den lassen wollen, als daß Preußen diejenigen Staaten in den norddeutschen Bund ansnimmt, welche jetzt schon die Aufnahme wünschen. Geschieht dieß, so wird Bayern bald sich vereinsamt sehen und den Traum eines neuen Bundes deutscher Volkssou- veränitäten aufgeben. Es ist immer unsere Anschauung gewesen, daß von allen Südstaaten Bayern zuletzt in das unvermeidliche Schicksal sich ergeben werde; wir finden dies durch seine Größe und mehr noch durch lauge Täuschungen über seine wahre Machtstellung bedingt. Das jüngste Programm des Fürsten Hohenlohe bestätigt unsere Ansicht. Warten wir nicht auf den gleichzeitigen Beitritt des Staates, welcher von Natur bestimmt ist, später zu kommen, als die übrigen. Baden harrt des Eintritts, össuen wir ihm die Pforte.
Berlin, '11. Okt. In einem Leitartikel führt die'N.A.Z. ans: die. Ablehnung der Zollvereinsvcrträge seitens eines L-üd- staates würde dem Ausscheiden aus jeder nationalen Verbindung gleichkommen. Die Auslassung der Süddeutschen Presse (wie der Untergang des deutschen Bundes der Entstehung eines europäischen Bundes den Weg bahne, so werde der Untergang des deutschen Zollvereins, so bedauerlich es erscheinen möge, nur die Entstehung eines europäischen Zollvereins beschleunigen können) habe nichts gemein mit der unzweideutig ausgesprochenen Anschauung des Fürsten von Hohenlohe, daß nothweudig das Band der materiellen Interessen zwischen dem 'Norden und Süden ansrecht zu erhalten sei. Die N. A. Z. hofft, der bairische Handelsstand werde sich durch jenes Blatt nicht beirren lassen. Wenn Baden und Baiern den Zollverträgen beirreten, so sei Württembergs Zutritt selbstverständlich geboten.
Bei den Steuereiuschätzungen in Berlin sind 20 Millionäre entdeckt worden: Haus Schickler mit 17 Mill., der Kupfer- und Messingwerkbesitzer Heckmann mit 10 Mill., der Malzextract- sabrikant Hoff mit 5 Mill., der Maschincnfabrikant Borsig und der C. Rath Krause mit 3 Mill. rc.
Gotha. Bor einigen Tagen befiel einen Dieustknecht, der von seinem Hunde vor einem Monat gebissen worden war, die Tollwnth; er starb unter entsetzlichen Dualen im Zwangsstuhle des Irrenhauses. Sein Mitknecht, der bei der Behörde Anzeige von dem betreffenden Unglück machte, hatte die Unvorsichtigkeit,
tion braucht nicht erst revidirt zu werden, sie ist es bereits. Schon in Salzburg wurde die österreichische Regierung darauf vorbereitet, daß derlei im Werke sei, und soll die betreffende Mit- theilnng mit schweigender Reserve, welche aber von französischer Seite als passive Zustimmung ausgefaßl wurde, cntgegengenom- men worden sein. Hienach besteht zwischen den Kabi'neten von Paris und Florenz eine Abmachung, welche die Scptemberkon- vention dahin abändert, daß die italienische Regierung das Recht hat, den gesammten Kirchenstaat mic Ausschluß Roms demnächst zu besetzen. Mit dem Tode des gegenwärtigen, im 76. Lebensjahre stehenden Papstes fällt auch diese Beschränkung hinweg und steht der definitiven Ucbertragung des Sitzes der italienischen Regierung und der Proklamirnng von Rom als Hauptstadt Italiens nichts mehr im Wege. Der beabsichtigte Zug Garibaldi's dessen Verhaftung und das nun erfolgte Ausrauchcu von Jnsur- gentenbanden aus päpstlichem Gebiete, dies Alles bildet nur das Vorspiel der zwischen Paris und Floren; vereinbarten Abschaffung des letzten Restes der weltlichen Macht des Papstes.
Eine arme Beamtenwitlwe in Wien, die von 200 sl. Pension lebte, gewann am 1. Dkt. fl. 20,000 bei den Creditloosen. Sie war so freudig ergriffen, daß sie sofort 10,000 fl. an bedürftige Bekannte und an Wohlthätigkeitsanstalten vertheilte. Bon dem Reste, sagte sie, könne sie herrlich leben.
Paris, 10. Dkt. Der Temps schreibt: Nach den Nachrichten, die wir aus Deutschland erhalten, wird die badische Regierung nicht zögern, den Eintritt in den norddeutschen Bund zu verlangen.
London, 9. Dkt. Der Amerikaner Peabody steht nicht mehr allein da unter denen, welche ein Vermögen für die Linderung der Noth der Armen Londons hingegebcn. Ein Londoner hat so eben die enorme Summe von 260,000 Psd. St. zur Anlage eines „Instituts zur Aufnahme von Rekonvaleszenten" hcrgegeben und aus Anonymität bestanden.
