nicht über 10 bis 10 Centimeter hoch.'' Aus dem Westen meldet man: „Ein Paar Ochsen, welche der Eigentümer zu Anfang Mai nicht für 1000 Fr. verkauft hätte, sind vor drei Tagen um 400 Fr. losgeschlagey worden." Etwas besser klingen die Nachrichten aus dem Süden. (S. M.)
Weil's Beten um einen gnädigen Regen nicht zu helfen scheint, so sollen die Kanonen dazu helfen. In Paris hat man an den Kriegsminister Leboeuf das Ansinnen gestellt, eine große Kanonade zu veranstalten, weil dadurch sicherlich ein Regen herbeigeführt werde.
Madrid, 24. Juni. Die Kortes haben ihre Sitzungen bis zum 31. Oktober vertagt, nachdem sie alle in Bcrathung stehenden Gesetze genehmigt und die Regierung zur Bewilligung einer Amnestie ermächtigt haben. (S. M.)
(Hungertod zur See.) Die neueste indische Post bringt die Kuude^ daß 21 Personen von der Bemannung des englischen Schisses Mariana Hungers gestorben sind. Kapitän Stuart, vom Schiffe Tweed begegnete der Mariana, welche Nothzeichen ausgesteckt hatte, am 7^ d. im 0. Grad nördl. Breite und 69. Grad östl. Länge. Er begab sich auf das Berdeck, wo sich ihm ein schauerlicher Anblick üarbot. Nicht weniger als 21 Leichen lagen zerstreut umher, und der Rest der unglücklichen Mannschaft war dem Verscheiden nahe; weder Lebensmittel, noch Wasser fand sich an Bord vor. Die Tweed versorgte die Mariana mit dem Röthigen, worauf beide Schiffe ihren Weg fortsetzten.
Wohl oder übel müssen die Polen in Warschau für den Kaiser tanzen. Damit der Ball zu Ehren des heimkehrenden Kaisers besucht wird, schickt die Polizei den Familien Eintrittskarten zu 6 Thlr. Wehe dem, der nicht zahlt oder kommt.!
Die Zahl der in Ko nsta n rin o p el abgebrannten Häuser beträgt 4000, 30,000 Menschen sind ohne Obdach, Todte fand man bis jetzt 1000.
Eine Nacht auf einer algerischen Niederlassung.
(Fortsetzung.) ,
Der Jäger hatte seine Hunde nicht mitgenommen; seine Pfeife schmauchend, wartete er, bis in der Cavalerie-Kaserne am Thore abgeblasen wurde. Wäre Obigny bei dem letzten schmetternden Tone der Trompete nicht erschienen, so wäre er allein gegangen.
Bald verklangen die letzten zitternden «Schwingungen der Trompete und der Feuersperrglocke; die Lichter alle erloschen in der Redoute; der Engel des Schlummers schwebte über die Stadt hin und schüttelte die zuckenden Flämmchen von den langen flatternden Trauerflören, die ihn umwallten.
Da öffnete sich das Thor; die Schildwache ließ den Spahi vorüber und der Jäger erhob sich.
Die beiden Jagdgefährteu drückten sich die Hand. Der Spahi zündete sich seine Cigarre an Jean Casse-Tete's Pfeife an, that einige Züge und beschaute sich dann denn Himmel.
Es wird heute Nacht schwer sein, gut zu zielen! sagte er. Wir haben Wind, und die nächsten Stunden vielleicht bringen uns Gewölk.
— Ich habe deßhalb auch die Fliege ineiner Flinte mit einem Streifen weißen Papiers belegt, um sie besser zu sehen, erwiderte der Jäger.
— Ich habe mich noch besser vorgesehen, Jean! entgegnete der Spahi.
— Wie denn?
— Ich lege Phosphor auf, der, wenn er etwas gerieben wird, leuchtet.
— Hast Du das schon versucht?
— Ja, als ich meinen letzten Löwen erlegte.
— Ich werde es ebenfalls versuchen.
— Glaubst Du, daß sich der Panther stellen wird?
— Ganz sicher. Die Dame mit dem langen Leibe (damit war der Panther gemeint) sucht ihre Nachtherberge auf und wandelt dann immer denselben Weg.
— Sie führt also immer einen sehr geordneten Lebenswandel?
— Ja. Ich habe aber ihre Lagerstelle noch nicht genau ermitteln können; diese kann jedoch nicht weit vom „Teufelsspiegel" sein. Du kennst doch den Fels, dessen Wände bei Hellem Völl- mondlichte glänzen? Da der Panther das Wasser fürchtet, so kommt er auf der Heimkehr jedesmal über den hölzernen Steg, den man über die Schlucht gelegt hat, durch welche der Wildbach hinbraust.
— Gibt es Gesträuch in der Nähe?
— Ich habe Steine über einander gelegt, um uns einen Hinterhalt vorzubereiten.
— Wozu das? entgegnete der Spahi im Tone der Geringschätzung.
.. jagst aus Liebhaberei, sagte der Jäger; ich treibe
die ^agd als Gewerbe. Du triffst keinerlei Vorsichtsmaßregeln Deine Lust steigt mit der Gefahr; mir ist keine Höhle zu tief und kein Baum zu hoch, wenn es meine Sicherheit gilt: mir gebietet das die Vorsicht.
— Nun- meinetwegen, jeder har seine Art. Ich dulde zwischen mir und meinem Feinde nichts, als den Lauf meines Karabiners. Ist es doch schon eine Feigheit, Pulver und Blei gegen ein armes Thier anzuwenden, die es gleich dem Blitze zerschmettern, bevor es sich seiner Kraft oder seiner Zähne bedienen konnte. Wenn der Kampf ein gleicher und ehrlicher sein sollte, müßte man dem Löwen mit der blanken Waffe entgegentreten.
