Fetzen zerrissen wurde; die Unglückliche sank lautlos zusammen.

(Vom württemb. Thierschutzverein.) Wenn mit Recht von Jahr zu Jahr mehr darüber geklagt wird, daß unsere kleinen Raupen- und Jnsektenvertilger, die lieblichen Sänger un­serer Fluren, durch Ausroden von Busch und Wald, welche ihnen willkommene Brutstätten boten, immer weniger werden, so ist cs um so mehr zu bedauern, daß auch noch durch das rücksichtslose Wegfattgen derselben ihre Zahl immer kleiner wird. Gegenden, welche früher vom Liede der herrlichsten Singvögel wiederhallten, in denen die Nachtigall und ihre Genossen emsig nisteten, haben ihre gefiederten Bewohner verloren, und schweigend stehen die Fluren und Gehölze, trauernd klagen die raupenzerfressenen Obst­bäume über den Unverstand und Undank des Menschen, der seine besten Freunde verfolgt. Mit um so größerem Danke ist darum auch anzuerkennen, was da und dort zum Schutze derselben ge­schieht. So gelang in jüngster Zeit dem Stationskommandanten Schuhmacher'in Brackenheim, eine größere Anzahl berüchtiger Vogelfänger und Händler zur verdienten Strafe zu bringen und gegen 60 einheimische Singvögel in Freiheit zu setzen. Möge dieses Beispiel aller Orten Nachahmung finden, der Dank aller einsichtsvollen Naturfreunde wird solcher Thätigkeit folgen.

Konstanz, 22. Juni. Bürgermeister Stromeyer ist nach h nt.!n Wahlkampfe mit 328 gegen 294 Stimmen wieder gewählt worden. (S. M.)

M ünche n, 20. Juni. Gutem Vernehmen nach ist das Ent­lassungsgesuch des Kriegsministers, Freih. v. Prankh, vom König

nicht angenommen worden. (S. M.)

DieKempt. Ztg." schreibt ans Krön ach, 48. Juni Zur Zeit befinden sich in der Gefangenenanstalt Rosenberg 10, sage zehn katholische Geistliche in Haft, von denen vier wegen unzüchti­ger Handlungen, sechs wegen Majestätsbeleidigung, Injurien und anderer Reate ihre Strafe abbüßen.

Das Central-Komite der General-Versammlung der katho­lischen Vereine Deutschlands hat einen Aufruf an die Katho­liken Deutschlands erlassen, welcher sich im Eingang mit dem Vatikanischen Concil beschäftigt. Es werden an dasselbe große Hoffnungen geknüpft zur Heilungder bis ins Mark hinein kranken, fieberhaften, Hochmuth anheimgefallenen Welt." Durch das Concil sollnun wieder verjüngt werden der christliche Le­bensgeist, daß er aufs Neue in jenem Lichtglanze erstrahle, worin er zuerst sich gezeigt, da der Erlöser vom Kalvarienberge hernie­derstieg, um Besitz zu ergreifen von dem ganzen weiten Erden­runde, das Er zum Erbtheile erhalten." Das Concil istein Schauspiel, das für Jahrhunderte Heilung und Trost bringen wird. Der tiefste Dank muß unser Herz durchglühen, daß wir gewürdigt sind, das Wunder zu schauen, welches der Herr wirkt, die göttliche Sendung Seiner Kirche aller Welt zu offenbaren." Die Katholiken werden sodann ermahnt, ihre Treue gegen den päbstlichen Stuhl durch Thaten, nämlich durch eifrige Spendung des Pcterspfennings, zu beweisen.Mit- und Nachwelt soll es bezeugen, daß wir auf das Vatikanische Concil in vollem Ver­trauen geschaut haben. Eine gottlose Bewegung hat dem heiligen Vater die Mittel geraubt, deren er heute bedarf, um das Concil zu einem glorreichen Ende zu führen. Die Bischöfe,der Kirche sind vielfach arm; sie haben keine Hilfe, als die, welche der ge» gemeinsame Vater ihnen bietet: und er ist fast noch ärmer, des größten Theils seines Besitzthums durch boshhafte, gottlose Menschen beraubt." Es sei deshalb nothwendig, zu geben, so viel Jeder könne. Unterzeichnet sind unter Anderen: Fürst Karl von Löwenstein auf Heubach; Freiherr F. v. Los; Graf Arco- Zenneberg; Dr. K. Barth; Graf Cajetan v. Bissingen auf Schramberg in Württemberg; Dr. Freytag in München; Dr. Huttler in Augsburg; Fürst Jsenburg-Birstein; Graf Ludw. v. Lcrchenfeld: I. Lindau in Heidelberg; Dr. Schneider, R.A. in Ravensburg; Baron v. Stotzingen aus Laden; Dr. Vogel, R.A. in Mergentheim.

