hches Handschreiben beauftragte den Kultusminister, die nöthigen Gesetzentwürfe vorzulegen.

Am 30. gehen der WienerPresse" über die Berhandlungen zwischen Paris und Florenz und zwischen Florenz und Wien folgende Mittheilungen zu:Frankreich wünscht bis jetzt noch keine Cooperation Italiens, sondern ist vorläufig nur bemüht, für gewisse Eventualitäten (unvermuthete Niederlagen der fran­zösischen Truppen oder Eintreten Rußlands zu Gunsten Preußens) sich die aktive Mitwirkung Italiens zu sichern und bietet hiefür die Räumung Roms, beziehungsweise Civitavecchia's, von fran­zösischen Truppen an, ohne jedoch Italien die sofortige Besetzung Roms einräumen zu wollen." Bon italienischer Seite scheint man das Bedürfniß gefühlt zu haben, sich, bevor man in irgend welche Verpflichtungen eingeht, mit Oesterreich, mit welcher Macht man unter allen Verhältnissen im Einklang bleiben will, ins Ein­vernehmen zu setzen.

Paris, 28. Juli. Heute früh 10 Uhr ist der Kaiser von Saint Cloud nach dem Rheine abgereist. Die France berichtet darüber Folgendes: Um 9 Uhr Morgens waren die Minister in Saint Cloud, um vom Kaiser Abschied zu nehmen. Nach einer kurzen Konferenz, in welcher man sich flüchtig mit einigen letzten Geschäftsdetails beschäftigte, wurden die Abschieds­grüße und Glückwünsche ausgetauscht; die Kaiserin umarmte lange ihren Sohn, welcher seine Lehrzeit in dem, was das Leben Här­testes har, durchmachen soll; dann stiegen der Kaiser und sein Sohn in den Wagen. Derselbe folgte der Verbindungsbahn bis zu dem Punkte, wo sie mit der Ostbahn zusammentrifft. Dort waren verschiedene Würdenträger und die Direktoren der Gesell­schaft versammelt. Der Kaiser nahm Aaschied von den Anwesen­den; darauf ging der Zug mit vollem Dampfe nach der Rhein- gränze ab. Vor ein paar Tagen haben der Kaiser und der kai­serliche Prinz die Kommunion empfangen; die Kaiserin hat in der Kapelle Notre Dame des Vicioires eine Lampe anzünden lassen. (S. M.)

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog v. Gramont, theilte die Kriegserklärung der französischen Kammer mit einem wahrhaft staunenswerthen Gleichmuth mit. Es war, sagte derTemps", als ob es sich um eine Krcditforderng von 1500 Franks für sein Departement handelte. Er steckte die linke Hand in die Tasche und las ruhig, langsam, ohne die mindeste Erregung das Dokument, welches die Eröffnung eines Krieges von unabsehbarer Dauer und Bedeutung bedeutete. Nach der Verlesung stieg er von der Tribüne herunter mit derselben Ruhe, und heiterem, fast lächelndem Antlitz.Man konnte sich fragen," sagt der Temps,ob wir nicht einen Automaten zum Minister haben, den ein geschickter Mechaniker mit der Rede begabt und den die Regierung bei einem Nürnberger Spielwarcnhändlcr an- gekauft hat?"

Die französische Regierung verbietet die Goldausfubr nach der Schweiz, weil das Gold dort nach Deutschland fließen könnte. Und Deutschland sollte nicht ans demselben Grunde die Getreideausfuhr da­hin verbieten?

Gin Korrespondent desTemps" beklagt die Inferiorität (unge­nügende Eigenschaften) der französischen Unteroffiziere und leitet vieles von dem System der Einstcber ab. Ich habe noch keinen Offizier ge­troffen, sagt er, der nicht überzeugt ifi, daß mit diesem System gebro­chen werden müsse. Die Soldaten sind nach Proportionen besser als die Unteroffiziere, nur fehlt es ihnen an Kaltblütigkeit und Erfahrung. Als Beispiel führt der Temps an, daß die Schildwachen gegen die preußi­sche Grenze eine Menge Patronen verschießen, ohne zu wissen warum? Ein Lieutenant und ein Feldwebel suchten bei Nacht, als wieder so ge­schossen wurde, das Feuern abzustellen und wurden von einer französi­schen Schildwache in der Dunkelheit angeschossen: der Feldwebel fiel todt nieder.

