wurde von seinem V.iter, der Gcmeindercchncr in Umkirch war, u,ik Vorwürfen überhäuft. Dem hierauf entstandene» heftigen Wortwechsel suchte der hinzugekommene Großvater ein Ende zu machen, indem er den Burschen i» sein Belt gehen hieß, das in einem Verschlag unter dein Ducke stand. Obe» angekommeu, rief der Bursche herab, den ersten, der ihm nahe komme, werbe er todtschlagen. Der Vater ging sofort hinauf, um seinen Lohn wegen dieser Drohung zur Rede zu stellen; unglücklicher Weise hatte der Letztere ein Gewehr zur Hand, daS er sofort beim Laus ergriff und seinem Vater so heftig über den Kopf schlug, daß derselbe augenblicklich todt niederstürzte. Nack einer andern Angabe hätte der Vater den Bursche» schwer gezüchtigt und solches in der Schlafstätte nochmals zu wiederhole» beabsichtigt; der Letztere hätte die Tvdesbrohung erst ansgestoßen, als er seinen Vater die Treppe hcranfkoiume» hörte. Das Genauere kann natürlich erst durch die gerichtliche Untersuchung ermittelt werden. -— Der hohe Tagelohn, wie er zur Zeit selbst von tanm dem Knabenalter entwachsenen Burschen nut leichter Mühe verdient wird, ist für junge Leute von vernachlässigter Erziehung oder schwachem Charakter schon häufig eine Quelle des Verderbens geworden.
Wiesbaden, 24. Juli. Ein RegieruugSorgan, die Nass. Landesztg., erzählt mit Stolz, wie von den nassauischen Soldaten bei der Sprengung des BanketS zu Ehren der prenß. Abgeordneten in Oberlahnstein verfahren worden ist. Was über die Rohheit der Soldaten bisher erzählt worden tst, bleibt hienach hinter der Wirklichkeit zurück. „Einer dreimaligen Aufforderung zu Räumung des Lokals wurde der gewisse, passive Widerstand entgegengesetzt. Doch daS verstanden die Soldaten schlecht. Als das Zeichen zum Säubern des Lokals gegeben wurde, waren die etwa 20 dazu bestimmten Mann, wie ihre Kameraden durch Höhnen erbittert, kaum noch zu halten und fielen mit Kolben und Ba- jonnet in die Menge ein. Nur den Bemühungen der Offiziere ist cs zu verdanken, daß nicht ernste Verletzungen stattfaudeu.
Die Vereinigten Staaken von Nordamerika, die am 4. Juli ihren 89. Geburtstag gefeiert habe», sollen einen Nachfolger erhalten. Die Stadtzeitnngcn erzählen alles Ernstes, die Mittel- nnd Kleinstaaten in Deutschland wollten sich inniger an einander anschließen und die „Vereinigten Staat e n Deutschlands bilden." Sie würden einen Flächeuraum von 4500 Quadratmeile» umfassen und 18 Millionen Einwohner haben. Sie sollen einerlei Gesetzgebung, einerlei Wehrversassung, einerlei Münz-, Maas;- und Gewichisspstem erhalten. (Dfz.)
Leipzig, 25. Juli. Wie man uns mitkheilt, wird von hier aus eine Einladung an die preußischen Abgeordneten zu einem Festmahle in Leipzig vorbereitet.
Berlin, 27. Juli. Die Regierungsblätter bestätigen, daß der preußische Ministerrath in Negcusburg beschlossen habe, die Ausweisung des Herzogs Friedrich aus den Herzoglhümeru zu unterlassen, bis Oestrcich seine Zustimmung dazu geben würde. Von der bevorstehenden Gasteiuer Zusammenkunft der Fürsten von Preußen und Oestreich sei die Anbahnung eines Ausgleichs zwischen Preußen und Oestreich in der Herzogthümerfrage zu erwarten. Preußen billige den heute zu stellenden mittelstaetliche» Bundesantrag theilweise. Daß der Kaiser von Oestreich seinen Münchener Gesandten, den Grafen Bloome, nach Gastein zum König von Preußen geschickt habe, wird in Abrede gestellt.
(T. d. S. M.)
Aus Wittlich wird berichtet, daß bei einem heftigen Gewitter zu Bansendors der Blitz in ein Haus einschlug, zündete, und in Folge dessen 60 Häuser, also beinahe daö ganze Dorf, abbrannle.
In dem Bergorte Böhle bei Hagen lebt ein Mann, der sein 108. Lebensjahr zurückgclegt hak. In diesen Tage» schnitt er seinen Roggen eigenhändig, während seine 75jährige Tochter denselben in Garben band.
Wien, 23- Juli. Die „N. fr. Pr." thcilt mit, der „Magnat" in Kiel, an den Prinz Hohenlohe das Schreiben gerichtet, in welchem er versichert, Herzog Friedrich werde nächstens sammt „seinem Freunde" Halbhuber über die Grenze tranSportirt werden, sei Graf Blomc-Rantzau. — Dieses Blatt erhält aus Hamburg die Mittheilung: „Ich bin in der Lage, Ihnen mit vollster Bestimmtheit zu melden, daß die Kongreßidee durch den preußischen Botschafter Grafen Bernstorff in London auf höheren Befehl in Scene gesetzt worden ist, und zwar bediente sich der
preußische Diplomat hiebei der Agentur Reuter, welche Preußen zur Verfügung siebt."
