liegenden Fragen zurückzudrängen und ob er immer in wichtigen Fragen die Ansichten der Mehrzahl seiner Wähler zu vertreten suchen wird, werden die Kammerverhandlungen zeigen. Uns scheint eine derartige Stellung des Abgeordneten zu den Wäh­lern eine mehr als schwierige. Und wenn der Abgeordnete trotz solcher Majoritätsbeschlüsse seinen ihm gut dünkenden Weg geht, welchen Werth haben dann solche Versammlungen?

Der Ausschuß des landwirthsch. Vereins in Calw hat unterm 28. Sept. an die Calwer Jagdgesellschaft das Ersuchen gestellt, der durch das ungewöhnlich große Heer von Feldmäusen bedräng­ten Landwirthschaft in mittelbarer Weise nach dem Vorgänge der Pächter eines anderen größeren Jagddislrikts, durch Schonung der Füchse wenigstens bis Anfangs Dezember zu Hilfe zu kom­men, und cs hat die Gesellschaft dieser Bitte in bereitwilligster Weise entsprochen.

Calw, 12. Okt. Heute wurde der Rudelsberg - Tunnel zwischen Calw und Kentheim, 1700 Fuß lang, durchgebrochen. Nachdem schon heute früh 0 Uhr eine Oeffnung gemacht worden war, durch welche die Arbeiter von beiden Seiten sich ein Glas reichen konnten, wurde die Stelle bis Nachm. 4 Uhr so erwei­tert, daß ein Mann durchkriechen konnte. Hieraus begab sich ein Zug der vor dem Eingang des Tunnels versammelten Menge unter Böllerschüssen rc. in denselben, begleitet von den Arbeitern mit ihren Grubenlichtern. Abends fand im Waldhorn ein Fest­essen von 90 Gedecken statt.

Herrenberg, 14. Okt. (Hopfenpreis.) Einige Käufe Zu 53 fl. und zu 00 fl. Vorrath noch einige 100 Ctr.

In Ebersbach, DA. Göppingen, tödtete ein Bruder den andern, mit dem er in fortwährendem Streit gelebt haben soll, durch eine schwere Kopfverletzung, die dem Anschein nach von einem schneidenden Instrument herrührt. Der Thäter ist verhaftet, die Untersuchung in vollem Gange. sS. V.)

Karlsruhe, >4. Okt. Die Erwiderung des Ministers des Aeußern, v. Freydorff, auf die Wundt'sche Anfrage wahrt die oft dargelegte Ansicht Badens über den Eintritt in den nord­deutschen Bund. Verhandlungen über die Idee des Staaten- buudes haben stattgesunden, eine Einigung über die Grundlagen nicht. Eine Allianz mit Oesterreich ist nicht die Bedingung. Ein friedlicher Eintritt eines einzelnen Staates sei allerdings denkbar. (S. M.)

König Ludwig von Bayern ist, wie wir schon gemeldet, also nicht mehr Bräutigam und Herzogin Sophie nicht mehr Braut. Im Laufe der Brautschaft stellte sich nämlich eine solche Ver­schiedenheit der Anschauungen und der Sinnesart der Verlobten heraus, dgß eine glückliche Ehe nicht zu hoffen war. Herzog Max, der Brautvater, bat den königlichen Bräutigam, der Toch­ter ihr Wort zurückzugeben, welche Bitte alsbald gewährt wurde. Das Aufsehen in Bayern ist größer als die Ueberraschung. Die feinnasigen Römlinge stellen den Bruch als eine Abkehr von Oesterreich dar.

Berlin, 12. Okt. Im Reichstag wurde heute der Gesetz­entwurf, betreffend die Aufhebung der Zinsbeschränkungen, defi­nitiv angenommen und ebenso auch Nr Antrag Blankenburg's auf Beseitigung der Schuldhaft. Das Gesetz über Bundeskon­sulate wurde einer Kommision von 14 Mitgliedern überwiesen. Hierauf folgte die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Nationalität der Kauffahrteischiffe.

Berlin, 14. Okt. Im Reichstag wurde der Gesetzentwurf Schulze, die Aufhebung der Koalitionsbeschränkungen betreffend, nach lebhafter Debatte paragraphenweise mit einigen Amendements angenommen. Die definitive Abstimmung wird morgen stattfinden. Im Laufe der Debatte erklärte Präsident Delbrück: daß er, ob­wohl principiell "gegen die Beschränkungen, den Gegenstand noch nicht reif für die Bundesgesetzgebung halte, da die Gewerbege­setzgebung der einzelnen Bundesstaaten zu verschiedenartig sei. Der Redner deutet an, daß dem preußischen Landtag eine neue Gewerbe-Ordnung, in welcher die-Koalitionsbeschränkungcn fort­fallen, zugehen werde. Morgen findet die definitive Präsidenten­wahl statt.

Frankfurt, 13. Okt. Das Zusammentreffen des Königs von Preußen mit dem Kaiser von Oesterreich in Baden-Baden bestätigt sich. Auch der Kronprinz wird demselben beiwohnen. Bereits werden die Quartiere hergerichtet.

