Der preußische Gesandte am Tnilerienhofc, Graf v. d. Goltz, ist aus Kisfingen hier eingetroffen.

Plauen i. V., 21. Aug. Am 23. d. Mls. wurden auf einem zum Nittergute Reußa gehörigen Felde zwei vor eine Mähemaschine gespannte Pferde scheu und gingen, nachdem sie die Zügel und Stränge zerrissen, durch. Hierbei wurde der Dienst­knecht von dem Sitze dieser Maschine herabgeschleudert und ihm, welcher in das Schneidezeug gerielh, ein Arm vom Leibe getrennt und die Brust durchschnitten, wodurch sofort sein Tod erfolgte.

Die Mutter des Kaisers von Oesterreich, die Erzherzogin Sophie, ist nicht zu bewegen gewesen, nach Salzburg zu gehen, um das französische Kaiserpaar zu sehen. Sie hat das Gelübde gethan, so. lauge sie lebe, um ihren geliebten Sohn Max zu trauern, der in Mexiko für seinen Ehrgeiz so traurig enden mußte.

Wien, 20. Ang. DieWiener Zeitung" bringt ein kai­serliches Kabttielsschrciben, wodurch dem Reichskanzler Baron Bcust nach dem Fürsten Oberhofmeister der erste Rang am kai­serlichen Hofe verliehen wird. sSt.-A.j

Paris, 2t). Aug. Der Kaiser wird sich Montags nach Biarritz begeben, und sowohl der Fürst Metternich als der Graf v. d. Goltz werden ihm voraussichtlich dahin Nachfolgen, um je­den Augenblick sich mit einander unterreden zu können.

Paris, 30. Aug. Eteudard: Das Einvernehmen zwi­schen Kopenhagen und Berlin ist gesichert. Preußen verzichtet auf einen bedeutenden Theil der Garantien, welche es für die Deutschen gefordert hat, Dänemark auf Düppel und Älsen.

Paris, 31. Aug. Die Kaiserfamilie ist gestern Abend hier eiugetroffen. Auf die Anrede des Maires von Amiens ant­wortete der Kaiser: er danke für den warmen Empfang, den er überall auf seiner Reise gesunden habe. Er erkenne darin einen Beweis, daß das Vertrauen des Volkes zu ihm uuerschüttert geblieben sei. Das Volk, sagte er, würdige vollkommen die Schwierigkeiten der Regierung, der Mißerfolg in Mexiko habe das Prestige französischer Waffen nicht verringert, welche überall siegreich gewesen seien. Deutschland gegenüber werde von der Regierung eine ruhige Haltung beobachtet, es sei alle Ursache, die Erhaltung des Friedens zu hoffen. Eine momentane Ge­schäftsstockung habe die Sympathien der Jndustriekreise für den Kaiser nicht geschwächt. Der Kaiser erinnert au seinen sechsjäh­rigen Aufenthalt im Sommedepartement (Ham). Das Unglück sei eine gute Schule zur Vermeidung von Schicksalsklippcn, und zur Ertragung der Regicrungslast. sSt.-A.j

Der Pariser Epoque gehen Nachrichten aus Spanien zu, denen zufolge die Empörung dort noch immer sich mehr und mehr ausbreitet. (Die spanische Regierung ist natürlich von Niemand gehindert, das Gegcntheil zu telegraphircn.) Estrema­dura, Galizien und Andalusien sind in großer Aufregung. Die Lage in Madrid selbst ist im höchsten Grade beunruhigend. Der Ministerrath ist in Permanenz und barrikadirt in der Ka­serne del principe pio. Die Erhebung in Bcja bestätigt sich. Auch Ciutad-Rodrigo in Eastilien und Salamanca sollen sich er­hoben haben. sS. M.j

Die irdischen Ucberreste des Herzogs von Reichstädt (Na­poleon ll.) werden von einer Kommission französischer Würden­träger in diesen Tagen in Wien entgegengenommen und nach Frankreich gebracht.

Lille, 30. Aug. Der Kaiser besuchte diesen Morgen die Börse und antwortete auf die Ansprache des Handelskammer- Präsidenten: Die Geschäfte könnten allerdings besser gehen, aber gewisse Zeitungen übertreiben die Situation. Er hoffe, der Han­del werde sich mit der Gewißheit des Friedens wieder heben z er werde sich bemühen, das Vertrauen wieder herzustellen. Die Majestäten find heute abgereist. sS. M.j