Ein Korrespondent desTemps" aus Basel spricht die Vcr- mulhung aus, daß die Deutschen deswegen so lange temporisircn, um die Soldaten allmälig an den Anblick der afrikanischen Truppen zu gewöhnen. So sage man wenigstens im französischen Lager bei Mühlhausen. Ebenso glaube man dort, im Fall anfänglicher Niederlagen werde sich in Bayern ein Sturm gegen Preußen er­heben, angeblasen von der dortigen klerikalen Partei.

Der seitherige Pfarrverweser Aug. Vogt in Bischweiler bei Straßbnrg hat seine sehr einträgliche Pfarrstelle mit schöner Woh­nung daselbst niedcrgelegt. Als er sah, wie das französ. Volk planmäßig gegen Deutschland ausgchetzt wurde, trat er vorletzten Sonntag in der Kirche vor seine Gemeinde und sagte: für französ. Waffenglück könne er nicht beten und wirken, sein Herz gehöre seinem deutschen Vaterlande, für das cs schlage, übergab den Schlüssel des Pfarrhofes und reiste ab. Heute laugte seine Be­stätigung vom Kriegsministerium zum Feldprediger an.

Brüssel, 30. Juli. Der Kaiser Napoleon ist Don­nerstag Abend um 7 Uhr in Metz - eingetroffen. Es hat ein starkes Gewitter stattgcfunden, bei dem drei Offiziere und Gene­ral Larencey durch einen Blitzstrahl getroffen und verletzt wurden. Es sind drei Dombartirbatterien eingetroffen. Lamarmora hat die Autorisation erhalten, sich während der Dauer des Feldzugs dem Hauptquartier des Kaisers anzuschlicßen.

Civita-Vecchia, 28. Juli. General Dumont erhielt Ordre, die französischen Truppen zu konzentriren und beim ersten Befehl einzuschiffen.

Der französische Gesandte in Rom hat dem heil. Vater ein Glückwunschschreiben der Kaiserin Eugenie überreicht für die Er­klärung feiner Unfehlbarkeit.

Rom, 29. Juli. Die Kurie wird von allen Opposstions- bischösen einen öffentlichen Akt der Unterwerfung verlangen. Der Pabst hat sich sofort an die Kaiserin Eugenie mit dem Ansuchen gewandt: Frankreich möge die gänzliche Räumung des Kirchen­staats nicht zugeben.

sDes Pabstes Unfehlbarkeit.) Das neue Dogma lautet nach dem Volksfreund:Treu anhängend der von Anbe­ginn des christlichen Glaubens überkommenen Ueberlieferung, zu unseres göttlichen Heilands Ruhm, der katholischen Religion Er­höhung und der christlichen Völker Heil, unter Zustimmung des heiligen Konziliums, lehre» und stellen wir fest als ein göttlich geoffenbartes Dogma: daß der römische Pabst, wenn er ex eatlimir» spricht, das ist, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen vermöge seiner höchsten apostolischen Autorität einen von der gesammten Kirche zu beobachtenden Glau­bens- oder Sittensatz ausspricht, kraft göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Peterus versprochen wurde, mit jener Unfehlbar­keit ausgestattet sei, mit welchem der göttliche Erlöser seine Kirche bei Feststellung einer Lehre in Glaubens- oder Sitteusachen aus­gestattet haben wollte, und daß darum solche Feststellungen des römischen Pabstes vermöge ihrer Natur unabänderlich seien. Wenn aber jemand dieser unserer Feststellung, was Gott abwenden möge, zu widersprechen sich herausnehmen wollte, der sei verflucht."

