werden gebeten, ihre Tornister im Lager zu lasten, um den Sol­daten des Mac Mahon'schen Korps zu dienen, welche beinahe alle die ihrigen auf dem Schlachtfeld- verloren haben."

DerJndependancc Belge" zufolge ist das Korps Douay von Belfort über Paris in Chalons eingctroffen. Die Mo­bilgarden haben das Lager in Chalons verlassen und sich nach St Manr begeben.

(Korpsbefehl Mac Mahon's.) Soldaten! Am 6. August hat Fortuna euren Muth betrogen; allein ihr habt eure Stellungen erst nach einem heldenmnthigen Widerstand von 9 Stunden ausgegeben. Ihr wäret 35,000 gegen 140,000, und seid durch die Ueberzahl erdrückt worden. Unter solchen Umstän­den ist eine Niederlage ruhmvoll, und die Geschichte wird sagen: Zn der Schlacht von Fröschweiler haben die Franzosen die größte Tapferkeit entfaltet. Ihr habt empfindliche Verluste erlitten, aber die des Feindes sind noch beträchtlicher. Wenn ihr nicht verfolgt worden seid (!), suchet den Grund dafür in dem Uebel, das ihr ihm zugekügt habt. Vergessen wir die harte Prüfung, die wir durchzumachen hatten. Das 1. Korps bildet sich neu und nnt Gottes Hilfe werden wir bald eine glänzende Rache nehmen. Marschall, Kommandeur des 1. Korps, Mac Mahon."

Courcelleä bei Metz, 18. A»g. Bis hieher ist die Eisen­bahnverbindung von Saarbrücken wieder hergestellt und ein großer Thcit des Militärs und Proviants ist somit bis fast unter die Mauern von Metz mit der französ. Bahn transportirt worden. Seitdem unsere Truppen die Zurückwerfung der fliehenden französ. Armee auf Metz bewirkt, ist das letzte Stadium des Krieges ein- getreteu. Die Armee wird eingeschlossen und muß trotz der Pro- viantvorräthe, welche auf eine so große Armee nicht berechnet sind, über kurz oder lang kapituliren. Läßt man auch 200,000 Mann vor Metz, so verbleiben zur Operation gegen Paris immer noch Z400,000 Mann, die jeden Widerstand brechen können. Mit der Mosellinie ist übrigens auch die Maasliuie gefallen und Verdun dürfte bald besetzt sein.

Vor Straß bürg, 18. Aug., schreibt man der Allg. Z.: Eine Schwadron der Unsrigen wurde in St. Moritz bei Schlett- statt von der Mobilgarde und den Bürgern angegriffen. Bür­ger schossen aus den Häusern; die Unsrigen wurden zersprengt, haben sich aber heute wieder voll gesammelt. Wir haben zwei Todie Heute ist nun ein Bataillon mit entsprechendem Geschütz und Cavallerie nach St. Moritz gezogen mit dem Aufträge : den Bürgermeister aufzufordern, diejenigen zu bezeichnen, welche be­waffnet waren; kann er das nicht, so wird die Einwohnerschaft, ohne Menschenleben zu gefährden, aus dem Ort getrieben und der Ort zerstört.

Karlsruhe, 22. Aug. Am 19. haben sämmtliche franzö­sische Vorposten bei Straßburg auf einen im Schritt mit weißer Fahne und blasendem Trompeter vorgehenden Parlamentär, wel­cher für französische Verwundete französische Aerzte verlangen sollte, geschossen, den Trompeter schwer verwundet, so daß der Parlamentär umkehrte. Belagerungstrain von Koblenz und Wesel vor Straßburg angekommen. Straßburg soll heute stark beschössen worden sein.

