Der 31. Dezember v. I. war der letzte Tag in Oesterreich, an dem die alten Sibbersechser als gesetzliches Zahlungsmittel angenommen wurden. Zn Wien entstand ein förmlicher Platzregen, Niemand zahlte anders als in Silbersechsern, manche Getreidehändler mußten von den Müllern 1300—2000 fl. in Sechsern annehmen. Aus Baiern waren schon vorher massenhafte Sendnngen cingetrofsen.
Der arme Kaiser Alexander! Cr hat alles, was der Ehrgeiz ersehnt, aber keine Freude an Leben und Beruf. Tagelang mag er keinen Menschen sehen und weder Speise, noch Trant zu sich nehmen. Seine Krankheit isk die Hypochondrie und der Sitz derselben ist die Milz; diese Krantheil soll erblich in der Familie sein.
Prag. Lethlen's „diplomatische Wochenschrift" schreibt: „Den neuesten Nachrichten zufolge scheint der Sieg des Dr. Gis- kra gesichert zu sein. Dieser Sieg wäre für den Grafen Beust eine große Dcmüthignng und eine entschiedene Niederlage. Es ist ein öffentliches Gehcimniß, daß Graf Beust seit Jahr und Tag alle Künste der Diplomatie aufbietet, um Herrn Giskra zu stürzen. Graf Beust hatte zu seinem Zwecke auf drei verschiedenen Feldern operirt. Bei Hofe, in der gonvernementalen Presse, und in der Opposition und deren Organen.
In Tabor in Böhmen sperrte eine Bäuerin ihr vierteljähriges Kind mit zwei Schweinen in die Stube, als sie zurückkehrte, war das Kind von den Schweinen halb aufgefressen worden.
An einem der letzten Abende wurde der Postwagen zwischen Bre ge uz (Voralbcrg) und Au angehalten und einer Geldsendung von 14,000 fl. beraubt. —
Paris 5. Jan. Ter neue Minister des Innern, Chc- vandier de Valdrome, hat bereits alle Censurmaßregeln gegen ausländische Journale aufgehoben.
Paris, 3. Jan. „Patrie" erklärt die Nachricht, daß die Reduktion der Armee im Programm des neuen. Ministeriums sigurire, für unbegründet. Dasselbe Blatt bestätigt, daß der Rücktritt Haußmann's beschlossen sei. Der Ministerrath fordere denselben und der Kaiser, treu der Rolle eines konstitutionellen Souveräns, habe seine Zustimmung gegeben.
Eine größere Niederlage konnte der revolutionären Partei in Frankreich nicht bereitet werden, als die der Berufung eines liberalen Ministeriums, wie das Ollivier's, von dem man die Durchführung aller der Reformen zu erwarten berechtigt und auch ziemlich sicher ist, uach welchen das Land verlangt und die dem republikanischen und socialen Schwindel am sichersten den Garaus macht. Da hiermit nur eine durchaus friedliebende Politik gegen außen Hand in Hand gehen kann und wird, so muß auch die Einwirkung auf die deutschen Verhältnisse eine wohlthätige, die der friedlichen Revolution sein, denn sie gestattet uns in aller Ruhe die Entwickelung unserer inneren Angelegenheiten, die Reform und Weiterbildung unserer inneren Einrichtungen. Und in diesem Sinne beginnt das Jahr 1870 unter äußerst glücklichen Auspicicn. (B- Z.)
Traupmann hat gebeten, ihn am 21. Januar, dem Todestage des unschuldigsten aller Könige (Louis XVI.) hinzurichten und ihm vorher den Kerker der Königin Marie Antoinette zu zeige».
