Lebens-Verficherungs-Gesellschaft zu Leipzig

im Jahre 1830 auf Gegenseitigkeit und Oeffeiirlichkcik gegründet und bestätigt durch

Decrct Sr. Majestät des Königs.

. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntnis;, daß Herr

die bisher geführte Agentur obiger Gesellschaft niedergelegt hat und dieselbe nunmehr

Herr C G Äknuser daselbst

übertragen worden ist.

Leipzig, den 30. Dezember 1869. Das Direetorinm.

Die obige Gesellschaft, welche sich ebenso sehr durch prompte Auszahlung der bei ihr versicherten Kapitalien als durch Billigkeit und durch ihre vortheilhaftcn, den Bei­tritt erleichternden Versicherungsbedinguugcn empfiehlt, übernimmt Bersichernngen von 100^ bis 15,000 Thlrn., zahlbar nach dem Tode oder nach Erfüllung eines vorausbe­stimmten Lebensalters und gewährt bei ihr versicherten Personen, welche in Folge dienst­licher Stellung Eaution zu Hinterleger, haben, zu diesem Behnfe unter mäßigen Bedin­gungen Darlehen bis zu chs der Versicherungssumme.

Bcrmögcnsbcstand Ende Oktober 1869 fl. 5,337,500.

Versichernngsbcstand bis Ende Nov. .14,300 Personen, versichert mit 30,198,175 fl.

Sämmtlichc Ueberschüsse werden an die Mitglieder vcrtheilt und beträgt die Di­vidende dnrchschnitllich 30 Prozent, wodurch sich die Beiträge auf das äußerste Maß der Billigkeit vermindern.

Die Aufnahme erfolgt kostenfrei. Zur Permittelung derselben, wie zur Erthei- lung näherer Auskunft empfiehlt sich

_ Q. T». LkttHUK«» .

Gegen Kntnred, Husten, Heiserkeit

leistet der Schlesische Fenchelhouig-Extract von L. W. Egers in Breslau die allervor- trefslichstcn Dienste. An solchen Beschwerden Leidende mögen bei seinem Gebrauch Fol­gendes beobachten: Wenig sprechen, auch nicht zu stark husten und sich räuspern, eine reine und warme Luft, soivohl bei Tage als bei Nacht einalhmen, sich nicht Rauch und Staub aussctzcn und das Ansgcheu unterlassen. Dabei müssen Speise und Getränte reizlos sein, alles Kalte und Spirituose, sowie harte und gewürzreiche Speisen muß man vermeiden. Wer den Schlesischen Fencheihonig-Extract nimmt und diese Diät zu­gleich beobachtet, wird sein Uebel sehr schnell los werden. Ist letzteres schon veraltet oder tritt sehr heftig auf, so ist cs rathsam, die Flasche vor jedesmaligem Gebrauch erst in warmem Wasser zu erwärmen. Man bekommt diesen nicht genug zu rühmenden Fenchelhonig-Extract nur allein echt bei Gottlob Knödel in Nagold.

wegen

Zahnschmerzen

Vr-pS

ü Glas 18 kt. in Nagold bei ' D. G. Keck.

Japaircsisches Zahnpulver.

welches das Gebiß von Wein­stein reinigt u. hohle Zähne verhütet, empfiehlt in Dosen st 24 kr. acht

in Nagold bei D. G. Keck.

bei G. W. Zaise r.

Dinkel

Frucht-Preise.

Altenstaig, 5. Jan. 1870 alter

Dinkel

neuer .... 4 3 47

3 36

Kerne»

Haber

. 3 36 3 26

3 94

Gerste

Roggen

. 4 18 4 39

4 2 t

Dinkel

Talw, 8. Jan. 1870.

fl. kr.' fl. kr.

fl. kr.

3 42

Haber.

3 12

Kerne»

. 5 24 5 tt,

5 6

Tübingen, 7. Jan. 1870.

fl. kr. fl. kr.

fl. kr.

Dinkel

3 33

Kernen

Haber

. 3 17 3 12

3 9

am IN. Jan. 1870.

Pistolen.9 fl. 19 kr.

Pr. Friedricbsb'oc . . 9 fl. 5753 kr. Holl. lO-fl.-St. ... 9 fl. 5-156 kr. 20-Francs-Stücke ... 9 fl. 2627 kr.

Dollars in Gold... 2 fl. 27 28 kr.

Nand-Dnkaten.... 5 fl. 3636 kr.

Engl. Sovereigns . . 11 fl. 5357.

T a g e s - N e u i g k e i t e ».

Stuttgart, 8. Jan. Se. Kön. Mas. haben durch Höchste Entschließung vom 3l. o. Mts. die Niedersetzung einer Kommis­sion zu Ausarbeitung eines neuen Strafgesetzbuches verfügt. Am 7. Jan. fand unter dem Vorsitze des Herrn Justizministers v. Mittnacht die erste Sitzung der Kommission statt. Mitglieder derselben sind folgende Herren: der Präsident der Abgeordneten­kammer, Kanzler v. Geßler, der Kreisgerichtshofsdireklor v. Kern, Obertribunalrath v. Beverle, Generalstaatsanwalt Hörner, Ober- tribunalrath Frhr. v. Holzschuhcr in Tübingen, lebenslängliches Mitglied der Kammer der Slandesherrcn, Rechtsanwalt Probst, Biceprüsident der Kammer der Abgeordneten, Rechtsanwalt und Abgeordneter Becher. Der Bearbeitung und Berathung zunächst des allgemeinen Theils des Strafgesetzbuchs wird nach einmüthigem Beschluß der Kommission der Entwurf eines Strafgesetzbuches für den noddeutschen Bund als äußerer Leitfaden zu Grund ge­legt werden. Die Legitimations-Eommission der Kammer der Abgeordneten beantragt, die Wahl Zimmcrles in Ellwangen für ungültig zu erklären.

