Motto.
25 Juli: Gleite iröölich daöiu, aieö Rath de»: werdende» Schüler, Freue des Meisters dich, und so genieße des Tags.
26. „ langsam kommendes Glück pflegt am längsten zu weilen.
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Das Volt steht auf, der Sturm bricht los!
Das ist die grosse Signatur des heutigen Tages. Fürwahr, wir le'oeu in einer herrlichen Zeit, einer Zeit, die sich würdig den rnhuimürdigsien Epochen unserer deutschen Geschichte anschließt. Wie im Jahre i813, nicht anders, regt es sich allenthalben im deutschen Volke: die Freudigkeit, Opfer darzubringen für das thenie Vaterland, Opfer au Gut und Blut, Opfer an allem, was dem Menschen werth und lhener sein kann, kennt keine Grenze» mehr. Die Nachrichten, welche wir heute aus allen Theilen unseres großen Vaterlandes zu bringen so glücklich sind, machen vor Freude unser Inneres erbebe». Sehet, wie die Jugend al- lerwärts hinzuströmt zum freiwilligen Dienste für das Vaterland, wie diejenigen, welche beschaulich daheim bleiben konnten, während draußen ans dem weilen Schlachtfeld des Krieges Donner rollt, sich drängen, ihr Bestes, ihr Alles, ihr Leben mit einzusetzen für die Ehre und Freiheit Deixschlands, wie schon jetzt die Allen alleriväris allen Ernstes mit dem Gedanken sich vertraut machen, auch mitzugehen gegen den Erzfeind, wenn Nolh au den Mann kommt, wie sich die Reichen und Wohlhabenden, trotz der gewaltigen Veiluste, welche der Krieg ihnen bringt, von selber überall zusammenthun, um dem Vaterlande die Mittel zur Durchführung des Kampfes zu bieten, wie selbst aber auch die Armen und Un- l-nnitteltcn ihr Scherfleiu freudig beitragen, wie sich die Bürger d e Städte im Norden und Süden zusammenschaaren, um begeistert ihre Sympathien für die gute deutsche Sache laut in die ganze Welt hinaus zu verkünden, daß es den frechen Franken erbeben machen sollte; wie unsere süddeutschen Brüder, denen der verblendete Franzose die schmachvolle Verrätherrolle im Krieg zngedacht, in großartig demonstrativer Weise den schmählichen Verdacht des vel blendeten Usurpators so glänzend Lügen strafen, wie diejenigen, denen nur ein kleiner Verdacht anklcbr, nicht ganz acht in 2 recht deutsch zu sein in der große» Tagesfrage, sich öffentlich rechtfertigen müssen, um überhaupt noch als Ehrenmänner dasteyen zu können; beobachtet, wie auch in unseren Frauen uns Mädchen es sich bereits begeistert regt, daß sie mnthvoll den Krieg kaum mehr scheuen, der ihnen ihre Galten, ihre Kinder, ihre Binder zu ungewissem Schicksale entführt, wie auch sie sich rüsten znm edlen Liebcswcrke der Pflege der Verwundeten: sehet und höret alles dieses und werdet ihr nicht mit forlgerissen von hochfliegender patriotischer Begeisterung und saget ihr nicht, wir leben in einer großen, schönen, herrlichen Zeit! Sehen wir nicht noch einmal die Zeit Heraufziehen, von der vor 57 Jahren der Dichter sang:
Das Volk sieht auf, der Sturm bricht los!
Ja, fürwahr, es naht jene Zeit zum zweiten Male. Und es wird zum zweiten Male eine große Entscheidung kommen, von epochemachender Bedeutung für alle Zukunft. Und diese Entscheidung wird ein für allemal den Frieden, die Einigkeit und die Freiheit Deutschlands fest begründen für die spätesten Geschlechter, sie wird Glück und Segen bringen für ganz Europa. Das »valte Gott!
T a >; e s - N e u i g k e i t e ».
Zum Schultheißen in Oeschelbronn wurde der resignirte Schultheiß !Ia:eb Hermann von da ernannt.
Stuttgart, 22. Juli. Zwei wnrttembergische Herzoge, Ihre Königlichen Hoheiten Eugen Wilhelm und Max von Württemberg, sind heule mit ihren Regimentern antzmarschirt.
