mittag besichtigte der Kaiser die in der Umgegend kouzentrirten Truppen. Die Haltung der Truppen ist ausgezeichnet. Die Verbindung mit Straßburg ist unterbrochen.

Nach soeben uns zugehenden völlig zuverlässigen Nachrichten war es württembergische Kavallerie, der sich die Feste Lütze (stein am 9. Aug. ergab. Oberlieutenant Heck er vom I. württ. Reiterregiment kom- mandirte die Nekognoszirungspatrouille, welche die Uebergabe des sehr schwach besetzten Forts erzwang. Ein Bataillon Jäger besetzte sodann Lützelstein.

Aus der erste» amtlichen Verlustliste der württembergischeu Feld­division von der Schlacht bei Wörth am 6. Aug. entnehmen wir folgende Namen: To dt: Obermann Johann Georg Dingler von Oberjeltingen, Jäger Schulz von Altstadt. Verwundet: Feldwebel Johann Jakob Heigiß von Ebhausen, Schuß in den Unterleib, Obermann Johann Kapp von Bondorf, Schuß im rechten Unterschenkel, Soldat Christian Bäßler von Freudenstadt, Verwundung unbekannt, Soldat Johann Friedrich Beilharz von Haiterbach, Verwundung an Ler^ linken Hand (ist in der Kleinkindcrschuse Ludwigsburg), Soldat Georg Frey von Rötb, Verwun­dung unbekannt, Soldat Friedrich Fischer von Hirschweller, Verwundung unbekannt, Soldat Christian Hayer von Pfalzgrasenweiler, Schuß im rechten Unter'chenkel, Soldat Johann Huber von Jselshausen, Schuß im Nucken, Soldat Johann Jakob Müller von Gültlingen, Schuß in me rechte Hand, Soldat Karl Friedrich Pflüger von Haiterbach, Schuß im Arm, Soldat Johann Georg Schlack von Freudenstadt, Schuß in den Rücken, Soldat Josef Straub von Bieringen, Schuß am linken Arm, Soldat Christian Gottlob Schnaith von Unterjesingen, Schuß am Arm, Soldat Friedrich Wacker von Ottenbrvnn, Schuß in die rechte Schütter, Soldat Jakob Friedr. Weimer von Oberjettingen, Verwundung unbekannt, Soldat Johann Georg Ziegler von Schönbronn, Schuß in die rechte Schulter, Soldat Karl August Frobmüllcr von Rohrdorf, Schuß im Un­terschenkel, Soldat Johann Georg Bahnet von Egenhausen, Schuß durch den linken Vorderarm, Soldat Fridolin Rebholz von Büttelbronn, Streif­schuß am linken Vordersuß (ist im Stadtspital Ludwigsburg), Jäger August Mast von Freudenstadt, Jäger Johann Martin Supper von Gärtringen, Jäger Anton Singer von Altheim, Streifschuß durch den linken Oberschenkel (im Privatkrankenhans Ludwigsburg), Jäger Franz Schwab von Pfalzgrasenweiler, Streifschuß an der. linken Hand (Privat­krankenhaus Ludwigsburg). Vermißte: SotdatZPeter Eußlen von Ebhausen, Soldat Johann Georg Enßlcn von da, Soldat Joh. Friedr. Köble von Attenstaig, Soldat Johann Georg Notier von Gültstein, Sol­dat Joh. Roller von Bondorf.

Stuttgart. Unsere schwerverwundeten württembergischen Soldaten liegen in dem niederelsäßischcn Dorfe Sulz, wo bereits ein großer Mangel an Lebensmitteln sowohl, als an Lazareth- gegenständen eingetreten ist. Der Fürst von Waldburg-Zeil- ^ Trauchburg, welcher als Deputirter unseres Königs für das sa- nitätswesen dem württembergischen Hauptquartier beigegeben ist, wendete sich deßhalb an den hiesigen Sanitätsoerein, welcher schon nach wenigen Stunden 163 Pfund Reis, Gries und,Gerste, 162 Pfund Chocolade, 120 Laibe Brod, 8 Ctr. Mehl, l Faß Zwetsch­ken, 2 Kisten mit Würsten, etwas Wein, sonstige Erfrischungen und Verbandzeug für 40 Betten absendete und diesen Transport wegen Unzuverlässigkeit der Verbindungen durch einen eigenen Abgeordneten begleiten ließ.

