von dem Einwanderer, der noch etwas Mittel besitzt, wenn er sich sogleich nach dem Westen begibt, denn dort kann er hoffen, daß ihn Fleiß und Sparsamkeit in wenigen Jahren unabhängig machen, besonders da sich dort Länder ei öffnen, die an Fruchtbar­keit und Mineralreichthum alles übertreffen. (S. M.)

Eine Nacht auf einer algerischen Niederlassung.

(Fortsetzung.)

O, Karl, sagte das Mädchen mit dem Ausdrucke schmerz­lichen Vorwurfes, Du weißt doch, daß ich mit ganzer Seele an Dir hänge, daß ich Dein bin, Dein ganz allein! Beruhige Dich doch und laß uns leise zusammen sprechen. Willst Du Dich fügen?

Von Nita's flehender Stimme gerührt, ordnete sich der Spahi ihrem Willen unter und kehrte in seine frühere Stellung zurück.

Ich weiß, sagte sie, man tadelt Mädchen, die mit ihren künftigen Gatten ohne Zeugen zusammenkominen; versprichst Du mir aber, nicht weiter in mich zu dringen und in Geduld zu harren, so erlaube ich Dir, täglich wiederzukehren an diesen Ort, wo wir dann lange beisammen bleiben und ungestört plaudern können.

Obigny wollte reden, sie ließ ihn aber nicht zu Worte kommen.

O, ich errathe im Voraus, was Du mir sagen willst! Du möchtest mich am liebsten gar nicht mehr verlassen! Aber etwas verständig muH man doch immer sein. Denke nur, wenn wir uns täglich sehen und sprechen können, macht Dich das nicht froh? Ich meine, besser kann man es gar nicht mehr haben!

Obigny wagte nicht, ihr zu widersprechen. Er ging auf ihren Vorschlag ein, immer aber des Vorsatzes, dem geheimen Hindcr- niß, das seinem Verlangen nach inniger Vereinigung im Wege stand, auf die Spur zu kommen.

Was dem Spahi dabei voraussichtlich zu einem großen Hindernis; werden mußte, war eben Rita's ungewöhnlich entwickelter Verstand, das Erbthcil aller, die frühzeitig Vater und Mutter verloren. Seine Neugier aber war desto größer, je inniger er liebte und je mehr er überzeugt war, daß ein Geheimniß ganz besonderer Natur die Erfüllung seiner innigsten Wünsche in eine unabsehbare Zukunft hinausrücke.

Doch verließ ihn die Hoffnung nicht, dieses unfreundliche Dunkel zu durchdringen, und somit faßte er sich ein Herz und war wieder guter Dinge.

Gegen neun Uhr vernahmen die Liebenden ein Geräusch von Tritten.

Fort, fort, geschwinde, sagte Rita, mein Oheim kommt, mir eine gute Nacht zu wünschen!

Obigny glitt rasch die Mauer entlang fort und verschwand.

Morgen wieder! rief ihm Rita zu, indem sie ihm nach­blickte.

Rasch eilte sie, ihrem Oheime die Thüre zu öffnen, der, in dem Glauben, sie sei unwohl, vor dem Schlafengehen zu ihr kam, sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.

Dein Gesicht ist ganz roth, mein Kind; ich glaube gar, Du hast das Fieber, sagte der alte Spanier, als er seine Nichte betrachtete. Soll ich Dir Deine Kammerfrau schicken?

Ich danke Dir, gutes Onkelchen, ich fühle mich schon besser! entgegnete sie.

Morales hatte sich nicht getäuscht. Rita hatte ein Fieber, aber nur ein Mutterauge hätte es zu erkennen verstanden.

IV.

Einige Minuten vor zehn Uhr stand Jean Casse-Tete an dem südlichen Stadtthore von Nemours und erwartete Obigny, um die Spuren des Panthers in der Felsenschlucht von Djemmar zu verfolgen.

Diese enge Thalschlucht öffnet einem Gebirgswasser den Ab­zug, welches von den Gipfeln des Trara herabstürzt, und mag ihre Entstehung einer vulcanischen Umwälzung verdanken; ihr Anblick ist daher ein überaus abwechselnder und malerischer.

Lange braust der Bach zwischen hohen schwarzen Felsenwän- dcn hin, die, glatt wie Marmor, im Sonnenglanze gleich riesigen Stahlspiegeln erglänzen, welche ein schmaler Rahmen dunkelgrüner Eacteen und Schlingpflanzen einfaßt.

Dann aber verwandelt sich der Schauplatz. Die Felsenwände erheben sich minder steil und da und dort bedeckt sie üppiges Grün; Tausende von Vögeln jauchzen unter den Mastix- und Tamarindenbäumen; das Gebirgswasser verschwindet unter Rosen­lorbeerbüschen und dem Gestrüppe des wilden Oelbaumes oder tritt zwischen smaragdgrünen Ufern und sanft abdachenden Wiesen- geläuden hervor, aus denen sich die ganze Blüthcnpracht des Orients in tausend Farben entfaltet.

Daun wieder plötzlich und ohne allen Uebergang stellt sich nach diesem reizenden Anblicke eine Landschaft von grauen­voll düsterem Charakter dar. Allgemeiner Umsturz, unabsehbare Felseutrümmer, eine unentwirrbare Steinwelt verkünden ein in seinen Folgen gleichsam verewigtes schreckliches Naturereigniß. Unterirdische Feuerströme haben die Felsenwände zersprengt, die Über ihnen liegenden Schichten nach fruchtlosem Widerstande um­

gekehrt und hinabgestürzt und gigantische Convulsionen das Innere der Erde zur Schau gelegt, so daß noch heutigen Tages die über­einander gethürmten Stein- und Erdlager das Auge des über­raschten Wanderers erschrecken.