Stuttgart, 23. Juli. Seine Hoheit der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar hat als deutscher Patriot Seine Majestät den König um militärische Verwendung gebeten und ist sein;:» Gesuche entsprochen worden. (B.-Z.)
Stuttgart, 22. Juli. (25. Sitzung der Kammer der Abgeorvn.) Tag.'Lvrdmmri: Bericht der Finanzcommissiün über den Gesetzes-Entwurs, detr. die Ausbringung der Mittel für den außerordentlichen Militärauf- wand. Referent: Frisier. Die Sitzung wird eröffnet, der Einlauf verlesen. Es bestellt derselbe komischer Weise fast ansiebließlich aus Adressen gegen das Kriegsdienstgesetz, welches in diesen Tagen schon mancher der llntersebreiber ebenso gesegnet haben wird, als er ihm vor wenig Monaten fluchte. Fr ick er verliest das Referat, nach welchem ans die Ein; lb.iten des Gesetzes-Entwurfs nicht eingegangen werden solle. Eventuell socke auch durch Ausgabe von verzinslichen im Verlaus eines Jahres wieder eiuzulösenden Kassenscheinen in Abschnitten nicht unter 25 Gulden die bsnötbigte Summe, oder ein Theil derselben beschafft werden. Mohl bat im Referat bemerkt, er würde für bewaffnete Neutralität gestimmt baden, wem, in Buiern dafür gestimmt worden wäre: da dies nicht geschoben sei, io sei er in der schmerzlichen Nothwendigkeit, dem Gesetzes- Entwurf zuznstimmen. Art. 1 wird einstimmig durch Ausstehen angenommen. Art. 2 wird ebenfalls durch Ausstehen angenommen: Hopf bleibt sitzen. Der Gesekes-Entwurf ist angenommen mit 85 Stimmen gegen 1, (>5opf.) „Vom Erbabcnen zum Lächerlichen ist nur ein Hopf." Es wird dem Präsidenten von Mayer (Besigheims eine motivirts Abstimmung der Eroßdeutschen und der Volkspartei übergeben: „Nicht die Veranlassung des ausgebrochcnen Krieges, in welchem wir nur eme Folge des Werkes von 186» erblicken, sondern einzig die Rücksicht aus die bedrohte Unversehrtheit des deutschen Gebietes und die Solidarität der deutschen Völkerschaften konnte uns in der Lage, in welche uns die Kriegserklärung
verletzt hat, bewege», dein Antrag der Commission zujustimmeu, wobei wir nicht unterlassen können, unfern schmerz darüber auszusprecheu, daß rn diesem Augenblick schwerer Prüfung, für seine Unversehrtbeit nicht mehr das ganze Deutschland entzieht." Sarwev und Frhr. v. Hofer legen ihre Stellen im ständischen Ausschuß nieder. - Die Wahl in Vereinigung mit der ersten Kammer soll demnächst erfolge». Tie Sitzung pchließt um Uhr, nach kaum viertelstündiger Dauer. (L. V.)
Stuttgart, 22. Juli. Gestern Abend wurde dem Könige eine glänzende Ovation dargebracht, welche unseres Wissens der Gemeinderalh veranlaßt hat. Kur; vor 6 Uhr stellte sich die freiwillige Feuerwehr in Dienstkleidung vor dem K. Residenzschlosse aus und begab sich dann in den innern Schloßh»f, in ihrer Mitte die Sänger des Liederkranzes. Als der König aus dem Balkon des Hauptportals erschien, wurde er mit einem donnernden Hoch von der zahllosen Menschenmenge empfangen, die sich aufgestellt Halle. Der Liederkranz trug einige Lieder vor, Gemeinderath Walcher brachte ein Hoch ans den König aus, der in der gegenwärtigen Zeit seine nationale» Gefühle so schön betätige, ^und wurde sofort zu seiner Majestät berufen, um dessen Dank für diesen Ausdruck loyaler Gesinnung und Anhänglichkeit der Bewohner der Residenz cntgegeiiznnehmeii. Unter tausendstimmigen Hochrufen zogen sodann die Fei,erwehr und der Liederkranz wieder ab, erstere unter Absingung patriotischer Lieder durch die Königsstraße nach ihrem Sammelplatz beim Spritzen- Hanse, wo sie sich auflöste. ' (S. V.)
