Kleidung; Abd-el-Kadcr fuhr in einem vierspännigen Wagen in die Tuilerien, mit dem Baude des GroßkreuzeS der Ehrenlegion über seinem Burnus. Lamoriciere blieb eine» Augenblick stehen yd fixirle den Emir, der denjenigen vollkommen erkennen konnte, der ih» zum Gefangenen gemacht hakte. Eine lebhafte Bewegung gjg in diese» beiden Männern vor, die sich seit 1847 nicht wie­der gesehen hatten; jeder setzte seine» Weg fort, um wohl im stillen über die Wechselfälle im menschlichen Lebe» nachzndenken.

(St.-A.)

(Romantik im Pferdestall.) In diesen Tagen wurde in Paris der Selbstmord eines zwanzigjährigen Mädchens, Na­mens Marie Delvigon, welche dazu eine» ganz cigenthümlichcn Beweggrund halte. Marie diente nahe bei Paris ans einer Male­rei und stand im Begriff, sich mit einem jungen Kutscher, Na­mens Mederic P. . ., zu verheirathen. Neulich wurde derselbe zur Aushebung ausgelost. Leider zog er eine schlechte Nummer. Das junge Mädchen war darüber trostlos. Sie hätte gern Alles bingegeben, nm ihren Bräutigam vom Militärdienste zu befreien. Aber sie hatte nichts. Tie Zeit rückte heran, da die Aus­hebungs-Commission ihre Auswahl treffe» sollte. Es stand nicht zu erwarten, baß sie einen solchen Herkules vom Dienste befreien würde. Die Schwierigkeit war groß, doch Marie wußte sic zu überwinden und zwar auf folgende Weise: Es gelang ihr, in das Schlafzimmer ihres Bräutigams, in den Pferdestall zu schleichen; sie erfaßte, während er schlief, seine reckte Hand und schnitt ihm vermittelst eines sehr scharfen Messers, das sie mitgcbracht batte, ohne zu zittern, zwei Glieder des Zeigefingers ab, wodurch er zum Soldatenbicnst untauglich wurde, aber die Fähigkeit znm Pferdelenken behielt. Die Justiz, die Feindin aller Romantik, erkannte in diesem Beweise übermäßiger Liebe nur ein Bergehen, und während der Bräutigam in ein Krankenhaus gebracht wurde, kam Marie ins Gefängniß. Als sic ihre Strafe verbüßt hatte, wollte sie ihren Heirathsplan wieder anfnehmen, allein der Kut­scher wollte seine Hand nicht derjenigen gebe», die damit schon einen solchen Mißbrauch getrieben hatte. Die Aermste gerieth in Verzweiflung und stürzte sich in die Seine, aus der ihr Leich­nam in der Nähe von Saint-Cloud herausgezogen wurde.

Die lustige» Räuber.

(Fortsetzung.)

IV.

Georg der Vierte auf derFlncht vor de m Constabler.

Man wird sich erinnern, daß der junge Frank Frampton beim Einbruch der Räuber durch ein Verfahren, welches ihn bei­nahe erdrosselte, bewußtlos zu Bode» geworfen worden, und daß es dem alten Gärtner nicht viel besser gegangen war. Der alte Mann erholte sich indeß nach einiger Zeit hinreichend, um anf- stehen z» können, und indem er die Abwesenheit der Wache, Lanky Gv'S, der eben hinanfgegangen war, benutzte, sprang er, da seine Thür von außen verschlossen war, znm Fenster, welches nur vier Fuß über dem Boden war, hinaus, trat dann vorsichtig in's Haus und ging auf das Gemach zu, wo der Stalljnnge schlief. Derselbe war nicht da aber dem Gärtner kam ein richtiger Gedanke, er eilte nach dem Kohlenbehältniß, und dort hatte sich der arme Teufel verkrochen. Er kannte die Stimme des Gärtners und kroch heraus, und Beide liefen aus dem Hause, versteckten sich in die Gebüsche, rannten an der Staketenwand hin und ruhten nicht eher aus, als bis sie au eine Laube gelangten.

Hier sagte der Gärtner dem Junge», er soll so schnell, als ihn seine Beine trügen, »ach der Landstraße laufen, um die Patrouille zu suchen, während er in's Dorf eilen und Matthew Pringle, den Constabler, herauspochcn wollte.

Es wird jetzt nothwcndig sein, znm Abzüge des jungen Tal- mann aus dem Hause dieser unglücklichen Familie zurückzukehren, und nicht zu vergessen, in welchem eigenthümlichen Zustande er in die dunkle Nacht hineintaumelte, indem er mit übermükhigem Gelächter alle Begleitung einer Laterne oder eines Knaben, der seine ungewissen Schritte geleitet hätte, abwies.