DerKöln. Ztg." schreibt man von Weissenburg: Von der Anmaßung einzelner gefangener französischer Offiziere sah ich gestern noch ein rechtes Beispiel. Ein älterer preußischer Gene­ral mit schon grauem Barte redete zwei gefangene unverwundete französische Offiziere sehr freundlich an. Die Flegel dankten kaum und hielten es nicht für nöthig, von ihren Stühlen nur aufzustehen. Da packte ein großer preußischer Unteroffizier, der zufällig in der Nähe stand, den einen Franzosen, der noch ein junges Bürschlein mit recht frech aussehendem Gesichte war, ohne Weiteres am Kragen, hob ihn in die Höhe und stieß ihn dann auf den Boden, zornig sagend:Sie Poliffon, wenn ein preu­ßischer General Ihnen die Ehre erzeigt, überhaupt nur ein Wort mit Ihnen zu reden, so gehört es sich, daß Sie dabei aufstehen!" Wie der Blitz sprang jetzt auch der andere französische Offizier auf. Ueberhaupt, die Unverschämtheit der Franzosen wird ihnen sehr gehörig von uns ausgetrieben werden, darauf kann man sich sicher verlassen.

Seme Königliche Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 16 . d. M. dem Bauinspektor Sapper in Caliv die nachgesucht Dienstentlassung gnädigst ertheilt.

Auf das erledigte Revieramt Hirsau wurde Revierförster Hepp i Abtsgmund versetzt, und das erledigte Revieramt Calmbach dem Forst amtsassistenten Nagel in Reichenbach überlragen.

Stuttgart, 21. August. Seine Majestät der König ha durch ein gestern an den König von Preußen gerichtetes Tele gramm seine herzlichsten Glückwünsche dem ritterlichen Feldherr, gebracht und den heldenmüthigen Truppen, welchen unter Desse, persönlichem Kommando glorreich zu siegen vergönnt war. Hier auf ist heute Abend die telegraphische Antwort aus Pont a Mouf son cmgetroffen, worin seine Majestät der König von Preuße, herzlichen Dank sagt für die Theilnahme an dem letzten Siege der, wie auch der Sieg vom 16.. solche Opfer forderte, daß di Freude sehr getrübt sei. Das Telegramm schließt: Bis hiehe hat Gott uns sichtlich geholfen; möge er uns ferner segnen!

Stuttgart, 22. Aug. Seit zwei Tagen treffen hier Briefe ein, welche de» Poststempel tragenDeutsches Hauptpostamt Ranzig." Bravo!!!

Stuttgart, 23. Aug. Das gegenwärtig von hier aus abgefchickte Commisbrod täglich 20,000 Laibe wird nach Mannheim an die von Schlesien kommenden preußischen Truppen verschickt. Die württ. Soldaten sind mit einer gut organisirten Feldbäckerei versehen. (B.-Z.)

Ulm. Gegen tausend Wagen mit Proviant liegen hier und können nicht weiter befördert werden, weil das Geleise gegen­wärtig wieder zn lauter Truppenzügen benützt wird. Schweres Belagerungsgeschütz (Krupp'fche Kanonen, deren Anblick den Ge­fangenen kein geringes Staunen einflößte), Artillerie, Pionniere, Bergleute waren es hauptsächlich, die theils nach Straßburg, theils nach Metz dirigirt wurden.

Ebingen, 19. August. Vom dem Dichter derWacht am Rhein", Max Schneckcnburger aus Thalheim, OA. Tuttlingen, lebt hier noch ein Bruder, vr. mell. Schneckenburger.

Mannheim, 15. Aug. Die Brodlieferungen der Bäcker der hiesigen Stadt und Umgegend haben seit gestern aufgehört, da der Kriegsschauplatz zu weit entfernt ist. Auch die neuerbauten Feldbacköfen von hier und Ludwigshafen sind entbehrlich geworden und stehen jetzt still. Jedoch dauern die Durchzüge von Schlacht­vieh, Haber, Mehl, Heu rc. noch ununterbrochen fort. Der Haber ist feit einigen Tagen um 3 fl. zurückgegangen; das Heus, das 5 fl. kostete, wird jetzt um 2 fl. 30 kr. verkauft.

