lebenskräftige Entwicklung der Nation gesichert^ erscheint. Ich bade sie um meinen Thron versammelt, um diese Versapung Ihrer Beschlufinahme zu unterbreiten. Das Werk nationaler Einigung, welches die Staats- regierung unter Ihrer Mitwirkung begonnen hat, soll seht durch Ihre Zustimmung seinen Abschluß finden. Auf dieser Grundlage wird der schuh des Bundesgebietes, die Pflege deS gemeinsamen Rechtes und der Wohlfahrt des Volkes fortan von der gesummten Bevölkerung Nord- deutschlands und von deren Regiernngen in fester Gemeinschaft wahrge­nommen werden. Durch die Einführung der Bundesverfassungen werden die Befugnisse der Vertretungen der Emzelstaaten auf allen denjenigen Gebieten, welche hinfort der gemeinsamen Entwicklung unterliegen sollen, eine unvermeidliche Einschränkung erfahr«». Das Bolk selbst aber wird auf keines seiner bisherigen Rechte zu verzichten haben, es überträgt die Wahrnehmung derselben nur seinen Vertretern in dem erweiterten Gemeinwesen: die Zustimmung der frei gewählten Vertreter des ge­summten Volkes wird auch im norddeutschen Bunde zu jedem Gesetze er­forderlich sein. Durch die Bundesverfassung ist in allen Beziehungen dafür gesorgt, daß diejenigen Rechte, aus deren Ausübung die einzelnen Landesvertretunqen zu Gunsten der neuen staatS-Gemeinschaft zu ver­zichten haben, in demselben Umfange der Reichsvertretung übertragen werden. Die sichere Begründung nationaler Selbstständigkeit, Macht und Wohlfahrt soll mit der Entwicklung deutschen Rechtes und verfassungs­mäßiger Institutionen Hand in Hand gehen. Meine Regierung gibt sich der Zuversicht hin, daß die beiden Häuser des Landtages, in richtiger Würdigung des dringenden nationalen Bedürfnisses zur schleunigen Er­ledigung der vorliegenden Aufgabe bereitwillig die Hand bieten werden. Meine Herren! Der neu errichietc Bund umfaßt zunächst nur die Staa­ten Norddeutschlands ; aber eine innige nationale Gemeinschaft wird die­selben stets mit den süddeutschen Staaten vereinigen. Die festen Be­ziehungen, welche Meine Regierung bereits im Herbste vorigen Jahres zu Schutz und Trutz mit diesen Staaten geschloffen hat, werden durch besondere Verträge auf die erweiterte norddeutsche Gemeinschaft zu über­tragen sein. Das lebendige Bewußtsein der süddeutschen Regierungen und Bevölkerungen von den Gefahren deutscher Zerrissenheit, das Be- dürsniß einer festen nationalen Vereinigung, welches in ganz Deutschland immer entschiedener Ausdruck findet, wird die Lösung jener bedeutsamen Aufgabe beschleunigen helfen. Die geeinte Kraft der Nation wird be­rufen und befähigt sein, Deutschland die Segnungen des Friedens und eines wirksamen Schutzes seiner Rechte und seiner Interessen zu ver­bürgen. In diesem Vertrauen wird Meine Regierung sich angelegen sein lassen, jeder Störung des europäischen Friedens' durch alle Mittel vor­zubeugen, welche mit der Ehre und den Interessen des Vaterlandes ver­träglich sind. DaS deutsche Volk aber, stark durch seine Einigkeit, wird getrost den Wechselfällen der Zukunft entgegensehen können, wenn Sie, meine Herren, mit dem Patriotismus, der sich in Preußen in ernsten Stunden stets bewährt hat, das große Werk der nationalen Einigung vollenden helfen.

Krupps Gußstahlkanone ist mit Extrazug in Paris angekommeu; unterwegs krachten alle Brücken und viele mußten gestützt werden. Spiegelblank steht sie da und sperrt's Maul ans und die Franzosen stehen zu Tausenden um das preußische Wunder und sperren's auch auf, und Manchem fällt das alte Sprüchwort ein: An der Tatze erkennt man den Löwen! Das ist freilich etwas anderes als die kupferne Taschenkanone die ganze Bataillone niederschmettern soll, die aber ihre Erfinder immer im Futteral tragen. Gleich nach Krupp kommen die Schwaben auf der Ausstellung. Was haben sie? Kleider! Alte, abgetragene? Nein, funkelnagelneue, fast wie die Kanone und der Preis ist unter der Kanone. Rock, Hose und Weste (leinen) kosten zusammen 3 fl. 58 kr.; der Rock 1 fl. 48 kr., die Weste 54 kr., die Hose 56 kr. Hält wohl nicht lang? fra­gen die Franzosen. Nein, sehr lang nicht, antworten die ehrlichen Schwaben, dafür klopfen wir die Hosen umsonst ans!

Die Zeidl. Korresp. schreibt:Nach glaubwürdigen Mit­theilungen !aus Hannover sollen dort Agenten bemerkt wer­den, welche sich darüber Information zu verschaffen suchen, ob im Falle einer Landung von 10 bis 20,000 Franzosen wohl mit Wahrscheinlichkeit darauf zu rechnen sei, daß die dortigen Einwohner mit diesen gemeinschaftliche Sache gegen Preußen machen würden. Man bezeichnet uns einen Grafen S. in P., bei dem ein solcher Agent eine bezügliche Zusammenkunft mit mehreren hannoverschen Aristokraten gehabt haben soll."

