Was soll aus ihnen werden? Ein Junge ist von dem alten Gärtner enlsendel worden, so schnell als ihn seine Beine tragen, »ach der Landstraße zu lause», um die Patrouille ausznsnche», während er, der Gärtner, seinen Weg zum Hause dcS Constadlers nehmen wollte.
Beide erreichten in gewisser Ausdehnung ihren Zweck. Der Knabe war so glücklich, die berittene Patrouille zu Gesicht z» bekomme». Unfähig, nach der eben erfahrenen Gemülhsanfregung an sich z» halten, fing der kleine Bursche schon, als er »och hundert Schritte von dem Reiter entfernt war, aus vollem Halse: „Diebe, Patrouille! Räuber, Patrouille!" zu schreien an.
Der Hüter der Landstraße riß ans der Stelle sei» Pferd herum, aber ehe der Knabe ihn noch zu erreiche» vermochte, borte er, wie mehrere Leute vor ihm ans der durch das Dorf führenden Straße hintrabten. Ucberzengt, daß diese die Diebe seien, welche der Knabe meinte, gab er seinem Gaule die Sporen und galloppirte dem Geräusche der sich immer weiter enlser« »enden Fußtritte nach.
Der alte Gärtner aber kam halbtodt vor Mangel an Athem am Hause des Eoustablers an. Hier trat ihm Frau Pringle in ihrer ungeheuer» Nachthaube entgegen, welche ihm ans seine Frage nach ihrem Manne berichtete, wie ihr Matthew einigen unverschämten Kerlen nachgemacht sei, welche alle Fenster im Torfe eingcschmissen hätten, und daß auch die reitende Patrouille hinter ihnen her sei — aber hoffentlich würden Beide bald wieder zurück sein.
ES stand aber in den Sternen geschrieben, daß Pringlc's Hetzjagd kein so schleuniges Ende nehme» sollte. Mit außerordentlicher Ausdauer lief der Räuber mit dem großen Kasten aus dem Nucken durch die hcckenumzäuntcu Wiescnwege, der Constab- ler hinter ihm her, ächzend, »ach Luft schnappend, die eine Hand in die Seite gestemmt. Und jetzt schallt Pferdegetrappcl Pintcr ihnen, und vorwärts kommt es gesirampst, obwohl nicht sehr schnell, da der Weg abschüssig, dunkel und schlüpfrig ist. Die Laterne der Patrouille seine von der sogenannten Ochsenan- gcnsorte) ist von großem Nutzen. Sie wirft einen Hellen Licht- ftrom vor die Verfolger ans den Verfolgten. Die Patrouille er- kennt sehr bald, daß der zunächst vor ihm Eilende der Gevatcr und College Pringle ist, aber wer muß der vor Beiden Fliehende sein? ES ist eine große majestätische Gestalt in farbigen, pelz- verbrämten Gewändern, mit lachenden, wohlwollenden Zügen und einer schönen, wohlgekränselte» Pcrrücke; aber was das Seltsamste ist — diese Gestalt laust rückwärts vor ihnen davon. *
Der Weg zwischen den Hecken wurde jetzt plötzlich abschüssiger, und, v wehe! — patsch liegt die Gestalt ans dem Rücken, — und bleibt so liegen, schaut aber immer noch mit freundlichem Lächeln empor, und wer ist sie? — Nichts anderes, als was der geneigte Leser vielleicht schon errathen hat — das erhabene Ebenbild Seiner Majestät Georg's des Vierten, welches, ehe Peter Takmann's freventlicher Uebermnth sich dasselbe auf den Rücken geladen, das Wirthshans im Dorfe geschmückt hatte.
(Schluß folgt.)
1 l e r l e i.
— Um die Tapeten ans feuchte» Wände» haltbar zu machen, wendet man eine Unkertapete von Asphalk- papicr an. Diese hat namentlich auch den Nutzen, daß neue Gebäude, deren Wände noch nicht ganz anSgetrocknct sind, ohne Nachthcil bewohnt werden können, da solche die schädliche Feuchtigkeit anssaugt.
— (Gegen die Cholera.) Ans Neapel ist jetzt ein Botaniker, Namens Loren,zo Giorbone, mit respektabel» Empfehlungsbriefen nach Alexandria zur Rettung der Stadt von der Cholera abgereiSt. Er behauptet nämlich, im Besitze eines sehr einfachen Mittels, eines Dekokts ans einigen Pflanzen, zu sein, mir dem er sich anheischig macht, daß ihm von Tausend Cholerakranken auch nicht einer sterben solle. — Es wäre ein Glück, wenn sich's bewährt. Wie sehr man übrigens bei solchen Epidemie» auch mit geistigen Mitteln opcriren kann, zeigt ein kleiner Vorfall, der sich im Großherzogthum Posen während der fürchterlichen Chvlerazeit deS Frühjahrs 1850 znlrng. Ein Medicinal- rath visilirtc eines der Cholera-Lazarelhe und fand in einem Saal zwar viele Kranke, aber keinen, der an dieser Krankheit litt;
cs waren Leute, die von der Angst, dem Fieber u. dergl. befallen waren. Erstaunt fragte der Rath de» Vorsteher des Lazareths: Nennen Sie dies auch Cholerakranke? „Bst! erwiderte der Letz, lcre, das sind meine Rekoiivalescenten. Von ihnen hat keiner die Cholera, ich weiß cS, aber daß ich alle genesen entlasse, cr- mnlhigt die wirklich Kranken und rettet ihrer Viele.
