Geh.-Rath Krupp in Essen hat für den Bedarf an Mo- bilinachungspfcrde» seine» ganzen, sehr zahlreichen Pferdebcstand zur freien Disposition gestellt, nachdem sich zuerst der Stallmei­ster des Kronprinzen sich 5 Stück für den Letzteren ausgesucht hatte.

In Düren ist ein Extrazng mit 10,000 Ctr. Blei für die französische Armee angehalten worden.

In Weimar ist Graf Wedell aus Hannover verhaftet und »ach Erfurt gebracht worden. Ec ist ein Hannoverscher Heißsporn und Agitator und war Flügeladjutaut des Königs Georg.

Hamburg, 22. Juli. Nach einem Telegramm der Bör- senzeirnng ist ein französisches Kriegsschiff gestern bei Dover ge­strandet.

In Köln, wo cs laut einem hier eingctroffencn Privatbricfe eine sehr ernsthafte, hoch patriotische Stimmung herrscht, fand am 19. Juli auf dem Wochenmarkte ein komischer Auftritt statt. Die Banernweiber erhöhten den Preis des Buttcrs von 10 Silber­groschen plötzlich auf einmal das Doppelte. Der Unwille des Publikums über die unverschämten Forderungen war groß und kam zum Ansbruch. Eine entschlossene Kölnerin, so eine Art Bürgermeister Künkclin von Schorndorf gab das Signal. Statt 21 Silbcrgroschen zu zahlen, warf sie der Bäuerin den Butter in's Gesicht, eine andere, welche in die Butterzaine gesetzt wurde, war ebenfalls in einer »»photographischen Situation. Von Bezahlen war dann keine Rede mehr, jedes nahm seinen Bedarf, ohne nach dem Preis zu fragen, bis der Polizeikomman- dant erschien und die Victualienpreise regnlirte. (B.-Z.)

Hannover, 22. Juli. General v. Falkcnstcin ist hier cingetroffen und hat sich installirt. (Er kommandirt die Nord- armce zur Küstenvertheidigung.)

In Weil bürg hat die ganze Oberklasse des Ghmnafiums beschlossen, freiwillig am Kriege theilzunehmen; die hiesigen Pri­maner werden dem wacker» Beispiele folgen. (S. M-)

Als Preußen im Jahre 1866 mobil machte, mußte auch ein blutarmer Landwehrmann der Fahne folgen. Kurz vor dem Ausmarsch kam die Frau des Landwehrinanns zum General ge­stürzt und klagte, sie werde sammt ihren Kindern von ihrem Haus- wirthe an die Luft gesetzt, sie schulde ihm noch 5 Thlr. Miethc. Der General griff in seine Tasche und schenkte ihr 5 Thaler. Nach ein paar Stunden kam die arme Frau wieder: sie werde doch ans die Straße geworfen. Wie so? Der Hauswirth hat die 5 Thlr. genommen für rückständige Miethe, aber hinzu­gesetzt: 'raus müssen Sie doch; denn das neue.Quartal Miethe können Sie ohne Ihren Mann noch weniger bezahlen als vorher! Der General schüttelt den Kopf über diese unbarmherzige Logik und schickt seinen Adjutanten z» dem Manne.Jst's so, wie die Frau gesagt hat? Ja, cs war so und nichts zu machen; der Adjutant greift in seine Tasche und erlegt 5 Thlr. Hausmiethe für das nächste Quartal. Apropos, tragt er im Weggehen den Hauswirth, Sie sind wohl nicht mehr dienstpflichtig? Nein, antwortete verlegen zögernd der Mann. Die Verlegenheit fällt dem Offizier auf,ganz durch?" fragte er. Ja, eigentlich, cs fehlt kaum noch ein halbes Jahr! Hm! Der Adjutant erstattet Bericht, cs wird in den Listen nachgeschlagen, richtig, ein halbes Jahr hat der Mann noch zu dienen. Selbigen Tages noch erhielt er seine Marschordrc und hat den ganzen Feldzug mitgemacht. Es ist eine wahre Geschichte, deren Namen genannt werden könnten. (Dfz.)

Wien, 19. Juli. Heute Vormittag erfolgte die Urtheils- sprechung im Arbeiterprozeß.

W ieu, 23. Juli. Morgen findet eine Studenienversamm- lung statt, um Unterstützuugsvereine für verwundete deutsche Krieger zu gründen. Der Verein erklärt jede Unterstützung Frankreichs für ehrlos.

Paris, 19. Juli. Von Belgien kein Wort! Der Constitntionnel veröffentlicht einen Brief der in Chartres inter­nsten Hannoveraner an die dortige Zeitung, worin diese Ehreuwcrihen begehren,daß Frankreich ihnen Waffen gebe und ihnen gestatte, ihre Fahne neben der französischen Fahne zu cr- ' heben." Es heißt in diesem elenden Schriftstück unter anderem: Wir wollen nicht durch leere Worte unsere Dankbarkeit gegen Frankreich bezeugen. Das französische Blut wird auf dem deut­schen Boden fließen; erlauben Sie uns, die Fluchen des unsrigen mit jenem zu vermischen und seien Sie überzeugt, daß wir es nicht gegen den Unterdrücker unserer Familien und unseres Va­terlandes schonen werden.". In Blois haben gestern

die Prozeßverhandlungeu wegen des Komplotts begonnen. Der Zudrang des Publikums war, wie sich leicht begreift, nur sehr gering. Die hier bleibenden preußischen Unterthanen sind un­ter den Schutz des amerikanischen (nicht des schweizerischen) Ge­sandten gestellt worden. Der spanische Gesandte Olozaga hat vom Kaiser die Ausweisung des Don Karlos verlangt. Der Prätendent ist nach Genf abgereist. (S. M.)

