abgelegt, Ein Dekret wurde nicht publicirt. Das Wetter ist sehr schön. Die Volksmenge ist bedeutend.

Madrid, 9. Jan. Das neue Ministerium ist konstituirt. Rio ero Inneres, Sagasta Aeußeres, Tapete Marine, Mo utero Nios Justiz; die übrigen Minister behalten ihr Portefeuille bei.

Mehrere Londoner Zeitungen haben in der vorigen Woche zwei Tage hinter einander solgende Annonce gebracht:Charlin, mein Kleinod. Mein Herz ist gebrochen. Komm, um mich zu sprechen, nach der Thicransstellung. Du sindest mich von 2 Uhr an bei dem Schaufenster des Ladens Nr. 59 im Concertsaale. Du wirst mich nicht vergebens warten lassen. Nicht wahr, mein Leben? Ganz die Deinige. Laura." Das wäre nun weiter nichts Außerordentliches, denn ähnliche Annoncen findet man sa alle Tage in den englischen Zeitungen. Aber Folgendes ist der Kern der Geschichte. Eine große Anzahl von Personen, welche die Anzeige gelesen hatten, gingen mehrere Stunden lang vor dem Schaufenster Nr. 99 auf und ab, um dem süßen Charlin auszulauern und seine Laura zu sehen. Aber sie wollten nicht kommen, wie die Bruder im Blaubart. Inzwischen drängte man sich um das Schaufenster Nr. 59, sah sich die hübschen Sachen an cs waren Oiiincailleriecn trat in den Laden und kaufte dies und jenes. Und Abends rieb sich der Verkäufer die Hände und sagte:Der Tag war gut heute. Womit werde ich die Dummtöpfe morgen anlocken?"

Auch eine Hochzeitsreise.

(Fortsetzung.)

Während einer Pause sagte Mr. Roth zu der jungen Frau, deren Pulse rascher schlugen., deren Wangen im höheren Roth glühten:

Efsie, wir haben Ontonagon erreicht und mehrere Passagiere wollen in einer Jolle an's Land gehen. Cs weht ein ziemlich scharfer Wind und die Wellen des See's gehen hoch. Vom Ufer sind wir noch eine halbe Meile entfernt. Der Dampfer kann jedoch wegen der vielen Untiefen und des seichten Fahrwassers nicht näher an's Land gehen. Willst du doch mitkommen?"

O ja," versetzte Mrs. Roth, die sich der Abwechslung herzlich freute;ich muß überall sein, wo du hingehen willst."

Schön. Ich werde dir Hut und Mantel bringen. Es werden uns noch andere Damen begleiten."

Als sie aber nach einigen Minuten an der Schiffsbrüstung standen und eine hölzerne Treppe zur Jolle hinabgelassen wurde, bemerkte der Eapitän warnenden Tones:

Wenn unter den Damen welche für Seekrankheit empfänglich sind, so werden sie besser thun, hier zu bleiben. Der See geht sehr hoch und wird das leichte Boot ganz unbarmherzig schütteln."

Diese Worte genügten, um die Mehrzahl der Damen von der Theilnahme an der Fahrt zurückznhalten. Sie fürchteten, seekrank zu werden. Nicht so Mrs. Roth. Sie hatte die Fahrt über den atlantischen Ocean hin und zurück gemacht und nie das mindeste Ungemach erlitten. Sie eilte mit ihren Begleitern die Treppe hinab in das Boot, das nun im Finstern abstieß, die Richtung gegen die Lichter nehmend, die in weiter Ferne aus dem kleinen Dörfchen der Minengräber herüber glänzten. Ohne Utifall erreichten sie das Ufer.

Eine Stunde lang vergnügte man sich damit, den kleinen Ort und alle seine Einzclnhciten zu besichtigen. Dann schickte man sich zur Rückkehr an. Als man aber am Landungsplätze ankam, klagte eine der Damen, sie habe eine mit Diamanten be­setzte Busentuchnadel verloren, was nur im Salon des Gasthauses geschehen.sein tonne. Spencer Roth erbot sich, sofort zurückzu- cilcn und nach dem verlorenen Gegenstand zu suchen. Er that es und hatte sich kaum entfernt, als auch schon der die Jolle commandirende Mann derselbe Bootsmann, den Roth durch sein Einschreiten zu Gunsten der Rothhaut gegen sich aufgebracht hatte die Erklärung abgab, daß er nicht länger warten könne. Die Reisenden befanden sich sammt und sonders in dem Boote, das er auch sofort vom Lande abstoßen ließ.

Aber wir können ja meinen Mann nicht hier zurücklasscn!" rief Efsie mit dem Ausdruck der äußersten Seelenangst.

Mürrisch versetzte der Bootsmann:Wir werden Ihren Mann an Bord nehmen, wenn wir die hier zur Fracht bestimmten Kausmannsgüter einholen. An der kurzen Verzögerung kann ihm nichts gelegen sein. Wir aber dürfen keine Zeit verlieren, denn ein Unwetter ist im Umzuge und unsere Jolle hält nicht viel aus."

Es wehte in der That ein ungemein scharfer Wind, der dem leichten gebrechlichen Fahrzeuge im Kampfe mit den hochgehcnden Wellen des obern See's sehr gefährlich werden konnte. Der Bootsmann war mit vollem Rechte ernstlich besorgt und der Aus­gang zeigte, daß seine Befürchtungen nur zu begründet waren. Eine hochgchende Woge faßte die Jolle von der Seite und warf sic um.

