Sprunge au's Ufer setzte und das Tau dort mit wundersam rascher Gelenkigkeit befestigte.

Die aus dein Verdeck gruppenweise umher sitzenden Reisenden verfolgten die Bewegungen der Indianer mit grossem Interesse. Unsere Freunde thaten dasselbe.

Lieh mir einmal den prächtigen, barhäuptigen Burschen!" sagte Effle;ist er nicht eine ganz imponirende Erscheinung?"

Ich habe ihn schon seit längerer Zeit im Auge," eutgeg- netc Rorh;er ist ein prachtvolles Exemplar seiner Gattung, aber offenbar eine ebenso unbezähmbare Natur, wie alle Söhne seines Stammes. Sein Auge glüht fast unheimlich und ich glaube nicht, daß man hier am Bord sonderlich auf seine Subordination rechnen kann."

Dieser Ausspruch sollte in den Ereignissen des nächstfolgen­den Tages seine vollkommene Bestätigung finden.

- Das Boot setzte seine Fahrt über den riesigen See in vol­ler Ruhe fort; Roth und seine sunge Gemahlin saßen auf dem Verdecke, erfreuten sich der erquickenden Kühle und bewunderten das Gesammtbild, zu dem einerseits die glatte, glänzende Was­serfläche, andererseits die malerischen User von Royal-Jsle, das in duftiger Ferne aus den Fluren emportauchte, die Details lie­ferten. Plötzlich wurden die Mißtöne eines beginnenden Zankes vernommen. Neugierig und erschreckt eilte Mrs. Roth an die zum Zwischendeck führende Lucke, um Zeugin der folgenden Scene zu sein.

Gottes Donner!" rief eine rauhe Stimme:du mußt cs thuu und wenn ich dir alle Knochen in deiner faulen Haut zer­malmen sollte!"

Mich nicht anrühren!" lautete die Antwort und Mrs. Roth sah, daß die Entgegnung aus dem Munde des vorerwähnten barhäuptigen Indianers kam.Zu viel Gerede! Dicker Feig­ling!"

Die Augen des Indianers schienen Feuer zu sprühen, wäh­rend er den zweiten Bootsmann sirirte, einen plump gebauten Burschen, mit tief gefurchten Gesichtszügen und einem tückischen Blicke.

Was geht denn hier vor?" fragte Spencer Roth, die Schist'streppc hinabsteigend und von seiner kleinen Frau begleitet, die sich lrotz ihres Schreckens aller Orten sicher fühlte, wo nur ihr Mann in der Nähe war.

Der verdammte Indianer will nicht Ordre pariren und das ist alles," versetzte der Bootsmann;ich befahl ihm das Verdeck zu scheuern, und er meinte, cs sei rein genug. Hat er etwa darüber zu entscheiden? Ich will ihn gehorchen lehren und wenn er darüber zu Grunde gehen sollte."

Gleichzeitig warf sich der erboste Mensch plötzlich auf den Indianer und führte einen enormen Schlag mit seiner behaarten Faust nach ihm. Hätte der Schlag sein Ziel erreicht, der Mann würde wie ein Klotz zu Boden gefallen sein. Der luchsäugige Bursche war aber gewandt genug, um die Absicht des Gegners zunichte zu machen; mit einem wuchtigen Besen, den er eben in der Hand hielt, parirte er den gegen ihn geführten Schlag und augenblicklich floß Blut von der blutrünstig gerissenen Faust des Bootsmanns-

Der Wüthende gerieth nun ganz außer sich, zückte das lange Messer, das er in lederner Scheide trug, und warf sich auf den Indianer, den er nicderstechcn wollte. Spencer Roth aber, ein sunger, kraftvoller Mann, erfaßte rasch den gehobenen Arm und hielt ihn fest wie mit ehernem Griffe. Gleichzeitig vermochte Effie Roth dem Impulse des Moments nicht zu widerstehen. Wie ein Schutzengel trat sie vor den schwer bedrohten Indianer, der sie ganz verwundert anblickte..

In diesem Momente wurde das gutmüthige rothe Gesicht des Eapitäns Jack Laurcncc auf dem Schauplatze des Kampfes sichtbar. Er hieß den Bootsmann sein Messer cinstcckeu, eine Weisung, der dieser nur zögernd und mit widerstrebendem Gcmüth nachkam.

Sam," sagte der Capitän zu dem Indianer,das ist nun wohl wieder einer von deinen alten Streichen."

Bootsmann garstig," lautete die Entgegnung.Machen mich unnütz arbeiten. Deck ganz rein. Sieh! Hab' schwer ge­arbeitet. Ganze Nacht am Steuer."

Das mag alles wahr sein, Sam, wir können aber niemanden hier brauchen, der den gegebenen Befehlen nicht gehorsam nach­kommt. Du weißt, was ich dir für abermaligen Ungehorsam in Aussicht gestellt habe. Wir werden dich bei Ontonagou au's Land setzen."

Nach diesen Worten ging der gutmüthige Mann wieder seiner Wege.

Nun, du rother Teufelsbraten," sagte der Bootsmann,jetzt werde ich dich endlich doch einmal los werden."