Paris, 20. Juli. Der preußische Gesandtschaftssekretär Solms ist heute verreist.

Paris, 20. Juli. Die hiesige -Ltimmung hat sich etwas abgekühlt, und man sängi an, den gewaltigen Ernst der Lage

einzuseheu. Besonders nieder-schlagend wirkt der Umstand, daß man es mit Preußen nicht allein zu thun hat, und daß die Fran­zosen in Deutschland nicht als Befreier empfangen werden, wie man hier wirklich glaubte. Die Vorbereitungen zum Kampfe werden mit ungeheurem Eifer betrieben. Ein Theil der afrika­nischen Truppen ist bereits in Frankreich angelangt. Darunter befinden sich auch lOOTurkos, die halbe Barbaren, aber eigent­lich keine guten Soldaten sind, und welche man auf Deutschland loslasscu will.

Paris, 22. Juli. Der Kaiser verabschiedete sich vom Ge­setzgebenden Körper und erklärte, daß er seinen Sohn zur Armee mitnchmcn werde. (^ Eh.)

Paris, 24. Juli. Eine Depesche aus Straßburg vom 22. Juii meldet: Um 4 Uhr sprengten die Preußen die rechlsei- lige standfeste der Brücke zu Kehl. Die Explosion war furchtbar. Trümmcrstücke fielen bis aus das französische Ufer.

Der französische Gesandte in Amerika, Prevost-Paradol, beging Dienstag Abend einen Selbstmord, muthmaßlich in einem Anfall von Wahnsinn.

Der Pariser Korrespondent der Daily News telegraphirt, daß General Leboeuf keine Berichterstatter der französischen oder ausländischen Presse dem Heere folgen lassen werde.

Brüssel, 21. Juli. Man meldet aus Paris: Heute Nacht ist die kaiserliche Garde abmarschirt. Die Kammern werden zu einer feierlichen Sitzung zusammenbenlfen werden, nm die Ant­wort Napoleons auf die Rede König Wilhelms zu vernehmen. Man läßt im Allgemeinen der Mäßigung des Königs von Preu­ßen Gerechtigkeit widerfahren. Der Kaiser soll sich geäußert ha­ben, die Feder Preußens sei eben so schneidig wie sein Schwert.

Zahlreiche Pariser Arbeiter haben ihre deutschen Kame­raden auf den Bahnhof geleitet, sie umarmt und ihnen fröhliches Wiedersehen zugerufcu.

Ein französisches Kriegsschiff feuerte am Sonntag bei IKl- goland auf englische Kauffahrteischiffe.

Eine Nacht ans einer algerischen Niederlassung.

(Schlup.)

Noch einmal warf sie einen Blick auf die schöne Erde, die sie verlassen sollte; dann küßte sie voll Inbrunst den Dolch, den ihr Geliebter ihr zurückgelasscn da hörte sie in der Ferne ein Geräusch, das ihrem Arme Einhalt gebot.

Sic erhob sich, von Hoffnung ergriffe», in ihrer Freude wie vom Wahnsinn erfaßt.

Der galoppirendc Hufschlag eines Pferdes kam ans dem Wege zum Wirthschaftshofe immer näher.

Sie bog sich zum Fenster hinaus, sich mit der Hand an der Brüstung festklammernd.

Sie horchte; ihr Herz schlug so heftig, daß es ihr fast die Brust zersprengen wollte. Sie drohte, zu ersticken.

Ein Reiter erschien auf der Haide.

Sic stieß einen Schrei der Freude aus und stürzte ohnmächtig auf den Boden hin.

Er war es.

Er stürzte in's Zimmer und schloß sie in seine Arme.

Als ihre Besinnung miederkehrte, wollte er jemanden zu Hilfe rufen, aber die Arme seiner Geliebten, fest um seinen Hals geschlungen, ließen ihn nicht los.

Lange hielten sie sich so umschlungen, ohne Sprache, ohne Regung. Endlich besann sich Rita und fragte, wie ihr Geliebter aus der Gewalt seiner Feinde entkommen.

Obigny war der Gefangene der Beni-Snaffem geworden und verdankte seine Freiheit der Verwendung El-Saida's, jenes Chuasen, der geschworen hatte, der Sclave des Löwentödters wer­den zu wollen, als ihm dieser den Namen seines Nebenbuhlers entdeckte. Sein treuloses Weib Meriemme war der Rache des ergrimmten Gatten, wie es Obigny Jean Casse-Tele vorausge­sagt hatte, entronnen.

Rita ehelichte bald darauf den kühnen Spahi und bewog ihn zu seinem Austritte aus der Truppe. Am Tage der Hochzeit trug Obigny das Letztcmal seine Uniform.

Paul dagegen trat in die Reihen der Spahi's und wurde, was zu werden er sich gelobt hatte, ein wackerer Soldat.

Der Kabyle Abdallah nahm ein Weib und lebte mit diesem auf denFeigcnpflanzuugen."

Obigny bringt einen Theil des Jahres zu Paris, einen anderen in Spanien bei seinem Oheim Morales zu, der an dem Madrider Hofe wieder Gnade gefunden. Nur zur Zeit der Jagden erscheint der Löwentödter wieder auf denFeigenpflan­zungen."

Dort erlegt er von Feit zu Zeit Löwen. Nicht ohne Thranen sieht ihn Rita Nachts aus die gefährliche Jagd hinausziehen. Aber dann tröstet sie ein lieber kleiner Engel, jetzt zwei Jahre alt, den sic in ihre Arme schließt, bis der Vater sie durch seine Wiederkehr beglückt.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Z a i s e r 'schon Buchhandlung.