E ,i g e » - A e u i g k e i t e n.
Nagold. Alle Diejenigen, welche sich an der Blütenpracht ergötzen, möchte Einsender dies auf die an der alten Frendcn- städter Straße in schönstem Schmucke stehenden Bäume Nr. 135, 134, 165 aufmerksam machen, und wird wohl ein Jedes sich dieser Anschauung freuen.
Altenstaig, 13. Mai. Eine halbe Stunde vor 3 Uhr wurde unser Städtchen durch Feuerlärm erschreckt; es brannte in der sogenannten Hafnerhütte, einem einstockigten auf der Höhe zwischen der Nagold und unserem Friedhofe gelegenen Häuschen, das von einem hiesigen Hafner als Werkstätte benützt wurde und deßhalb stets einen großen Borrüth trockenen Holzes enthielt. Nur in demselben Augenblick, in dem das Feuer zum Ausbruch kam, in Strömen herabgießenden Regen ist es zu danken, daß die Feuerfunken, vom heftigsten Wind in die untere Ltadt geworfen, nicht zündeten. Bei den Löfchversuchen wurde der Vice- kommandant der hiesigen Feuerwehr, Kaminfeger Nudigier, von einem brennenden Balken gefährlich am Fuße verletzt. (St.A.)
Stuttgart, 7. Mai. Bezüglich unserer Pferdemarktslotterie kann ich nicht umhin, eine höchst interessante Anekdote mit- zutheilcn, die dazu beiträgt, den Glauben an die glückliche Hand eines unschuldigen Kindes zu bestärken. Das Söhncheu des Prof. F. von hier lag schon seit einiger Zeit seinen Eltern täglich an, ihm einen Kreuzer zu schenken, um einen „Schimmel" damit zu kaufen, und als es endlich 30 Kreuzer beisammen hatte, kaufte es sich ein Lotterieloos, um, wie es zum Kaufmann sagte, bei dem es dasselbe holte, „einen Schimmel" zu gewinnen. Als dieser lächelnd erwiderte, mit diesem Loose könne man wohl ein „Pferd" gewinnen, entgegnetc das Kind eifrig: „Nein, kein Pferd" „einen Schimmel" will ich haben! Und siehe da, bei der Ziehung gewinnt das Kind richtig einen Schimmel, den die Kommission um 600 fl. gekauft hatte. (U. Sch.P.)
Stuttgart, 13. Mai. Der preußische General v. Obernitz ist als K. prcuß. Militärbevollmächtigter hier eingetrosten.
Stuttgart, 14. Mai. Der Wechsel im Ministerium des Kriegs hat sich seit Kurzem vollzogen, und bereits ist ein neuer Kriegsdienstgesetzesentwurf ausgearbeitet. Wenn wir recht unterrichtet sinds, wäre es möglich, an der Hand desselben, und zwar ohne unverhältnißmäßig große Kosten, eine sehr ansehnliche und kriegstüchtige Armee aufzustellen.' Nach diesem Plane würden alljährlich die kriegsdiensttüchtigen jungen Leute zum Waffendienst ausgehoben, allein es käme davon nur die eine Hälfte zur Linie, die andere Hälfte würde zur Landwehr gestellt. In der Linie wären 6 Jnf.-Negimenter mit 2 Bataillonen ä 1000 Mann, 1 Jägerregiment zu 3 Bataillonen, ebenfalls ä 1000 Mann, die Artillerie wäre zu 16 Batterien formirt ll 6 Geschützen in einer Mannschaftsstärke von 2800 Mann. Die Reiterei würde in 3 Regimentern 3500 Mann zählen, und die Genietruppen 600 Mann betragen. Diejenige Hälfte der kriegsdiensttüchtigen Leute, die nicht in die Linie eingestellt werden, kämen zur Landwehr, die aus zwei Kategorien bestehen würde, aus Landwehr-Exkapitulanten und aus reiner Landwehr, d. h. jenen jungen Leuten, die alljährlich in den Bezirken 6—8 Wochen eingeübt würden. Die Exkapitulanten sollen in 15 Bataillons zu 800 Mann und die reine Landwehr in 30Bataillons zu 800 Mann formirt werden. Auf eine tüchtige Ausbildung und auf eine militärische Erziehung der Linie würde dadurch hinzuwirken gesucht, daß dieselbe eine Präsenzzeit von 2 Jahren zu bestehen hätte; hat sie ja doch auch der etwas weniger geübten Landwehr als Stützpunkt zu dienen. Wird der Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht in dieser Form streng durchgeführt, so vermag Württemberg eine Armee in der Stärke von 67,000 Mann aufzustellen, ohne daß dem Lande allzugroße Opfer an Geld und Arbeitskräften auferlegt würden. — Der preußische General v. Obernitz, der im Horel Marquardt abgestiegen, ist von einem Adjutanten, Major von Arnim, begleitet. — In den zwei ein halb Tagen, da der neue Bahnhof dem Besuche gegen ein kleines Eintrittsgeld geöffnet war, sind beinahe 5000 Karten abgegeben worden. fS. MI
Stuttgart, 14. Mai. Gestern Nachmittag fand im Lo» kal der Landesproduktenbörse eine Versammlung von Müllern des Landes zum Zwecke der Besprechung über mehrere ihr Geschäft hauptsächlich berührende Fragen statt, so namentlich über
die Festsetzung der Zeit, zu welcher die Verzinsung von Schuldposten für geliefertes Mehl Seitens der Bäcker und Mehlhändler einzutreten, und über die geeignetsten Mittel, eine pünktlichere Zurückgabe der 'Lücke von Seiten der Abnehmer herbeizuführen. 'Nach längerer Debatte wurde beschlossen, sofort eiu Konnte von 7 Mitgliedern niederzusetzen, um diese Fragen für eine künftige weitereBerathung vorzubereiten und einer später einzuberufenden Versammlung entsprechende Anträge vorzulegen, und sodann schließlich diese Wahl vorgenommen. (St.A.)