— Stille, stille, mahnte Jean Casse-Tete, etwas verstimmt, wir betreten bereits die Schlucht.
In der That bildete an dieser Stelle der Gebirgsgraben eine solche Enge, daß die zu beiden Seiten überhängenden Felsen sich über dem Wanderer beinahe berührten und eine Arr Kuppel bildeten, in welche die bleichen Mondstrahlen kaum einzudrinqen vermochten.
Die beiden Jagdgefährten verstummten daher, besichtigten noch einmal aufmerksam ihre Gewehre und Pistolen, prüften die Kapsel und lockerten die Klingen ihrer langen Jagdmesser in den Scheiden.
Alle Sinne anspannend, insbesondere Auge und Ohr, schritte sie mit vorgestrecktem Halse durch die enge Schlucht hin, jeden nur etwas vorragenden Fels und jedes kleinste Gesträuch aufmerksam betrachtend; bei dem geringsten Geräusch hielten sie an. Wiederholt legten sie sich platt auf die Erde nieder, bis sie endlich nach Verlauf einer stunde des Steges gewahrten.
Ein dürrer Zweig, der unter dem Tritte eines Menschen oder Thieres rauschte, verrieth ihnen jetzt die Anwesenheit eines lebendigen Wesens. An einem solchen Orte und zu dieser Stunde hatte eine solche Wahrnehmung eine ernste Bedeutung.
Mit einem raschen Sprunge stürzten sich Obigny und sein Jugdgefährte in das Bett des Wildbaches hinab.
Dort geborgen, flüsterte der Spahi Jean Casse-Tete das einzige Wort in's Ohr:
— Beni-Snassem!
— Ja, entgegnete der Jäger, aufgepaßt!
Sie hielten sich schußfertig und auf alles gefaßt, denn die Räuber dieses Stammes waren die gefürchtetsten in ganz Algerien.
Die Beni-Snassem, ihrer Abstammung nach Kabyten, bewohnen zwischen unseren Besitzungen und Marokko einen Winkel des Atlasgebirges, das sich hier bis an das Mittelmeer abzweigt, und dessen Felsenklüfte, sich bis an den Strand vorschiebend, den Riffpiraten ihre Schlupfwinkel bieten.
Die Duars der Beni-Snassem gleichen in ihrer Bauart Geiernestern und liegen meist auf unwegsamen Felsenhöhen.
Seit undenklichen Zeiten bilden sie die Zufluchtsstätte aller Verbrecher der Barbareskenstaaten, deren Zahl sich mit jedem Jahre mehrte und die ihrem grausamen Jnstincte für Raub und Gewalttätigkeit nachlebten. Der ganze Stamm betreibt seine blutigen Razzias als Gewerbe. Zur Zeit der Ernte stürzt er sich massenhaft auf die Dörfer der Niederung herab, mordet, plündert und sengt, brennt alles nieder, was seiner Raublust in den Weg tritt, und zieht sich dann, Heerden und Menschen vor sich hertreibend, über von Blut und Flammen überdeckte Landesstreifen in seine Gebirgshöhlen zurück.
Seit die Franzosen die Redouten von Zebdon und von Magrinta errichtet haben, wagen die Piraten des Westens jsich nicht mehr auf französisches Gebiet, wohl aber organisiren sie sich unter dem Namen „Nebelbrüder" und treiben bei Nacht ihr Räuberhandwerk.
Schaaren dieser Meuchelmörder drangen oft bis Tlemcen vor, manchmal sogar bis Oran; sie verstanden es, sich bei Tag verborgen zu halten und Nachts ihre Wanderung fortzusetzen, wobei ihre Chuasen (Spione) die Ansiedelungen umschwärmten, die Lage auskundschafteten und ihre Handstreiche vorbereiteten.
Von diesen Kundschaftern geführt, griffen sie ganze Karawanen, Maierhöfe, Dörfer, ja sogar kleine Truppenabtheilungen an, wenn diese von einem befestigten Platze zum andern zogen.
Das Felsenthal Djemmar bildet dann immer ihren Vereinigungspunkt. Und dies war der Grund, aus welchem Jean Casse- Tete und Obigny sich eines Zusammenstoßes mit einer Horde von „Nebelbrüdern" versahen.
Einige Augenblicke schien nicht das Geringste die Besorgniß der beiden Jäger zu rechtfertigen, aber bald drang der heisere Schrei eines Schakals, aus weiter Ferne kommend, an ihr Ohr, und es währte nicht lange, so vernahmen sie in noch größerer Weite einen zweiten.
Die beiden Jäger waren mit den Gewohnheiten der Saracqs vertraut genug, um zu begreifen, daß dieser Schrei ein nachgeahmter und von einem der Räuber gegeben worden sei, dem die Bande antwortete, daß sie komme. Es dauerte auch nicht lange, so sahen sie den Mann, obgleich der Laut, mit dem er das Gebelle des Schakals nachgeahmt, aus weiter Ferne zu kommen geschienen hatte.
Dieses Bauchrednerstückchen wird dadurch ausgeführt, daß man bei dem Ausstößen des Schreies die Hand in einer bestimmten Weise an die Lippen bringt.
Vorsichtig schritt der Räuber auf dem Fußsteige dahin, bei jedem Tritte horchend und spähend; auch ihm schien ein leichtes