Hamburg, 25. Dczbr. Nach Berichten aus Kopenhagen, hat das Ministerium Hall seine Entlassung eingegcbc». Reichs«! tag auf Montag einberuscn. Nach hier cingelausuicn Privatmil-! theilungen verlangt der König die Aufhebung der Novcmbcr-Vcr-! fassung, was von Schweden befürwortet wird. Mau erwartet! ein Ministerium Pleffen, Reveultow-Criminil, Mollke. Der-^ nig äußerte gegen die Offiziere der Marine und der Armee, er! hoffe den Frieden auf verfassungsmäßigem Wege zu erhallen. Gutem Vernehmen nach werden Rendsburg und der Friedrichs« städter Brückenkopf geräumt, letzterer geschleift. Tie Bundes^ kommissäre haben ihren. Geschäftssitz i» Altona. Kirchengcbct nur! für Regieruug ungeordnet; an den von den Danen verlassenen! Orten wurde Prinz Friedrich znm Herzog ausgernfen. (Sk->A.)

Altonä, 24. Dez. In einer heute von einer Anzahl der angesehensten Bürger berufenen, von Lausenden besuchten Volks. Versammlung ist unter größtem Enthusiasmus Herzog Friedrich VIII. als legitimer Landesherr proklamirt worden. Die städtische» De­putaten haben sich der Erklärung der Ständeabgeordneten ange- fchlossen; der Magistrat hat sich ebenfalls dazu bereit erklärt. Die Bundeskomnvssäre haben die Versammlung nicht gehindert. Dr. Collisen, welcher eine Anrede hielt, bemerkte, daß die Pro« klamirung mit Bewilligung der Altonacr Stadtbehördr geschehen. Die sächsische Regimcntsmusik spielte bas Sch!eswig-Ho!stei»«Lied.

(L. b. Allg. Z.)

Die schleswig-holstein'sche Frage wird selbst von den freisinnigsten Italienern zum Nachtheil Deutschlands angesehen. Ihr Naisonnement ist dies, daß Deutschland kein Recht habe, das Nationalitätsprinzip für sich in Anspruch zu nehmen, solange fremde Völker unter dem Sceptcr der Deutschen stehen.

Paris, 2l. Dez.France" berichtet: Der Kaiser hat heute die Adreßdeputation des Senats empfangen. Seine Rede lautete recht friedlich:ein Krieg in Europa," sagte er,wäre ein Bürgerkrieg."

Thiers dielt in der Sitzung des gesetzgebenden Körpers eine Rede, welche auf die Versammlung großen Eindruck machte. Besonders erhob er sich auf die Höhe seiner früheren parlamen­tarischen Leistungen, als er seine Wünsche für den Weltfrieden aussprach und jeden Krieg für jetzt als einentödtlichen Fehler" erklärte.

In Mexiko können die. französischen Soldaten sich buch­stäblich nicht fünf Minuten von der Hauptstadt entfernen, ohne Gefahr zu laufen, in den ärgste» Hinterhalt zu fallen. Das Volk mag nichts von der Fremdherrschaft wissen und ist um so erbitterter gegen die Eindringlinge, weil diese gemeinschaftliche Sacke mit denSchwarzen" machen, die noch gründlicher gehaßt werden, seit sie sich auf die Fremden stützen. Es bestätigt sich, daß das Marine-Jnfanierie-Regimenl, das in Tampico unterge­bracht war, von 1000 auf 42 Mann herabschmolz.

Wohltknn trägt Zinsen.

(Schluß.)

Herr R., der RechtSgelehrte, hielt, was er versprochen. Zn Berlin hatte er einen Prozeß zu führen, der ihn einige Zeit dort zurückhielt. Die Verwandte» von Fabrikant Hammer hatten sich bei der Entscheidung des Stadtgerichts nicht beruhigt, sondern waren an eine höhere Instanz gegangen und hatten da nochmals versucht, Las Testament umzustoßen. Sie wurden aber schließlich mit ihrer Klage abgewiefen und so der Prozeß zu Gunsten Gu­stav Engelbrechts entschieden. Die Haushälterin war sehr er­zürnt über die tadelnden Bemerkungen im Testament und schlug in ihrer Entrüstung das Legat aus. Sie soll es später bitter bereut haben. Herr R. suchte die arme Weberfamilie, die im Testamente bedacht war, selbst auf, um ihr das Legat auszuzah­len und sie dabei kennen zu lernen. Er fand in ihr eine zwar recht arme, aber ihrer Gesinnung nach höchst achtbare Familie, die sich für das Legat und die ihr zugedachte und nun auch zu­gesicherte jährliche Unterstützung von hundert Thalern sehr dank- bar und hocherfreut aussprach.

Nach A. zurückgekehrt, begleitete Herr R. Frau Engelbrecht und ihren Sohn nach G., miethete dort für sie eine hübsche und zweckmäßige Wohnung und brachte Gustav auf das Gymnasium. Er gewann diesen lieb und gab ihm und seiner Mutter manchen guten Rath, welchen sie treulich befolgten; nahm sich auch der!