München, 20. Aug. Die Stadt ist heute wieder beflaggt und froheste Begeisterung malt sich auf Aller Mienen: es ist zwar kein Sieg der bayrischen Truppen, aber es ist ein deutscher Sieg, den der Telegraph heute meldete, und die nationale Zu­sammengehörigkeit äußert sich in der neidlosen Freude über den Gewinn der Schlacht bei Metz durch die preußischen Brüder. Es geht ein Wehen durch die altbayrischen Gaue, davon man vor sechs Wochen noch keine Ahnung hatte. Der Preußenhaß ist spurlos verschwunden, und wenn erst die Söhne und Brüder, die jetzt draußen auf der Wahlstatt mit den Norddeutschen vereint kämpfen, heimgekehrt sein werden, wird Niemand sei er wer er wolle! noch Zwietracht und Haß gegen die predigen dür­fen, welche 1866 uns in ernster Zucht gelehrt haben, was uns noththue, und die jetzt in treuer Bundesgenossenschaft das seitdem Gelernte uns bewähren.

Berlin, 17. Aug. Zwei Caoallerie-Divisionen (12 Re­gimenter) werden nach dem Elsaß geschickt, um das Land zu durch­streifen. Ihre Aufgabe ist, Zufuhren abzufchneiden und Besatzungen abzufangen. Das 6. preußische Armeecorps (aus Schlesien) rückt in Frankreich ein, um die Südarmee zu verstärken.

Berlin, 17. August. Der Staatsanzeiger meldet: Das Auswärtige Amt des norddeutschen Bundes überwies dem ameri­kanischen Gesandten in Paris 5000 Thaler zur Unterstützung der aus Frankreich ausgewiesenen Deutschen, deren Zahl 70,000 be­trägt. Ein Telegramm desBörsencourier" berichtet: Die Lage der Deutschen in Paris ist schändlich.

Äerlin, 18. Aug. Die ministeriellen Blätter, Provinzial- korr., wie Nordd. A. Z., bezeichnen ganz sachgemäß Elsaß und Lothringen als deutsche eroberte Provinzen. Die letzten Nach­richten vom Kriegsschanplmtze lassen denn auch nicht daran zwei­feln, daß die Eroberung eine dauernde sein werde. Die Siege bei Metz und Marslatour (dazu Gravelotte!) sind ersichtlich ent­scheidend und geben schon jetzt die Bürgschaft, daß der Preis des Sieges den dafür gebrachten großen Opfern entsprechen werde. (S. M.)

Berlin, 20. Aug. Zur Reorganisation des Postdienstes nach preußischem Muster begibt sich der Generalpostdirektor Ste­phan nach den von den Deutschen besetzten französischen Gebiets- theilen.

Preuß. Blätter erzählen: Als die 130 franz. Offiziere in Königsberg ihr Traktement ausgezahlt erhielten und nun je­der über den Empfang quittiren sollte, stellte es sich heraus, daß 17 von ihnen nicht einmal ihren Namen schreiben können. Das nennt man: an der Spitze der Civilisation marschiren!

Berliner Blätter halten nicht mehr hinter dem Berg, sie nennen die Heimführung von Elsaß und Lothringen als Preis fin­den schweren Kampf. Deutschland müsse nur, wie im Kriege, so im Fri'edensschluß energisch auftrcten, dann werde das neidische Ausland sich fügen. Den Ausfall an Verdienst während des Krieges, d. Kopf täglich 5 Sgr., berechnen dieselben Blätter täglich auf 6'/, Mill. Thaler.

Flensburg, 18. Aug. Seit den preußischen Hieben sind die Dänen von ihrem Jnvasionsfieber gründlich geheilt und schä­men sich, halten sich auch für superklug, daß sie neutral geblieben sind. Nebrigens war Preußen nach der Mobilmachung für Alles ge­rüstet. Vogel v. Falkenstein konnte mit den 200,000 Mann, die ihm zu Gebot standen, mit der geschickten Verkeilung der­selben und der angeordneten Küstenbewachung jeden Augenblick so viel Soldaten einem Landungsversuch entgegen werfen, daß wohl Niemand von den Landenden entronnen wäre. (S. M.) Paris, 18. Aug. Ich erfahre von gut unterrichteter Seite,