dem heiligen Stuhle in Verbindung stehenden Episcopat gerichtet und handelt von den hauptsächlichsten Jrrlhümeru unserer Zeit. Sie trägt sorgsam alle einzelnen Verurteilungen von Lehrsätzen aus früheren Zeiten zusammen und bilde! daraus eine» Ban ganz eigentümlicher Art. Die Freiheit des Glaubens, die Freiheit des Kultus, die Freiheit der Meinung, die Unabhängigkeit der weltlichen Gewalt von der geistlichen sind als verabscheuungS- würdige und verderbliche Neuerungen verdamm!.

Paris. Tic Kaiserin hat die Absicht, am 2. Januar sich nach Nizza Zu begeben, nicht bloS um der Czarin einen Besuch abzustatten, sondern auch im Interesse ihrer geschwächten Gesund­heit.

New-Uork, 17. Dez. Sherman hat das Fort Macallister eingenommen und ist dadurch in Verbindung mit der Flotte ge­langt. Es geht das Gerücht, daß Sherman Savannah genommen und dabei 11,000 Gefangene gemacht habe. Thomas hat den (südstaatlichen) General Hood an allen befestigten Stellungen ver­trieben und ihm -40 Kanonen und 5000 Gefangene abgenommcn.

(H c o r g.

Historische Erzählung von Karl von Kessel.

Wenn mau im Jahr 1812 Hamburg verließ, bas Damm- thor passirte und de» Weg verfolgte, welcher jetzt durch die öst­liche Allee die Außen-Alster entlang fuhrt, so konnte man zu jener Zeit seitwärts von Harrstehnde einen kleinen Maierhof bemerken, dessen rothes Ziegeldach halb zwischen denselben umgebenden Bäu­men hervorschimmerte. Da der Monat Leptember sich bereits zu Ende neigte, so begann das Laub sich allmälig zu lichten und die Sonne, gerade im Untergeben begriffen, warf ihre letzten Strahlen auf das einfache Wohnhaus und auf den daranstoßen­de» geräumigen Obstgarten. Ein Fenster im Erdgeschoß dieser ländlichen Wohnung war geöffnet, und an diesem Fenster saß in diesem Augenblick nicht etwa der Eigenthnmer deS HanseS, I sondern ein Fremdling ein französischer Offizier, denn Deutsch- i land seufzte damals unter dem drückenden Joch der Fremdherr­schaft, und auch Hamburg war für eine französische Stadl er­klärt worden.

Der Offizier, welcher am Feinster saß und in diesem Augen­blick halb mit der Miene der Langweile, halb wieder mit dem Ausdruck des Uebermnthes, der ihn hier mehr als Herrn wie als Gast kcnnzcichnete, seine Blicke bald nach dieser, bald nach jener Seite umherstrcifen ließ, trug Infanterie-Uniform und be- > kleidete den Rang eines Kapitäns, obgleich er kaum eist sechs- > nndzwanzig Jahre zähle» mochte. Er war nicht unschön, aber ui l seinem Blick sprach sich eine gewisse Frivolität ans, die eben nicht ! für ihn einnahm und wenn er seine schwanen brennende» Angen ! erhob, so würbe ein wohlerzogenes deutsches Mädchen sicherlich ^ ängstlich und crröthcnd die ihugen niedergeschlagen haben, wenn i sie dieser freie rücksichtslose Blick getroffen hätte.

H,u lliablo mit diesen deutschen Bären, die ebenso rauh und unbeholfen wie ihre Sprache sind!" murmelte der Kapitän, , indem er sich verdrießlich den Bart strich;drei Monate Hause i ich nun schon in dieser Einöde, und was töne ich? Ich rauche ! Tabak, ich trinke Bier, ich esse Sauerkraut und starre die Bäume ^ an! Nort bleu, ist das ein Leben für einen Mann, der an ln- ! stige Gesellschaft gewöhnt ist, der in Paris gelebt hat und in ^ der Absicht nach Deutschland kam, sich zu amnsiren! . ."

Der Kapitän war aufgestanden und ging in sichtbar übler Laune mit verschränkten Armen einige Mal im Zimmer ans und ab. Dann trat er wieder an's Fenster und, indem er jetzt seine Blicke auf den vorerwähnten Garten schweifen ließ, zuckte ec plötzlich zusammen und ein paar Blitze schossen ans seinen schwarzen Augen, hinter denen sich geheime Absichten zu verbergen schienen. Ah," rief er halb im Tone des Spottes, halb mit einer nur mühsam zurückgehaltenen Leidenschaftlichkeitah, jetzt kommt doch wenigstens eine Abwechslung in dieses ländliche Stillleben, wie es die Maler nennen wurden! .. Wahrhaftig, cs ist Made­moiselle Susanne, welche sich dort am Rande der Hecke zeigt! Die spröde und kalte Susanne . . . ek bis», Mademoiselle, ich will doch versuche», ob ich heute mehr Glück wie sonst bei Ihnen habe!" Während Kapitän Lacombe diese Worte mnr- i melte, hatte er gleichzeitig begonnen, ein kleines Liedchen zu träl­lern und eilte jetzt, indem er sich unternehmend die Spitzen sei­nes Bartes drehte, mit raschen Schritten dem Garten zu, in

dessen Innern er einige Augenblicke nachher verschwand.

