zu stellen. Sie kann es nicht, denn noch nie ist in so kurzem Zeitraum so Großes und Herrliches erstritten worden, und was noch höher zu schätzen: nie haben alle deutschen Stämme in so einträchtigem Verein neben einander gekämpft, geleitet von dem Einen großen Gedanken an das deutsche Vaterland. Die Einigkeit des deutschen Volkes, sie hat ihre Bluttanfe empfangen in dem denkwürdigen Monat August 1870, in welchem Preußen und Sachsen, Bayern und Badenser, Württemberger und Hessen, die vom Mecresstrand und die von den Alpen, bei Weißcnburg, Wörth, Metz und Beaumont als wackere, treue Kameraden und Brüder gemeinsam gerungen und mit ihrem Blute den Kilt gebildet haben, der das ganze Deutschland von nun an unauflöslich zu einem stolzen kräftigen Gemeinwesen verbindet."
Msr. Barnum in Newyork hat dem König von Preußen fünf Millionen Dollars in Gold geboten, für Ueberlassung des Kaisers Napoleon HI. (B.-Z.)
Im Spital in Bonn übergab ein preußischer Landwehrmann seinem Arzt? 16 Silbergroschen, „dies für Weib und Kind" sagte er und starb. Der Arzt kollektirte und legte noch 200 Thaler hinzu. (B.-Z.)
Bei Metz haben 3 Belgier und ein Deutscher sich als Jo- haniter, einer sich als Priester verkleidet, die Leichen beraubt, die Verwundeten erwürgt, um sie zu berauben. Ringe mit den Fingern abgeschnitten u. s. f. Die Hyänen wurden zum Glück verhaftet und nach Koblenz geschafft, wo sic ihres Lohns sicher sein können. Man fand bei ihnen 80 Ringe, 300 Uhren, Geldtaschen, Börsen, im Ganzen einen Werth von 200,000 Thlrn.
Fulda, 1. September. (Privatdepcsche der Frkftr. Ztg.) Zn der heule plötzlich geschlossenen Bischofsversainmlung war das Unfehlbarkeilsdogma einziger Discussion. Nach zuverlässigen Mitteilungen beschlossen die Bischöfe in dem zu erlassenden Hirtenbriefe die Gläubigen zur Unterwerfung unter das Dogma aufzufordern.
Bozen, 3. Srpt. Zur Feier der deutschen Siege heute Abends großer Fackelzug, Musik, begeisterte Hochrufe auf Deutschland. (Auch aus Meran erhalten wir ein Telegramm ähnlichen Inhalts.)
Paris, 3. Sept. (Senat ) Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Baron David, theilt mit, daß ein neuer Ausfallsversuch Bazaine's trotz der heldenmäßigen Anstrengungen der Truppen gescheitert sei, welche auch von dem König von Preußen anerkannt worden sei. Mac-Mahon sei gezwungen worden, sich in die Umgebung von Sedan zurückzuziehen. „Die preußischen Nachrichten sind hierüber noch ungünstiger für uns, scheinen aber nicht glaubwürdig. Unsere Unglücksschläge schwächen nicht unsere Energie, verdoppeln dieselbe vielmehr. Die Verteidigung von Paris ist in bestem Zustande, so daß Paris nach dem Urteile kompetenter Personen allen feindlichen Angriffen Widerstand leisten kann. Wir werden Paris auf den Festungswerke» und in den Straßen vertheidigen, ja, wenn es nöthig sein sollte, uns unter seinen Trümmern begraben lassen". — (Gesetzgebender Körper.) Z. Favre sagt: Wir sind einstimmig im Entschlüsse, uns bis zum Tode zu vertheidigen. Favre schlägt vor, die Executive in den Händen Trochu's zu konzcntriren. Palikao und die Kammer pro- tcstiren. (St.-A.)