Nom, 1. Jan. Die „Civiltll Cattolica" bringt einen längeren Artikel über die Stellung der Regierungen gegenüber dem Konzil, in welchem gegen Rußland die stärksten Jnvectiven geschleudert werden. Das Blatt sagt: „Die Regierungen haben das Konzil weder begünstigt, noch demselben geradezu Hindernisse bereitet, ausgenommen das schismatische Rußland, welches dem einzigen polnischen Bischöfe, der noch nicht ermordert oder nach Sibirien deportirt wurde, verboten hat, nach Rom zu kommen, um von den Leiden einer Nation von Märtyrern zu erzählen. Eine einzige Regierung, die des hochherzigen Frankreich, welchem die ganze katholische Welt zu Danke verpflichtet ist, zeigte sich wohlwollend, indem sie in den päbstlichen Staaten die Besatzung ließ, welche eine sehr starke Garantie für die Anfrechterhaltung der Ruhe während des Konzils ist."
Aus Rom. Die Rede des Pabstes an General Kanzler enthielt nach einem Wiener Blatte noch folgende ebenso eigen- thümliche Worte: „Es ist nicht wahr, daß Jesus Christus keine Truppen hatte, und daß er nicht im Nothfalle auch zur Gewalt seine Zuflucht nahm. Das Evangelium lehrt uns, daß er auf dem Oelberge zu seinen Jüngern sagte, daß er in jedem Augenblicke mehr als zwölf Legionen Engel um sich versammeln könnte; er schritt zur Gewalt, als die Garibaldianer jener Zeit (eigene Worte des Pabstes) in den Garten gegangen waren, ihn festzunehmen; er ließ sie bewußtlos niederfallen. . . ."
Madrid, 3. Januar. In Folge der unbedingten Ablehnung der italienischen Regierung in Bezug ans die Candidatur des Herzogs von Genua ist das spanische Ministerium zurückgetreten. — Prim soll sich jetzt den Anhängern des Herzogs von Montpensier zngesellt haben.
In Madagaskar hat unlängst eine bemcrkenswerthe religiöse Umwälzung stattgefnnden. Aus einem im Englieh Independent veröffentlichten Briese des daselbst weilenden englischen
Geistlichen Port vom 23. Sept. geht hervor, daß die Königin sämmtliche „königlichen Götzenbilder" den Flammen übergeben ließ und sie sowohl wie der sämmtliche madagassische Adel zum Christenthum übergetreten ist. Demselben Beispiele folgte die ganze Provinz Jmerima. Der Uebcrtritt der Königin zum Christen- thum geschah schon zu Anfang des Jahres 1869, und sic begann dann eine christliche Kapelle zu bauen und die hölzerne Umhcgung des Tempels, in welchem sich der große Landcsgöhe befand, niederreißen lassen, obwohl die Priester eine drohende Stellung ein- nahmen, versichernd, ihr Götze besitze eine „Arznei", durch welche er sich an der kezerischen Souveränin rächen würde. Am 8. Sept. erschienen die Priester in Masse in der Hauptstadt und beanspruchten Achtung ihrer Adelsprivilcgien. In einem sofort berufenen Ministerrathe wurde entschieden, den ersten Minister und andere Beamten der Krone, ehe den Priestern die Heimkehr möglich wurde, nach dem „heiligen Dorfe" zu entsenden und das Götzenbild zu verbrennen. So geschah es. Man besetzte das Haus des Götzen, häufte das Holz der Umheguug darum, zündele dieses an und schasste alles Tragbare aus dem Tempel zur Verbrennung herbei. Zuerst den großen Rohrstock, der bei Prozessionen gewöhnlich vor den Götzen einhergetragen wird, dann 12 Bullenhörner, aus welchen man zu räuchern und heiliges Wasser zu sprengen pflegte, darauf 3 scharlachrothe Regenschirme und die Scidenrobc, mit welcher der Tempclwächter das Götzenbild bei Umzügen zu bekleiden pflegte. Dann kam die Reihe an des Götzen Kasten, aus eii.cm ausgehöhltcn Baumstamm bestehend und mit einem Deckel versehen, zuletzt der Eigenthümer dieser Siebensachen, der Götze selber. .Da kaum Einer aus der ganzen lebenden Generation der Madagassen denselben je zu Gesicht bekommen, so erregte sein Erscheinen großes Erstaunen Der Götze bestand aus zwei Stücken Scharlachseidc von etwa 3 Fuß Länge und 3 Zoll Breite, verbunden durch ein kleines Stück Holz von der Dicke eines Manns- daumeus, so daß die nieder-hängende Seide so zu sagen zwei große Flügel zu einem ganz kleinen Körper bildete. Das war der „große Gott der Madagassen", dessen Berührung heilig machte, und dessen Nähe Schutz verlieh. „Ihr könnt ihn nicht verbrennen", erwiderte der Beamte, wir wollen es versuchen", und sie hielten den seidenen Götzen mit einem Stabe in das Feuer, damit das Volk die Verbrennung wirklich vor Augen habe. Der Sieg war vollständig heißt es in dem Briese. Am nächsten Tage theilten vier Götzenbilder dasselbe Schicksal, und der Rest folgte.
