Morts.

17. August. Wer ist denn wirklich ei» Fürst? Ich had' es immer gesehen:

Der nur ist wirklich ein Fürst, der es vermochte zu sein.

18. Ein verständiger Freund ist goldene Münze.

Deutsch Oesterreich.

Eine der Zahlen, welche Napoleon einsetzte, als er die Zahl seiner Freunde addirte, war neben den Süddeutschen auch Oester­reich. Dort hoffte er auf die Nachwirkungen der Rheinbundsge­danken und einer Presse, in deren Spalten das Wortlieber französisch als preußisch" als Parole aufgeworfen wurde, hier rechnete er ans den Gedanken der Rache für «vadowa.

Die Zahlen, die er eingesetzt hatte, verflüchtigten sich unter dem Wehen der patriotischen Begeisterung zu Nullen; einmüthig steht Süddentschland an der Seite der preußischen Waffen, ein- niüthig erklärte Deutsch-Oesterreich den Krieg gegen Deutschland als Berrath an dem Vaterland.

Die leitenden politischen und militärischen Kreise neigten Anfangs zum Kriege, wenigstens zu jener bewaffneten Neutrali­tät, welche es ermöglicht hätte, dann, wenn derösterreichische Reichsgedanke", wie man es zu.nennen beliebt, es erfordere, ein- zulreten in den Kampf selbstverständlich nicht zu Gunsten Deutschlands gegen Frankreich. Die feudalen und klerikalen Kreise bildeten den Ehorus zu den Solis österreichischer Chau­vinisten, und nur die bedenkliche Stimmung des Volkes mahnte zur Vorsicht. §

Unterdeß hat der 6. August den doppelten Sieg der deut­schen Waffen gebracht, und Gras Beust bestlt sich, erklären zu lasten, daß die Linie der in der Depesche des Reichskanzlers vom 20 Jnli vorgezcichneten Politik strikter, unbewaffneter Neutrali­tät keineswegs überschritten worden sei.

Für die Erklärungen des sächsischen Grafen sind wir keinen Dank schuldig, denn sie entspringen dem Interesse und der poli­tischen Nothwendigkeit.

Desto innigeren, aus der Tiefe des Herzens quellenden Dank schulden wir unfern wackern Brüdern in Deutsch-Oesterreich, welche, dem Instinkte des deutschen Herzens folgend, Oesterreichs Krieg gegen Deutschland schon beim Beginne des Kampfes, als Frank­reichs Waffen noch im ungebrochenen Glanz des Ruhmes strahl­ten, für eine Schmach erklärten.

Dieser Instinkt war entfernt von der Sophistik gewisser Journalisten, deren größerer Haß gegen Napoleon defi Haß ge­gen Preußen nothdürftig besiegte. Er ging unbeirrt auf sein Ziel los, und verschaffte sich einen Ausdruck in der Verkündigung der Solidarität der Interessen aller,so weit die deutsche Zunge klingt."

Das wird ihnen nie vergessen werden, und die Flamme der Liebe zu unseren Brüdern an der Donau und in den Alpen lo­dert mächtiger denn je empor.

Und wenn der Kaiserstaat an seinen inneren Schwierig­keiten in seiner jetzigen Gestalt zu Grunde gegangen sein wird sie wissen, wo das Haus ist, das seine Thore weit macht, vm diejenigen zu empfangen, die in den Tagen der Gefahr ein Schirm und eine Zierde des deutschen Namens gewesen sind.

T a g c s - N c u i g ! e r t c ii.

Telegramme.

Paris, 13 August. Palikao erklärt, Bazaine habe das Oberkommando über die ganze Armee übernommen. Die Arbeiten zur Vertheidigung sind fast vollendet. In Folge der Beifalls- deteuaungen der Gallerten bei einem Angriffe Gambetta's auf die Negierung konstituirte sich der gesetzgebende Körper als ge­heimes Comitä und verwirft den Gesetzentwurf bezüglich Einsetzung eines Vertheidigungscomita. Der Gesetzentwurf, betreffend die Ausgabe von 2400 Millionen Frcs., wurde in öffentlicher Sitzung > einstimmig genehmigt.