— (Eine indische Legende.) Ein armer Jndsir, den der Tod von den Sorgen dieses Lebens und von einem bösen Weibe befreite, trat vor die Pforte deS Paradieses Brahma's. „Warft Du schon im Fegefeuer?" fragte ihn der Gott. „Nein, aber ich war verheiratbet!" „Das ist dasselbe. Tritt ein." Zugleich kam ein zweiter Verstorbener an »nd bat Brahma, ihn gleichfalls einzulassen. „Sachte, sachte! Warst D» schon im Fegefeuer?" „Nein, aber was lhnt'ö. Hast Du nicht eben einen Mann eingelassen, der so wenig im Fegefeuer war, wie ich?" „Allerdings! Aber der war verheirathct." „Ist es das! Ich war zwei Mal verheirathet!" „Zwei Mal! sagte Brahma, dann zieh ab: für Dummköpfe ist das Paradies nicht geschaffen!"
— Paris. (T oi l c t l c n - Mi ß g es cki ck.) Tie Hitze. welche jetzt in Paris herrscht, ist so stark, daß die Pariser Schönheiten gezwungen sind, ganz gegen alle Logik noch viel dickere Schleier als im Winter zu tragen. Denn die von der Hitze bewirkte Transpiration bringt die Schminke, den Puder, die Kohle, den Kleister, de» Gummi, die Kreide und waS sonst Alles zur Eonfeckivn einer Pariser Schönheit gehört, in vollkommenste Unordnung; die Kohle nimmt einen Ehrensitz ans der Nasenspitze ein; daß Weiß steigt ans die Lippen herab, das Roth verbreitet sich über die Augenlider und das Braun fließt nach den Mnnd- ecke». Eine gewisse Fürstin, die sich nach einer Promenade im Park im Spiegel sah, wurde darüber so entsetzt, daß sie in höchster Eile ihre Sachen packen ließ und am nächsten Morgen nach Deutschland auf ihr Schloß abrcisle, indem sie ihren Gemahl allein znrückließ, um seine diplomatischen Geschäfte abznwickeln. Unglücklicher Weise hat inan noch Nichts erfunden, »m die Farben zu fixiren. Eine starke Hitze bringt all die geschminkte Schönheiten in Unordnung.
— Zu Liverpool hat ein auf der Auswanderung begriffener Deutscher ans Schwaben, dem allerhand Gauner sein Geld ab- gcschwindelt hatten, seine Frau für 200 Pfd. Slerl. an einen schon bejahrten Engländer verkauft. Dieser begann seinen Ehestand mit einem noblen Präsent, indem er der jungen Schwäbln einen Check (Bankschein) über 800 Psd, als Nadelgeld übergab. Am nächsten Morgen war die Erkaufte jedoch verschwunden und folgte zu Schiffe ihrem Ehegatten nach Amerika. Ein Schwabenstreich von allermodernster Farbe.
Selbstgefühl. Es wird desto besser werden in der Welt, je mehrere Menschen mit voller Empfindung sagen können: Ich bin ein Mensch. Selbstgefühl, das ist der -jauberstab, der ohne Zauber eine bessere Welt schasst. Wer seine Arbeit im Selbstgefühl verrichtet, der macht sie so gut, als er kann; er mag um seiner selbst willen kein Pfuscher sein. Wer mit Selbstgefühl im Geldverkehr steht, der ist kein Betrüger; sein guter Name ist ihm nicht um Geld feil. Wen das Selbstgefühl in lustige Gesellschaft begleitet, der mag sich nicht gehen lassen; >w mag sich weder vor andern, noch vor sich selbst schämen. Wer voll Selbstgefühl als Hausvater dasteht, der nimmt sich in jeder Weise zusammen; die Achtung und das Vertrauen, das er von den Seinen fordert, will er verdienen. Und wem das Selbstgefühl bereits zur andern Natur geworden ist, der wird in schlimmen Zeiten nicht leicht verzagen; er ist gewohnt, seiner Kraft, geistig und leiblich, etwas zuzumuthen, und ist dabei inne geworden, daß eine reiche nicht leicht zu erschöpfende Kraft in ihm steckt. Wann aber das Selbstgefühl einmal recht allgemein geworden sein wird, dann wird viel Böses von selbst aufhören. Die, welche Macht und Geld daransetzen, um das Böse zu thun, werden sich vergebens nach gefügigen Werkzeugen nmsehen. Man bedenke nur, wie viel Böses heute schon unmöglich sein würde, wenn es nicht noch so viele feile Seelen gäbe. Stolz gibts genug, aber Stolz ist kein Selbstgefühl. Der Stolze kann auch feig sein, nicht aber derjenige, welcher Selbstgefühl hat. Selbstgefühl, das; man zu allem schlechten zu gut und zu allem Gemeinen zu vornehm sei, das kann der Menschheit vorwärts helfen, das kann Helsen, daß mit den Kenntnissen, die immer allgemeiner werden, auch die sittliche Tüchtigkeit wächst. Und dieses Selbstgefühl zu wecken und zu pflegen, dies ist die Aufgabe der Schule, wie die der häuslichen Erziehung. Uhlich.
Dreisilbiges Räthsel.
(Kann jeder galante Ehegatte seiner Frau aufgcbcn.)
Bist Du mir die erste Silbe, so bin ich die zweite und dritte, und das Ganze bist Du, mein Schatz.
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiscr'schen Buchhandlung.