Stuttgart, 12. Aug. Bis vorgestern Mittag haben sich 628 junge Männer zum freiwilligen Eintritt in das Heer ge­meldet, was um so erfreulicher ist, als das Kriegsministerium um so mehr einberufene Familienväter wieder entlassen kann, je mehr solche Freiwillige unter die Fahnen treten; cs wäre deßhalb höchst wünschenswert, daß der für die Ausstattung dieser jungen Män­ner gebildete Verein auf das Kräftigste unterstützt würde, was bei den vielseitigen Ansprüchen, welche die gegenwärtige Zeit an unsere Bevölkerung stellt, bis jetzt noch nicht in wünschenswertem Maße der Fall ist.

(Krieg s-Anlehen.) Von den 100 Millionen Thaler Kriegsanlehen des norddeutschen Bundes sind 10'/- Millionen allein in den 4 Städten Hamburg, Altona, Leipzig und Breslau gezeichnet worden, und an dem glänzenden Erfolg dieses Aulehens darf nicht gezweifelt werden. Weniger günstig waren bis jetzt die Nachrichten über den Erfolg des württembergischen Kriegs- Anlehens von 6 Millionen Gulden, und der Patriot kann sich mit gemischten Gefühlen den Fall vorstellen, daß der mächtige Bundesgenosse im Norden dazu berufen sein könnte, von seinem Ueberfluß an den Süden abzngeben. Für jetzt ist aber noch die Aussicht vorhanden, daß das württembergische Kriegsanlehen im eigenen Land untergebracht werde. Denn die guten Nachrichten vom Kriegsschauplatz wirken belebend auf den Kredit und die bprozentigen Obligationen scheinen seit Kurzem rascheren Absatz zu finden.

Die Kurse sind in Folge der Sieges-Nachrichten der deutschen Heere rasch gestiegen. Das Vertrauen ist wieder hergestellt. Die 4'/,proc. württembergischen Staats-Papiere stiegen im Kurs von 77 auf 89; die 5proc. von 88 auf 97 pCt. In ähnlichem Verhältnisse find die andern soliden Werthpapiere in die Höhe gegangen. (B.-Z.)

Stuttgart. Es wurde von den Diakonissinnen die Wahr­nehmung gemacht, daß die Verwundungen durch Chassepotgewehre viel leichter heilen als die durch Zündnadelgewehre. (B.-Z )

Feuerbach, 12. August. (Turcos und andere Civilisations- truppen.) Den Feuerbachern gebührt das Verdienst, die National- und Lieblingsspeise dieser Volksstämme ermittelt zu haben. Als vorgestern einer der Gefangenenzüge in Feuerbach einige Zeit warten mußte, um in den Bahnhof einfahren zu können, wurden wie gewöhnlich auch diese Halbmenschen von den gutmüthigen

Schwaben, welche gerade anwesend waren, regalirt. Doch wider Erwarten nahmen dieselben, weil sie wahrscheinlich von vorher­gehenden «Stationen übersättigt waren, die landesüblichen Speisen und Getränke nicht an. Dagegen deuteten sie mit den Händen, unter Begleitung der entsprechenden Gebärden, derselben Mund­werkzeuge, mit denen sie unfern Landsleuten die Ohren, Nasen und Finger abgebissen, auf die benachbarten Runkelrübenfelder, was denn auch von einem der Anwesenden dahin ausgelegt wurde, daß dieselben vielleicht Lust zu dieser bei uns etwas ungewöhnli­chen Speise hätten; und richtig, kaum war die erste Rübe dem Erdboden entnommen, so war sie auch schon mit Haut und Haar, wie sie war, im Magen eines Turkos verschwunden. Jetzt wur­den unter großem Gaudium der Anwesenden denselben ganze Körbe voll beigeschafft, welche sämmtlich bald verschlungen waren mit großer Freudenbezeugung der Regalirten. Man sicht hieraus, daß es nur an den Hilfscomite's der Bahnstationen liegt, diese Leute mit der richtigen Kost zu bedienen, um nicht den Undank zu ernten, welcher für civilisirte Speisen bei diesem Volk üblich ist.

München, 11. Aug. Der Ministerwechsel in Paris wird in hiesigen politischen Kreisen für ziemlich gleichgültig angesehen: ob Ollivier und Gramont, oder ob das Mammeluckenministerium Latour d'Auvergne, Chevreau und Montauban die Geschäfte lei­ten, das dürfte ziemlich einerlei sein die Geschicke gehen ihren Gang, kein neues Kabinet, kein legislativer Körper, keine dek­retiere Kraftanstrengung des französischen Volks kann ihn auf­halten, er liegt allein in der Hand Gottes, der seither unserer gerechten Sache sich so gnädig erwiesen hat.

