Walker für eine Musikballe in Boston in Amerika gebaut und in seiner Fabrik in Ludwigs bürg aufgestellt hat, macht unter Kennern großes und gerechtes Aufsehen. Dieselbe enthält 88 Register, 4 Manuale und 2 Pedale. Die Blasbalgtrcter, deren bei diesem Werke wobl 5—7 nöthig wäre», sind durch Dampfkraft ersetzt. Die von Boston ernannte Prüfungscommissio», bestehend aus den Herren Organist vr. Hopkings aus London, Professor Herzog aus Erlangen, Musik-Direktor Seiz aus Reutlingen und Instrumentenmacher Schiedmayer aus Stuttgart hat dieses großartige Werk einstimmig für ein vollendetes Meisterwerk erklärt. Die so berühmten Orgeln zu Frciburg, Harlem, Weingarten, Ulm sind von diesem Werke durch die Schönheit des Tones und die Vorzüglichkeit der Mechanik bei weitem übertroffen.
König Max gedenkt in München einen Thiergarten anzulegen und dazu die K r e u tz b e r g e r'sche Menager i,e auzukaufen. Herr Krentzberg wird als Inspektor angesteüt werden, wenn der Kauf zu Stande kommt.
Karlsruhe, 30. Aug. Bei der heute stattgefundenen Serienziehung der badischen fl. 35-Lvose wurden folgende 50 So- licn a 50 Stück Loose gezogen: Serie 237, 278, 521, 734, 849, 1003, 1015, 1471, 1558, 1714, 2144, 2340, 2354, 2583, 2675, 3094, 3155, 3678, 3699,3724, 3863, 4012,
4206, 4288, 4386, 4451, 4592, 4760. 5062, 5202, 5216,
5323, 5533, 5737, 6646, 6682, 6865, 6976, 7041, 7223,
7308, 7463, 7529, 7560, 7566, 7785, 7847, 7877, 7944.
Nor lauter Unionchen kommen wir in Deutschland zu keiner Union, d. h. Einigung im großen Stil. Tie Hansestädte Hamburg, Bremen, Lübeck säncken sich an, eine norddeutsche Union zu gründen, d. h so, daß sie eine gemeinsame diplomatische Vertretung wählen und ihre Schiffe unter schwarz-roth-gol- tener Flagge fahren lasse». Der Gedanke ist gut; so gewöhnen sich doch drei zusammen und nach ein paar Jahren wieder ein paar und endlich ziemlich drei Duzende.
Berlin. Am 26. Ang. ist die Antwort nach München und Stuttgart auf die Depesche» abgegangen, in welchen die beiden süddeutschen Negierungen erklärt haben, dem Haudelsvertrag usit Frankreich nicht beistimmen zu könne». Die Rote nach München ist eine sehr ausführliche Arbeit, welche alle baierischerseits erhobenen Einwendungen der Reihe nach i» eingehender Weise bespricht und auf Grund der früher nach München erfolgten Mit- theilung des Berliner Cabincts wie der darauf geschehenen Nück- äußerunge» der baierischen Negierung vollständig und mit Zahlen widerlegt. (Ltg. A.)
Berlin. Der König soll kürzlich beim Manöver um Burg auf die Meldung, daß ein Dragoner, dessen Sattelgurt gesprungen war, ohne Sattel der Schwadron gefolgt sei, erwidert haben: „Stille, meine Herren, wenn das die Kammern erfahren, streichen sie auch die Sättel im Etat."
Wien, 2. Sept. Der Kaiser empfing gestern den Präsidenten des Juristentags Geh. Rath v. Wächter und sagte zu ihm: Er sei zwar vor Allem östreichisch, aber dabei auch entschiede» deutsch und wünsche den innigsten Anschluß an Deutschland. — Burger wurde zum Marineminister ernannt. (T. d. St.-A.)
Man spricht in Turin allen Ernstes von der Abdankung des Königs.
Turin. Der Kriegszustand zu Neapel und Sizilien dauert fort. In Mailand sind falsche Gerüchte über den Tod Gari- baldi's verbreitet. Eine Demonstration wurde gewaltsam unterdrückt, wobei ein Todter und mehrere Verwundete. Auch zu Como wurden Kundgebungen mit Gewalt unterdrückt, zu Brescia waren sie friedlich. Der Prozeß Garibaldi's und seiner Mitschuldigen soll sogleich beginnen, das Tribunal ist noch unbekannt. Mario und Miß White wurden in Mailend verhaftet. Deserteure unter den Gefangenen wurden erschossen.
Turin, 1. Sept. Die offizielle Zeitung berichtet, daß zu Mailand, Pavia, Genua und Palermo Ruhestörungen stattgefunden hätten. Dazwischentreten der Militärmacht, Wachsamkeit der Behörden und einige Verhaftungen hätten zugereicht, um die Zusammenrottungen zu zerstreuen und die Ruhe wieder herzustellen.
(L. D. b. St.-A.)
