bnldi seinen Versuch fürs Erste aufgegeben zu haben; man sagt, ^ er sei bereits nach Caprera zurückgekehrt. Die Regierung wird ! die Kapitalien für die Kirchengüter-Anleihe fo viel wie .möglich im Lande selbst zu beschaffen suchen, um sich auch finanziell von Frankreich unabhängiger zu stellen. Emanzipation von dem Aus­lände, tuari i barbmi, ist der Wahlsprnch des Herrn Rattazzi. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Hr. Nigra auf seinen Posten nach Paris zurückkehren wird; man will ihn durch einen energi­scheren und Frankreich minder wohlwollenden Mann ersetzen. Man spricht von dem Grafen Barral in Wien oder Hrn. Berti- nali, der kürzlich erst für den Posten nach Konstantinopel ernannt ! worden ist. In Palermo waren am 28. Juli Plakate an den Straßenecken angeklebt, worin die Republik offen proklamirt wird. Die Polizei hat sie abgerissen. Admiral Persano ist dem Irrsinn verfallen.

Aus Florenz hat die Köln. Ztg. eine sichere und wichtige Nachricht mitzutheilen. Es wird ihr dorther unterm 2. August geschrieben:Die Erklärungen, welche das französische Kabinet über das Verhalten des Generals Dumont bei der Musterung der römischen Legion der italienischen Regierung gegeben hat, sind von dieser als befriedigend entgegengenommen worden. In Folge dessen wird Ritter 'Nigra, welcher Aufklärungen über die französische Politik in der römischen Frage geben sollte, nach Paris zurückkehren." Herr Nigra, fügt das genannte Blatt bei, der Schüler Cavour's, ist nicht der Mann, den es nach einer Tripelallianz zwischen Frankreich, Oesterreich und Italien gelü­stet; Nigra ist ein Freund Preußens. Er wird italienischer Gesandter in Paris bleiben und das ist neben andern Anzeichen friedlich zu deuten. Aus Florenz, 4. Ang., wird telegraphirt, daß Nigra nach Venedig abgercist ist. (St.-A.j

Stockholm, 20. Juli. Bei der zuletzt vorgenommenen Volkszählung in Norwegen zählte man 49 Personen, welche über 100 Jahre alt waren. Die älteste von den 19 ist cinlOt Jahre altes, unverheirathetes Frauenzimmer im Kirchspiele, Amt Nordland. Es lebten ferner 39 Hundertjährige, wovon 11 im letztgenannten Amte.

Rußland befestigt seine Grenzen gegen Oestreich, beiZa- mosc besonders werden große Forts gebaut.

New-Uork, 20. Juli. Der Jndianerkrieg ist mit allen seinen Schrecken ansgebrochen. Den neuesten Depeschen nn der Gränze zufolge übertielen die Rothhäute einen Eisenbahnzug in der Nähe von Fort Larned. Der katholische Bischof Lamy, 10 Geistliche und 6 barmherzige Schwestern fielen ihnen in die Hände. Die Männer wurden, wie es heißt, getödtet, skalpirt und schreck­lich verstümmelt, dieFraucn wurden hinweggeschleppt,sehenzweifellos einem Schicksale, schrecklicher als der Tod selbst, entgegen. Die Kosten des Kriegs für die Union betragen jetzt schon wöchentlich 400,000 Doll., und man berechnet, daß bis jetzt das Leben jedes Indianers auf 80 weiße Menschenleben und 700,000 Dollar zu stehen kommt.

New-Dork, 24. Juli. Porfirio Diaz soll befohlen ha­ben, alle fremden Repräsentanten zu verhaften, welche sich wei­gern, die republikanische Regierung anznerkennen. sSt.-A.j

Die Berichte aus Mexiko reichen bis znm 28. Juni. Der Leichnam Maximilians wurde dem preußischen Gesandten Mag­nus übergeben, lieber das Ende des Erzherzogs erfährt man noch, daß er als Kranker in einem Armstuhl von 4 Soldaten auf den Richtplatz getragen, und dort aufrecht stehend von vorne erschossen wurde, in Mitte seiner beiden gleichzeitig rücklings er­schossenen Generale, denen er zur Rechten und zur Linken je eine Hand umschlungen hielt. Mejia und Miramon sielen auf das Gesicht, Max aber auf den Rücken, heftig mit den Füßen zuckend und den Kopf von einer Schulter zur andern werfend. Der Reserve-Sergeant schlug mit dem Kolben auf den Kopf, welcher zu rollen, aufhörte, die Füße aber zuckten immer noch, und der Sergeant, welcher sein Gewehr abgeschofsen, brauchte bei feiner zitternden Aufregung geraume Zeit zum Laden und Abfeuern einer zweiten Patrone. Max war vom Kopf bis zu ! den Füßen ganz schwarzgekleidet, und trug einen breitkrempigen mexikanischen Hut, sowie auf der linken Brust einen Ordensstern.