Er war nicht sehr weit auf dem Sanbwege fortgeschritten, als ein fürchterlicher Regensturz herunkerranschte, und um ein Obdach vor dem Wetter zu haben, ging er zur Seite unter den Bäumen, einer Anflanznng, durch welche er seinen Weg nach der Landstraße nahm. Es begab sich aber, daß er ein großes Stück weiter unten, als er beabsichtigte, herauskam, und da er

er sich vor einem kleinen Gasthause an der Straße sah, be­gann er an die Läden zu trommeln, was die Wirthin an das Fenster brachte, die nachdem, sie sich über seine Zahlungsfähigkeit versichert hatte, anfschloß und den lärmende» Nachtschwärmer einließ. Hier blieb er eine Stunde und trank unter dem Vor­wände, durch und durch naß zu sein, mehrere Gläser Grog. Endlich wurde sie ihn los, und der Gutsbesitzcrssohn stolperte in einem noch unzurechnungSfähigcrn Zustande als vorher, wei­ter in die Nacht hinein.

Herr Peter gelangte in die Hauptstraße des Dorfes, und hier erinnerte er sich plötzlich an zwei alte Jungfern, welche fünf Katzen hielten, und einst Ursache gewesen waren, daß er die ^ Peitsche bekommen hatte, weil er nämlich an den Schwanz eines i ihrer Lieblinge einen Schwärmer befestigt hatte. Er besann sich recht gut darauf es war am fünften November vor sieben Jahren gewesen. Er blieb stehen sah nach den Schlafkam- ! merfenstern hinauf dann nach den Läden des Speisezimmers j und sein Gedankengang endigte damit, daß er einen großen > Stein aushob und ih» durch eines der Kammerfenster warf, wo­bei er zugleich ein Geheul wie ein Währwolf ansstieß. Es machte dies dem wackern Landjunkcr um so mehr Vergnügen, als das Hans der alten Mädchen sich keine zwei Thnren von der Woh­nung Matthew Pringle's, des Cvnstablcrs, befand.

Diese nächtliche Unthat brachte die beiden alten Jungfern augenblicklich an die Fenster, welche sie anfstießen und laut: Diebe! Diebe! Constabler! Constabler! Herr Pringle! Herr Prininglc! schrien."

Plauz! flog wieder ein Stein Lurch die Luft und in das Kammerfenster der so zum Schutze aufgerufencn Persönlichkeit, und die Minute darauf war dieser unschätzbare Polizeibcamte an seinem Fenster, durch welches er sein kahles Haupt gerade zeitig genug steckte, um zu hören, wie ein ähnlicher Gruß einem drit­ten Fenster im Dorfe gewidmet wurde, eine Bemerkung, nach welcher es ihm klar vor die Seele trat, daß er eilend sich anf- machen müsse, den Ruhestörer abzufangen, wenn derselbe nicht alles Fensterglas im Dorfe zerschmettern sollte.

Während Matthew Pringle in äußerster Hast in seine Klei­der fuhr, hatte der fidele junge Herr seinen Weg fortgesetzt, bis er sich dem Hauptgasthose des Dorfes, nämlich demKöniglichen Georg" gegenüber befand. Die einzige schwache Lampe der Haupt­straße hing gerade gegenüber und warf einen dnstern Strahl auf das wohlwollende Antlitz des gemalten Monarchen oben, welchem der junge Tatmann nicht zu widerstehen vermochte. So kletterte er denn am Pfahle, an welchem das Wirthshausschild hing, em­por, hob erst den einen Haken aus seiner Oese, bann den an­dern, und bauz pardauz fiel das große Wirthshausschild aus die Straße herab.

Der junge Peter glitt wieder herunter, nahm Seine Maje­stät auf de» Rücken, so daß der Monarch sein Antlitz nach aus­wärts gekehrt hatte und Alles hinter seinem Träger wohlwollend anlächelte, und schritt stolpernd zwar, aber doch vor dem Fal­len sicher und ziemlich schnell, weiter.

Es war eine kalte, nasse Nacht, und Matthew Pringle hatte es demnach für rathsam gehalten, sich gehörig warm an­zukleiden, ehe er seine» pflichtmäßigen Gang antrat. Er kam jedoch trotzdem, daß dies geraume Zeit erforderte, noch zeitig genug aus die Straße, um zu bemerken, wie iu nicht großer Entfernung ein Individuum die Hanptgasse hinanfwaudelte, wel­ches eine Last wie es schien, eine Art großen Kastens auf dem Rücken trug. Matthew Pringle rief ihn an und beeilte dann seine Schritte. Als er näher kam, rief er ihn im Namen der Königin zu, stehen zu bleibe», aber der mitternächtliche Räuber begann nur schneller als zuvor zu fliehen. Pringle eilte ihm nach. Die Gestalt fing jetzt an, sogar im Trabe zu laufen. Pringle hinter ihm her, und vorwärts schoß die Gestalt auf der Landstraße, über das Dorf hinaus, dann über eine abschüssige Wiese zwischen finstern Hecken bin, durch Negenpfützen und Schlamm Matthew Pringle, der Constabler, in einem Weg hinter ihm her.

Aber das Haus der unglücklichen Fcamptons, welches diese ganze Zeit über geplündert wird, und der arme Herr Frampton, der, Hand und Fuß gebunden, auf dem Rücken liegt, und seine Frau, seine Kinder und Dienstboten, welche vor Angst um ihr Leben fast um ihren Verstand kommen wie steht es dort?