Wien, 26. Juli. Der Wanderer schreibt, der Kaiser werde den König von Preußen bald persönlich in Gastein begrüßen.
I» Altona wurde der Redakteur Map verhaftet und eine Haussuchung bei ihm vorgenommen. Als erklärter Augustenbnr- ger in engster Beziehung mit dem Preßbnrean in Kiel hoffend, glaubte man bei ihm, wenn nicht ihn selbst, dock Andere, vielleicht auch Hrn. Halbhnber kompromittirende Briefe zu finden.
(Himmelschreiende Verbrechen.) Vor einiger Zeit wurde, wie man dem „Jdök Tanuja" schreibt, in Werschetz während des Marktes ein zwölfjähriges Mädchen gestohlen. Am 8. Juli befand sich die unglückliche Mutter desselben ans dem Markte in Weißkirchen und erkannte in einer herzzerreißenden Scene unter den verschiedenen bettelnden Krüppeln ihr gestohlenes Kind wieder, das aber in der Zwischenzeit seiner beiden Hände beraubt und so zum Krüppel gemacht worden war. Der Räuber des Kindes, der dasselbe führte und die der armen Verstümmelten hingewvrfenen Almosen einnahm, gab an, die Hände seien dem unglücklichen Mädchen von einem Schwein abgesressen worden, wurde aber trotz seiner lügnerischen Angaben sogleich dem Gerichte überliefert. Wer die zahllosen Krüppel je gesehen hat, die sich ans allen ungarischen Märkten, Kirchentagen n. s. w. versammeln, der wird es für möglich halte», daß solche himmelschreiende Ver- brechen, wie das eben erzählte, nicht selten vorgckommen sein mögen, und fügt der Urheber dieser Mittheilung hinzu, ein in seinem Ort wohnender 8—Ojähriger Knabe sei einmal in die Hände von Vagabunden gerathe», die ihm, um ihn im Betteln zu benütze», die Auge» ansstechen wollten; er sei aber jedoch durch einen glücklichen Zufall gerettet worden.
Turin, 19. Juli. Die Anerkennung von Seite Spaniens hat hier die politischen Kreise befriedigt, während sie die kommerziellen und industriellen ziemlich gleichgültig läßt, denen unendlich mehr an einer Verständigung mit Deutschland, d. h. der Zollvereinsstaatcn gelegen ist. Die'Bemühungen des Abg. Höl- der in der württemb. Kammer haben hier vollen Anklang gefunden; nicht minder das Vorgehen der Handelskammern. — Zu Modena Halle am 16. d. unter dem Vorsize des Abg. de Boni von der äußersten Linken wieder einmal ein antipapistjsches oder bester gesagt ein antikatholisches Meeti.ng statt, in welchem die Ausfälle gegen den Papst, den König und L. Napoleon eine solche Höhe erreichten, daß der anwesende Polizcibcamle sich cin- znjckrcilen bemüßigt sah. Der Papst und der Katholizismus wurden nicht allein als ein Grnndübel Italiens, sondern der Menschheit überhaupt hingestellt und die Anwesenden aufgcfordert, sich von dieser Religion loszusagen. (S. M.)
In Giarre, Macchia, Grandinelle (Sicilien) war in der Nacht vom 19. d. ein starkes Erdbeben, das Gebäude zerstörte und viele Menschenleben forderte. In Macchia allein wurden 150 Häu>er cuinirt und unter den Trümmern 60 Menschen begraben. Biele Familien sind jetzt noch obdachlos.
Paris, 24. Juli. Von den Verunglückten des verbrannten Answandererschiffs William Nelson sind aus einer Barke 30 weitere Menschen gerettet worden, so daß die Zahl der Ucberlcbcn- den nun 115 beträgt.
Napoleon ist in das Bad Plombiercs in Lothringen ub- gereist. Er gedenkt dort nur 20 Tage zu verweilen. Die Kai- seri» hat sich mit dem Prinzen nach Fontainebleau begeben.
Das Perpetuum mobile. Die so unzählige Male vergeblich gesuchte Lösung des Problems, von viele» Gelehrten für unmöglich erklärt: Eine Maschine zu erfinden, die sich ohne fortwirkenden äußeren Impuls durch eigene Kraft in der ihr einmal verliehenen Bewegung erhält, soll einem armen Arbeiter in Ipswich, Namens Thomas Slannard, gelungen sein. Die von ihm erfundene Maschine ist 15 Zoll hock, 13 Z. breit und 11'/s Z. tief. Nachdem sie durch eine Schraube einmal in Bewegung gesetzt ist, arbeitet sie ohne weitere Wirkung einer äußeren Kraft ununterbrochen fort, dis sich ihr Material abgenutzt hat, und ist stark genug, um eine Mühle zu treiben, so daß ein Mann nicht im Stande ist, sic mit einer eisernen Stange aufzuhaltcn. Slannard bot seine Erfindung vergeblich einigen der reichsten Leute in Ipswich an, indessen zahlte ihm eines der ersten Häuser in London eine ansehnliche Entschädigung und nahm ihn mit sich nach London, wo weitere Versuche über den größeren oder ge-