Für Schlachtenmaler. Ein gutes Genrebild gibt ein kraftvoller bayrischer Kürassier, der in Hemdärmeln nach der Er­stürmung des Geisbergs mitten unter den Leichen erschlagener Turkos stehend, das geflügelte Wort verkündete:Dös allein freut mi, daß mer heut hoben kecklich raufen dürfen, ohne vor's Schwurgericht zu kommen. (B.-Z.)

Berlin, 8. Aug. Als eine besondere Gunst des Schick­sals muß es jetzt erscheinen, daß Deutschland in diesem Kampf keine Alliirten hatte, daß es daher auch bei dem Friedensschluß keines Kongresses bedarf und keine fremde Einmischung, selbst nicht von sogenannten Freunden, dulden wird. Der diplomati­sche Verrath von 1815 und des folgenden Jahrs, der Deutsch­land um den Preis des Sieges betrog, wird diesmal unmöglich sein. Uebrigens haben auf die Neutralen die deutschen Siege in sehr nachhaltiger Weise zurückgewirkt.

Berlin, 9. Aug. Die französ. Regierung hat sich durch ihre Verordnung vom 3. Aug., die den Zollvereinsvertrag aufhebt, wieder ein klägliches Armuthszeugniß ausgestellt. Nicht nur enthielt der Handelsvertrag von 1862 ungleich größere Vor­theile für Frankreich als für den Zollverein, welche Deutschland nach dem Kriege dem besiegten Feinde sicherlich nicht wieder zu­gestehen wird; die Maßregel muß auch jetzt schon die erdenklich ungünstigsten Folgen für Frankreichs Handel und Industrie her- beisühren. Die französ. Ostgränze ist jetzt durch die preußischen Siege auf eine weite Linie bloßgelegt, gleichsam verschwunden. Man würde dort Zollbeamte mit der Laterne vergeblich suchen. Die deutschen Waaren und Produkte gehen dort zollfrei ein, während die französische Ausfuhr sich gleicher Vortheile nicht er­freut. Die Bundesregierung hat sich begnügt, den Zoll auf fran­zösische Weine zu erhöhen. Diese Repressalie wird in Südfrank­reich keine große Begeisterung für die geschickten Machthaber in Paris Hervorrufen. (S. M.)

Beriin, 11. August. An gefangenen passirten bis heute Morgen Berlin 2122 Mannschaften und 144 nicht verwundete Offiziere.

Ueber zdie empörende Art der französischen Krieg­führung mittelst afrikanischer Wilder schreibt dieMain-Z." So groß jetzt die Angst und Bestürzung in Paris ist, so groß war noch vor wenigen Tagen der rohste Ueberinuth, die brut-lste Frechheit. Die Gräuel, welche die Turkos an Verwundeten und Krankenpflegern begangen haben, sind vollständig bezeugt. Diese Bestien haben dem Rufe, der ihnen vorangegangen ist, vollständig entsprochen, sie haben Verwundeten Hände und Füße abgeschnitten, den Blessirtenträgern die Ohren abgerissen und sonstige Scheußlich­keiten verübt, die wiederzugebcn sich die Feder sträubt. Das ist aber nicht gegen den Willen des französischen Volks und seiner Führer geschehen, sondern es war gerade deren Absicht, uns zu Opfern solcher Barbareien zu machen; sie waren dem französischen Volke schon vorher von seinen Leibjournalen als die pikanteste Seite bei dem Spaziergang nach Berlin versprochen worden, und mit befriedigtem Lächeln wurde dies Programm angenommen. Der verbreitetsten Zeitung in Paris, dem Spezialorgan der dorti­gen feinen Welt, entnehmen wir ans seiner Numer vom 4. Aug. folgende zwei Geschichte», die wir wörtlich übersetzen. Der Figaro erzählt:Einer unserer Freunde, der von der Grenze kommt, hat die Turkos im Bivouak über die Preußen sprechen hören, und er bringt uns einige der pitoresken Ausdrücke mit, welche die Sprache der Wüstensöhne verbrämen. U. a. ist uns folgende Wen­dung aufgefallen durch den trefflichen Geist (los donnes ckispositions) den sie angezeigt:Wir Kopf abschneiden den Soldaten von Mic-