Aus Dänemark wird der A. A. Ztg. geschrieben: Die französischen Gäste sind jetzt endlich wieder abgereist, und die geräuschvollen Demonstrationen, mit denen besonders die soge­nannteeiderdänische Partei" sie absichtlich abermals zu empfan­gen strebte, baben endlich aufgehört. Eine wettere praktische Folge, als daß die gehässige Abneigung, die man seit 1848 ge­gen Deutschland und seine Bewohner in Dänemark hegte, jetzt noch ungleich schärfer hervortritt, als früher der Fall, war, hat hier dieser Besuch der französischen Journalisten nicht gehabt. Es ist leider eine traurige Wahrheit, von der wir uns jetzt im gan­zen dänischen Gebiet überall nur zu sehr überzeugen können, daß

die feindliche Gesinnung gegen alles Deutschthum in einer wirk­lich widerlichen Weise hervortritt. Wer als Deutscher erkannt wird, den empfängt fast überall Mißtrauen und Grobheit, was sich selbst bisweilen zu offenbaren Beleidigungen steigert; der Pö­bel singt Lieder mit dem ärgsten Spott gegen alle Deutschen, die Presse wimmelt von Schmähungen gegen unser Vaterland, und in Worten wie Bildern sucht man uns überall zu verhöhnen. Die deutsche Sprache ist ganz verpönt, und selbst Leute, von de­nen wir es wußten, daß sie vollkommen gut deutsch sprechen und verstehen konmen, verleugneten dies gänzlich, sobald sie sich in größer» Kreisen befanden. So ist in Wahrheit jetzt die allge­meine Stimmung in Dänemark gegen uns beschaffen.

London, 27. Aug. Revolten in Spanien wie in Süd­amerika, meint die Times, seien etwas so alltägliches, daß man deßhalb nicht zum Fenster hinausschaue. Sie zieht das trübselige Facit: wenn es auf der pyrenäischen Halbinsel besser werden solle, müsse vor allem dieunschuldige Jsabella" mit ihrem gan­zen Anhang von Nonnen, Beichtvätern und Jntriguanteu be­seitigt werden.

Den Verräther Maximilians, General Lopez, hat sein Loos ereilt, und Niemand wird darüber eine Thräne des Mitleids weinen. Er ist ermordet worden und die näheren Umstände werden folgendermaßen geschildert: Von seiner Frau war der General nicht mehr als ihr Gatte anerkannt worden, und er wohnte in Puebla in einem Hotel. Eines Morgens kam ein Mexikaner in den Gasthof und machte sich mit dem Hausknechte bekannt, den er über den General Miguel Lopez und seine Ge­wohnheiten ausfragte. Der General sei noch nicht da, hieß es, werde aber zur Mittagstafel erscheinen. So war es auch. Der Fremde ließ ihn sich genau zeigen und nahm einen Platz ihm gegenüber am Tische. Nach einigen Minuten, während deren er ein Glas Wein trank, erhob der Fremde sich, zog einen Dolch hervor, warf sich auf Lopez und brachte ihm neun Stiche bei. Darauf ergriff er seinen Hut und schritt mit den Worten:So müssen alle Verräther bezahlt werden", zum Zimmer hinaus. Niemand betheiligte sich an der Sache, Niemand versuchte den Mörder am Weggehen zu verhindern. sSt.-A.j

Die Blutrache.

(Fortsetzung.)

Ahnungslos schritt Giovanni dahin durch die Mondschein­nacht, die dem Geächteten nicht Freund ist. Von Zeit zu Zeit sah er sich um, ob Jemand ihm folge, aber Hyacinth ging stets im Schatten der Gesträuche und Bäume, vorsichtig den Verfolgten im Auge behaltend. Jetzt stand Giovanni. Er sah hinab auf das Meer, dessen Wogen sich leise an den Gestaden brachen, von Mondstrahlen traumhaft durchzittert. Hyacinth legte das Gewehr an, drückte ab- der Schuß dröhnte, tausendfaches Echo erweckend, durch die Felsen die Gestalt dort Oben jpar verschwunden.

Er ist hin," murmelte Hyacinth.Niemand ist da seinen Tod zu betrauern und zu vergelten, als das bleiche, schöne Mäd­chen, um deren willen er meinen Bruder Paoli erschlug. Diese Thränen sind ihm wohl zu gönnen, er hat sie verdient. Er hat sie geliebt, wie ein Mann das Weib seiner Wahl lieben muß! Keusch und treu! Und sie, die kühne Felicia, mit dem stolzen Herzen, sie wird sein Grab bereiten, ihn rächen und dann sterben!"

Der Morgen war köstlich. Die ersten Sonnenstrahlen tanz­ten auf dem Meere, zitterten durch die Baumgitter und hauchten ihre leichten Goldreflexe über Bäume, Gesträuch und Haideland. In einem Garten, welcher über dem Meere hing wie ein frischer Riesenstrauß von Blumen und glänzendem Laube, träumerisch still, als wohne der Genius des Friedens in seinem Schatten, wandelte eine Helle Frauengestalt. Eine Mcmdile von weißer Gaze schlang sich graziös um ihre lilienweise Stirn, ein weißes faltiges Gewand umwallte die feinen Glieder, man hätte sie wahr­scheinlich in ihrer sanften, holden Schönheit als den Genius des Friedens begrüßen können. Aber sie war ein irdisches Weib. Man sah es diesen blauen Augen an, daß sie wohl schon Thrä- ncn des Kummers vergossen, daß diefe Lippen gebebt hatten im Schmerz und flehende Worte gesprochen. Ein kleiner Knabe von etwa fünf Jahren lief fröhlich spielend neben ihr hin, im Laufen Blumen pflückend, die er in seinen kleinen Händen so fest hielt,

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