tersten Schichten der Gesellschaft der Name thut nichts zur Sache hatte in Neu-Ulm mehr getrunken, als sie hätte sollen. Zn ihrer Trunkenheit kletterte sie in einen Wagen, der vor dem Wirthshaus stand. Dieser Wagen war aber die Wohnung für den Bären, der längere Zeit in Ulm und Nen-Ulm seine Gassen­kunststücke hatte machen müssen. Zufällig sollte gerade auch jener Tag der letzte seines hiesigen Aufenthalts sein. Der Bärenführer sperrt sein Thier i» den Wagen und macht sich auf den Weg nach Weißenhorn. Nach mehrstündiger Fahrt bringt ein entsetz­liches Geschrei, vermischt mit einigem Brummen aus dem Wagen. Man springt herbei. Siehe da! der Bär hatte auf ziemlich täp­pische Weise Kammerjungferdienste getha». Das Weib war fast entkleidet; der Bär hatte ihr die Kleiber vom Leibe gerissen, sie selbst jedoch nur wenig verletzt. Ans Nachricht von Weißenhorn mußte ein Civiliconduktenr von Ulm, mit anderer Garderobe versehen, nach Weißenhorn aufbrechen, um die Gesellschafterin des Bären abznhole». Sie wird sich wohl in keinen Bärenwagen mehr legen wollen. (U. S.)

In München ist die Baulust so groß, daß 1000 Stück gute Ziegeln bereits auf 36 Gulden gestiegen sind.

Geier, 26. Okt. Vorige Nacht hat in unserer Stadt ein großes Feuer stattgesnnden. Wir zählen gegen 75 Brandstellen, die Hinter- und Nebengebäude ungerechnet. Die Zahl der be­troffenen Familien beträgt circa 370.

Also in Frankfurt haben die Groß deutschen getagt und das, was sie geredet und gethan haben, sicht auf der deutschen Tagesordnung. Es waren unter ihnen viel Männer von Namen und Leute in Amt und Würden. Großdentsche nennen sie sich, weil sie eine Ncngestalt Deutschlands unter keiner Bedingung ohne Ocstreich wollen. ' Es soll ia Deutschland nichts Neues. Großes, Gemeinsames geschaffen werden, woran Oestreich nicht Theil neh­men kann; kann Oestreich nicht Theil nehmen, so taugt das Neue nichts und Deutschland muß warten. Unter dieser Vorbedin­gung rathschlaglen die Herren, was Deutschland zu seiner Bes­serung am nöthigstcn sei. Sie fanden, daß das die Dclegirten- Versammlung sei, welche von 8 Regierungen (Oestreich und sei­nen Anhängern) beantragt worden ist. Diese Delegirten (Abgeord­neten) sollen ans den Landtagen an de» Bundestag entsendet werden und sollen dem Bundestag helfe», Deutschland eine gleiche Rechtsgesetzgebnng zu verschaffen. Vorläufig nichts weiter. Von einem Parlamente und von der 1849ger Neichsverfassnng wollte die Versammlung (im Gegensätze zn der Weimarer) nichts wissen. Mit drei andern Beschlüssen sprang die großdentsche Versammlung mitten in die praktischen Kämpfe des Augenblicks hinein. Sie erklärten sich 1) mit der von Bayern, Württemberg, Darmstadt re. erfolgten Ablehnung des Handelsvertrag mit Frankreich vollstän­dig einverstanden, 2) damit, daß ans die Ausnahme Gcsammt- Oestreichs in de» Zollverein hinznwirken und 3) eine Revision des Zollvereinstariss nur unter Verhandlung mit Oestreich zu bewirken sei. Also auch hier der Grundsatz: nichts ohne Oestreich. Zur Verbreitung dieser Grundsätze soll eindeutscher R e fo rm v er ein " gegründet werden.Wir werden noch viel davon zu hören bekommen.

Bei der jüngsten Schiller fei er in Mainz war auf dem dortigen Bischofsplatz folgende Inschrift zn lesen:

Schiller, der große Dichtcrköiiig,

In diesem Viertel gilt er wenig;

Doch wenn er war ein Jesuit,

Riß er das ganze Viertel mit.

Mainz, 28. Okt. Ein ans New-Orleans hieher ge­langtes Privatschreiben vom 6. September meldet über die dor­tigen Zustände:Sänimtliche hiesige Geschäfte und Fabriken stehen still, alle Kaufläden sind geschlossen, die Banken haben ihre Zahlungen eingestellt und ihre Besitzer sind verschwunden, selbst die amerikanische Bank, welche noch bis in die letzte Zeit mit ihren Zahlungen reell blieb, ist aufgehoben. Wechsel auf Private sind nicht anznbringen, indem sie nicht mehr acceptirt werden. Klagen können dagegen keine eingcführt werden, indem das Gefängniß Baton-ronge ausgehoben ist. Die Gefangenen sind theils in die Armee der Union eingetrcten, theils zu ihren Angehörigen znrückgckehrt. Die Grundbesitzer von Neworleans müssen der Union den Eid der Treue leisten, thun sie cs nicht, so werden ihre Güter von der Regierung confiscirt." (M. A )

Hanan, 26. Okt. Nach demNh. Kur/- fand heute nach zwölfjähriger Unterbrechung unter starker Betheilignng der erste deutschkatholische Gottesdienst wieder statt. Predigt und Abend, mahl hielt Heribert Ran ans Frankfurt.> (»k. A.)