Wien, 27. April. Dem ehemaligenBefehlshaber der Nord­armee,Benedek, sind seine sämmtlichenOrdenszeichen gestohlen worden.

Wien, 30. April. Die Dieustagsnummer der N. Fr. Pr. will wissen: Preußen habe mündlich die österreichische Vermitt­lung mit dem Konferenzvorschlag angenommen, doch habe Graf Bismarck noch Vorbehalte gemacht, indem er betonte, die Fort­setzung der französischen Rüstungen sei ein bedenkliches Zeichen.

Die Wiener Ereditanstalt ist wiederum von einem ihrer Beamten um 60,000 Gulden betrogen worden. Der Wald von Sadowa, in welchem die Schlacht von Königgrätz entschieden wurde, wird von der Erde vertilgt.

Die neue französische (Taschen-) Kanone wird immer wunderbarer. Sie soll nach den neuesten Gerüchten mittelst Elekt­rizität gehandhabt werden; eine Kette, welche an derselben be­festigt ist, ladet die Kanone selbst; sie soll 60 Schüsse (Kartät­schen) in der Minute thun und wird deßhalbKugelspritze" ge­nannt. (Glaub' solches, wer will!)

Paris, 27. April. Das neue JournalMouvement" sagt: Rußland und England hätten die Abtretung Luxemburgs an Belgien und eine Kompensation für Frankreich durch Belgien vorgeschlagen, dagegen empfiehlt Oesterreich die Neutralisirung Luxemburgs. Alle drei Mächte sind übrigens darüber einig, daß Luxemburg von Preußen geräumt werden solle.

Paris, 27. April. Die Interpellation Jules Favre's ist von den Bureaux auf eine Zuschrift des Staatsminister Rouher verworfen worden. In derselben sagt der Minister: Wenn so­fortige Erklärungen möglich waren, würde die Regierung sich be­eilen, dieselben zu geben. Aber es seien Unterhandlangen ange­knüpft, welche der Aufrechterhaltung des Friedens in Europa günstig sind und von den Großmächten thätig betrieben werden. Diese Situation lege der Regierung die größte Reserve auf; sie (die Regierung) glaube also eine öffentliche Debatte darüber nicht gutheißen zu können und mit Bedauern müsse sie angesichts der ganz natürlichen Aufgeregtheit der öffentlichen Meinung die Ver­tagung dieser Diskussion Vorschlägen. Die Regierung sei ent­schlossen, diesen wichtigen Gegenstand vor der Kammer zu ver­handeln, sobald die Umstände es gestatten werden.

Paris, 28. April. Die militärischen Rüstungen Frank­reichs werden auch während der Konferenz sortdauern. Die dritte von Palikao kommandirte Armee wird den Namen Elb­armee führen, soll am Ncndseeufer landen und mit Dänen und Holländern gemeinsam operiren.

Paris, 29. April. Die Patrie sagt: Es ist gewiß, daß eine Konferenz zu London Zusammentritt. Preußen wie Frank­reich haben als Grundlage derselben die Neutralisirung Luxem­burgs angenommen. Avenir: Die Konferenz wird am 15. Mai znsammentreten. Die Grundlage sind Neutralisirung Luxemburgs und Schleifung der Festung. Etendard: Preußen nimmt die Konferenz und das Prinzip der Räumung an. Morgen begin­nen die Verhandlungen darüber, ob Luxemburg vor oder nach der Konferenz geräumt werden soll.

Paris, 30. April. Etendard: Nach dem Schluß der Ses­sion des preußischen Landtags werden der König von Preußen und Graf Bismarck die Ausstellung in Paris besuchen. Hinzu­gefügt wird: die Verhandlungen dckueru in Berlin fort.

'Paris, 30. April. Eine Note im Moniteur sagt: Als der Luxemburger Zwischenfall plötzlich eiutrat, war der Stand unserer Armee in Folge starker Reduktionen unter die Normal- stärke herabgesuukeu. Es war die Pflicht der Regierung, Vor­sichtsmaßregeln zu ergreifen, die Effektivstärke zu erhöhen, Pferde anzukaufen und die Grenzfestungen in Vertheidiguugszustand zu setzen. Die seit einigen Tagen eingelaufenen friedlichen Nach­richten haben aber den Kaiser veranlaßt, um die öffentliche Mei­nung zu beruhigen, den Befehl zu ertheileu, daß der Pferdeauf­kauf auf den allernöthigsten Bedarf beschränkt werde. Die ver­abschiedeten Soldaten, welche gerade wieder einberufen werden sollten, werden nun in ihrer Heimalh belassen.

Der kleine Napoleon soll wieder sehr übel sein.

Die Fried ensligue. Zu Nantes ist gleichfalls eine Adresse an das deutsche Volk zur Unterzeichnung in Umlauf, welche nicht bloß in der Stadt Nantes selbst, sondern auch in der Bretagne und Veudffe, cirkuliren soll. Analoge Bewegungen werden demTemps" aus den meisten Departements bezeichnet. Fahren wir nur fort, sagt derTemps", so dürfen wir nicht lange warten, bis es auch Adressen der Deutschen an das fran­zösische Volk gibt. (Sei ja eine solche bereits von Berliner Arbeitern abgegangeu.)

London, 29. April. Die Times wünscht die Ausdehnung der Verhandlungen der Konferenz über einen beständigen Frie­den durch allgemeine Entwaffnung.

In Oberitalien nehmen die Cholera und die schwarzen Blattern sehr überhand. Es sind die Jahrmärkte, um die An­steckung zu verhüten, verboten worden.

Redaktion, Druck und Vertag der G. W. Zaifer'schen Buchhandlung.