Motto.

24. August. Sorgt nicht für euch für heute oder morgen, Der ganzen Welt gehören unsere Sorgen.

25- Lerne nur das Glück ergreifen,

Denn das Glück ist immer da.

Tages-Neuigkeiten.

Telegramme.

Chalons, 20. Aug., Abds. Amtlich. Der Kaiser besichtigte gestern zu Pferde mehrere Armeekorps. Ueberall umringten die Soldaten den Kaiser, verlangend, vorwärts zu marschiren. Das Kriegsgericht verurtheilte die bei den Unruhen in La Dillcte bethciligten Robinat und Saint Hubert zu 10 Jahren Zwangsarbeit, Drest zum Tode. Banvonrt und Annilat wurden freigesprochen. (S. M)

Pont a Mousson, 21. August. Man bringt noch fort­während französische Gefangene ein. Gestern Abend kam ein Transport von 2000, darunter 36 Offiziere, heute einer mit 54 Offizieren, darunter General Plomben. Der Verlust der Franzosen in den Gefechten der letzten Tage bei Conrcelles am 14., bei Pionvilles am 16., bei Gravelotte am 18. betrug allein an Todten 1215,000, und wenn man hiezu die Gefangenen, sowie die gewöhnlich auf die Todten fallenden Verwundeten zählt, so kann der Gesammiverlust französischerseits nicht unter 50,000 Mann betragen. Bei Gravelotte machten wir etwa 4000 Ge­fangene. (S. M.)

Paris, 21. Aug. Die Amtszeitung veröffentlicht ein De­kret, betr. die Ausgabe einer Anleihe von 750 Mill., verzinslich vom I. Aug. 1870. Emissionspreis 60,60. Die Zeichnung be­ginnt am Dienstag. Sie wird geschlossen, sobald der Betrag ge­deckt ist. Nur die am Schließungstage entgegengenommenen Zeich­nungen werden einer verhältnißmäßigen Reduktion unterworfen. Zeichnungen unter 3 Fr. Rente werden nicht zugelassen. Ein Fünftel des Zeichnungsbetrages ist eiuzuzahlen. (S. M.)

Berlin, 22. Aug., Nachmittags. Brief Seiner Majestät des Königs an Ihre Majestät die Königin. Nezouville, 19. August.Das war ein neuer Siegcstag gestern, dessen Folgen noch nicht zu ermessen sind. Gestern gingen das 12. Corps, die Garde und das 9. Corps gegen die nördliche Straße von Metz nach Verdun bis Saint Marcel und Donconrt, gefolgt vom 3. und 10. Corps, während das 7. und 8., sodann auch das 2. bei Rezouville bei Metz stehen blieb, als jene Corps rechts schwenk­ten. In sehr waldigem Terrain, gegen Nerveille und Saint Privat begannen diese Corps gegen Gruvelotte, nicht heftig, um die große Umgehung gegen die starke Position bei Amanviellers und Chatel bis zur Metzer Chaussee abzuwarten. Der Feind setzte in den Wäldern heftigen Widerstand entgegen, so daß nur langsam das Terrain gewonnen wurde. Saint Privat wurde vom Gardecorps, Verneviile vom 9. Armeecorps genommen. Das 12. Corps und die Artillerie des 3. griffen nun in das Gefecht ein. Gravelotte wurde von den Truppen des 7. und 8. Corps und die Wälder von beiden Leiten gewonnen und mit großem Verluste behauptet. Um die durch die Umgehung zurück- gedrängten feindlichen Truppen nochmals anzugreifen, wurde ein Vorstoß über Gravelotte bei einbrechender Dunkelheit unternom- wen, der auf ein so enormes Feuer hinter den Schützengräben en otaxe und Geschützfeuer stieß, daß das eben eintreffende 2. Corps den Feind mit dem Bajonette angreifen mußte und die feste Position vollständig nahm und behauptete. Es war 8 Uhr, als das Feuer auf alle» Punkten nach und nach schwieg. Bei jenem letzten Vorstoß fehlten die historischen Granaten von Ko- rüggräh nicht, aus denen mich diesmal der Minister v. Roon rmfernle. Alle Truppen^ die ich sah, begrüßten mich mit ent­husiastischem Hurrah, sie ihaten Wunder von Tapferkeit gegen einen gleich braven Feind, der jeden Schritt verthcidigte und oft Offensivstöße unternahm, die jedesmal zurückgeschlagen wurden. Was nun das Schicksal des Feindes sein wird, der in dem ver­schanzten, sehr festen Lager Metz zusammengedrängt steht, ist noch nicht zu berechnen. Ich scheue mich, nach den Verlusten zu fragen und Namen zu nennen, da nur zu viele Bekannte oft unverbürgt benannt werden-, Dein Regiment sott sich brillant ge­schlagen haben; Waldersee ist ernstlich verwundet, wie man sagt, aber nicht tödtlich. Ich wollte hier bivouakiren, fand aber nach einigen Stunden eine Stube, wo ich auf einem mitgeführten kö­niglichen Krankenwagen ruhte; und da ich nicht ein Stück meiner Equipage von Pont a Mousson bei mir habe, völlig angezogen seit dreißig Stunden bin. Ich danke Gott, daß er uns den Sieg verliehen. Wilhelm.

