entscheidendes. Langiewicz soll als Repressalie für die Grausamkeit der Russen mehrere Gefangene hai'cu ei schieße» lassen.
Warschau, 11. Febr. Tie hier umlaufenden Gerüchte würde» einer gut disciplinirten Armee, wie die russische es ist, wenig Ehre mache», falls sie sich wirklich bestätigen sollte». Mau erzählt hier vo» Granianikeiten, wie sic bei de» crbiltersten Krie- gen i» neuerer Zeit selten vorgekomme» sind. Schaudererregend sind namentlich die Begebenheiten, die bei der Einnahme der Stadt TomaSzoss, bei der Festung ZamoSc im Lnblincr Gouvernement und bei der Stadt Siemialyze in Liklhanen verübt wurden sein sollen. Man versichert nämlich, daß die beide» Städte nicht nur niedergebrannt sein sollen, sonder» daß auch die ganze Bevölkerung ohne Rücksicht auf Stand, Geschlecht und Alter von dem erbitterten Militär hingeschlachtet worden ist.
Warschau, 12. Febr. General DembiiiSki soll in Podo- lien die Leitung des Aufstandes übernommen haben. — In Rußland und Litthanen soll nächstens der Ausstand, welcher i», Ge- Heimen erst vollständig organisirl wirb, zum Ansbruch komme». — Dem russischen Militär ist besohlen, keine Gefangenen zn machen, wer angreift, wird ohne Erbarmen niedergehancn, und wer ans die erste Aufforderung die Waffen abgibt, kann rnbig nach Hanse gehen. Letzteres zog eine Bande von circa 150 Mann, die von Husaren umstellt war, vor.
Warschau, 17. Febr. Die Insnrgentcnbande unter dem Kommando von Langiewicz in Slupniowo, Gnbcrnium Radom, zwischen Kielce und Apatow ist von Oberst Tschygiry geschlagen und zersprengt worden. Die sämmilichen Effekten dcS Jnsurgen- tenchefs und eilf Wagen mit Gepäck, sowie drei hölzerne Kanonen sind den Aufständischen abgenommen worben. (T. d. St.-A.)
Nach der Opinion nalion. hat Garibaldi nachstehende Adresse an die polnische Emigration erlassen: Eaprera, 5. Febr. Waffenbrüder, Ihr verlangt vvn mir ein Wort, und ich möchte Euch Thaten bringen. Für Euch, die Ihr zur Befreiung Italiens aus Schlachtfeldern Euer Blut vergossen, muß Italien in Erregung gcrathe»; ich hoffe es. Der Kampf, ln welchen die Verzweiflung Euer unglückliches Land gestürzt hat, muß die Meinung Europas zu Gunsten der Unterdrückten, Eurer Mitbürger stimmen. Auf dieser Erde fehlt es an Tapsern nicht; sic werden Euch die Hand biete». Gott rette Polen!
Euer G. Garibaldi.
Es ist erstaunlich, wie theuer Prinzessiunen-Nadeln sind. Prinzessin Alexandra bekommt, wenn sie den englischen Thronerben geheirathet hat, 70,000 Thlr. Nadelgeld, und wenn er gestorben ist, bekommt sie 210,000 Thlr. jährlich Witlhnm.
Paris, 15. Febr. Bei der Entgegennahme der Adresse deS gesetzgebenden Körpers wünschte sich der Kaiser Glück zu der Uebereinstimmung, die so unerläßlich sei in einer Epoche, wo die Wahrheit überall durch entgegengesetzte Leidenschaften verdunkelt werde. Frankreich müsse ruhig sein im Innern, um seinen legitimen Einfluß zu Gunsten des Fortschritts und der Gerechtigkeit auszunben.
Die Union in Amerika weiß keine Soldaten mehr im eigenen Lande aufzutrciben und darum schickt sie die Werbetrommel herüber nach Europa. In den Schwcizercantonen wird sie bereits gerührt und kommt am Ende auch noch nach Deutschland.
Allerlei.
Die Kunst mit Gläubigern umzugchen.
(Schluß.)
„Sie sind der vr. L.?"
„ „Zu dienen " "
„Ich habe hier einen Wechsel vom Kaufmann Scckelsohn auf Sie über 50 Thalcr, können Sie den bezahlen?"
„Heute ist eS mir unmöglich — wie ist denn Ihr weither Name?" "
„Ich heiße Schnabel."
„„Aber ick werde die Sache ordnen, ich will nämlich — bitte, nehmen Sie doch einen Stuhl, Herr Schnabel." "
„Das reicht nicht hi», ich werde lieber das Spinde nehmen."
„„Sie wollen mich pfänden? Die Möbel sind nicht mein Eigenthum." "
„Na, denn machen Sie sich zurecht und kommen Sie mit."
„ «Ich soll doch nicht etwa uach'm Schuldarrcst geh'»?" "
„Sie können auch fahren, wenn Ihnen das lieber ist, die Hauptsache ist, daß Sic richtig ankommen."
