süddeutschen Staaten erlangt, der wir einen großen Theil des Erfolges danken." Bald nach der Ergebung fuhr der Kaiser in offenem Wagen, dem 2 Ulanen voranritten, durch das Lager. Er schien sehr ruhig und rauchte eine Cigarrette. Eine Korrespondenz der Etoile beige meldet, daß General Failly von einem Soldaten, getödtet worden sei. (?) Eine andere Lesart lautet dahin, daß Mac Mahon, aufgebracht über die Unfähigkeit Failly's, denselben habe erschießen lassen. (?) Man sagt, Mac Mahon sei verwundet worden, als er sich baarhäuptig und mit offener Brust in das Handgemenge gestürzt habe, um den Tod zu suchen. (Dieser Mac Mahon wird von den Kriegskorrespondenten abwechselnd bald als Raufbold mit entblößter Brust, bald als träger Sieben­schläfer geschildert.)

(Aus den französischen Blättern.) DerSiecle schreibt:Kühn sind die Ulanen, das muß man ihnen lassen. Ein Mann sollte man es glauben? fand Mittel und Wege, in Vitry le-Franeais, also in eine feste Stadt einzureiten. Die ganze Einwohnerschaft läuft zusammen, unser Ulan reitet durchs Thor und über die Zugbrücke, kommt auf den Marktplatz und schreit:Ich bin ein Preuße und erkläre hiemit die Stadt für preußisch'' Nach dieser kurzen Besitznahme macht er Kehrt und verschwindet. Die Menge ist wie festgewurzelt nicht vor Schrecken, sondern vor Erstaunen, bis sie in ein großes Lachen ausbricht."

Als ein preußischer General mit 15,000 Mann in St. Ni­colas bei Luneville einzog, verlangte er zum Diner für seine 500 Offiziere ebensoviel Flaschen Champagner. Da nun der Maire fortgesetzt erklärte, er könne sie nicht herschaffen, so sagte endlich der General, er wolle ihm solche vorstrecken, und ließ aus der Bagage 500 Flaschen auftragen, die er dem Marschall Mac Mahon abgenommen hatte.Sich für den Champagner, den man den Franzosen genommen hat, noch von den Franzosen be­zahlen zu lassen, das ist ein ächt preußisches Raffinement", fügt der französische Korrespondent bei.

Stuttgart, 4. Sept. Der König hat alsbald, nachdem die Nachricht von dem glänzenden Sieg der deutschen Waffen hier eintraf, telegraphisch dem König von Preußen seinen Glück­wunsch zu dem unter seiner Führung errungenen herrlichen Sieg ausgedrückt. An die Königin von Preußen wurde von unserem König gleichfalls ein Glückwunsch-Telegramm gesendet. Auf An­ordnung des Königs wurde in sämmtlichen Kirchen des Landes ein Dankgottesdienst gehalten.