Stuttgart. Oeffentlicher Vortrag im Königsban. Prof. Dr. v. Palmer spricht über Aberglaube und Aufklärung. Ihre Majestät die Königin wohnte dem Vortrage in der Loge bei. Prof. v. Palmer war vielleicht der berufenste Theologe seiner Kirche, der sich an dieses Thema wagen durfte. Das wohlge- Ivähltc Thema und der Ruf seines Namens zog eine ebenso zahl­reiche, als gewählte Zuhörerschaft an; eine halbe Stunde vor Beginn dcS Vortrags war der riesige Saal schon überfüllt. Was ist Aberglaube, was ist Aufklärung? fragte der Redner. Von jener Aufklärung, für die es keine ungelösten Fragen gibt, von der Aufklärung der flachen Köpfe will der Redner nicht sprechen. Unter Aufklärung versteht er dieErleuchtung" im Sinne der Bidet, jenes Hellcsein des Kopfes, der mit sicherem Blicke die Thatiachen der Geschichte, der Wissenschaften zu erfassen vermag. Was ist Aberglaube? Wer ist abergläubisch? Schließen sich Aber­glaube und Aufklärung gegenseitig aus? Oder ist auch der auf­geklärte elegante Besuch der Kartenschlügerin abergläubisch? Sind wir selber abergläubisch, wenn wir uns mit inucrm Widerstre­ben als der 13. an den Tisch setzen? Ist am Ende der Aber­glaube nur durch seinen Wärmegrad vom Glauben unterschieden? Geht die Fieberhitze des Glaubens in den Schüttelfrost des Aber­glaubens über? Nicht blos der Bauer, der fest überzeugt ist, daß die Professoren in Tübingen das 6. und 7. Buch Mosis sammt dem Schlüssel zur egyptischen Zauberei verschlossen halten, steht unter dem Banne des Mysticismus, sondern Männer groß wie Kepler, dessen Astrologie bekannt ist. Das Geistcrthum ist

ein Monotheismus, eine Einheit. Wenn es in eine Mehrheit von Kräften zersplittert wird, so ist der Aberglaube fertig. Da­mit gelangt man zur Wurzel deS Aberglaubens, zum Heidenthum. Die Menschenopfer des Heidenthums kamen noch im Mittelalter vor. Die an's Scheunenlhor genagelte Eule ist ein dem Hei­denthum entstammendes Thieropser. Eine heidnische Erinnerung ist das Trankopfer, das bei der Schiffstaufe, beim Ausrichten eines Hauses in der zerschmetterten Flasche dargebracht wird. Heidnisch ist der Hammerschlag bei der Grundsteinlegung. Ins christliche Wesen übergegangen ist der Satz: von den Todten soll man nur Gnies reden. Der Heide sürchiet die im Hanse zurückgebliebenen Geister der Verstorbenen. Durch die hehren Glockentöne bei der Beerdigung werden nach heidnischer Anschau­ung die bösen Geister verscheucht. Heidnisch ist's zu sagen: 's ist heut Simons und Judä, da ras't der See und will sein Opfer haben. Noch heute wird den schwäbischen Flüssen, dem Neckar und der Rems, der Enz und der Jaxt n. s. w. eine ähn­liche Oegmade an gewissen Tagen beigemessen. Die traurigsten Verirrungen weist der Aberglaube auf dem Gebiete d/r Hexerei und Zauberei ans. Ein Leipziger Jurist konnte sich vor 200 Jahren rühmen, er habe 20,000 Todesnrtheile gegen Hexen ge­fällt. Wie ist es zu erklären, daß die unglücklichen Opfer ge­storben, mit dem bösen Feind wüste Orgien gefeiert zu haben? Die Gespenster der >L>onämbülen sind höchstens Sinnestäuschun­gen. Amulette haben keine Wirkung, das beweisen diejenigen, die man bei hundert von Gefallenen in den letzten Kriegen ge­funden. Wenn der Christ die heiligen Namen nennt oder schreibt, so thut ers, um sie anzurufen und nicht um mil ihrer Hilfe et­was anszurichten und wenn er ein theures Wort als Angeden­ken auf seinem Herzen trägt, so ists ein Segenswort des Vaters, der Mutter. Von Gott Heilung der Krankheit auf Gebet allein zn erwarten, heißt Gott eigenwillig ein Wunder vorschreiben. Bezüglich derSympathie" beruft sich der Redner auf den Aus­spruch eines gelehrten Arztes: die Wissenschaft wird auch in die­sem Stück den Aberglauben besiegen, aber auch Erscheinungen in Wahrheit und Recht einsetzen, die man jetzt noch für Aberglau­ben hält; es ist wohl möglich, daß in der unergrnndeten Tiefe der menschlichen Seele Kräfte liegen, deren die Wissenschaft noch nicht Meister geworden ist. Der Aberglaube muß aus der Welt verschwinden, so sehr von mancher Seite der Untergang des ur- wichsigen poetischen Elementes im Volksleben, das Göthc einen Faust", Weber einen Freischütz schassen ließ, bedauert werden mag. Männliche Furchtlosigkeit, Volksuntcrricht, Kcnntniß der Natur, allgemeine sittliche Bildung und Aufklärung, das sind die Waffen gegen den Aberglauben; diese zu führen, ist besondeac Aufgabe der Kirche; sie arbeitet im Dienste des Herrn, der ge-