Aus Berlin, 18. Juni, schreibt dieKöln. Z.": Der förmliche Bruch der Fortschrittspartei und der nach links über dieselbe hinausgehenden Volkspartei ist nun auch für Berlin aus» gesprochen.

Berlin, 20. Juni. Es verdient hervorgehoben zu werden, baß durch die Bestimmung des Bundesstrafgesetzbuchs (scherzweise Wilhelmine" genannt, in Anspielung auf dieKarolina"), welche in den einzelnen Staaten jede Strafart ausschließt, die im Bundes- ftrafgesetz keinen Platz findet, auch die Prügelstrafe definitiv be­seitigt ist, welche in Mecklenburg durch die Verordnung vom 20. Dez. 1865 in polizeilichen Untersuchungssachenbei herabgesunke­nen Individuen" neu sanktionirt worden war, nnd welche auch noch in Lübeck nach der Verordnung vom 25. März 1861 durch die Polizeigegen Vagabunden männlichen Geschlechts und gegen jugendliche Personen, und unter Umständen wegen Schlägereien auch gegen andere Personen, jedoch nicht höher als auf 12 Schläge", erkannt werden konnte. Im Zusammenhänge damit steht wohl auch die neulich erfolgte Abschaffung der Prügel in den preuß. Zuchthäusern. ^

Berlin, 22. Juni. Der schweizerische Gesandte Oberst Hammer wird Ende dieser Woche in Stuttgart eintreffen. (S.M.)

Im nächsten Jahre (1871) soll eine das gesummte Gebiet der Landwirthschaft umfassende Ausstellung in Berlin veranstaltet werden, und sie soll als eine durch die Theilnahme aller Kultur­länder der Erde ganz besonders hervorragende ans Licht treten. Der Kronprinz hat das Protektorat übernommen.

Aus Thüringen. 20. Juni. Die in Eisenach tagende Kirchenkonferenz hat in ihrer zweiten Sitzung (am 18. d.) den Beschluß gefaßt, den Kirchenrcgierungen zu enipfehlen, daß dieselbe ihren möglichsten Einfluß zu einerVerbesserung" der Namen des Kalenders im evang. Sinn anwenden möchten. Auch soll aus dem unterhaltenden Theile der Kalender alles Verderbliche entfernt gehalten und einvolksthümlich christlicher" Text gewählt werden. Ferner wünscht die Konferenz die Beigabe von Bibel­sprüchen für jeden Tag des Jahres. (S. M.)

