Mac und lade» Misere Kanonen mit." Ein weiterer Ausspruch und dieser ist vo« einem Zuaven: „Wenn ich einen Preußen in seiner Ecke vorkriege, so werde ich ihm sein Theil geben und ihn dann in den Abtritt werfen; inan muß seine Tänzerin immer wieder an ihren Platz zurückführen." Namentlich der letzte Theil der Geschichte erschien dem Pariser Blatt so außerordentlich geistreich, daß es ihn mit gesperrter Schrift abdrucken ließ. Das ist der nationale Geist Frankreichs, welchen man gegen uns jetzt aufrufen will, für de« man die ganze Mannschaft bis zu 40 Jahren jetzt dorten zu den Waffen ruft. Mit diesem Gesindel war die Drohung sehr gut ausführbar, die ein französischer hoher Beamter gegen Baden auszustoßen sich nicht cntblödcte, man werde ihm das Schicksal der Pfalz unter Melac bereiten. Gegen diese schnöde und himmelschreiende Barbarei wird Deutschland alle seine Kräfte einfetzen und nicht ruhen, bis selbst die Möglichkeit der Wiederholung solcher Schandthaten den Franzosen genommen ist.
Wien, 8. Ang. Eine in hiesigen Gesellschaftskreisen angesehene Persönlichkeit, die auch sehr thätig in dem Verein zu Sammlungen für die deutschen Verwundeten wirkt, hatte jüngster Tage eine Unterredung mit einem unserer Minister. „Aber um Gotteswillen", fuhr ihn der Minister an, „was machen Sie denn für Dummheiten, Sie bringen uns ja in Verlegenheiten" (auf die deutschen Sammlungen Bezug nehmend). „Danke sehr für das Kompliment", crwiederte der so geistvoll Angesprochene, „aber diese Dummheiten machen wir, um die Regierung vor gefährlicheren Dummheiten zu bewahren." .(S. M.)
Wien, 9. Aug. Rußland zeigt sich in hohem Grade beunruhigt über die militärischen Vorbereitungen in Oestrcich, sowie über die in Wien sehr eifrig geführten Verhandlungen mit italienischen Agenten. Wie es scheint, haben die vom Grafen Neust erbetenen Aufklärungen in St. Petersburg nicht völlig befriedigt, und es deute» verschiedene Anzeichen darauf hin, daß Rußland nunmehr sich in die Lage versetzt sieht, seine streng neutrale Hal- sieht in eine Beobachtung Oestreichs umzuwandeln.
„Das Opfer liegt, die öiaben steigen nieder!:" Man telegraphirt der Wien. Pr. aus Rom den ll. Aug. Kardinal Antonelli hat Preußen in offizieller Weise zu seinen Siegen Glück gewünscht.
Genf, 11. Aug. Der norddeutsche Bundeskonsul Schlenker in Lyon, der zugleich bayerischer, württembergischcr und badischer Konsul, sowie badischer Unterthan ist, wurde unter unerhörten Gewaltmaßregeln verhaftet. Die französischen Behörden leiteten eine forcirte Vcrmögensliquidation ein, obgleich er vollkommen zahlungsfähig ist. Allgemeine Entrüstung.
Paris, 8. Aug. Die Presse schreibt: „Die Truppen, welche nach der Ostsee abgehcn sollten, haben Gegenordre erhalten, ingleichen die Marineinfanterieregimenter. Sie werden heute Abend in Paris eintreffen und nächste Nacht zu der Rheinarmee („Rheinarmee" — der Ausdruck klingt wie Hohn) abgehen."
Paris, 10. Aug. Alle Morgenblätter stimmen darin überein, daß Palikao's Prädentschaft die Fortführung des Krieges bis 'aufs Acußerste bedeute. — Changarnier wurde vorgestern vom Kaiser in Metz empfangen.