Selindcn'6 Stolznd Buße.

(Fortsetzung.)

Frau v. Würich lächelte höhnisch und meinte:Selinde hat

j die Allmacht ihrer Reize erprobt. Ihre Bescheidenheit ist überaus ! löblich. Nur schade, daß diese Reize nicht immer so allmächtig gewesen sind!" setzte sie mit einer besonder» Betonung hinzu.

Was wollen Sie damit sagen?" rief Selinde aufwallend, denn ihr entging nicht, daß die Tante damit eine boshafte An­spielung beabsichtigte, deren Ziel ihr übrigens noch unverständlich mar.

Sehe mir Eins dieses Mädchen an!" erwiderte Tante Adelgunde, zu ihren Töchtern gewendet, und deutete auf die stolze herausfordernde Haltung Selindens und ihr flammendes ! Auge, ihre glühenden Wangen.Geberdest Du Dich nicht wie eine Königin, Mädchen? Sind wir denn Deine Sklavinnen, daß Du Dir einen solchen Ton gegen mich herausnimmft? Du scheinst mich herauszufordern, daß ich Dir sage, auf was ich eigentlich stichelte! Je nun, es war nur eine Anspielung auf eine Thatsache, die Jedermann kennt, daß George Werth Dich hat sitzen lassen, weil"

Etwa weil ich nicht mehr die Erbin von einem Rittergute gewesen?!" rief Selinde bitter, aber mit gedämpfter Stimme, und ihre Wange erglühte noch höher, während ihr Thräncn in's Auge traten. Dann aber wandte sie sich ab und dachte: Glaubt ihr es meinethalben; vor euch seinen Charakter und seine Gesin­nung venheidigen zu wollen, hieße beide heruntersetzen und ent­weihen! Sic setzte sich an's Fenster und weinte, denn die auf solche Weise heraufbeschworene Erinnerung an ihn zeigte ihr erst feinen ganzen Werth und die wahre Größe ihres Verlustes. Es demüthigre sie rief, daß man ihn einer Niedrigkeit für fähig hielt, aber cs erhöhte sic auch der Gedanke, daß er sie einst geliebt hatte. Erinnerungen an leise, kaum vernommene, aber nie ver­gessene Worte, an theure Küsse und Liebkosungen, an zerstörte Lebenspläne, an ein in bitterer Surnde der Empfindlichkeit leicht­fertig hingeworfenes Lebensglück, stürmten auf Selinde» ein und erschütterten sie tief! Wie grausam thöricht war sie gewesen, sogar seine Freundschaft zu verschmähen! Biete sic mir wieder an, George, und ich werde mir beiden Händen zugreifen und sie demüthig und dankbar annehmen! dachte sie. Ich war frevel­haft hochmüthig und dünkelvoll; aber ich habe dafür büßen müs­sen ! Komm' nun zu mir und lehre mich, wie ich mich verhalten soll, und ich will mich gerne leiten lassen; komm' zu mir und ich will Dir reumüthig meine großen Fehler eingestehen; komnC oder kehre lieber niemals zurück, damit ich nicht zu Deinen Füßen schluchzend Dir gestehe, wie unsäglich ich Dich noch immer liebe!

Tante Adelgunde und Cousine Valerie freuten sich, Selinde» weh gethan zu haben, denn sie schrieben ihr Schluchzen und stil­les Weinen irriger Weise gekränkter Eigenliebe zu.

Wenn ich einen Verlobten verloren hätte, würde ich we­nigstens niemals um ihn weinen!" sagte Valerie sehr bezüglich.

Du weißt, daß unsere Ansichten und Grundsätze weit aus­einander gehen, Cousine," erwiderte Selinde und richtete sich mit einem stolzen Lächeln auf.Ich vergieße selten Thränen,. aber cs gibt gewisse Neckereien, die ein Frauenzimmer nicht er­tragen kann!"

Valerie war nicht boshaft, und wenn sie ihre Cousine haßte und zuweilen quälte, wie nur ein junges Mädchen das andere quälen kann, so geschah es aus dem leicht entschuldbaren Beweg­grund der Eifersucht, zumal weil sie sah, daß Roland v. Palm einiges Interesse für die beiden Waisen zeigte. (Forts, f.)

Buchstabcnräthsal.

Einen Namen anzndeuten,

Dir bekannt, dach nicht den Leuten,

Setzest Du ein Zeichen.

Willst Dn Stadt und Land angebcn,

Wo Dir tkeure g-reunde leben,

Setze noch ein Zeichen.

Willst Da der Geliebten schwören,

Wie viel Herzen ikr gehören,

Setze noch ein Zeichen

Willst Tn sagen, wer die Hände

Reichet Dir am Lebensende,

«Letze noch ein Zeichen.

Willst Dn nennen einen Wand'rer Zwischen Reben, wie kein and'rer,

Setze noch ein Zeichen.

Redaktion, Druck und Berlag der G- W- Zaiscr'schen Buchhandlung.