niglich Bayerischen, Königlich Württembccgischen und Großherzoglich Badischen Truppen Meinen Gruß.
Es erfüll! Mich mit Stolz und Freude, an der Spitze der aus -allen Gauen des deutschen Vaterlandes vereinten Söhne für die gemeinsame nationale Sache, für deutsches Recht, für deutsche Ehre gegen den Feind zu ziehen.
Wir gehen einem großen und schweren Kampfe entgegen, aber in dem Bewußtsein unseres guten Rechts und im Vertrauen auf Euere Tapferkeit, Ausdauer und Mannszucht ist uns der siegreiche Ausgang gewiß.
So wollen wir denn festhalte» in treuer Waffenbrüderschaft, um mit Gottes Hilfe unsere Fahnen zu neuen Siegen zu entfal- ' ten für des geeinigte» Deutschlands Ruhm und Friede.
(gez.) Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen.
Vom Kriege schreibt die „K. Z.": In Lyon sind, wie aus Privatbriefen hcrvorgeht, die Truppen, welche abmarschirt waren, wieder zurückgerufen worden, weil Unruhen unter den Arbeitern ausbrachen. Man rief: „Wir wollen nicht Krieg, wir wollen Arbeit haben!"
Man kennt im Rheinthale den Jammer der Franzosenkriege nur zu gut, um sich nicht für alle Fälle vorzusehen. Weniger die regulären Trrzppen werden gefürchtet, sondern die Marodeurs, die von irgend einem elsäßischen Städtchen aus mit Wagen und Karren ins badische Land einbrechen, um da planmäßig zu rauben und den Raub auf ihren Wagen fortzuschleppen. Zu dieser erfahrungsgemäßen Befürchtung gesellt sich noch der beunruhigende Umstand, daß in Mühlhausen 16 -20,00o Arbeiter feiern und an der Grenze herumlungcrn. Daher bilden sich jetzt schon im Oberland, in Lahr, Lörrach rc. freiwillige Bürgerkorps mit dem Hweck, derlei Schnapphähne abzuwehren und die Sicherheit der Gegend zn wahren.
München, 30. Juli. Durch königliche Verordnung ist allen Städten und Marktflecken im ganzen Lande die Errichtung von Bürgerwehren als Civilsicherheitsinstitute gestattet worden.
Berlin, 28. Juli. Der B o ts ch a f t e r des nordd. Bundes in London ist angewiesen worden, bei der englischen Regierung Protest zu erheben gegen die völkerrechtswidrige Art, wie die englische Neutralität ausschließlich zu Gunsten Frankreichs ge- handhabt wird. (S. M.)
Berlin, 28. Juli. Graf Bismarck hat wegen seiner bevorstehenden Abreise zur Armee die diplomatischen Geschäfte Hrn. v. Thile übergeben. Hr». v. Wcrther 's Eintritt in den Ruhestand ist definitiv.
Berlin, 28. Juli. Was über die Wahl des Hauptquartiers in den Zeitungen gesagt wird, entspringt aus willkürlichen Annahmen. Begreiflicherweise wird über die Wahl größte Verschwiegenheit beobachtet, um nicht vorzeitig die Richtung zu verrathen, welche unsere Armee nehmen wird. — Französischerseits finden bei Forbach große Truppentransporte statt.
Berlin, 20. Juli. Die am Sonntag über die Taufe gehobene Prin zessin, Tochter Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen, hat zu Taufzeugen unfern König und die Königin, die Königin Wittwe, den Prinzen Albrecht und die Fürstin von Liegnitz; ferner den König von Bayern, den König von Württemberg, den Großherzog und die Großherzogin von Baden, den Prinzen Leopold von Großbritannien und Irland und den Herzog und die Herzogin von Sachsen-Altenburg zu abwesenden Taufzeugen.
Berlin, 30. Juli. Offiziell : Heute Vormittag wurde Saarbrücken vom Feinde angegriffen. Trotz einer sehr bedeutenden Ueberlegenheit des Feindes wurde der Angriff siegreich abgewiesen. Nähere Angaben fehlen noch. (s. Saarbrücken.)