London, 13. Ang. Die Proklamation des Königs Wil­helm (beim Ueberschreiten der französ. Gränze) ist iii^den Pa­riser Zeitungen unterdrückt worden. (s. M.)

Karlsruhe, 14. August.. Nach PrivatnaLrichten ist in Straßburg Fleisch Mangel; deutsche Etablissements sollen dort angegriffen worden sein. (S. M.)

Berlin, 14. August. Der Prcuß. St.-Anz. sagt über die neueste französische Maßregel, betreffend die Austreibung der Deutschen vom französischen Boden: Die verbündeten deutschen Negierungen, gestützt auf den eimüthigen Willen der Nation, werden alle Mittel aufbietcu, um den vertriebenen Brüdern jede Hilfe und Unterstützung zu gewähren, keineswegs aber wird Deutschland im Bewußtsein seiner eigenen Würde und Ehre an den friedlich unter uns lebenden Bürgern Frankreichs die terro­ristische Gewaltthat strafen, mit welcher die franz. Regierung die beiden zu heilsamerem Wettkampf berufenen Nachbarvölker zu entzweien trachtet. (S. M.)

H amburg, 14. Aug. Die französ. Blokade erstreckt sich auf die Elbe, Weser, Eider und Jahde. Der Gouverneur von Helgoland verweigerte, einen Lootsen behufs Geleitnng des französ. Parlamentärschiffes nach Cuxhaven mitzugeben. (S. M.)

Bern, 14. Aug. Der Bundesrath beschloß heute in einer Extrasitzung, die ausgewiescnen Deutschen an der Gränze unter- ^ stützend zu empfangen. Die sämmtlichen Süddeutschland angehö- rigen Ausgewiesenen werden über Genf in ihre Heimath geschickt.

Die süddeutschen Regierungen haben den Bundesrath gebeten, sich ihrer Landesangehörigen hilfreich anzuuehmen und sie in die Hei- mach zu befördern. (Nach einem Berner Telegramm bewilligen die schweizerischen Eisenbahnverwaltungeu den aus Frankreich aus­gewiesenen bedürftigen Deutschen Beförderung um die halbe Fahr­taxe.) (S. M.)

Paris, 14. Aug. Offiziell. Die preußische Kavallerie be­setzt Nan zig (50,000 Einw.) (S. M.)

Stuttgart, 15. Aug. Der Minister des Aeußern hat auf telegr. Anfrage von der russ. Gesandtschaft in Paris, unter » deren Schutz die Württemberger gestellt sind, durch Vermittlung der russ. Gesandtschaft in Wien folgendes Telegramm erhalten: Wien, 15. Aug. Baron Varnbüler in Stuttgart. Mein Col­lege in Paris gibt Ihnen Nachricht von heute morgen: Es ist keine Answeisungsverfügung getroffen. Friedliche Deutsche, wel­che in Frankreich zu bleiben wünschen, sind dazu ermächtigt. Nä­heres folgt."

Stuttgart, 15. Aug. Der württemb. Feldtelegraph ist gestern unter der Leitung des Inspektors zur Division abgegangen.

Berlin, 15. Aug. Die ministerielle Nordd. A. Z. schreibt:

Heute ist Napoleonstag, und da Frankreich diesen nicht mehr feiert, so thuu wir ein Uebriges und feiern diesen letzten Na­poleonstag. (S. M.)

Paris, 15. Aug. Amtlich. Der Kaiser reiste gestern mit seinem Sohn von Metz nach Verdun. Er hat zuvor folgende Proklamation erlassen: Ich verlasse Euch, um gegen die Inva­sionen Frankreichs zu kämpfen. Ich vertraue Eurem Patriotis­mus die Vertheidigung von Paris an. Aus To ul vom 14. amtlich gemeldet: Die Preußen standen Nachmittags nur noch 1500 Meter entfernt. Eine Rekognoscirungspatrouille stieß mit 200 preuß. Ulanen zusammen. Ein franz. Gendarm wurde ge- tödtet. Die Preußen forderten die Festung zur Uebergabe auf.