Auch eine Hochzeitsreise.
(Fortsetzung.)
Vier Wochen gingen dergestalt in der beglückendsten Weise hin. Wo immer sie Halt machten, wurden sie von bereits harrenden Freunden aufs Freundlichste bemillkommt. Und als sie in den letzten Julitagcn endlich von Chicago nach den Seen aufbrachen, wurden sie von einem halben Dutzend Freunde und Freundinnen begleitet.
Die lange Fahrt auf dem Dampfboot war ungemein ergötzlich. Den Tag über präsentirtc sich an beiden Ufern eine stets wechselnde Scenerie der anmuthigsten Landschaften. Brachen dann die köstlich kühlen Abende herein, so lustwandelte man entweder beim Mondschein aus dem Verdecke oder tanzte und ergötzte sich au heitern Gesellschaftsspielen in dem geräumigen Damensalon des Dampfers.
Mittlerweile setzte das wackere Schiss, „Saturn" genannt, unverdrossen seine Fahrt fort, die Wellen durchpflügend und Reisende aus den verschiedensten Theilcn der Vereinigten Staaten an Bord nehmend. In solcher Weise gelangte man aus dem ausgedehnten Michigan-See in die Wassermassen des reizenden Huron-L-ee's und endlich in den gewaltigen oberen See, dessen kühle reine Fluthen sich oceanartig ausbreiteu.
In dem an mancherlei Seltsamkeiten reichen Bezirke, der den Namen „Portage-Entry" führt, wendete sich die Aufmerksamkeit unserer Freunde dem Benehmen einer Anzahl Indianer zu, die ans dem Verdecke allerlei Dienste leisteten und namentlich die Aufgabe hatten, den Dampfer mittelst eines starken Taues von Zeit zu Zeit in der Nähe des Ufers zu halten. Der sehr schmal werdende Schiffsahrtscanal erheischt nämlich in jener Gegend die Anwendung der äußersten Vorsicht, da er häufig sehr seicht wird und unzählbare Wendungen macht, in denen der langgestreckte Dampfer nur mit großen Schwierigkeiten seinen Weg fortsetzen kann. Um dies nun zu vermitteln, muß er eben sehr häufig bugsirt und mittelst des Taues, das öfter um dicke Bäume geschlungen wird, in der Nähe des Ufers gehalten werden. Hiezu wurden nun die vorerwähnten Indianer verwendet: sie waren dnrchgehends starke, kräftige Männer, zeigten aber in ihren Gesichtszügen den Ausdruck brutaler Beschränktheit. Ein einziger machte in dieser Hinsicht eine sehr vortheilhafte Ausnahme." Er war ein prachtvolles Specimen eines Gippiwä Indianers, 'von dunkler Färbung, sehnig und muskulös gebaut, mit Riesenstärke begabt und zwei große schwarze Augen besitzend, die gleich jenen eines Panthers leuchteten. Er ging barhäuptig und das lange schwarze Haar flatterte mit malerischer Wirkung um sein Haupt, wenn er ein schweres Bootsruder handhabte oder im kühnen