Paris, 4. Sept. In der Nachtsitzung des gesetzgebenden Körpers vom 3. zum 4. theilt Palikao mit, ein Theil der Armee sei nach Sedan geworfen worden, der andere Theil habe kapi- tulirt. Der Kaiser sei gefangen. Angesichts dieser Nachrichten sei eine Diskussion jetzt unmöglich; Palikao ersucht um Vertagung der Sitzung. Favre beantragte, den Kaiser und die Dynastie der verfassungsmäßigen Rechte für verlustig zu erklären und aus der Mitte der Legislative eine mit Negierungsbefugniß ausge- staltete Kommission zu ernennen, deren Mission die Vertreibung des Feindes sei; ferner Trochu als Generalgouverneur zu bestätigen. Tiefes Stillschweigen. Sitzung auf Sonntag Mittag vertagt. (Dt.-A.).
Pari s, 4. Sept. Gesetzgebender Körper. Palikao erklärte: Frankreich hat 70,000 Mann noch verfügbar, ohne 200,000 Mobilgarden und die Nationalgarde. In fünf Tagen sind 500,000 Mann verfügbar. (S. M.)
Paris, 4. Sept. Abds. Die provisorische Regierung ist gebildet; sic besteht aus I. Favre, I. Simon, Picard, Pelletan, Eremienx, Ferry, Glais-Bizoin, Rochefort, Em. Arago, Garnier- Pagäs. Keratry ist Polizeipräfekt, Etienne Arago Maire von Paris; Gambetta Inneres, Favre Aeußeres, Magnin Finanzen, Simon Unterricht, Eremienx Justiz, Leflo Krieg, Grevy Staats- rathsprä'sidcnt, Lavertujon Generalsekretär der provisorischen Regierung. Trochu bleibt Generalgouverneur von Paris. Die Thüren des gesetzgebenden Körpers sind unter Siegel gelegt.
Paris, 5. Sept. Diesen Vormittag war das diplomatische Korps bei Lord Lyons versammelt. Fürst Metternich und Nigra treffen Reisevorbereitungen. Lavalette, der Gesandte in London, und Fleury, der Gesandte in St. Petersburg, telegraphieren ihre Entlassungsgesnche an die Regentin. Es herrscht ^allgemeine Kriegswuth. (S. M-)
Paris, 5. Sept. Das „Journal osficicll de la Ropublique
sranyaise" veröffentlicht folgende Proklamation: „Franzosen! Das Volk hat die Kammer hinter sich gelassen, welche nur zögernd für die Rettung des gefährdeten Vaterlandes arbeitete. Das Volk hat die Republik verlangt. Es hat seine Vertreter nicht auf die Höhe der Macht gestellt, sondern sie in Mitten von Gefahren eingesetzt. Die Revolution vollzieht sich im Namen des Rechts und der allgemeinen Wohlfahrt. Bürger! Wachet über der Stadt, die Euch anvertraut ist, morgen werdet Ihr zusammen mit der Armee die Rächer des Vaterlandes sein!" — Eine vollständige Amnestie für alle politischen Verbrechen und Vergehen ist erlassen. — Die Republik ist ferner proklamier in Lyon, Bordeaux, Gräuoble und anderen großen Städten. — Eine Proklamation des Polizeipräsekten Keratry erklärt, das Ziel der Republik sei wie 1792 die Vertreibung der fremden Truppen vom französischen Boden. — Der Name des Polizeipräfektcn wirft den Schatten schrecklicher Ereignisse vor sich her. Die Annäherung der feindlichen Heere vermehrt die Angst der Bevölkerung in's Riesige, läßt aber damit auch die Nothwendigkeit immer dringender erscheinen, vermittelst einer rücksichtslosen Terrorisirung dieser Angst Herr zu werden, dem Volk nur die Wahl zu lassen zwischen dem Kampf mit den Deutschen und der Einkerkung und Prozessirung als Hochverräther. — Palikao ist in Namur an- gekommcn. (St.-A.)
Der „Monikeur" konstatirt die Genugthuung, welche die Ausweisung der Deutschen auch der Börse einflößt, wo man sich unter einander verständigt, die „Gruppe der Deutschen" auch nach dem Frieden nicht wieder zuzulaffen, den deutschen Financiers, Spekulanten, Emissionen und Operationen den Platz für immer zu sperren. Auch in Havre wurden mehr als tausend- Deutsche ansgewiefen und auch dort ist leider die öffentliche und private Genugthung keine geringere.