„„Aber, lieber Herr Schnabel, ich will ja recht gern be- zahlen." "
„Das ist etwas Anderes, dann können Sic hier bleiben." „ „Aber nur nicht gleich." "
„Dann müssen Sie so lange mit."
,, „Aber bedenken Sie doch -—" "
„Das brauche ich nicht; mein Amt ist Psänden und Ein- sperren, ro» Bedenken stehi ,» ,»einer Instruktion Nichts drin." „ „Wo haben Sie denn das Mandat?" "
„Hier."
vr. L. schiebt zwei Thaler Kassen-Anweisunge» hinein und gibt eS Herr» Schnabel zurück.
,, „Na, dann will ich mich immerhin anzieh'n." "
,,-rchnn eie das, Herr Dvetor, mittlerweile will ich erst noch ein paar andere Lachen abmachen. Sollte eS mir zu spät werden, dann komme ich henke über acht Tage wieder und hole Sie, wenn Lie sich bis dahin mit Scckelsohn nickt arrangirt haben. Adieu."
Er geht und vr. X. akh.net ans: „Dieser Scckelsohn wird mich noch zwingen, chn schtteßlich zn bezahlen, es ist empörend! — Wer znm Teufel klopft denn da schon wieder!
„Herein!"
Ein hübsches blondes Mädchen mit ein paar allerliebsten blauen Schelmenangen tritt ein. Sie ist Ladenmamsell in einem Weißwaarcngeschäsr »nd bringt eine Rechnung.
DaS verdrießliche Gesicht deö Doctvrs erheitert sich sichtlich. „ „Ihre Dienerin, Herr Doctor, ich bringe die Rechnung." " „Vedanre sehr, mein schönes Kind, aber ich bin heule wirklich außer Siande; in vierzehn Tagen
,, „So sagen Sie immer, Herr Doctor," " meint die hübsche Blondine etwas schnippisch — „aber Madame hat mir anfgetrage». Sie henke nicht eher zn verlassen, als bis ick das Geld habe."
„Aber bedenken Sie, mein Fräulein, wenn Jemand käme und Sie hier mit einer Rechnung fände."
„ „Bedanre sehr, aber Madam hat es mir streng befohlen." " „Ich wäre auf's Aenßerste comprvmitiiri."
,. „Das ist nickt meine Schuld." "
„Sie werden mich zwingen, um dieser Evenlnalilät zu entgeh'», die Thür zn verschließen."
,, „Machen Sie, waS Sie wollen, aber ich wanke und weiche nicht, bis Sie bezahlt haben." "
„Nun dann bitte ick Sie, gefälligst Platz zn nehmen und die 14 Tage abznwarten, wo Sie bezahlt werden sollen."
„ „Aber daS ist denn doch zu arg, Herr Doctor. Ich werde heimgehen und es der Madame sagen. Adieu. ' "
— Romeo und Julie vor Gericht. Ans der Anklagebank eines Berliner Gerichtshofes erschien ein junge«, stattliches Frauen- zimmer, daS wegen eines Eigenlhumvergehens zn 4 Monat Ge- fäiigniß vernrtheilk wurde. Während der Verhandlung stürzte plötzüch ein junger Mensch herein und schob den ihn abwehrenden Gerichtsdiener bei Seite, indem er ansrief: Ich muß Abschied vo» ihr nehmen, ich muß sie noch einmal küssen! — Mit leidenschaftlicher Glntd schwang sich der neue Romeo auf die Anklagebank und küßte seine Julie zn nicht geringer Verwunderung und znm Ergötzen deö anwesende» Publikums. Als der grausame Gerichtsdiener die Liebenden zn trennen suchte, stieß Romeo den Sbirren zurück »nd stürzte von neuem in die Arme der Geliebten. Als er endlich mit Gewalt weggeriffen wurde, rief er: Leb' wohl, Lowise! ich folge Dir! — Er folgte ihr allerdings: denn er wurde auf der Stelle wegen ungebührlichen Benehmens zuM Stunden Gefängniß verur,heilt, aber dasselbe Gefängniß durfte er nicht mit seiner Julie ihcilen.
— (Verschämte Arninlh.) In Berlin verurtheiltc dieser Tage das Gericht einen Bclleljnngen zn drei Tagen Ge- sängniß, der dem bairischen Gesandten in den Wagen gespuckt hatte, anS Aerger, daß er beim Anbclteln kein Almosen erhielt.
— Von Jemandem, der sich seit Langem einbildete, krank zu sein, ward erzählt, daß er sich vermihlt habe. — Wie. rief einer seiner Bekannten erstaunt, dieser Mensch gab immer vor, krank z» sein, und ha, doch ge* hcirathet? — Nun ja, erwicdcrte ein Witzeold, er brachte heraus, was ihm eigentlich fehlte.
Truck und Verlag der G. W. Zai se r'schen Luchhandlung. Redaktion : Hötjt«