Am 27. Oktober hat der Landtag in Cassel seine erste Sitzung gehalten und seine früheren Präsidenten Nebelthau und Ziegler gewählt. Beide erklärten, daß die dermaligen Stände zu allen Landtagsgcschäften vollkommen berechtigt seien. Der Regiernngs-Eommissär versicherte, er werde alles thun, um das vvrzunchmende Werk zn einem Friedenswerk zu machen.

Nach einem Berliner Correspondenten wird Herr. v. Bis­marck den Kaiser Napoleon zu einem Besuch in Preußen ein- laden. (St. A.)

Punsch in München ist unter die Wiedertäufer gegangen und tauft die Berliner Straßen um. In Berlin wird man einen kräftigen Exorismus anwendcn.

Statt künftig

Flieder-Straße Neue Aera-Straße.

Kanonier-Straße Verfaffungslücke.

Gensdarmen-Markt PreßfreiheitS-Platz.

Königsstraße Holzweg.

Leipziger Straße Jenaer Straße.

Große Friedrichsstraße Verlorene Spur.

Jerusalemer Straße Rational-VereinS-Straße.

In Linz hat das Consistorium den Lehrern durch Circulär den Besuch der Gasthäuser und die Theilnahme an densoge­nannten" Liedertafeln aufs strengste untersagt.

Triest, 29. Okt. Aus Konstantinopel vom 28. haben wir folgende Nachricht: Die Griechen von Konstantinopel senden eine Deputation nach Athen. Zaimis ist Ministerpräsident. Der heut aus Smyrna eingetroffene Lloyddampfer meldet: Die National­versammlung wird wahrscheinlich binnen 8 Tagen zusammentreten, und eine Deputation nach England schicken, die den Prinzen Al­fred als König begehrt. Der britische Einfluß sei in Griechen­land vorherrschend. (A. Z.)

Bern, 28. Okt. In Italien, schreibt der Bund, gehen ei­gene Dinge vor. Die Presse hat sich ermannt,Opinione" verlangt entschiedener als je Rom, der Haß des Volkes gegen Frankreich tritt immer offener hervor, und was vor Tagen noch nicht möglich gewesen wäre, man spricht vonKrieg mit Frank­reich. Der König, sagt man, wäre jeden Augenblick dazu be­reit. Er hält am 30 ds. eine der größten Truppenrevueen, die man in Turin je gesehen, 95,000 Rekruten sind in Aushebung begriffen und die Nationalgarde wird im ganzen Lande mobil gemacht. Es gibt Leute, die sich zurauncn, ja selbst Korrespon­denzen, die es laut aussprechen, daß Italien rüste.Das Blut Garibaldi's schreit gegen den fremden Machthaber," ruft die Patria", ein offiziöses Blatt von Neapel. Warum sind sie denn Garibaldi nicht gefolgt, warum haben sie ihn verlasse», warum sein Blut selbst vergossen? Jetzt haben sie kein Recht mehr, sein Blut anzurufen.

Drei Könige werden Gesundheits halber den Winter in Nizza in Italien zubringen: die Könige von Baiern, Württem­berg und Belgien.

Das italienische Parlament ist auf den 18. November cinberufen.

Spezzia, 30. Okt. Die Untersuchung der Wunde Gari­baldis durch 17 Aerzte war wegen der Schmerzen ohne Erfolg, sie wird erneuert werden, um die Lage der Kugel bestimmen und > dieselbe herauszichen zu können. Der gegenwärtige Zustand ist : befriedigend und eine Amputation nicht erforderlich. (T. d. N.-Z.)

^ Das Pays versichert, daß in Folge eines Notenwechsels zwischen den Schutzmächten Griechenlands die Nichtintervention beschlossen worden sei. Die Griechen würden, kraft des allgem. Rechtes der Völker über ihr Schicksal selber zn entscheiden, ge­setzlich über ihren künftigen Herrscher zu Rakhe gezogen werden.

Für den griechischen Königsthron ist der zweitgeborene Sohn Viktor Emanucls, Prinz Amadeus, in Aussicht genommen, we­nigstens scheint er von den Ministerialen in Vorschlag gebracht zu werden.

König Otto von Griechenland ist am 29. Okt. mit seiner Gemahlin in Venedig gelandet und wird nunmehr in München cingetroffen sein. Er weiß, daß der Thron für seine Familie verloren ist, obgleich er ans seine Rechte nicht verzichtet hat. Er hat Manches für Griechenland gethan, fiel aber, ohne daß sich ein Finger für ihn regte, weil er weder der Religion, noch dem Ehrgeize nach ein Grieche war. In Athen wird eine Natio­nalversammlung zusammentreten und einen neuen König wählen. Englands Einfluß soll vorherrschend sein, Prinz Alfred aber nicht auuehmen, auch wenn er gewählt würde. König Otto soll ans Baiern eine Apanage von 80,000 Gnlden bezogen haben.