Ein Russe Kursin hat aus religiösem Wahnsinn seinen 10- jährigen Sohn geschlachtet, um Gott ein Opfer darzubringen. Er gehörte der fanatischen Sekte des Erlösers an, glaubte den Untergang der Welt nahe und wollte seinen Sohn nicht eine Beute der Hölle werden lassen. Sein Weib war wahnsinnig.
beim Abschied ans einem Glase mit dem Kranken zu trinken, liegt nun gleichfalls erkrankt danieder und sieht seiner Auflösung entgegen. Hin Pferd, das auch von dem betreffenden Hunde, den Niemand sür toll hielt, gebissen worden war, ist gesund, wahrscheinlich drang das Wuthgift nicht in das Blut.
Wien, 0. Dkt. Die Petitionen von Stadt und Land um Aushebung des Konkordats mehren sich in erfreulicher Weise. Auch Salzburg befindet sich unter den Städten, die sich der Bewegung augeschlossen haben.
Wien, 10. Dkt., Abends. Privattelegramme melden, daß serbische Truppen zum Borrücken an die Kränze beordert seien.
Wien, 11. Dkt. Nach einem Leitartikel der Freitagsprcsse handelt es sich laut mehrseitig übereinstimmender Nachrichten gegenwärtig um Zustandebringnng einer Entente zwischen Frankreich, Oesterreich, England und Preußen zur moralischen Abhaltung Rußlands wegen einseitiger Lösung der orientalischen Frage, sowie überhaupt zu übereinstimmender Lösung europäischer Fragen. Die projektirte Reise Beust's nach London sei angeblich hicmit zusammenhängend. sSt.-A.j
Wien, 11. Okt. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Dr. Mühlfeld begründet den Antrag aus Aufhebung des Konkordats. Er sagt: Er sei von vorneherein nicht für den Weg gewesen, welchen das Haus eingeschlagen, nämlich Beseitigung des Konkordats durch Spezialgesetze; Angesichts der Adresse der Bischöfe wäre es Muthlosigkeit, dem Konkordate nicht direkt an den Leib zu gehen. Redner weist nach, daß das Konkordat nicht ein Staatsvertrag, sondern ein Staatsgesetz sei, das aus dem Wege der Gesetzgebung abgeändert werden könne. Er bekämpft eingehend die Adresse der Bischöfe, welche einerseits Schimpf und Verlänmdung, andererseits Schmeichelei und Heuchelei enthalte, weil darin behauptet wird, daß das Konkordat der Krone keine Rechte genommen habe. Die Religion bedürfe keines Vertrages; er müßte die katholische Kirche bedauern, wenn sie nur durch das Konkordat bestehen könnte. Der Antrag wird mit Majorität dem Konfessionsausschusse zugewiesen.
Die Wiener „N. fr. Pr." schreibt: Die Septembcrkonven- !
er starb den freiwilligen Hungertod.
New-'Jork, 28. Sept. Die Leiche des Kaisers Maximilian in Mexiko war dem Admiral Tcgelhoss nicht ausgcfolgt worden; er sollte ohne sie heimkehren. Der Admiral versuchte auch die Freilassung des Abbe Fischer ni erlangen, des Beichtvaters Maximilians. Man sagt, der letztere habe vor seinem Tode den Abbe Fischer ermächtigt, seine ganze Korrespondenz zu veröffentlichen. Pmsirio Diaz hatte die PräsiLenlschaftskandidatur angenommen.
Allerlei.
— Mehrere angesehene und vielgclesene Zeitungen haben schwarze Tafeln sür übermüthige Gastwirlhe errichtet. Auf denselben sind kurz und bündig die Rechnungen zu lesen, welche geprellte Reisende haben zahlen müssen. Diese Deffentlichkeit ist ein sehr wirksames Mittel gegen Prellerei; nicht jeder Reisende hat Zeit und Lust, zur Polizei zu laufen, wenn er geprellt wird.
— Liebes gram hatte einen jungen Wiener toll gemacht, spornstreichs lief er zur Donau, warf den Rock, Hut und Stock ab und schickte sich zum letzten Sprunge an. Da rief ein Jäger drüben am andern Ufer, indem er seine Büchse nnlegte: Halt! oder ich schieß! — Der so unerwartet Jnterpellirte stand, hob Rock und Hut auf und schlich sich still nach Hause.
— Eine gute Faust zu Schutz und Trutz wird immer ihrem 'Werth behalten; desto scheußlicher sind die bezahlten Faustkämpfe zum öffentlichen Vergnügen. In England werden sie seltener, im amerikanischen Westen häufiger. Bei Cincinnati schlug ein Kämpfer den andern in 34 Gängen zum Krüppel, der Besiegte war zum eckelhasten Haufen von Brei und Blut geworden und dennoch wollte sich die rohe Menge nicht nm ihr Vergnügen bringen lassen und ihn mit Gewalt zur Fortsetzung des Kampfes zwingen; er konnte aber aus keinem Beine mehr stehen.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserhchen Buchhandlung.