Berlin, 31. Juli. Heute ist folgende königl. Proklamation erschienen: „Än meinVolk! Indem ich heute zur Armee gehe, um mit ihr für Deutschlands Ehre und für die Erhaltung unserer höchsten Güter zu kämpfen, will ich im Hinblick auf die einmüthige Erhebung meines Volkes eine Amnestie für politische Verbrechen und Vergehen ertheilen. Ich habe das Staatsministerium beauftragt, mir einen Erlaß in diesem Sinne zu unterbreiten. Mein Volk weiß mit mir, daß der Friedensbruch und die Feindschaft wahrhaftig nicht airf unserer Seite war; aber herausgefordert, sind wir entschlossen, gleich unfern Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu bestehen zur Errettung des Vaterlandes! Berlin, 31. Juli 1870. Wilhelm."
Berlin, 31. Juli, Abends. Der König reiste 6 Uhr 10 Minuten nach dem Kriegsschauplätze ab. Zahllose Menschenmassen begleiteten den Wagen zum Bahnhof unter enthusiastischen Hochrufen.
Die um Mainz rasirten Gebäude haben einen Werth von 1,700,000 Gulden.
Dresden, 1. August. Die Wiener Korrespondenz des „Dresdner Journals" versichert, Oesterreichs diplomatischer Ideenaustausch mit Italien habe zur vollen Uebereinstimmung beider Staaten über die von ihnen zu beobachtende Neutralität geführt.
Saarbrücken, 29. Juli. Was die Franzosen mit ihren Chassepotpatronen thun, ist uns Allen hier ein Räthsel. Folgendes erfuhr ich darüber mit Sicherheit. Wenn immer unsere Truppen ein Terrain betreten, auf dem zuvor die Franzosen gestanden,
so finden sie massenhaft verstreute Patronen, ganze Packete (deren ich selbst zwei in meiner Hand gehabt). Unsere Leute haben deutlich gesehen, wie die Chasseurs geladen und dann abzufeuern versucht, das Schloß wieder geöffnet, die Patronen fortgeworfen und eine neue eingelegt und dieß Manöver oft drei-, ja viermal wiederholt haben, bis sie einen Schuß abgeben konnten. Es scheint sich zu bestätigen, daß die Chassepotgewehre, resp. die Patronen, bei zu großer Hitze, namentlich aber bei feuchtem Wetter, den Dienst versagen. Ein anderer Grund für die zahlreich aufgcfundenen Patronenpakete mag darin liegen, daß die Franzosen dieselben sortwerfen — entweder, weil sie zu sehr beschwert sind, oder aber, um ihren Vorgesetzten gegenüber zu renommiren, sie hätten ihre Munition verschossen. — Heute Nachmittag wird unsererseits der erste Gefallene im deutsch-französischen Kriege beerdigt, ein Ulane der 4. Escadron 7. Regiments, im Fürstenthum Hohen- zollern geboren.
Saarbrücken, 30. Juli. Die Nacht hindurch war alles auf dem gui vivs. Schon am Nachmittag wurde unseren Patrouillen gemeldet, der Feind stelle die Brücke bei Saargemünd wieder her, es herrsche viel Bewegung im Lager drüben. Gestern waren auf dem diesseitigen Abhange des Spicherer Berges 7 Geschütze gezählt worden. Es ließ sich erwarten, daß der Feind deren auch auf der Seite von Brebach ausführe und unter dem Schutze seiner Kanonen einen Angriff machen werde. Jndeß verlief die Nacht ruhig. Heute Morgen um 5 Uhr erschien der Feind mit etwa zwei Zügen wieder am Forsthause und eröffnete ein hastiges Feuer auf unsere Kavallerieposten. Die Unserigen erwiderten dasselbe kaum; nur ein Ulan schoß ein Pistol gegen sie ab, bis ein Zug unserer Infanterie das Gefecht aufnahm. Die Franzosen, Anfangs gedeckt im Walde, dann hinter dem Hügel, knallten wahnsinnig darauf los und verschossen eine Menge Patronen. Unsere Vierziger erwiderten ihre Schüsse nur sparsam und mit der größten Kaktblütigkeit. Fast scheint es, als käme es den französischen Soldaten nur darauf an, so viel Patronen wie möglich zu verschießen. (Darauf scheint sich die Affaire vom 30. zu reduziren.)