Titanische Felsengruppen strecken, gleich Riese» aus Porphyr, ihr Haupt in graucnerweckender Kühnheit über schwindelnden Abgründen empor, die bodenlos zu ihren Füßen gähnen, so daß die ergriffene Seele von dem Bewußtsein ihrer Macht- und Rath- losigkeit erschüttert wird.

Eine arabische Legende erzählt, daß diese Schluchten und Ab­gründe das Rachewerk einer finsteren Nacht seien, in welcher der Genius des Bösen mit einer seiner gewaltigen Krallen die. Eingeweide der Natur herausgcrissen.

Während des Tages bietet der Weg zwischen Nemours und Nedromah in einer Länge von etwa drei Stunden von Zeit zu Zeit an zerstreuten kabylischen Duars vorüberführend, von den überhängenden Felsengipfeln fortwährend überragt, keine sonderliche Gefahr. Beginnen sich aber von den riesigen Berg­gipfeln die Schatten der Nacht herabzusenken, spannt sich über der Schlucht das blaue Sternenzelt mit seinen funkelnden Lichtern aus, dann erwachen tausend drohende Stimmen in der unheim­lichen Tiefe und seltsame Schreckgestalten bewegen sich hin und her. Die phosphorescireudcu Augen der Raubthiere leuchten allenthalben aus der Finsternis;; ihre weinenden, heulenden und brüllenden Stimmen erheben sich unheilverkündend, und insbeson­dere die Klagetöne der Hyäne., die immer hungernd umherirrt, und das heisere Bellen der Schakale erfüllen die Seele mit Schrecken.

Doch auch der Löwe brüllt und der feuchte Luststrom, der vom Meere herüber die Schlucht durchzieht, trägt seine furchtbare Stimme durch alle Winkel und Tiefen.

In diesem Felseuthale halten übrigens auch in tiefer Nacht jene gefährlichen Räuberbanden ihre Zusammenkünfte, welche die Araber dieNebelbrüdcr" nennen, ein Ausdruck, der auf das Geheimniß hindeutet, mit welchem diese Würgengel sich zu um­geben und aller menschlichen Wachsamkeit zu entziehen wissen.

So lange die Sonne am Himmel weilt, halten sich diese Banditen in Höhlen von unerforschter Ausdehnung verborgen, ziehen aber in Schaaren aus, um Tod und Entsetzen bis in die entlegensten Gegenden zu verbreiten, sobald der große Fcuerball hinter dem Atlas verschwunden ist.

Die Jagd auf den Panther sollte in diesem Thale stattfinden.

Es galt daher nicht bloß den Kampf mit dem grimmigen Raubthiere, sondern auch ein Zusammenstoß mit den gefürchteten Räubern, die in den Höhlen dieser Schlucht hausten, war vielleicht noch zu bestehen.

(Fortsetzung folgt.)

Aus derCoburger Zeitung" 1870, Nr. 92:

Hätten wir alle einen Glauben Gott und Gerechtigkeit vor Augen Ein Gewicht, Maß, Münz und Geld, Daun stünde es besser in der Welt." Landgraf Philipp von Hessen, st 1567.

Bekanntlich tritt mit dem Beginne des Jahres 1872 die neue Maaß- und Gewichtsordnung vom 17. August 1868 für den ganzen norddeutschen Bund in Kraft. Da diese Zeit nicht mehr fern und die Anwendung der neuen Maaße und Gewichte auch schon in den Jahren 1870 bis 1872 gestattet ist, ist es für Je­dermann eine unabweisbare Nothwendigkeit, sich möglichst bald mit dem Meter und den von ihm abgeleiteten Flächen-, Körper- und Hohlmaaßen bekannt zu machen. Wir empfehlen zu diesem Zweck nicht eine der in letzter Zeit zahllos erschienene» Reduk­tionstabellen, sondern eine jüngst aus der Buchhandlung von Moritz Schauenburg in Lahr hervorgegangene Wandtabrlle, die den TitelMetrisches Maaß und Gewicht" trägt und in unseren Buchhandlungen zu dem niedrigen Preis von 9 kr. zu haben ist. Für den Werth und das Bedürfniß der Tabelle spricht der Umstand schon, daß 14 Tage nach dem Erscheinen bereits eine zweite Auflage nothwendig wurde. Die Tabelle enthält in über­sichtlicher Darstellung das metrische Maaß nach seiner Einthei- lung und Vervielfachung und seine Verwendung zum Ausmessen der Flächen-, Körper- und Hohlräume und außerdem das neue Gewicht. Der große Vorzug der Tabelle liegt darin, daß sie , in naturgetreuer Abbildung die Originalgröße der in Zukunft zu gebrauchenden Maaße darstellt. Während in den Reduktions­tabellen es die todte Zahl blos ist, die uns einen Begriff des neuen Maaßes verschaffen soll, ist es hier das lebendige Bild, das zu uns spricht. Wir empfehlen Jedem, der sich einen gründ­lichen Einblick in die neuen Verhältnisse verschaffen will, sich diese Tabelle anzuschaffen und sie, nachdem sie vom Buchbinder auf Pappe aufgezogen worden ist, über dem Schreibtisch oder im Ver­kaufslokal u. s. w. so aufzuhängen, daß er sie immer vor Augen hat.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schm Buchhandlung.