sZum Konzil.) In der Kongregationssitzung am 16. Juli waren drei Bischöfe der Glaubensdepntatio», der Neapoli­taner d'Avanzo, Zinelli von Rivigo und Gasser von Bripen. D'Avanzo war spaßhaft aufgelegt:Gleichwie", sagt er,der Engel dem Apostel Johannes geboten habe, ein Buch zu ver­schlucken, mit der Bemerkung: es wird deinen Bauch verbittern, aber in deinem Munde süß schmecken wie Honig, so müssen wir Bischöfe jetzt dieses Uufehlbarkeitsschema verschlucken, und ich habe es bereits gethan. Es wird zwar auch vielen von uns Bauch­grimmen verursachen, wir müssen aber gleichwohl thun, als ob wir Honig im Munde hätten." Während der Abstimmung und Promulgation in der öffentlichen Sitzung vom 18. entlud sich ein Gewitter über Rom und machte den Versammlungssaal so finster, daß der Pabst seine Unfehlbarkeit nicht vom Blatt lesen konnte und ihm daher eine Kerze hingestellt werden mußte. Die Ver­lesung des Dekrets geschah unter Begleitung von Donner und Blitz. Die einen von den Bischöfen sagten, der Himmel will damit auch seine VeructheilUng des Gallikanismus andeuten; die andern meinten; Pius werde nun vom Himmel selbst als der neue Moses beglaubigt, der, wie einst der alte, nun gleichfalls unter Blitz und Donner das Gesetz Gottes verkündet. Merk­würdig, daß der Eröffnungstag dieses Konzils und der Tag der Schlußsitzung die zwei düstersten und unerquicklichsten Tage waren, die Rom in diesen acht Monaten gesehen hat. Es regnete fort und fort, so daß auch die angckündigte Illumination theils unter­blieb, theils sehr kläglich ausfiel. In der sehr leer aussehenden Kirche befanden sich während der Sitzung nur Mönche, Nonnen und Zuaven. Als der Pabst endlich sich selber als den unfehl­baren und absoluten Gebieter aller getauften Menschenmit Approbation des heil. Konzils" definirte, erschollen einige Bravos; mehrere Naschten mit den Händen und die Nonnen riefen mit ver­zückter, zärtlicher Stimme kaxa mio. Dies war der ganze Auf­wand von Demonstrationen, der gemacht wurde. Die bedeuten­deren Persönlichkeiten des diplomatischen Korps hielten sich alle gemäß den Weisungen ihrer Regierungen fern. Nicht zugegen waren die Gesandten von Oestreich, Frankreich, Preußen, Baiern.

London, 30. Juli. Die Tageblätter und die Provinzblätter fordern, angeregt durch die jüngste Mittheilung Bismarck's an Granville, Erhöhung des Heeres und Bereitschaft der Flotte be­hufs der eventuellen Vertheidigung Belgiens. DieTimes" zieht die Enthüllungen Bismarcks denjenigen des Herzogs von Gramont vor. Graf Bismarck legte nämlich handgreifliche Fundamente der Klage vor, während sich Gramont auf Gcgenanschuldiguug be­schränkt, die durch keinerlei Schriftstücke unterstützt ist. Die Times" schließt:Wir bleiben neutral. So lange die Gründe des Argwohns, die uns durch das Traktatanerbieten nahe gelegt sind, nicht beseitigt sind, werden wir die Ereignisse aufmerksam beobachten, und sehen, ob etwa die Neigung immer noch vorhanden ist, die Beraubung Unschuldiger von Neuem als Preis des Frie­dens anzubieten.

London, 1. Aug. DieTimes" erfährt, daß die Pari­ser Bataillone der Mobilgarde bei ihrer Abfahrt nach dem Lager von Chalons eine widerspenstige Haltung annahmen und riefen: Hoch lebe die Republik, nach Cayenne mit den Ministern, nieder mit Ollivier! Strengste disziplinarische Behandlung wurde gegen die Bataillone angeorndet.

JE" Nagold. Poftkurs. Der Wagen, welcher bisher hier um lUhr NM. abging, geht nun von heute an um 10 Uhr 30 Min. Vorm, ab, zur Influenz Weil die Stadt, Stuttgart und Pforzheim.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser 'scheu Buchhandlung.