Die französische Kammer und Presse zeigt wieder ein­mal, wie viel politische Unvernunft in diesem Volke steckt. Be­kanntlich soll ein Paß über die Alpen gebaut werden, damit die Nordsee nnd das Mittelmeer mit einander in recht nahe Verbin­dung kommen. Nehmt euch die Karte her und schaut euch das Ding an. Italien, die Schweiz nnd der Nordbund sind nun über­eingekommen, über den St. Gotthard zu bauen, weil dieser Weg am vortheilhaftesten für alle drei ist. Italien trägt 45 Millionen Francs bei, die Schweiz 20 Millionen, das kleine Baden 3 Mil­lionen, der norddeutsche Bund 10 Millionen, Eisenbahngesell­schaften am Rhein und Städte in Oberitalien (Genua, Mailand) verabreichen auch noch Millionen. Das Unternehmen ist gesichert. Plötzlich tritt ein Franzose in der Kammer auf und schlägt Lärm. Der kurze Sinn seiner Rede ist :Frankreich darf es nicht dulden, daß eine Bahn über den Gotthard gebaut wird, denn der fran­zösische Handel leidet Schaden, und der Nordbund wird uns durch diese neue Straße gefährlich." Kaum hat er's gesagt, so freuen sich die andern Franzosen darüber und die Zeitungen rufen: Feurio!" Was sagt Ihr zu dieser ächt französischen Unver­schämtheit? Die Franzosen haben ihren Paß durch den Mont- Cenis, die Oesterreicher ihre Semmeringbahn und die Bahn über den Brenner; weil nun auch Deutschland sich einen Paß bauen will, schreien sie:Feurio." Ich will euch verrathen wie das Ding zusammenhängt. Dem reichsten Mann in Europa, dem großen Geldmäckler Rothschild in Paris muß viel daran liegen, daß die Bahn über den Mont-Cenis und über den Brenner viel Zinsen abwirft, und daß die Bahn über den Splügen gebaut wird, weil er am Mont-Cenis, am Brenner und auf der Bahn bis Ehur viel Geld stecken hat. Geld regiert die Welt, und da Herr Rothschild viel Geld hat, hetzt er auf alle mögliche Weise gegen die Gotthardbahn, welche wie ein unbequemer Nachbar ihm den Profit nicht allein lassen will. Da steckt der Butzen. Für Württemberg ist die Gotthardbahn ein großer Vsrtheil. Durch die Anschlüsse aller Art gegen Baden hin hat es Theil an dem Weltverkehr, der den Rhein auf- und abwärts nach Genua und Amsterdam geht. Es wird gut thun, wenn es sich nicht mit un­zeitiger Sparsamkeit oder unvernünftigem Trotz wie letzteres die Beobachtersmänner wollen, dem neuen Unternehmen ent­gegenstellt, damit es nicht auch hier die besten Karten aus der Hand gibt, bevor die andern ihre Trümpfe ausspielen. Bei sol­chen Einmischungsgelüsten Frankreichs aber von Abrüstung und Miliz zu sprechen ist das nicht Landesverrath?

Jerome Napoleon Bonaparte, ein Neffe Napoleon's l. und Sohn Jerom Bonaparte's aus dessen erster Ehe, ist am 16. d. in Baltimore, 64 Jahre alt, gestorben.

Madrid, 22. Juni. Die Kortes haben die Abschaffung der Sklaverei beschlossen. (S. M.)

Athen, 20. Juni. Heute Morgen 5 Uhr wurden abermals 5 Räuber, welche sich an dem Verbrechen bei Marathon betheiligt hatten, in der Nähe von Athen hingerichtet. (S. M.)

In Agram haben die Professoren Strike gemacht und die höchst vergnügten Gymnasiasten sind in Ferien gegangen.

Philadelphia, 3. Juni. Trotz dem regnerischen und un­freundlichen Wetter, das wir während des Frühlings hatten, und das jetzt noch andauert, lauten doch die Berichte über den Stand der Ernte höchst erfreulich, ganz besonders aus dem Südwesten, wo alle Früchte die größte Ernte versprechen. Eine Bestätigung dieser Berichte ist es, daß die Mehl- und Fruchtpreise täglich sinken. Erfreulich ist es ferner, zu sehen, daß von den vielen deutschen Einwanderern, die jetzt in New-Aork, Philadelphia und Baltimore landen, der bei weitem größte Theil sich sogleich nach ihrer An­kunft nach dem Westen begibt, um sich dem Ackerbau zu widmen, der seit mehreren Jahren so vernachlässigt wurde. Neben den vielen Deutschen, die dieses Jahr hier angekommen, ist auch die Zahl der Böhmen außerordentlich groß. Auch diese ziehen sogleich nach dem Nord-Westen, wo sie bereits große Strecken Land be­sitzen, Dörfer und Städtchen haben, in welchen Schulen bestehen, in welchen die böhmische Sprache gelehrt wird. Es wird in böhmi­scher Sprache in den Kirchen gepredigt, die Stadt und Dorfbe­amten, wie die Richter verhandeln in böhmischer Sprache, und es erscheinen Zeitungen und sonstige periodische Schriften in dieser Sprache. Da unsere östlichen Städte sich übervölkern und in ihnen der Nrbeiterstand besonders Noth leidet, so ist es sehr weise