seiner Abreise nach Wilhelmshöhe vom Volke insultirt worden. „Standard" behauptet, zwischen Preußen und Oesterreich sei aus Preußens Initiative eine Allianz abgeschloffen worden. (?) (N.-Z.)
London, 2. Nov. Daily News wird aus Tours, 1. Nov. gemeldet: Bourbaki (Befehlshaber der Nordarmee, Hauptquartier Lille) hat seine Entlassung eingereicht; dieselbe ist angenommen worden. (S. M.)
Englische Blätter veröffentlichen einen Brief Garibaldi's an einen englischen Geistlichen. In demselben heißt es: „Als Deutschland focht, um den Sturz des Napoleon Bonaparte zu bewerkstelligen, war ich auf Deutschlands Seite, jetzt bin ich ebenso natürlich mit Herz und Seele bei der französ. Republik, welche ich als einen der Pfeiler für die Freiheit der Welt ansehe ... Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, Frankreich ist nicht annähernd io niedergeworfen, als man gewöhnlich annimmt, und ich zweifle nicht im Mindesten, daß wir den Feldzug mit einer brillanten Schlußscene endige» werden." (Vorläufig dürfte die brillante Schlußscene, auf die sich der Held von Marsala spitzt, in dem Bombardement von Paris bestehen.)
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zailer'schen Buchhandlng.