Berlin, 22. Aug. Offizielle militärische Nachrichten: In der Schlacht am 18. (Gravelotte) waren vorzugsweise engagirt: die Garde, das 2. (Pommern), 7., 8. (Rheinpreußen), 9. (Schles- wig-.siolstein) und 12. (Sachsen) Armeekorps. In Reserve be­fanden sich das 3. und 10. Korps (Brandenburg und Hannover). Von diesen nur geringe Abtheilungen im Gefechte, größtentheils Artillerie. Der Feind in festungsähnlicher Position mit seiner ganzen Armee, ausgenommen das Korps Mac Mahon und 2 Divisionen Failly. Bei Einbruch der Nacht sämmtliche Höhen

erstürmt. Verlust noch nicht annähernd zu übersehen. General Granshaar (Lachsen), Oberst R ö d e r, Erkert todt. Dauer der Schlacht von 12 Uhr Mitttags bis 9 Uhr Abends. Mehrere tausend Gefangene gemacht. Pontamuffon, Genecalquartiermeister v. Podbielsky. (S. M )

Kriegsschauplatz.

Die Etoile belge in Brüssel hat eine Depesche von ihrem Korrespondenten aus Verdun erhalten, worin es über den Kampf vor Metz am 14. u. a. heißt: Der Divisionsgeneral Decaen tst am Bein verwundet worden, der Divisionsgeneral Castaing am Arm, der Marschall Bazatne erhielt einen Bombensplitter in die Wange; der Oberst vom 44. Linienregiment blieb auf dem Schlachtfelde und eine große Anzahl von Offizieren. Die Preu­ßen haben allerdings viele Leute verloren, aber sie haben Med fast erstürmt.

Harrancourt (an der Bahn zwischen Luneville und Ran­zig) den 16. Aug. Heute früh kam wieder eine Nachricht von einem großen Sieg der Preußen bei Metz bei uns an. Viele Gefangene, Bagage, 2 vollständige Pontonzüge und 2 vollständige Eisenbahnzüge mit Lebensmitteln u. s. w. kamen wieder in preu­ßische Hände. Immer werden Siege erfochten. Dürften wir auch dabei sein! Heute hat die ganze württ. Division Rast­tag nach einigen sehr starken Marschtagen. Wir liegen hier in einem größeren Dorfe, das glücklicherweise noch nicht ganz aus- gegessen ist, im Quartier; man kann sich sogar noch einigen Lu­xus erlauben, es gibt da und dort noch einige Flaschen sehr guten Wein, und diesen Brief schreibe ich bei einem Glase Absinthe.