Stuttgart, 23. Juli, Morgens. Der französische Gesandte erhielt seine Pässe und wird heute Rächt abreisen. — Die Kammer der Standesherren trat dein Beschlüsse der Kammer der Abgeordneten bei. In den ständischen Ausschuß sind gewählt: Freiherr v. Gemminge n und W i e st. Die Ständeversammlung ist vertagt. (T. CH.)
Ulm, 21. Juli. Einer meiner Leute, der eben von St. Gallen kommt, sagt mir, daß dort durch Slraßenplakate diejenigen, die alte Gewehre haben, anfgesordert werden, solche ans dem Zeughause abzuliefern, da großer Mangel daran sei; eine recht hübsche Illustration znm Schweizer Milizsystem. (S. V.)
Auch das „Deutsche Volksblatt" zieht setzt andere Sailen auf, indem cs erklärt: trotz alledem steht linsere lleberzengnng fest: „mit Preußen fällt Deutschland!" Dann gebe es i»i Ceiil- rum Enropa's keine Großmacht mehr und Frankreich beherrscht den Continenl, Belgien werde eine Provinz des französischen Kaiserreichs sc.
Bischof v. Hesele ist von Rom zurnckkehrend bereits in Rottcnburg eingeiroffen. Der hochwürdigste Herr reiste durch Ulm. „Schade", sagt die Ulmer Schnellpost, „daß man das nicht früher erfahren hat". Ohne Zweifel würde es sonst an Leuten nicht fehlen, die cs sich zur Pflicht machen würden, ihn zu begrüßen, und ihre Anerkennung ihm zu beweisen. Bischof Hesele ist von allen Bischöfen, die in Rom versammelt waren, wie einer der gelehrtesten, so einer der liebenswürdigsten und humansten. (B.-Z.)
Karlsruhe, 23. Juli. Wir glauben die erfreuliche Miltheilung machen zu können, daß die Mobilmachung unserer badischen Division vollendet ist. Selbstverständlich ist die Lage eines Grcnzlandes, wie Baden, in mannigfacher Hinsicht eine schwierige. Die Nothwendigkeit der Vertheidigung legt demselben mehr als e i n schweres Opfer auf. Nachdem in früheren Zeilen der wenig glückliche Plan zugelassen war, eine feste Brücke über den Rhein unter den Kanonen der feindlichen Festung anznlegen, wurde ei gestern unerläßlich, diese Brücke dem höheren Juteresse Badens und Deutschlands zu opfern. Die Kehler Brücke ist gestern Nachmittag durch Sprengung des einen Strompfeilers für den Feind unbrauchbar gemacht. Die Sicherheit des Landes ist dadurch um eine bedeutende Garantie reicher geworden. Wir sind um so mehr in der Lage, den kommenden Dingen in fester Ruhe, wie sie deutschen Männern ziemt, entgegenziischen, als in nächster Zeit starke preußische Armeekorps die süddeutsche Streitmacht vermehren werden. (Karlsr. Atg.)
Aus dem Großherzog ihnn, Baden, 20. Juli. ^Auszug aus dem Privatbriese eines Militairs.) Gottlob, daß die Preußen unsere Mckitärleitung haben! alles geht wie am Schnürchen ohne Allarminacherei und ohne allen Spektakel und mit einem Schleier des Geheimnisses, daß man gar nicht mehr weiß, wie und wo Truppen verschwinden und auftauchen. Ich wünschte, daß es bei Euch (in Württemberg) und in Bayern ebenso herginge. Abends sitzen ans eine Stunde Kriegsminister Beyer und Generalstabschef Lcscinsky rc. mit den Offizieren zusammen und sind so harmlos und heiter, wie wenn es sich um gar nichts handelte. Den Offizieren und Soldaten spricht der feste, ruhige Muth aus den Gesichtern, ohne daß sie prahlen und viel Worte machen, sie gehen schweigend — jetzt schon wie Helden aussehend — ihren Pflichten nach im vollsten zuversichtlichen Vertrauen auf ihre Führung, obwohl sie Tvissen, daß Mancher nicht mehr zurückkehreu wird. Eine solche Sache muß siegen! Laßt Euch nicht durch falsche Nachrichten von einzelnen, unbedeutenden Gefechten bange machen. In jedem Krieg können einzelne Abteilungen geschlagen werden. Aufs Große, Ganze kommt es an! Die Begeisterung ist ungeheuer, wahrhaft erhebend und großartig! Noch jetzt nicht