Verwaltung des ansehnlichen Vermögens mit Treue und Uneigen* nützigkeit an.

Fra» Engelbrecht und ihr Sohn fühlten sich beide recht glück« Uch. Elftere lebte auch i» den neue» Verhältnissen, im lieber« flnffc des Reicbihnms, so einfach, wie es einer schlichten Bürgers« srau geziemte; nur daß sie ihrem Hange zum stillen Wohlthnn keine allzu ängstlichen Grenzen setzte. Gustav war ganz in seinem Elemente nnd sehr fleißig. Er genoß die Achtung seiner Lehrer und Mitschüler. Mehrere der ärmsten unter den Letzteren speis- tcn täglich mit ihm. Tie Mutter bereitete die Speisen selbst und führte bei Tische den Vorsitz. Als Gustav, mit den besten Zeng»i,ie» entlassen, die Universität bezog, begleitete ihn die Mut« tcr ebenfalls dabin.

Nach Vollendung seiner Studien halte er erst mit seiner Mutter eine Reise nach Süddentschland und der Schweiz unter­nommen , war dann drei Jahre Lehrer au einer öffentlichen Schule in G. und predigte fleißig. Da erhielt er den Antrag, in seiner Vaterstadt A. eine Probepredigt zu halten. Er folgte dem Ruf nnd wurde zum zweiten Prediger an derselbe» Kirche erwählt, in welcher er einst cvnfirmirr war. Ehe er sei» Amt antrat, erbat er sich und erhielt die Erlanbuiß. eine Reise nach Berlin zu ma« chen. Seine Mutter begleitete ihn abermals. - I» Berlin be­suchte er daS Grab seines Wohlihät rs welches er fortwäh­rend hatte in Stand ballen lassen und ließ ihm ein einfaches Denkmal setze». Ter Hauptzweck seiner Reife aber war ein Be« such bei jener einst armen Webcrsamilie, die er bis Anfangs des vorigeil Jahres regelmäßig nnterstützb hatte. Das letzte der zahl­reichen Kinder war nun herangeivachseu: darum batte die Unter- stützung »ach der Vorschrift des Testaments anfhören müssen. Der Vater der Familie war »or einigen Jahren gestorben und halte die Seine», Dank jener Unterstützung, in ziemlich leidlichen Umstanden znrückgelaffen. Statt seiner hatte im Auftrag der Mutter die jüngste Tochter Louise die Correspoudenz mit Gustavs Mutter übernommen nnd fortgeführt. Sie war eine kindlich fromme Seele, dabei geistreich und gebildet, de»» der Vater hatte ihr eine gute Erziehung geben lassen. Gustav, der ihre Briefe an die Mutter gelesen, hatte sie liebgewonnei,, ohne daß sie eine Ahnung davon hatte. Als er sie nun persönlich kennen lernte, gewann er sie noch lieber und ließ ihr durch seine Mutter den Antrag machen, seine Lebensgefährtin zu werden. Sie nahm den Antrag freudig a», und er hat nie Ursach gefunden, es zu be­reuen, daß er sie zur Gattin erwählt hakte.

Geachtet und geliebt von Jedermann lebte »nd wirkte er lange in seiner Vaterstadt. So viel ich weiß, steht er als Eon- sistorial-Rath »och heute in gesegneter Wirksamkeit. Seine Mut­ter aber ist längst im Herrn entschlafen; ihr Segen ruht auf ihren Kindern und Enkeln.

Allerlei.

Die Kalender, die ein ganzes Jahr ober sogar hundert Jahre das Wetter voransjagen, kommen etwas in Verruf. Da­gegen werden z. B. von der Sternwarte in Paris alle Wetter­veränderungen sechs Stunden im Voraus nach allen Küsten­städten telegraphirt. Man hofft bald dahin zu kommen, daß die Wetterveränderungen in ganz Europa 48 Stunden vorher bekannt gemacht werden können.

Die Nachricht, daß I-eon I-skebrs-vuruüs in Paris durch den Aufenthalt in comprimirter d. h. znsammengepreßter Luft fast augenblicklich von seiner Taubheit geheilt worden sei nnd daß sich dieses Mittel auch an den Arbeitern der Kehler Brücke erpropt habe, hak vielen Leidenden einen Hellen Hoffuungsschein ins Herz geworfen.

Fritz", sagte ein Ortsschulze zu dem Sohne eines Nachbars, »wenn Dein Vater wieder ein Schwein schlachtet, so soll er auch an mich denken."

Charade.

Die ersten zwei sind aller Menschen Loos,

Ihr Herz sei noch so gut, ihr Geist sei noch so groß;

Es schützen uns der dritten gute Götter Vor mancher bösen That, nicht blos vor bösem Wetter; Wenn stolz auf Deinen Geist und seine Kraft Du bist, 3n's Ganze geh', o Mensch, unv steh' wie schwach er ist.

Druck und iLerlag »er <8. W. Anise r'schrn AichhjMlrmg. Sie»<ii»son 4 tlzl «.