Gelegenheit hat man, sein Bischen Französisch anzubringen. Die Leute verstehen einen ganz gut; was man verlangt, wird aufgctragen. Obgleich wir den Bewohnern kein Haar krüm­men, haben diese Angst vor uns; von Seiten ihrer Regierung wurde ihnen weiß gemacht, daß wir alles zusammenhauen und zusammeubrennen. Eben wird unser Mittagessen aufgetragen, von zwei Leuten der Kompagnie gekocht, ein lukullisches Mahl, Spätzlessuppe rc. Es hat Tage gegeben, wo man nur Fleisch und keinen Bissen Brod haben konnte. Unser Lager ist gegen­wärtig immer Stroh, es schläft sich aber ganz herrlich darauf.

Morgen marschiren wir nach Nanzig. (S. M.)

Kehl, 18. Aug. Täglich werden aus Straßburg Ausfälle gemacht, die mit mehr oder weniger Verlust zurückgeschlagen wer­den, allein Anschein nach muß sich die Festung bald ergeben, oder sie wird eine furchtbare Beschießung durchzumachen haben. Seit gestern Abend 7 Uhr, jetzt 24 Stunden, brennt es in der Ruprechtsau, bald da, bald dort, so daß Straßburg ganz mit Rauch überzogen ist und wir hier Brandgeruch haben. (S. M.)

Kehl, 20. Aug. Die gestrige Kanonade wurde dadurch herbeigeführt, daß die hiesige Artillerie nach Aufstellung ihrer beiden Batterien durch einige Schüsse Probe machen wollte, ob ihre Berechnung eine richtige sei; es war deßhalb auf dem Dort Kehler Kirchenthurm ein Beobachtungskorps aufgestellt, das nach jedem Schuß duch Kavalleristen in die Batterien den Erfolg be­richten ließ; nach dem ersten Schuß von unserer Seite wurden wir aber von Straßburg derart von Kugeln aller Art überhagelt, daß sofort von dem hiesigen Kommando beschlossen wurde, eine ernstliche Beschießung zu eröffnen, die denn auch sehr wirksam gewesen sein soll. Straßburg hat uns ungefähr 800 Schüsse zugeschickt, und trotz dem von hier aus blos Vollkugeln gefeuert worden sind, lauter Bomben, Granaten und Zündraketen; die Empörung der hiesigen Artillerie darüber ist ungeheuer, denn die Franzosen haben dadurch nicht unfern Batterien geantwortet, sondern blos Kehl verderben wollen; glücklicherweise haben sie unter allem Begriff schlecht geschossen, Kehl wäre sonst heute ein Schutthaufen. (S. M.)

Die Schlachten am 16. bis 18. August haben Ähnlichkeit mit der Schlacht bei Leipzig am 16. bis 18. Oktober. 16. August Schlacht bei Mars la-Tour, 17. Ruhe, unbedeutende Gefechte, 18. Entscheidungsschlacht bei Metz. 16. Oktober bei Möckern, 17. Ruhe, 18. Entscheidungsschlacht. Derselbe Feind, aber quas wutLtio rorurn: Das Schlachtfeld ist in Frankreich, statt in Deutsch­land.

Verschiedene Zeitungen enthalten folgende Depesche: Stutt­gart, 21. August. (Offiziell.) Die Vogesenfestung Pfalzburg, welche bisher von den württembergischen Truppen eingeschlossen rvar, hatte gestern Nachmittag bereits kapitulirt.

Nach derKöln. Zeitung" würden die Preußen bei Mars­latour etwa 15,000 Mann Verlust gehabt haben, die Franzo­sen noch viel mehr. Es waren etwa 70,000 Mann deutscherseits im Feuer; die Schlacht dauerte 12 Stunden, und so ist der Ver­lust je des fünften Mannes wohl erklärlich. Bei Gravelotte aber waren gegen 200,000 Mann deutscherseits in der Schlacht; da mögen die Verluste sehr beträchtlich sein, weil starke Positio­nen zu nehmen waren.

Im Lager von Chalons stehen nur noch Linientruppen' Wie es aber dort aussieht, kann man aus folgendem Passus aus einem Briefe an denMoniteur" ersehen:Alle Mobilgardcn