fast 20jahrige» Bestehen schon über 1HO Kinder zur Erziehung, in christlichen Familie» untergebracht. Gegenwärtig hak er 22 Kinder in seiner Pflege. Tie Einnahmen desselben beliefen stich im letzten Jahr sauimt Kassenvorrath aiif 720 fl., die Ausgaben auf 585 fl., so daß eine Summe von 135 fl. in der Kasse bleibt. Der H ü l fs b i b e lv e re i n des Bezirks wurde im letzten Jahre auf Anregen der Diöcesansvuvde ganz neu konstitnirt. Er bat seine gedruckten Statute», nach welchen er sich nicht nur zu Beiträgen für diesen Zweck, sondern auch zur Erforschung des Bidelbedürfniffes des Bezirks und zu fleißigem Bibellcsen ver­pflichtet. Die Zabl der Mitglieder ist bis jetzt 728 (worunter Nagold mit 273, JselShausen mit 66, Sulz mit 100, Nothfel­den mit 77 obenan stehen), die einen jährlichen Beitrag von 180 fl. zusammenzulegen sich vereinigt haben. Dadurch ist der Verein in den Stand gesetzt worden, alle van der Stuttgarter Bibel­anstalt bezogenen Bibel» zum vollen Preis zu bezahlen und die­selben dennoch theils unentgeltlich, theils zu ermäßigten Preisen an die Bezirtsangebörigen abzngebcn. Im ganzen Bezirk ist nun auch der schöne Brauch eingefnhrt, jedem Brautpaar an seinem Ehrentage eine schön gebundene Tranbibel zu reichen, was bisher immer guten Anklang fand. Die ganze Einnahme des Vereins betrug im verflossenen Jahre 500 fl., die Ausgaben 378 fl., so daß sich ein Kassenvorrath von 122 fl. ergibt. Sodann hielt Herr Dekan Freihofer eine Katechese mit den anwesenden Pfleg­lingen über Matth. 18, 11. worauf Herr Pfr. Hummel von Warth mit einer Rede über Lucä 9, 55. 56. (als einem Wort des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung) und mit Gebet die liebliche und gesegnete Feier schloß.

Se. Majestät unser König besuchte am 22. Juli die Städte Jsny und Wangen, und wurde überall mit begeistertem Jubel empfangen.

Stuttgart, 21. Juli. Gestern früh sind 70 Sänger von hier zum Sängerfeste nack Dresden abgereist.

Stuttgart, 21. Juli. Der bekannte Obcrstudienrath a. D. Dr. Kapff, Redakteur der Fenerwehrzeitung, batte neulich das Unglück, bei Besuch der Ausstellung aller möglichen Herde und Feuerungen, namentlich mit bolzersparenden Einrichtungen, zu fallen und sieb dabei schwer zu verletzen. Heute ist die Nach­richt hier eingelaufen, daß er in Schwenningen seine» Wunden erlegen sei. Er war ein Mann von eifrigem Streben für alles Gemeinnützige und dabei ein jovialer Gesellschafter.

Weingarten, 17. Juli. Heute Nacht nach II fflhr ge- rielb ein beurlaubter Soldat beim Heimgehen in Wortwechsel mit zwei Burschen, die sich noch auf der Straße aufhielten. Der Soldat erzählte zu Hause seinem Vater, der eben von einer Wein- wirtbschafl zurückgekommen, daß er geschimpft worden sei. Der Vater verließ nun mit dem Sohn das Haus, ergriff von einem Wagen ein Stück Holz, eilte auf die Bursche los und schlug auf sie ein. Einer der Angegriffenen, Knecht Wilhelm Schneider in Baumgarten, griff zum Messer und stach den Vater in die Seite, daß der Tod sofort eintrat. Der Erstochene hinterläßt eine Frau und 4 Kinder. In der gleichen Nacht wurde zu Mochenwau- gen einem das Hirn eingcschlagen. In Ravensburg wurde einem das Ohr abgerissen oder abgeschnilten! Traurige Zeichen der Zeit!

Unter dem 21. Juli berichtet das ,,Amb. Tagblatt": Der Markt Hahnbach brennt seil heute Morgen 3 Uhr. Die vom Amberger Thor nach links liegende Seite ist größtenthellS abge­brannt. (70 Wohnhäuser mit den Nebengebäuden.> Mil größter Mühe und Anstrengung wurden die Kirche, der Pfarrhof und Las Schulhaus gerettet, obwohl diese ringsum von einem Fener- inecr umgeben sind. Sieben Spritzen sind i» Thäligkeit und noch Morgens '/s7 Uhr ist die Gefahr der Weiierverbreitung nicht vorüber. (St.-A.)

Dresden, 24. Juli. Ein Münchener Telegramm des Dresdener Journals berichtet, daß Hr. v. d. Pfordten gestern auf Einladung des Hrn. v. Bismark nach Salzburg gereist sei.

Köln, 24. Juli. Eine Abtheilung nassauisches Militär pflanzte sich am Sonntag Nachmittag gegen 4 Uhr vor dem Ho­tel Lahneck in Oberlahnstein auf und schritt um 6 Uhr zur Räu­mung der Lokalitäten. Die Abgeordneten und Fcstgenoffen fuhren theils in zwei Dampfschiffen, theils auf der Eisenbahn zurück.

(T. d. St.-A.)