Stuttgart, 4. Sept. Gestern um 8 Uhr wurde in der Liederhalle eine zahlreich besuchte Volksversammlung abgchalten. Die von dem Komite in Borschlag gebrachten Resolutionen waren vor dem Beginn der Versammlung unter die Anwesenden zur Vertheilung gebracht worden und lauten: Dem heldenmüthigcn deutschen Heere und seinen Führern sprechen wir den heißen Dank des Volkes ans. Ihr Ringen und Siegen verbürgt dem Vater­lande den des hohen Opfermuthes werthen und durch das Blut der edlen Gefallenen geweihten rechten und wirksamen Frieden. Angesichts der kommenden Friedensverhandlungen und im festen Vertrauen auf die Vaterlandsliebe, Weisheit und Thatkraft der an der Spitze Deutschlands stehenden Männer erklären wir: 1) Deutschland hat einig, wie noch niemals in der Weltgeschichte, den Kampf allein, ohne Bundesgenossen, ausgenommen, es hat den Feind mit vernichtenden Schlägen zu Boden geworfen; Deutsch­land wird auch den Frieden allein zu schließen wissen. Das deutsche Volk, siegesbegeistert und seiner Stärke nach solchen Sie­gen bewußt, weist jeden Versuch der Vermittlung oder Einmi­schung der neutralen Mächte als unbefugten Eingriff in seine Angelegenheiten zurück. 2) Nur ein Friedensschluß der dem fran­zösischen Volke seine in den Schlachten erlittene Niederwerfung zum Bewußtsein bringt, wird ein dauernder sein. Falsche Groß- inuth nach solchem Angriff und nach solcher Kriegsführung wäre zu stets neuen Versuchen herausfordernde Schwäche. Die Wie­dergewinnung der Deutschland geraubten Provinzen Elsaß und Lothringen für das deutsche Reich ist die einzige Bürgschaft gegen die von den Franzosen unter jeder ihrer Regierungen versuchten Gelüste nach weiterem deutschen Land, der nationale Preis des nationalen Kampfs und Siegs. 3) Wie wir einig in den Krieg gingen, so soll der Friede uns einig finden. Durch den Beitritt der süddeutschen Staaten und die Erwerbung der lange verlore­nen deutschen Länder muß der norddeutsche Bund zu dem die ganze Volkskraft in sich schließenden deutschen Bundesstaat werden. Ein einiges Volk, Ein Heer, Ein Reichstag, Ein deutsches Staatswesen ist für Deutschland und Europa die Gewähr des dauernden sicheren Friedens. Zur Begründung dieser Resolutio­nen ertheilte der Vorsitzende, Rechtsanwalt Hölder, dem Dr. Elben das Wort, welcher in schwungvoller Rede seine Aufgabe löste, wobei er oftmals durch stürmischen Beifall unterbrochen wurde, namentlich als er die Nothwendigkeit der Vereinigung der deutschen Staaten zum deutschen Bundesstaat hervorhob. Der Redner schloß mit einem Hoch auf das tapfere deutsche Heer, seinen greisen Oberbefehlshaber und feine bewährten Feldherrn. Die Versammlung stimmte mit wahrem Enthusiasmus ein, und nahm die Resolutionen widerspruchlos an. Auf den Antrag Höl-

der's wurde sodann weiter beschlossen, den Inhalt der Resolutio­nen Seiner Majestät dem König, in dankbarer Anerken­nung der patriotischen Haltung der K. Regierung, durch eine Adresse zu unterbreiten, auch dieselben in gleicher Weise (im An­schluß an den bekannten Berliner Aufruf) dem deutschen Ober­feldherrn, König Wilhelm von Preußen, zur Kenntniß zu bringen. Nachdem der Vorsitzende die Versammlung geschlossen hatte, trennte sich dieselbe in patriotischer Erhebung, um dem sofort sich bildenden großartigen Fackelzug, der vor das königliche Schloß zog, sich anzuschließen. (St.-A.)

Stuttgart. Um künftiges Unglück für Frankreich zu ver­hüten, hat der Kaiser Napoleon von Sr. Majestät dem König Wilhelm erbeten, daß die Erziehung des Prinzen Louis in Korn­thal vollendet werde. Diesem berechtigten Wunsche soll höchsten Orts entsprochen worden sein. Die Ankunft des Prinzen in Kornthal soll demnächst erfolgen. (?) (B.-Z.)

Stuttgart, 5. September. Merkwürdiges Spiel des Schicksals. Als die Nachricht von der Geburt des kaiserlichen Prinzen Eugen Ludwig Johann Joseph Napoleon am 16. März 1856 aus Paris hieher telegraphirt wurde, bestellte der damalige kaiserlich französische Gesandte Graf von Bearn 2000 Jllumi- nationslampen. In Folge von Contreordre aus Paris unterblieb die Illumination, die Handwerksleute wurden entschädigt und die seither in einer Kiste verschlossenen Lampen fanden gestern Abend eine prächtige Verwendung. (B.-Z.)

Nach der Tüb. Chr. werden von den bei Sedan gemach­ten Gefangenen Württemberg 4000 Mann zugetheilt.