Der berühmte Schauspieler Dawisau in Dresden ist tief-

> sinnig geworden, vielleicht sogar geisteskrank. Der grundreiche ! Mann, der vor Kurzem erst aus Amerika von anstrengendem Gastspiel mit Gold beladen und vielleicht doch nicht befriedigt, zurückgekehrt ist, hält sich für einen Bettler, der kaum satt Brod hat. Im Grunde ist's kein Wunder, wenn Einer , der jahrein jahraus Andere spielt, zuletzt an sich selber irre wird und sich verliert.

Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin hat die Spiel­bank in Dobberan aufgehoben. Das ist um so schöner, als die Ertrüge in seine Domänekasse flössen.

Wien, 9. Okt. Zuverlässigen Nachrichten zufolge hatte der Grogwesir Aali Pascha unmittelbar nach seinem Eintreffen auf Kundin eine Unterredung mit dem Chef der nationalen Par­tei Hadgi Michali. Derselbe erklärte sich ausdrücklich gegen die Fortsetzung des bewaffneten Widerstandes, nachdem ihn Aali Pascha ermächtigt hatte, der christlichen Bevölkerung zu erklären, daß der Pforlenkommissär behufs der dauernden Pacifikation der Insel vorerst die folgenden Zugeständnisse anbiete: 1) Nachlaß aller Steuern auf zwölf Jahre für alle von dem Aufstand heim­gesuchten Bezirke; 2) alle christlichen Gemeinden können fortan ihre Vorsteher (Mudirs) aus ihrer Mitte wählen; 3) die Re­gierung liefert den Bewohnern das nöthige Saatgetreide, sowie alle übrigen Bedürfnisse. Diese Zugeständnisse sind im Divan beschlossen worden unter Zustimmung der Vertreter der Pariser Vertragsmächte.

Wien, 11. Okt. Der Reichskanzler erklärte seine bestimmte Absicht, das Konkordat zu revidiren, womöglich mit Rom, nöthi- genfalls aber auch ohne oder gegen Rom.

Wien, 14. Okt. Das Montagblatt erfährt: die Depu­tation des Wiener Gemeinderathes überreicht heute in einer Au­dienz dem Kaiser die Protestadresse gegen die Anschuldigungen der 25 Bischöfe.

Pesth, 11. Okt. Glaubwürdigen Nachrichten zufolge hat der Ministerrath einen Gesetzentwurf festgestellt, worin die Aus­übung der politischen Rechte von dem Religionsbekenntnisse un­abhängig sein soll und alle dem entgegenstehende gesetzliche Be­stimmungen aufgehoben werden.

Paris, >4. Okt. France und Jtalie erklären das Ge­rücht vom Eintritt italienischer Truppen auf das römische Gebiet für grundlos und fügen hinzu: wenn die italienische Negierung den September-Vertrag verletzte, so würde Frankreich sich ein­misch en.

Rom, 13. Okt. Die Bewegungen der Jnsurgentenschaaren dauern in den Grenzprovinzen fort. Eine militärische Aktion hat nicht stattgefundcn. In Rom herrscht vollständige Ruhe.

London, 10. Okt. Der Strike der Londoner Schneider, der volle sieben Monate gedauert Hai, ist als abgeschlossen zu betrachten. Die Vereinsgeselleu nehmen wieder Arbeit bei den bisher unter Bannfluch gestandenen Meistern an, ohne daß diese sich in ihre Bedingungen gefügt hätten, und wer von ihnen dazu zu stolz ist, wandert aus.

London, 11. Okt. Der in der englischen Presse zur festen Ueberzeugung gewordene Glauben, daß die vollständige Einigung Deutschlands weder durch partikularistische Tendenzen innerhalb seiner Gränzen, noch durch Drohungen Frankreichs lange gehin­dert werden könne, ist durch die Rede des Fürsten von Hohen­lohe in der Münchener Kammer nicht im geringsten erschüttert worden. Man räth Bayern, seinen eitlen Träumen zu entsagen, und sich bei Zeiten auf seine Verschmelzung in das mächtige Reich gefaßt zu machen, welches an der Schwelle der Vollendung angelangt sei. (S. M.s

Konstantinopel, 14. Okt. In Epirus und Thessalien werden Milizen bis zu einer Höhe von o Prozent der Bevölke­rung ausgehöben. Die Pforte beschleunigt ihre Rüstungen An­gesichts der Haltung Serbiens.

Die Schleppe der Prinzessin von Montpensier.

(Fortsetzung.)

Henri, das sind Märchen; es hat Niemand vom Hofe hin­über gedurft.

Ganz recht, darum eben hat es die Prinzessin für sich er­zwungen. Drei Tage hat Cardinal Mazarin nein und wieder nein gesagt aber er hat doch nachgeben müssen. Was die Prinzessin ernstlich will, das setzt sie durch, denn sie ist klug,