Der Indianer antwortete nur mit einem langen verächtlichen Blicke aus seinen liefschwarzcn Augen; der Blick wirkte auf das Gcmüth des wuthentbrannten Mannes, wie die Annäherung der Lunte auf ein geöffnetes Pulverfaß.

Was meinst du mit diesem Blicke, roiher Hund! Wart', ich will dich austarren lehren! Jackson, bringe die Handschellen

herbei! Du sollst mir an diese Fahrt lauge denken müssen.

Kein Eisen für sam," sagte der Ehippewäer.Eisen unnütz. Sam schädigt niemanden."

Mr. Jones," ließ sich nun Roth vernehmen,begehen Sie keine unnütze Grausamkeit. Es liegt am Tage, daß der Mann gegen niemanden Böses im Schilde führt. Ich leiste Bürgschaft für sein gutes Benehmen während des Nestes seiner Fahrt."

Die schwarzen Augen des Wilden glühten ivie Kohlen, als er zuerst aus Mr. Roth und dann auf die neben ihm stehende kleine Frau blickte. Die Bedeutung dieser Blicke ließ sich jedoch nicht leicht ermitteln.

Wollen Sie mich wohl meine Angelegenheiten allein ab­machen lassen?" lautete die mürrische Entgegnung.Das fehlte noch, daß die Passagiere sich in unsere Geschäfte mischten."

Mittlerweile wurden wirklich die Handschellen herbcigcbracht.

Na, jetzt halt still. Ich lasse dich lebendig schinde», wenn du nur einen Versuch zur Widersetzlichkeit machst. Lege sie ihm au, Jackson."

Auf die Zeugen dieses Vorganges machte es einen wohl- thätigcn Eindruck, daß Sam sich nicht im mindesten widcrsctzte. Ruhig ließ er sich die schweren Eisen aulegen, abermals mit kaltem, verächtlichem Blicke den Bootsmann messend.

Und nun packe dich in's Zwischendeck!"

Er wurde dorthin geführt und in eine Koje eingespcrrt.

Mr. und Mrs. Roth begaben sich wieder auf's Hinterdeck und eine halbe Stunde war kaum verflossen, als Essie ihren Gatten, der neben dem Ateuermaunc stehend behaglich eine Eigarre rauchte, verließ, um den freundlichen Capitän aufzusuchcn, der ihr stets ganz besondere Zuvorkommenheit erwiesen hatie.

Womit kann ich mich Ihnen gefällig bezeugen?" fragte der galante Capitän.

Aus ihre Bitte begab er sich selbst nach dem Zwischendeck und nahm Sam eigenhändig die Fesseln ab. Wieder sixirte der Indianer die junge Frau, als er sie hinter dem Capitän stehen sah. Er zog den Gürtel seiner Ledcrbeinklcider fester an, warf das lange schwarze Haar zurück und setzte sich auf eine Schisss- kiste auf dem Vorderdeck nieder.

Nicht wahr, Sie werden jetzt Ruhe halten?" sagte Essie zu ihm.Seien Sie gut. Mir thut es leid, daß Sie das Schiss verlasse» ' müssen. Dagegen kann ich aber nichts Ihn». Also keinen Zank mehr, Sie thun cs mir zuliebe."

Bei diesen Worten legte sie ein Geldstück in die Hand des Wilden. Er starrte sie an, als wenn er sie mit seinen Blicken hätte durchbohren und ihr ganzes Wesen in sich hätte aufnehmen wollen. Dann steckte er das Geld mit sichtlichem Behagen ein.

Spät am Abend erreichte derSaturn" Ontonagon. Die Schissslampen wurden angezündet und im Damensalon Anstalten zu einer kleinen Tanzunterhaltung getroffen.

Allabendlich hatte man am Bord desSaturn" während dieser Fahrt die Tische aus dem geräumigen Salon auf Deck gebracht, um ungehindert bei den Klängen der Tanzmusik einer kleinen deutschen Gesellschaft tanzen zu können. Auch heute gab man sich diesem Vergnügen hin und Walzer, Quadrille und Na­tionaltänze folgten einander im bunten Wechsel. Essie, die unge­mein gern tanzte, glaubte vor Lust aufjauchzeu zu müssen, als sie am Arme des geliebten Mannes durch die Reihen schwebte.

(Fortsetzung folgt )

Der österreichischen Sechser Abschied.

Leb' wohl, geliebtes Schwaben,

Lieb Württemberg, Absen!

Wie thut uns doch daS Herze »

Beim Abschied gar so weh!

Als heit're Kinder zogen Wir einst zu Euch hinaus;

Jetzt winket Papas Ruthe Iw. Winter uns »ach Haus.

Wir hatten gute Zeiten,

Die Spekulation

Griff oft uns auf zu Tauseud,

Und hatte guten Lohn.

Wo heimisch wir geweitet,

Bei fro'rem Sang und Klang,

Ta find wir jetzt verponet Auf nufer Leben lang.

Trum schnüren wir das Ränzchen Und schwingen unfern Hut:

T möchtet ihr begreifen,

Wie weh' daS Scheiden thut.

Wir möchten an der Grenze Bor Herzeleid vcrgch'n;

Toch tröstet der Gedanke:

Es gibt ein Wiederseh'n!"

(B.-Z)

Redactivn, Druck und Vertag der G. W. Zaiser'fchen Buchandtung.