Otto Zanke, Verlagsbuchhändler in Berlin, richtet folgendes offene Schreiben an die Lazarethvorstünde: „Der Unterzeichnete hat zunächst und vorläufig 12,000 Bände seines reichhaltigen Verlags zu einem Geschenk für die Lazarethe bestimmt, da erfahrungsmäßig die Verwundeten in den Lazarethen, namentlich die Reconvaleszenten, den Mangel einer unterhaltenden Lektüre sehr schwer empfinden. Manche Leidensstunde verkürzt ein gutes Buch, und wie günstig die Lektüre auf das allgemeine Befinden wirkt, ist Niemandem ein Geheimniß. Ich ersuche deßhalb die verehrlichen Lazarethvorstände, von mir direkt diejenige Anzahl von Büchern zu verlangen, welche sie zur Unterhaltung ihrer Pfleglinge für nöthig halten und mir zugleich den Weg anzu- gcben, auf welchem ich ihnen die Bücher übersenden soll. Sollten die ersten 12,000 Bände nicht ausreichen, so werden mehr Nachfolgen; wir können nicht genug thun für die Brüder, die ihr Leben daran gesetzt und ihr Blut gegeben haben für uns! Hoch der König und hoch das Deutsche Vaterland!" (S. M.)
Sonderburg, (Alsen, Nordschleswig) den 29. Juli. Aus Kopenhagen wird von heute Vormittag gemeldet, daß die französische Flotte in Sicht sei. (S. M.)
Aus DreSlau, 26. Juli, wird berichtet, daß auf der Oder ein Kahn und in Folge dessen ein Floß mit 450 Soldaten, die übergesetzt werden sollten, untersanken. Doch konnte die Mannschaft bis auf wenige gerettet werden.
Hannover, 1. Aug. 6 Uhr Morgens. Soeben trifft der König ein. Große Menschcnmassen auf dem Bahnhof. Glänzender Empfang, v. Falkenstein und die Spitzen aller Behörden waren beim Empfang anwesend. Enthusiastischer Jubel beim Erscheinen des Königs und des Grafen Bismarck ain Fenster des Bahnhofs.
Wien, 30. Juli. Der Pesther Lloyd bringt nachstehende, allem Anscheine nach aus offiziöser Quelle stammende Mittheilung: „Es sind gegenwärtig zwischen Oestreich-Ungarn und Italien Verhandlungen im Zuge, welche geeignet sein dürften, den beiden Staaten die Aufrechthaltung ihrer Neutralität zu erleichtern, eventuell dem Eintritte derselben in die Aktion ein größeres Gewicht zu verleihen. Daß es sich bei diesen Verhandlungen, denen auch England nicht fern steht, um keine Offensivzwecke handeln kann, versteht sich von selbst. Vielleicht bezwecken dieselben, den sich in Italien, speziell mit dem Kirchenstaate vollziehenden Entwicklungsprozeß ohne Störung zum Abschlüsse zu bringen. Die Tage der weltlichen Herrschaft des Papstes sind gezählt, und falls Graf Beust mit dem Papste noch die eine oder andere völkerrechtliche Auseinandersetzung zu pflegen hätte, müßte er sich beeilen, da er sonst in Rom einen ganz andern Souverän finden könnte."
Wien, 31. Juli. Die amtliche „Wiener Zeitung" bringt folgende Note: In Folge der Jnfallibilitätserklärung beschloß die Regierung, den Konkordatsvertrag nicht länger aufrecht zu halten, vielmehr denselben außer Wirksamkeit zu setzen. Der Reichskanzler leitete die geeigneten Schritte ein, um der Kurie die formelle Aufhebung des Konkordates zu notifiziren. Ein kaiser-