Das „Journal des Dsbats" sagt einem Artikel: „8»rsu»i aorck-r" überschrieben: „. . . . Das Kriegsglück hat den Feind bis ins Herz des Landes hereingeführt. Das macht uns bitteren Schmerz, aber nimmt uns nichts von unserem berechtigten Vertrauen, „denn zwischen unsere Armeen und unsere aufrecht da stehende Hauptstadt genommen, was wird da aus den preußischen Armeen werden? Mit welcher Niederlage werden sie ihren kurzen Triumph bezahlen, und wie werden sie durch ein feindliches Land und von siegreichen Soldaten angegriffen ihren Rückzug bewerkstelligen? Vor 4 Tagen plauderte ein Freund von uns bei Chalons mit Ulanen: sie waren tief niedergeschlagen. Als der Freund sich nach dem Grund ihrer Traurigkeit erkundigte, antwortete einer derselben: „Wir fühlen, daß keiner von uns mehr aus Frankreich hinauskommen wird." Diese Meinung, ausgesprochen von einem Gegner (me!) möge uns beweisen, daß die Stunde der großen Rache bald schlagen wird." — Wenn nun dieses Journal, welches unter die einsichtigsten Frankreichs zählt, anfängt, bis ans Blödsinnige kindisch zu werden, kann man sich da noch verwundern über den Kohl, welchen die minderen Blätter ihren Lesern auftifchen!
Frankreich schwebt wirklich in Gefahr, auch Algerien zu verlieren. Der „Italic" wird darüber aus Tunis geschrieben: Unsere Araber nehmen ein großes Interesse an dem Kriege. So oft man Einem begegnet, fragt er nach Telegrammen. Sie verbergen ihre Freude nicht, wenn sie von einer neuen Niederlage der französischen Armee hören. Das kommt von der Idee, Algerien von der französischen Herrschaft wieder befreit zn sehen. Nach der Niederlage Mac Mahon's konnte man die Araber laut äußern hören, nun könne Frankreich sich in Algerien nicht mehr behaupten, und es werde nicht mehr lange dauern, so werde Frankreich diese Kolonie aufgeben müssen. Am 17. Aug. kam man in Tunis einem Komplott auf die Spur, welches die Ermordung sämmtlicher Europäer und die Unterstützung der Bewegung, die in Algerien sich vorbereitet, zum Zwecke hatte. Der Gouverneur Sidi-Selim vereitelte es und ließ einige Verhaftungen vornehmen.
Brüssel, 4. Sept. Die Jndependance bclge meldet: 2 Regimenter Turkos, 2 Regimenter kabylischer Freiwilliger, 2 Schwadronen Spahis und 1 Zuavenregiment sind aus Afrika in Frankreich eingetroffen. (S. M.)
Brüssel, 3. Sept. Hiesigen Zeitungen zufolge wurde Prinz Napoleon bereits Ende August bei Verlust seiner Stellung als kaiserlicher Prinz und seiner Senator-Dotation kategorisch ausgefordert, sofort nach Frankreich zurückzukehren.
Florenz, 1. Sept. Prinz Napoleon ist noch immer hier, wenn ihn die Zeitungen auch schon wohl ein Dutzend Mal ab- reisen ließen. (^-
Turin, 5. Sept. Auf der Börse und in der Presse nrcu- lirt das Gerücht von der Abdankung des Königs und einer Ministerkrisis in Folge der Uneinigkeit, welche Politik zu befolgen sei.
In Grangemouth (England) sind eine Anzahl Norddeutscher, auf der Durchreise nach der Heimath begriffen, aus Amerika ! angekommen. Unter ihnen — die ganze Gesellschaft betrug etwa 100 Personen — befanden sich 15 Wundärzte und 2 Krankenpflegerinnen. *
' Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.