Paris war heute (10.) so sagt die Jndependance, in siedender Aufregung; alle Plätze vom Korps legislatif bis zum Tuileriengarten waren überfüllt, alle Polizeimannschaft und 40000 Mann waren aufgcbotcn. Im gesetzgebenden Körper geschahen die heftigsten Auftritte. Jules Favre spricht das kennzeichnende Wort: Fahrt ihr noch eine Minute in eurem System fort, so richtet ihr Frankreich, das ihr schon an den Rand des Verderbens geführt, vollends zu Grunde. Cassagnac ruft, man muß die Linke vor ein Kriegsgericht stellen I Jules Simon springt vor mit entblößter Brust und ruft: So fchießt uns doch nieder! Gramont betrachtete grinfcnd die Linke.
Paris, 11. August. Der gesetzgebende Körper nimmt den Antrag I. Favre's auf Ausrüstung und Reorganisation der Nationalgarde nach dem Gesetz von 1831 mit Modifikationen an; ferner wird der Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung des Kriegskredits auf Eine Milliarde, ferner die Einführung des Zwangskurses für Bankbillets angenommen.
Paris, 11. August. (Mittwochssitzung des Gesetzgebenden Körpers.) Die Prüfungskommission für die gestrigen Vorlagen stimmt dem Amendement Koratry's zu, wonach die bisher, dienstfreien unverheiratheten Soldaten der Altersklassen 1808 bis 1863 einzuberufen sind. Die Kommission schlägt ferner vor, alle un- vcrheiratheten 25- bis 35jährigen Bürger sollen einen Theil der Armee bilden. Der zur Unterstützung der Familien mobiler Nationalgarden verlangte Kredit von 4 Millionen soll auf 20 Millionen erhöht werden. Der Kommissionsbericht schließt mit den feurigsten Worten über die Einigkeit der Parteien, den Patriotismus ganz Frankreichs. Die Kommission schlägt vor, unseren Waffen einen Dank zu votiren, mit der Erklärung, sie hätten sich um's Vaterland verdient gemacht. (Dreimaliger stürmischer Beifall.) Die Versammlung beschließt, das Votum der Armee mitzutheilen. Die Vorlagen werden einstimmig angenommen.
Paris, 12. August. (Legislative.) Palikao theilt mit, daß die Demission Lebocuf's als Generalstabschef angenommen sei. In vier Tagen würden 70,000 Mann an die Grenze (?) geschickt.
Chevreau, der Minister des Innern, theilt mit, die Regierung vorbereite die Austreibung aller Deutschen vom französischen Boden. Pelle tan tadelt diese Maßregel. Chevreau erwidert, die Austreibung werde „mit Mäßigung" ausgeführl werden.
Paris, 12. August. Der Finanzminister Magne richtete ein Rundschreiben an alle öffentlichen Verwaltungsbehörden und : Eisenbahndirektoren, in welchem denselben eingeschärft wird, durchaus kein Geld in Verwahrung zu behalten, sondern es der Bank j von Frankreich cinzufenden. Alles disponible Geld soll für die Bestreitung des Kriegsaufwandes aufgehoben werden
Man verbirgt sich in Paris nicht mehr, daß die deutsche Armee bald vor den Thoren von Paris stehen wird, und kann dennoch das Bramarbasiren nicht lassen. Man höre, was der Constitutionnel heute schreibt: Die Preußen mögen nur auf dem französischen Gebiet vorwärts gehen, sie mögen, wenn unsere bewundernswcrthe Armee sie nicht aufhält,, bis unter die Mauern von Paris kommen; wir erwarten sie mit Vertrauen; wenn jedermann seine Pflicht thut, so werden sic niemals den Rhein Wiedersehen!
Von Coulommiers (Seine et Marne) berichtet der „Temps", 150 Einwohner haben bereits sich zusammcngethan, „um hinter jeder Hecke, hinter jeder Mauer auf die Preußen zu schießen". Das wird sie so theuer zu stehen kommen wie die Elsäßer Bauern.
Graf von Palikao, der neue Ministerpräsident von Frankreich, hat seinen chinesischen Grafentitel (Pa-Li-Ka-O) in Anerkennung der Dienste erhalten, welche er als Führer der französischen Armee im letzten chinesischen Kriege geleistet. Er befehligte den Feldzug gegen China, wo er als energischer Truppenführer sich auszeichnete; allein die Plünderung des kaiserlichen Palastes in Peking warf auf ihn einen Schatten, der ihm auch auf den Ministerstuhl folgt.