Susanne stand zu dem Eigenthümer deS kleinen Bauern­gutes, in welches wir den Leser eingeführt habe», in nahen verwandtschaftlichen Verhältnissen. Frau Martha, einige Jahre älter wie sie, war ihre Stiefschwester und Peter Ortmann, deren Gatte, nahm hiernach die Stellung eines Schwagers ein. Dieses äußere Band wurde aber durch keinen ninercn Zusammenhang befestigt, denn der Hofelgenthümer »nd seine Frau erhoben sich in ihrer Bildung nur wenig über die gewöhnliche Höhe ihres Standes; sic hielten lediglich ihre praktischen Interesse» im Auge und bei den jetzigen bedrängten Zeiten, wo der Feind daS Land besetzt hatte, ging ihr Streben ausschließlich dahin, durch ein kluges Verhalten, daö Drückende ihrer Lage möglichst zu mildern. Ans diesem Grunde batten sie denn auch die Aufmerksamkeiten, welche Kapitän Lacombe der schönen Susanne znwendete, nicht allein schweigend mit angesehen, sondern in ihrem Egoismus waren sie sogar so weit gegangen, dem jungen Mädchen im Stillen lieblose Vorwürfe über die kalten und strengen Abwei­sungen, womit dasselbe dem Kapitän begegnete, zn mache», in­dem sie behaupteten, daß dieser deßhalb schließlich seinen Zorn und seine üble Laune über sie ansschntten werte.

Susanne erklärte aber fest und entschlossen, daß sie unter keinen Umständen irgend eine Zudringlichkeit von dem Franzosen zn dulden willens sei, und drohend fügte sie Hinz», daß sich nöthigensallö auchJemand" in der Nähe befinden werde, um ihr, sobald dies erforderlich scheine, denjenigen Schutz zn ge­währen, welchen sie bei ihren nächsten Verwandten leider nicht finde.

Wer dieserJemand" sei, darüber schwieg sic freilich hart­näckig und »nr, als ihre Schwester zornig anssnhr und miß­trauisch fragte, ob diese Aenßernng vielleicht mit ihrem häufigen geheimnißvollen Verschwinden noch spät am Abend ans dem Hanse im Zusammenhang stehe, errötbete sie tief und antwortete halb verlegen, halb trotzig, man werde cs noch soweit bringen, daß sie den Hof ganz verlasse und bei fremden Leuten ihr Brod suche.

Und bet wem denn?" fragte Frau Martha gereizt.

Nun, bei meinem Pathcn in Hamburg," antwortete Su­sanne entschlossen.

Daß sich Gott erbarme!" rief die Pächterin,bei dem alten Schwätzer, dem Meister Stich, willst Du Schutz suchen, der sich mehr ans der Straße und in den WirlhShänscrn anireffcn läßt, als in seiner Werkstatt!"

Nun, desto lhätiger nimmt sich seine Frau des Geschäfts an," antwortete unsere Bekannte,und kurz und gut, wenn Ihr mich nicht ruhig meines Weges gehe» laßt, so werdet Ihr sehen"

Du drohst?" rief die Schwester.Höre Mädchen, hüte Dich, daß ich nicht hinter deine Geheimnisse komme und dir die Maske abreibe. Ich sage Dir nochmals, Deine nächtlichen Aus­flüge gefallen mir nicht und dahinter steckt etwas, was Du Ur­sache hast, vor nnsern Angeu zu verbergen!"

Die Wege, weiche ich gehe, kann Jeder wissen," antwör- tcte Susanne,'obgleich nicht zn verkennen war, daß sich in ihrer Stimme eine gewisse Unsicherheit kundgab,übrigens," fuhr sie fort,scheint inir Eure Tbeilnahme für mich nur soweit zu reiche», als Euer Vortbcil dabei ins Spiel kommt."

Tu hast immer den Kopf höher getragen, als Dir zukam," autwortele der Schwager erbittert,Du dünkst Dich in allen Stücken klüger wie wir sind, und darum paßt Du zu einer Bänrin nicht. Auch gegen den ClaS Dirks beträgst Du Dich stets so vornehm und weist ih» immer so hossärtig zurück, obgleich er doch ein junger Bursche von hübschem Ansehen ist, der auch einst ein schönes Erbe erhält."

Sagt dem Dirks," rief Susanne, sich am Ausgang des Zimmers nochmals umwendend,daß er sich meinethalben jeden weiteren Schritt ersparen soll. Und nun laßt es gut sein und macht Euch meiner Person wegen weiter keine Unruhe, denn viel Uneigennützigkeit steckt doch nicht dahinter, und Eure Sorgfalt für mich reicht doch nur so weit, als Euer Bortheil dabei in's Spiel kommt." (Forts, folgt.)

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.