Einige Augenblicke lang blieb der Kiel des umgestürztcn Bootes noch sichtbar über den Wässern, dann sank es mit der ganzen kostbaren Last, die cs früher enthalten hatte, in die Fluthen,

die selbst am Hochsommer die eisige Kälte von Polarwässern hatten. Tiefe Finsterniß lag über dem feuchten, kalten Grabe.

Efsie hatte in der Erziehungsanstalt am Hudson, in der sie von liebenden Eltern untergebracht worden war, auch schwimmen gelernt und sich später in dieser Kunst vervollkommnet; in diesen wilden Wässern aber und der schneidenden Kälte derselben war die Kraft des zarten Wesens bald erschöpft. Sic warf noch einen Blick auf die Hellen, weither schimmernden Lichter des Dampfers, an dessen Bord heitere Tänzer sich im fröhlichen Wirbel drehten; sie dachte noch einmal des geliebten Gatten und rief dem Theuern mit erlöschender Stimme ein letztes Lebewohl zu, dann dunkelte es ihr vor den Augen; Kraft und Bewußtsein verließen sie und die Fluthen schlugen über ihr zusammen.

Mit ihr zugleich sanken noch zehn andere Personen in die Tiefe des See's.

Mr. Roth war mittlerweile an's Ufer zurückgekehrt und hatte mit Schrecken gesehen, daß die Jolle bereits in See ge­gangen war. Einige am Ufer befindliche Männer, welche die dort aufgehäuften Maaren und Mundvorrälhe überwachten, er­zählten ihm, wie der Bootsmann nicht länger habe warten wollen, daß aber jedenfalls ein anderes Boot des Dampfers herbeikom- mcn müsse.

Der rothhäutigc Sam, der, wie unsere Leser wissen, hier an's Land gesetzt worden war, kam wie zufällig ebenfalls herbei.

Böser Wind kommen," sagte er,böser See, zu böse für schwache Jolle in so schwarzer Nacht."

Du hast Recht und es ist offenbar Gefahr vorhanden," sagte Roth.Gebe Gott, daß sie ohne Unfall drn Dampfer erreichen."

Seine Stimme zitterte, während er so sprach und dabei an Efsie dachte. Daß er selbst bei der Rückfahrt auf dem nun noch stärcker aufgeregten Sec einer noch größeren Gefahr nnsgesetzt sein werde, kam ihm nicht in den Sinn; all' sein Denken und Trachten war nur Efsie zugewendet.

Als beim ersten Morgengrauen der Sturm sich legte, schickte Eapitän Laurcnce ein zweites Boot an's Ufer. Spencer Roth stand bereits auf der Werste in banger, peinlicher Erwartung.

Mr. Christie," rief er dem am Steuer sitzenden Bootsmann zu,ist alles in Ordnung an Bord?"

Kann leider nicht ja sagen."

Die Gesellschaft, die mit der Jolle znrückgekehrt, ist doch glücklich ane elangt ?"

,,Hab? keinen davon gesehen. Die Jolle ist noch nicht zu­rück."

Großer Gott!" (Forts, f.)

Handwerks vorth eile. Wenn in die Pariser Kauf­läden ein bedenklicher Kunde eintritt, rufen sich die Commis rc. zu: Zwei auf Zehn! d. h. zwei Augen auf zehn Finger. Die musizirenden Zigeuner in Wien, Pesth n. s w. geben ihrem Ka­meraden, der das Geld cinsammelt, einen Teller in die rechte Hand und eine lebendige Fliege in die linke Hand. Die Fliege muß er lebendig zurückdringen zum Zeichen, daß er vom Gelde nichts genommen hat; fehlt die Fliege oder ist sie todt, so ver­liert er seinen Antheil an der Kasse.

Wrßwkgkn? Deswegen.

Der weise Plato ging einmal In einem großen Wiesenthal Wohl unter allerlei Dispntiren Mit einem seiner Schüler spazieren.

» Sie kamen zu einer Rindviehberde,

Die mit der Aase tief aus der Erde An einem schlechten, verschlammten Gras Mit vieler Mühe satt sich fraß.

Verwundert blieb der Knabe stehn:

Sieh' Meister, da drüben die Trist, wie schön,

Und hier da-s Futter schlecht und morastig Und dennoch verschlingt das Vieh es hastig.

Sieht'S denn nicht drüben auf weiter Flur Die üppigste träuterreichste Natur?

Was schreitet es nicht zum Besseren fort?

Was bleibt cs gebannt an diesem Ort?

Mein Sohn sprach Plato sieh den Grund Dort in dem schwarzen Hirtenhund.

Der will cs nun einmal durchaus nicht leiden,

Daß diese Thiere wo anders weiden.^

Kaum wendet sich eins nur von der Stelle,

Da macht der Schwarze ein geiserud Gebelle,

Fährt schnaubend an das vekmessene Thier Und dies, als wollt' es versinken schier,

Demüthig den Kops bis zum Boden geneigt,

Macht Reverenz, kehrt um und schweigt.

Der Knabe schüttelte den Kops und spricht:

Kann denn ans dieser Herde nicht

Das schwächste Thier nach Lust und Belieben

Fehn solche Kläffer bei Seite schieben?

Lös' mir das Räthsel du weiser Alaun,

Weßwege» erdulden sie Acht und Bann?

Ich will's dir sagen, mein liebes Kind:

Teßwegen, weil sie Ochsen sind. _

Redaclion, Truck und Verlag der G. M. Zaiser'schcn Buchandlung.