Vom Rhein, 9. Aug. Aus Straßburg hören wir, daß dort die deutschen Fremden angewiesen worden seien, die Stadt und Festung innerhalb 24 Stunden zu verlassen.
In Lyon verweigerte der Präfekt die Organisation der Nationalgarde, die unerbittliche Nothivendigkeit zwangihn aber hiezu.
Metz, 5. Aug. Der „Courrier de la Moselle" gibt einige Nachweisungen über die preußischen Gefangenen, welche in Metz angekommcn sind. Sie waren 15 an der Zahl; etliche dreißig sollten am Abend ankommen. „Einige, sagte er, trugen die famose Pickelhaube, andere eine Mütze ohne Schild. Man bemerkte viele junge Leute mit Brillen, ohne Zweifel Studenten, Soldaten der Landwehr." Beim Eintritt der preußischen Gefangenen in Metz hat eine Scene stattgefunden, welche der „Courrier la Moselle" folgendermaßen berichtet: „Die preußischen Gefangenen, von zwei oder drei Gensdarmen geführt, zogen am „Cafe Turc" vorbei; als ein requirirter Fuhrmann, welcher auf dem Platz royal stationirte, ein großer und starker Bursche von etlichen dreißig Jahren, sich durch die Menge drängte und seine breite Hand auf die Mütze eines Gefangenen legend zu ihm sagt: „Llr bion, Lismsrek!" Der Gefangene kehrt sich lebhaft um und ripostirt mit einem kräftigen Fußtritt. Die Menge ruft: „Bravo Preuße!" Der kolossale Bauer schickte sich an, über ihn herzufallen, als ein Soldat der Garde den Bauer zurückhält und sagt: „Ihr seid ein elender Feigling, daß ihr einen gefangenen Soldaten beschimpft!" Und die Menge applaudirt aufs Neue. Alsdann packte der Polizeiagent den Bauern am Kragen, welcher sich gewaltig wehrt; aber vom erwähnten Soldaten und einem andern Anwesenden unterstützt, hält der Agent ihn fest und führt ihn auf den Posten, inmitten der Verhöhnungen und.Mißbilligungsrufe der Menge."
(Turcos.) Bei dem gestrigen Gefangenentransport zeigte sich die katzenartige Wildheit und Bösartigkeit der Verthcidiger der Napoleonifchen „Civilisation." Ein Turcos biß einen Bayer ins Ohr. Der Kerl erhielt die verdiente Strafe; er wurde an den Beinen aufgehängt, um auf diese Weise zahm gemacht zu werden. Er wird ivohl zur Raison kommen.
Daß die Franzosen sehr wohl die unmenschlichen Gewohnheiten ihrer barbarischen Kriegsvölker kennen, dieselben auch billigen, beweist das Bild des „Charivari" in einer seiner neuesten Nummern: Ein Turko hat einem Preußen beide Augen ausge- stochen und sagt dazu: „Das hier für Leipzig, das dort für Waterloo." Ein solches Bild könnte von einer illustrirten Zeitung nicht ihren Abonnenten vorgesetzt werden, wenn die Zeitung nicht der Befriedigung des größten Theils ihrer Leser über die geschilderte Szene sicher wäre.
London, 10. August. Laut Pariser Mittheilungen der „Pall Mall Gazette" beabsichtigen die Orleanisten und die Republikaner den Kammern die Einsetzung einer provisorischen Regierung vorzuschlagen. Die Freunde des Kaisers bereiten die Flucht der Kaiserin und des Thronerben vor.
Nachschrift.
Nagold. Laut hieher gelangtem Privattelegramm von Berlin, 15. Aug., siegreiches Gefecht des 7. und'l. Armeekorps bei Metz. Detail fehlen. — Soeben amtlich bestätigt.
Retaktion, Druck und Verlag der G. W. Z aiser'schen Behandlung.