Berlin, 24. Juli. Die heutige Arbeiterversammlung wählte

en» aus Anhängern von Schultze-Delitzsch und Lassalle zusammen- geseAte» Konnte zur Berufung einer Massenversammlung behufs der W»br<znh der Verein-rechte. (T. d. St.-A.)

Negensdnrg, 22. Juli. Der König von Preußen ist beute früh 8 Uhr über Paffan nach Salzburg abgereist. Ueber den Zweck und Inhalt der gestern hier abgebaltenen sechsstündigen Konserenz herrscht natürlich das tiefste Geheimniß. Die Wiener Presse vermuthct, daß cs sich bei diesem Miuisterkonseil wohl um die Feststellung der weitere» Haltung Preußens in der schleswig. holsteinischen Angelegenheit gehandelt habe, worüber ja Angesichts der in Aussicht genommenen Zusammenkunft mir dem Kaiser von Oestreich Entschlüsse gefaßt werden müssen; dies wird jedoch von den Offiziösen znrückgewiesen.) Von dringlicher Wichtigkeit muß die Berathung wohl gewesen sein, weil außer Herr» v. Bismark auch die Minister v. Rovn, v. Mühler, v. Jtzenplitz und v. Bo- delschwingh, dann die Gesandten in Frankreich und Oestreich, die Herren v. d. Goltz und v. Weither, anwesend waren. (N. K.)

Brieg, 18. Juli. Der gegenwärtige Besitzer der Herrschaft Löwen, Freiherr v. Eckardstei», hatte in seinem Schlosse die Woh­nung des Kutschers erweitern lassen. Beim Wegreißen einer Mauer kam ein Schatz ans Tageslicht, welcher in zwei großen Kisten angeblich die Summe von 500,000 Thlrn. umfassen soll. Man will das Geld, welches Lstreichisches Gevräge trägt, in Scheffeln gemessen und, wie mein Gewährsmann mir versichert, 6'/s Scheffel damit angefüllt haben. Es läßt sich vermuthen, daß das Geld zur Zeit des 30jährigen Krieges von dem dama­ligen Besitzer des Schlosses, dem Grafen v. Bes, vor den Feinden verborgen worden war. Sv schreibt man der Schles. Ztg.

Wien, 20. Juli. Ueber eine persönliche Begegnung des Kaisers Franz Joseph mit dem König von Preußen in Gastein ist noch Nichts bestimmt, was auch die Zeitungen vom Gegentheil melden mögen. Es ist möglich, daß es dazu kommt; es ist wahr- scheinlich, daß es nicht dazu kommt in dieser Weise charak- tcrisirt man uns die verschiedenen Chancen. (K. Z.)

Wien, 22. Juli. Gestern Abend wurde ein beträchtlicher Theil des Badeorts Ischl durch eine verheerende Feuersbrunst cingeäschert.

Wien, 24-Juli. Das Franks. I. bat von hier folgendes Telegramm: Heute erfolgt die Veröffen'lichung der Namen des neuen Ministeriums. Der Schluß der Sitzung des ReichSraths erfolgt am 27. Juli mit kaiserlicher Thronrede. (S. M.)

Florenz, 20. Juli. Nach Miltheilungen im ,,Monde" ergreift man in Süditalicn ganz eigenthümliche Mittel zur thalsächlichcn Abschaffung der Todesstrafe. Es bestätigt sich, daß in Savona der Henker bet einer Hinrichtung nur mit größ­ter Mühe durch die Gensd'armerie vor der Volkswnth beschützt werden konnte. In Messina wurde der Henker ermordet (!) und als Freudesbczeugnng über diese» glänzenden Akt der Humanität waren an demselben Abend viele Fenster illnminirt. (Sch. V. Z.)

Paris, 23. Juli. Man erzählt sich hier von einer Unter­redung, die der Herzog von Grammvul mit Herrn v. BtSmark in Karlsbad gehabt habe, in welcher letzterer geäußert habe, baß, wenn Oestreich fortfahrc, den Prinzen von Augustenburg zu prote- giren, er diese Macht mit Gewalt aus den Herzogkhnmer» Hinaus­treiben würde, selbst auf die Gefahr eines Krieges mit dem Kaiser Franz Joseph. Als der Herzog von Grammont, überrascht von dieser Offenherzigkeit, erwiderte: eS sei dies ein sehr gefährliches Spiel, und leicht könnte es sich fügen, daß Preußen auf diesem Wege ganz Deutschland gegen sich haben könnte, versetzte Herr v. Bismark, daß ihm dies gleichgültig sei, da er mit allen zu­sammen fertig werden zu können hoffe. Aber »icht allein diese Mächte, bemerkte nun Hr. v. Grammvnt, sondern auch Rußland und England, ja auch Frankreich werde er als Gegner finden, indem letzteres, wie er ihn versichern könne, sich auf die Seite des deutschen Bundes stellen werde. Herr v. Bismark meinte dies bezweifeln zu dürfen und es darauf antommcn lassen zu wolle». Damit trennten sich die beiden Staatsmänner und Herr v. Grammont berichtete augenblicklich den Inhalt dieses Gesprächs hieher, von wo aus eine Mirthcilung desselben an das Wiener Kabinel erfolgte, das, unter Bezeigung seines Danks für diese Aufmerksamkeit, erwiderte, es wisse vollkommen, was Herr v. Bis» mark beabsichtige, sei aber auf alle Fälle vorbereitet. Dieser Tage begegnete Abd el-Kader dem General Lamoriciere in der Straße Rivoli. Der General war zu Fuß und in bürgerlicher