Karlsruhe, 3. Aug. Die zwei Theilhaber der größten Firma der Stadt Lörrach, die Herren Köchliu und Baumgartner, Huben jeder der Stadt 2t>,000 fl. geschenkt zur Gründung eines neuen Spitals ans Anlaß der ihnen in Paris auf der Ausstellung gewordenen Auszeichnungen und der Theilnahme der Stadt daran.
Die Ernteberichte vom See lauten überaus günstig. Auch die Herbstaussichten sind dort erfreulicher Natur.
Würz bürg, 3.1. Juli. Tie uuterfränkische Negierung warm die Bierbrauer ihres Regierungsbezirks unter Androhung richterlicher Einschpeituug vor Anwendung des von Aug. Siegerist in Mengen als Malzsurrogat augepricscnen Malzzuckers nebst Biereouleur, soivie vor dessen Geheimmittel zur Wiederherstellung saurer und verdorbener Biere.
Nach eine» der Bayr. Ztg. zugehenden Mittheilung find in Königshofen durch einen großen am 2. August Mittags ausgebrochenen Brand 30 Wohn- und 10 "Nebengebäude iheils beschädigt, theils völlig zerstört.
Berlin, 2. Aug. Wie man aus Paris hört, Hai die Zusammenkunft, welche Graf Goltz kurz vor seiner Abreise mit dem Kaiser Napoleon und dem Marquis v. Moustier gehabt hat, auf den besoudern Wunsch dcS Kaisers selbst stattgefunden, und die Eröffnungen, welche bei dieser Gelegenheit dem (strafen Goltz gemacht worden sind, sollen versöhnlicher 'Natur gewesen sein. Hu Folge dessen sängt man hier au, wieder an die Erhaltung des Friedens zu glauben, obgleich allerdings so wenig über die Tragweite der dem (.strafen Goltz gemachten Eröffnungen, als insbesondere auch darüber etwas vorliegt, daß Frankreich den in .Bezug auf die nordschleswig'sche Frage gethanen Schritt wieder zurückgeuommeu habe. Unter solchen Umstünden wird es daher geratheu sein, zunächst das Ergebniß des vom Grafen Goltz dem Könige in Ems zu erstattenden Berichtes abzuwarten. Die Abreise des Grafen Bismarck von seinem Gute in Pommern ist heute früh erfolgt. — Der nun auch französischerscits bestätigte Besuch des Kaisers der Franzosen in Salzburg bleibt nach wie vor eindruckslos. Tie stillen Wünsche, die bei diesem Kondolenzbesuche im Hintergründe mitspielen, kennt man, man weiß aber auch, daß Oestreich auf diese Wünsche nicht eingehen kann, noch will. — Der italienische Kriegsmiuister General Cugia nimmt hier eingehende Einsicht von den preußischen militärischen Einrichtungen; es soll u. a. auch die Einführung des preußischen ZünduadelgHvehrcs in die ganze italienische Armee in Allssicht stehen. sS. M.)
Berlin, 3, Aug. Wir erfahren heute eine Mittheilung, die, wenn sie sich bestätigt, jedenfalls von der höchsten Bedeutung ist. Zu dem Prager Frieden soll nämlich noch eine geheime Vertragsüestimmung existiren, in welcher gesagt ist, daß die preußische Regierung mit der Vornahme der im Art. 5 des Friedensvertrags vorgeschriebenen Abstimmung in Nordschleswig ganz nach ihrem Ermessen bis zum Fahre 1810 solle warten können. Aus iunern Gründen glauben wir dieß auch für voll- ' kommen richtig halten zu dürfen. Es wird nun weiter hinzugefügt, daß Graf Bismarck in Folge des von französischer Seite' in Scene gesetzicn Einmischungsversuchs Veranlassung genommen habe, der französischen Regierung von dem Vorhandensein dieser geheimen Vertragsbestiinmung Kenntniß geben zu lassen. ' Man soll darauf in Paris sehr bestürzt gewesen sein, und der Rückzug, welcher von französischer Seite seitdem angetretcn wurde, soll eben auf diesen interessanten Zwischenfall zurück;»führen sein.
Hechingeu, 2. Aug. Heute siud unter Führung zweier Offiziere die Hohenzolleril'scheu Reservisten, im Ganzen 340 Mann, in der Heimath wieder angekoimnen.
Leipzig, 0. Aug. Die Schriften Maximilians haben einen ungeheuren Absatz nach Oesterreich und Süddeutschland gefunden, so daß die ganze Auflage der vier ersten Bände: „Aus meinem Leben" heute bereits vergriffen sein soll.
Wien, 4. Aug. Wie man aus Athen meldet, wird die Vermählung des Königs gleich nach dem 4. Sept. erfolgen, noch vor der Rückkehr der Kaiserin aus der Krim nach Petersburg. Die Braut erhält 4 Mill. Fr. vom Staate und 800,000 von ihrem Vater zur Morgengabe, abgesehen von der sonstigen Aussteuer. Der Ehekontrakt enthält überdies die Bestimmung, daß ihr vom griechischen Staate eine Civilliste gewährt werden müsse.