Aus Tübingen, 30. August, bringt dieK. Z." eine Nachricht, welche wir mit allem Vorbehalt wiedergeben: Bischof Hefele von Rottenburg ist, authentischen Nachrichten zufolge, fest entschlossen, auf keinen Fall sich dem Concilsbeschlusse über die päpstliche Jnfallibilität zu unterwerfen, und sein Domkapitel, sowie die hiesige theologische Fakultät stehen in dieser Beziehung ein­stimmig auf seiner Seite."

Karlsruhe, 2. Sept. Gestern Abends traf wieder ein Zug mit aus Frankreich ausgewiesenen deutschen Familien hier an, darunter eine Frau im Alter von 106 Jahren.

Karlsruhe, 31. August. Bei der heutigen Serienziehung der 35 fl.-Loofe wurden folgende Serien gezogen: Serie 767 2666 5016 5449 5919 4130 1460 1049 5260 554 5044 490

5818 3560 5077 4930 5890 7498 7636 3435 7610 481 5210

7332 7858 6543 3911 89 4596 6394 5330 2138 5365 2205 7043 4432 6078 5728 1470 4127 7119 413 4774 1310 1408

5151 2481 2953 6780 2316 2014 2950 42 1120 439 3463

4021 1707 2338 3390 6730 2592 5755 7M 6224 6837 5312 6784 7983 5709.

Zum Mannheimer Bahnhof braust ein Zug mit einem pommer'schen Regimcnte herein. Die Offiziere kommandiren zum Aussteigen und dirigiren ihre hungernde und dürstende Mannschaft nach der langen Reihe von Tischen hin, auf denen für die An­kommenden Erfrischungen aller Art bereit stehen. In diesem Augen­blick fährt von der entgegengesetzten Seite unangemeldet ein Zug mit leicht verwundeten und maroden Bayern in den Bahnhof ein. Ein jubelndes Hoch empfängt sie. Aber zugleich hört man die preußischen Krieger sich einander zurufen: zuerst bekommen unsere bayerischen Brüder, und jeder eilt mit den Erfrischungen zum andern Zug, und als die Bayern gelabt, gönnten sie sich auch etwas.

Der reiche Fabrikbesitzer Zeltner in Nürnberg hat auf seine eigene Kosten ein Lazareth für verwundete Krieger einrichten lassen. Er bekam lavier verwundete bayerische Soldaten. Am Geburtstage des Königs ließen diese ein Glückwünschungstelegramm nach Hohenschwangau ergehen und erhielten eine sehr huldvolle Antwort. Am Schluffe heißt es: Daß Ihr, trotz Eurer Wunden noch meiner gedenkt, rührt mich tief. Gott sei mit Euch!

DieSchlesische Zeitung" läßt sich aus München vom 29. August telegraphiren:Fürstbischof Förster (Breslau) hat in Rom bereits die Nicderlegung seiner Würde angezeigt."

Berlin, 1. Sept. Die Nordd. A. Z. deutet heute Abend an, daß die deutsche Gränze bis zur Maaslinie mit Metz als deutscher Festung vorrücken werde.

Berlin, 5. Sept. Beust will Rußland wegen eines Kon­greßvorschlags über die französische und orientalische Frage vor- fchieben. Preußen wird unzweifelhaft den Kongreß ablehnen.

(S. M.)

Köln, 3. Sept. Die Rücksichtslosigkeit, mit welcher in Paris gegen die armen Deutschen verfahren wird, ist dadurch charakterisirt, daß Kinder, die an den Masern und am Scharlach erkrankt waren, sich bei der Schaar befanden, weil sie keine blei­bende Stätte erlangen konnten. Eines dieser Kinder, wurde todt- krank auf Weisung des Ober-Bürgermeisters gebracht. Ein an­deres Kind war unterwegs gestorben und die Mutter trug stun­denlang die kleine Leiche im Arm.

Wir können mit dem August des Jahres Eintausend Acht­hundert und Siebenzig zufrieden sein, schreibt die Nordd. Mg. Ztg. Die an Ruhm und Ehren reiche Geschichte des deutschen Vaterlandes vermag diesem Monat einen gleichen nicht zur Seite