Die Aufforderung wurde zurückgewiesen. (Der N. Zür. Ztg. wird aus Bern folgendes Pariser Telegr. vom 15., früh nach Mitternacht, mitgetheilt:Der Minister des Innern zeigt an, daß die Preußen Vigneulles (ein Dorf im Maasdepartemcnt bei Commercy an der Maas) besetzt haben und am Abend in St. Mihiel an der Maas eingezogen seien"). (S. M.) '

Paris, 15. Aug. In der Vorstadt La Vilette fanden ge­stern Abend Ruhestörungen statt. Die Amtszeitung theilt darüber Folgendes mit:80 Individuen, bewaffnet mit Dolchen und Revolvern, griffen den Posten an der Pompierskaserne an.

Zwei Pompiers und drei Stadtsergeanten wurden verwundet, ein Stadtscrgeant getödtet. Die Unruhen wurden mit Hilfe der Bevölkerung unterdrückt, 50 Individuen verhaftet". (B.-Z.)

Kriegsschauplatz.

Wer den Schwaben je einmal Ausdauer absprach, der mußte von seiner Ansicht bekehrt werden durch den Anblick des Kampfs bei Wörth. Für den Einsender bleibt es ein unvergeßlicher Eindruck, wie unsere schmucken Jäger, die den ganzen Tag mar- schirt waren, und, eben wegen der Schlackst, noch nicht abgekocht hatten, im Sturmschritt den grünen Bergubhang hinanfstürmten, um sich in die Reihender Kämpfenden einzukeilen; mit demselben Feuer stürmte das 2. Regiment, dem das 5. sich anschloß. Da war von Müdigkeit und Erschlaffung nichts zu sehen. Nachher aus dem Verbandplatz noch zeigten die Leute einen Heldenmuth im Verbeißen des Schmerzes, eine Freude über den Sieg, der dem, der's gesehen hat, unvergeßlich bleiben wird. Nicht geringen Antheil an diesem Geist hat der Umstand, daß die Offiziere alle Strapazen mit dem Gemeinen theilen und da. wo nicht die Auf­rechthaltung der Disciplin ein strenges Auftreten nöthig macht, ein freundliches Verhältniß mit der Truppe unterhalten. (S. M)

Ans Ingweiler. Seit wir auf Kartoffelfeldern lagern, essen wir alle Tage gesottene Kartoffeln. Unser einziger Wunsch ist immer weiter hinein in's Französische. Wir bekommen Mor­gens und Abends Kaffee, ein großes Stück Brod, Mittags ein großes Stück Ochsenfleisch oder Schinken mit Reis oder Gries. Bei Reichshofen nahm sich ein Jeder von uns eine wollene Decke, deren 4 Karren voll da standen. (S. M.)

Der Kriegskorrespondent der Times hat die Schlacht bei Saarbrücken am 6. Aug. im franz. Lager gesehen. Er be­richtet u. A.: Bezüglich der Milrailleuse sagten die franz. Offi­ziere, man sei sehr enttäuscht über die Erfolge des neuen Mord­gewehrs. In Bezug auf die Artillerie ist der Korresp. über­zeugt, daß die Ueberlegenheit der Preußen groß sei, und aus manchen seiner Bemerkungen geht hervor, daß dieselbe in aus­giebigster Weise verwendet wurde unv mitunter vortrefflich schoß. So wird berichtet, daß ein Schuß in einen franz. Munitions­wagen eine ganze Batterie in schrecklicher Weise demolirte, so daß ein Bespannungspferd als einziges lebendes Wesen unter Leichen und Trümmern übrig blieb. Die franz. Verluste waren über-