Man spricht, schreibt ein Wiener Korrespondent der Kölner
Ztg., von geheimen Agitationen der feudal-klerikalen Partei in Böhmen, die hier in Wien ihren Mittelpunkt haben und schon sehr weit vorgeschritten sein sollen; der Zweck soll nicht allein auf den Sturz des Hrn. v. Beust, sondern auf den Umsturz des ganzen konstitutionellen Regierungssystems gerichtet sein. Wie thä- tig die Klerikalen sind, geht schon daraus hervor, daß Unterschriften für Adressen und Demonstrationen zu Gunsten des Concor- dats mit großem Eifer gesammelt werden.
Die Wiener Kellnerinnen in der Dreher'schen Bier-Restauration haben viel Glück in Paris gemacht. Die eine heirathet einen spanischen Grand, eine Ungarin hat mit einem Herrn von ältestem Adel ihre Hochzeitsreise augetreten; ein schöne Polin, die sogleich bei ihrem Erscheinen allgemeines Aufsehen erregte, wohnt seit einem Monat in einer Villa an der Seite eines Marquis, der ihre Zukunft mit einer Verschreibung von 200,000 Fr. gesichert hat. Die Vierte fesselte einen amerikanischen Na- bob durch ihre imposante Gestalt, sie stammt aus den Tiroler- Bergen und ist seit zehn Tagen durch das Weltmeer von Europa getrennt. Die Letzte endlich ein Wiener Kind, ist an der Seite eines Lebemannes, der eben einige Millionen an der Börse gewonnen hatte, in ihre Vaterstadt zurückgekehrt.
Die östreichischen Miiitärmusiker wurden von den Parisern auf den Händen getragen. Die Leute spielten vortrefflich und haben das vor ihren Kameraden voraus, daß sie eine verwandte Saite in den Parisern getroffen. Wie ein Blitz schlug cs neulich in die ungeheure Menschenmenge, als sie plötzlich die Mnrsellaise spielten und wie! Die Ueberraschung und der Jubel war grenzenlos; seit 1848 hatten die Pariser das Nationallied nicht mehr gehört. Die Polizei drückte beide Ohren zu und tröstete sich, daß es von den Oestreichern exekntirt wurde. — (Gute Mufi- kauten, über schlechte Patrioten! rufen die Oestreicher ihren Musikern in Paris zu. Denkt Ihr 'nicht daran, daß unter den Klängen der Marseillaise das Haupt der Marie Antoinette auf dein Schaffote siel? daß unter denselben Klängen sich die franz. Heere auf Oestreich w. stürzten? Würden französische Militärmusiker nicht lieber ihre Instrumente zerbrechen, als einem deutschen Publikum das Rheiulied oder das Arndt'sche Lied aufspielen?)
Paris, 3. Aug. Der „Etendard" meldet: In Konstantinopel erwartet man einen Wechsel in den Personen und im System der Regierung.
Paris, 5. Aug. Es wird angekündigt, daß der Kaiser auf seiner Rückreise von Salzburg dem König von Preußen einen Besuch abstatten wird.(?) — Die Bischöfe haben die Ermächtigung erhalten, in Paris ein Eoncil zu halten. — Heute hat der Kaiser die Adresse der fremden Ausstellungskommissäre entgegcnge- nommeu; in seiner Antwort sagte der Kaiser: Der Aufenthalt der Kommissäre in Paris hat sie überzeugen können, daß die civi- lisirten Nationen immer mehr dahin streben, eine einzige Familie zu bilden; der Kaiser zweifelt nicht, daß außer dieser Vereinigung der Intelligenzen und der Verschmelzung der Interessen die Harmonie entspringen werde, welche so nöthig sei-für den Fortschritt der Menschheit. Indem er für die der Kaiserin und seinem Sohne geltenden Worte dankt, fügt er hinzu, daß sie die Wünsche für den Weltfrieden theilen. sSt.-A.j
In voriger Woche war Pfcrdeausstellung in Paris. Die Preußischen Pferde wurden von den Preisrichtern scharf kritisirt, der preußische Kommissar, sonst ein feiner Weltmann, erhitzte sich im Streite und rief endlich: „Ob Sie diese Pferde zu schätzen wissen, oder nicht, werden sie doch im Monat Mai wieder in Paris sein und in der Seine getränkt werden." — Herr Kommissar, wir sind noch nicht im Kriege, antwortete eilst Franzose. Der Vorfall macht großes Aufsehen.
Brüssel, 1. Aug. Die Königin der Belgier ist mit der Kaiserin Charlotte gestern Abend wohlbehalten aus dem Schloß Tervueren angekoimnen.
Aus Florenz wird der K. Ztg. unterm 1. Aug. berichtet, die italienische Regierung thue Alles für die Sicherheit der römischen Grenzen. Schon kreuzen drei italienische Schiffe unter dem Befehl des Admirals Riboty in den Gewässern von Civitavccchia und es sind noch aus Livorno, Genua und Neapel Kriegsdampfer zu deren Unterstützung herbkibeordcrt worden. Ebenso werden die Landgrenzen durch immer neue Tduppen auf das eifrigste bewacht. Auch das französische Kriegsschiff Cato ist jetzt in dem Hafen von Civitavccchia angelangt. So scheint denn auch Gari-