Turin, 2. Sept. Garibaldi ist in Spezzia aiigekoinmen. sein Gesundheitszustand befriedigend. Es wurde ein außerordentliches Conseil abgehalten, dem die Minister und viele Notabili- täten anwohnten. Die Kammern werden am 25. Sept. zusammentrete». Es wird versichert, das Ministerium werde die Er- laubniß einholen, «Hchrere^lbgeordnete zu verfolgen. Es ist un-
i richtig, daß die zu Gefangenen gemachten Deserteure erschossen wurden. <T. d. St.-A.)
s Die „France" erhält einige Details über das Gefecht von Aspremonte: General Cialdini, welcher sein Hauptquartier zu Reggio hatte, erfuhr, daß Garibaldi gegen die Engpässe von Aspremonte vorrücke, daß er im Basilicata sich mit dem Gros seiner Freiwilligen vereinigen solle, und daß er nur wenige Anhänger bei sich habe. Er organisiere eine Colonne von 2000 Mann, ausschließlich aus piemontessischen Soldaten, meist Bersaglieri zusammengesetzt. Das Commando übertrug er dem Oberst Palla- vicini. Die königlichen Truppen verfolgten die Garibaldianer, diese jedoch hatten eine» Vorsprung von mehreren Stunden und waren auf dem Punkte zu entkommen, als man ihnen einen Soldaten als Parlamentär nachschickte, der Garibaldi auch erreichte. Letzterer hielt an. Die königlichen Truppen kamen herbei, benachrichtigten ihn von dem gegen ihn erlassene» Decret und forderten ihn auf, sich gefangen zu geben. Garibaldi weigerte sich und der Kampf begann. Die weniger zahlreichen Garibaldianer wurde» besiegt und ihr Führer durch zwei Schüsse verwundet. Einige Minuten später wäre Garibaldi entkommen und zum Gros seiner Sireitkräfte gestoßen. Oberst Paüavicini ist zum Lohne für seinen Erfolg zum General ernannt worden. — Man versichert, daß Garibaldi an Bord der Dampffregalte „Duc de Genes" angclangt, nach seiner Wiederherstellung die Ermächtigung verlangte, sich mit seinem Sohne Menotti nach Amerika begeben zu dürfen.
Der Verlust der Garibaldianer zu Aspremonte beträgt 12 Todte, 200 Verwundete und 2000 Gefangene. Der Verlust der Königlichen ist unbekannt.
Die gesammte Pariser Presse beschäftigt sich mit Garibaldi. Kein einziges Blatt findet die römische Frage mit Gari- baldi's Gefangennahme gelöst.
Warschau, 27. Aug. Wie der Stcrnzeitung berichtet wird, ist am 24- aufs Neue ein Mordversuch gegen den Statthalter Grafen Wielopolsky und zwar vermittelst eines anonymen vergifteten Briefes gemacht worden. Der Brief war sehr fein geschrieben, so daß der kurzsichtige Graf ihn dicht vor die Augen halten und »ui vollen Züge» die giftigen Dünste einathmen mußte, so daß sich sehr bald Uebelkeit und Erbrechen einstellten. — Der hiesige Prälat, Kanonikus Naruszewicy, Probst der Ale- xandergemcinde, welcher voriges Jahr eifrig gegen die Unordnung predigte, dafür aber täglich mit Drohbriefen überschüttet und schließlich sogar durch Zusendung eines Stricks erschreckt wurde, ist seit längerer Zeit aus Aufregung und Furcht in Irrsinn gefallen und hat sich endlich in der Nacht auf de» 21. am Spiegelhacken in seiner Wohnung erhängt. Leider mehren sich auch die Selbstmorde in neuester Zeit sehr.
Konstanlinopel, 26. August. Die Pforte bereitet einen Kampf gegen Serbien vor.
Madrid. Auf der spanischen Südbahn (Madrid-Alicante) hat sich am 18. August Nachts ein furchtbares Unglück ereignet. In der Nähe von Villaroblebo hatte eine Wasserhose das Planum der Bahn durchrissen und tiefe Löcher ausgewühlt. In diese stürzte der von Alicante kommende Zug hinein. Mehr als 50 Personen sind schwer verwundet, 4 kodt; mehrere werden vermißt; man vermuthetc, daß die Wasserfluth sie mit sich fortge- rissen hat.
London, 27. Aug. In Folge eines in London abgehaltenen Kabinelsraths hat Admiral Mundy, wie die „France" meldet, Befehl erhalten, sich mit sämmtlichen Schiffen seines Geschwaders unverweilt in die Bai von Neapel zu begeben.
London, 30. Aug. Donnerstag Nacht begab sich ein furchtbarer Eisendahnunfall bei Market Harborough. Zwei Extrazüge, der eine mit fast 1000 Passagieren beladen, fuhren wenige Minute» »ach einander von London ab. Gegen Mitternacht fuhr der zweite in den ersten hinein, der einen Augenblick auhielt, um Wasser einzuuehmeu. Die Dunkelheit erhöhte die Schrecken des Schauplatzes. Mehrere Personen wurden auf der Stelle getödtet, 25 gräßlich verwundet und im Ganzen an 400 Personen mehr oder weniger schwer verletzt
In den englischen Fabrikgegeudeu ist die Nolh ungeheuer. Vor allem ist der dicke Nauckvorhang, der gewöhnlich zwischen Himmel und Erde schwebt, verschwunden, ein ungewöhnliches Helles Sonnenlicht und klare Luft verrathen, daß die Fabriken und die Menschen hungern. Nur hie und da steigt aus einer Esse ein dünnes schwaches Rauchsäulchen empor, das von