Stuttgart. Ein eigenthümlicher Unfall ereignete sich am gestrigen Abend. Das Gemäuer des neugebauten, an der Eß- lingersteige in der Nähe der Abzweigung des Wegs nach dem Schützenhaus gelegenen Kellers des Bierbrauers Müller stürzte zusammen, zerschlug die Bierfässer und machte dadurch die große Menge von etwa 600 Eimern Bier frei, die wie ein gewaltiger Strom durch eine Dohle zu Thal liefen. Der unerwartete Bierguß wurde von der Bevölkerung in Krüge, Häfen, Gölten und Züber gefaßt, ja man will sogar Leute gesehen haben, die in des Worts eigentlichster Bedeutung einen „Stiefel" Bier aus ihrer Fußbekleidung tranken. Der durch den Unfall angerichtete schaden ist natürlich bedeutend.
Herr enberg, 13. Mai. Gestern Abend tief ein 4jähri- ger Knabe von Pfäffingen auf die Wiesen bei der Ammer, um sog. „Habermark" zu suchen und zu verspeisen. Als er Nachts vermißt wurde, stellte man die geeigneten Nachforschungen nach ihm an, und wurde dann sein Leichnam heute Vormittag an ei- nem Mühlrechen zu Unterjesingen aufgefunden. Das Kind scheint aus Unvorsichtigkeit in die Ammer gefallen zu seien; um ein Verbrechen handelt es sich in erwähntem Falle nicht. fS.TM.j
Pfullingen, 13. Mai. Heute früh ist die Papierfabrik von Krauß Erben bis aus die massiv gebauten Mauern des er» sten Stockes total abgebrannt.
Ravensburg. Sonntag den 5. Mai, Nachts 9 Uhr, brannte auf Hof Steinhaufen bei Mochenwangen eine große Scheuer vollständig ab. Von 25 Stücken Rindvieh in derselben kamen 11 Stücke in den Flammen um. Die Ursache der Entstehung des Brandes ist unermittelt.
Aus Baden, 12. Mai. Die Mehrzahl der Mitglieder der zweiten und ersten Kammer hat bereits ihre Zustimmung gegeben zu der beabsichtigten öffentlichen Erklärung über die Gründe eines unverzüglichen Eintritts der süddeutschen Staaten, insbesondere Badens, in den norddeutschen Bund. Die Erklärung wird neben ihrer Veröffentlichung durch die Presse gleichzeitig der großh. Staatsregierung zur Kenntnißnahme überreicht werden.
Darmstadt, 13. Mai. In heutiger geheimer Sitzung der 2. Kammer wurde nach lebhafter Debatte statt der von der Regierung geforderten Apanage für den Prinzen Wilhelm von 18,000 fl. jährlich nur eine solche von 12,000 fl. mit 24 gegen 19 Stimmen bewilligt.
In einem Dorfe an der Lader wurde dieser Tage eine Glocke vom Kirchthurme gestohlen.
In Berlin füllt ein Zauberstück „Uriella" allabendlich die Räume des Victoria-Theaters bis auf den letzten Platz. Ein Schauspieler hat einen Vers zu singen:
„Ich sprach', wenn ich der Herrgott wär',
Zu Bismarck heut' am Tag:
Mir wird's Regieren äußerst schwer,
Komm', hilf ein bischen nach!
Bei Dir ist wie bei mir Parol':
Nur fest und grade durch! —
Mit dieser Losung kommst du wohl,
Auch über Luxemburg."
Das ganze Haus erzitterte zum erstenmal von dem dreimaligen Hurrah des Publikums, der König aber sagte lächelnd zu dem Direktor Cerf: Vor drei Jahren hätte das Publikum gepfiffen.
Berlin, 10. Mai. Wie neuerlichst verlautet, beabsichtigt die Regierung im August die Wahlen zum ersten ordentlichen Reichstag des norddeutschen Bundes vollziehen und somit die Bundesverfassung sofort nach ihrer Verkündigung praktisch ins Leben treten zu lassen.
Berlin, 12. Mai. Der Beitritt zur Kollektivgarantie der Neutralität Luxemburgs wird auch den anderen europäischen Regierungen Vorbehalten. — England hat die Garantie ganz gleichmäßig wie alle Großmächte übernommen. Luxemburg bleibt im Zollverein.