halber Zeit" spricht. Und wie fiebt'S in den Wohnungen der Arbeiter aus? Ein Berichterstatter fand eine Familie von 5 Personen, die zusammen in einem Bett schliefen, und das Bett steckte in einem Loch, in das kein Lichtstrahl fallen konnte, kaum gut genug zum Kohlenbehälter. In einem andern Hause fand er eine steingepflasterte Zelle mit einem Strobsack, auf dem ein Skelett lag, das Skelett eines ganz nackten sterbenden Weibes. Er wird den Anblick, sagt er, nie vergessen. In einem kleinen Hause fand er eine Familie von 11 Personen, die seit 28 Wochen außer Arbeit war. (Dfz.)

Das ist der Krieg. Ein Brief a>ls Richmond , der Haupt­stadt der amerikanischen Süd-Konföderation vom 3. Aug. sagt: Es herrscht hier viel Noch. Kaffee kostet 3 Dollars pro Pfund. Thee 7 Dollars. Eier 1 Dollar das Duzend. Ei» Huk 14 Doll. Ein Paar Stiefeln 2540 Doll. Ein Paar Schuhe 15 Doll. Ein Rock 5075 Doll. Ein Paar Beinkleider 25 Doll. Schreibpapier 30 Doll, per Rieß. Kernmehi 30 Doll. pr. Psd. Ungefähr 500,000 Personell sind hier mehr als vor dem Kriege. Kein Ende adzusehen. Sie werden sich bis auf den letzten Mann schlagen. Tabakernte mißrathen; Preise um 2400 Prozent ge­stiegen.

Laut Berichten aus New «Orleans griffen die Conföbe- rirten am 5. August Baton-Rouge an, wurden aber mit schweren Verlusten zurückgeschlagen; das conföderirte Widderschiff Arkansas ist von den Unionskanonenbooten zerstört worden. In Arkansas hat eine Schlacht stailgefuuden, in welcher die Consörderirten un­terlagen.

Präsident Lincoln zeigt an, daß er in Central-Amerika einen Ort zur Kolonisation der Neger ausgesucht habe. Er er- klärt, er ziehe die Auswanderung der Neger vor, weil es den Farbigen, seien sie frei oder Sklaven, niemals gelingen wurde, sich den Weißen gleichgestellt zu sehen.

Beracruz, 1. Aug. Die Guerillas halten die Franzosen trotz der zahlreichen Ausfälle der letzteren fortwährend eingeschlossen.

Die Spieler.

(Fortsetzung.)

Wie gierig horcht ein belastetes Gewissen auf Trvstgründe, die ihm seine Schuld erleichterten. Franz sing an sich zu tröste». Jetzt hatte er keinen Grund mehr »ach Hause zurnckzukehreu. Jetzt steckte er sein Ziel sich hoher. Mit dem einfachen Mädchen aus beschränktem bürgerlichen Kreise hätte er am Ende doch nur ein beschränktes Leben geführt. Jetzt war er frei. Alle Genüsse des Lebens boten sich ihm dar, wenn ihm gelang, was der Spiel­tisch ihm täglich und täglich versprach, ein bedenkendes Vermögen zu erwerben. Und die Genüsse des Lebens waren so süß. Reh­berg lehrte ihn einen nach dem ander» kennen. Bald wußte Franz seinen Verdruß über augenblickliche Ungunst des Glücks in Champagner und Tokaier zu ertränken. Bald verstand er es angenehme Stunden im Kreise liebenswürdiger und gefälliger Da­men zu finden, deren es in Badeörtern immer genug gibt.

Aus Monden werden Jahre.

Bald sind zwei Jahre verstoßen, seitdem Franz nach Hom­burg gekommen.

Sein Außeres zeigte einen vollendeten Lebemann. Er wohnte in schönen Zimmern, er trug schöne Kleider, er verstand geschickt eine Flasche Champagner zu öffnen und wußte mit Anstand zu essen. Aber das Glück ist launisch. Die verschwenderische Lebens­art, die Franz führte, zehrte auf was er hie und da gewann und bald war sein anfängliches Kapital so geschmolzen, daß ein unglücklicher Abend ihn verderben mußte. Der unglückliche Abend kam. Franz hatte nichts mehr. Mit Zittern verkaufte, er was er entbehren konnte. Ein »euer Einsatz zum neuen Glück! Aber das kam nicht. Franz hatte gar nichts mehr. Das war entsetzlich. Zwei Jahre hatte er im Wohlleben geschwelgt und in süßen Träu­men auf eine schöne Zukunft. Und jetzt ein Bettler. Und gab es kein Mittel sich wieder emporzuarbeiten? Nur eins ! Das Spiel! Was der grüne Tisch verschlungen, konnte er auch wieder geben. Franz hatte schlecht berechnet, er hatte unrichtig gesetzt. Jetzt wußte er es besser. Hätte er nur noch einmal hundert Gulden, nur fünfzig, nur zehn, jetzt wollte er reich werden; denn jetzt konnte seine Berechnung nicht trügen. Und keine Hoffnung?

Tech ja, noch eine! Seine Mutter besaß ein kleines Häus­chen, und er hatte einen Erbanspruch auf einen Theil desselben. Franz reiste nach Hause.

Auf der letzten Station vor A.... verließ Franz den Ei­

senbahnzug. ES war ihm unbehaglich, am bellen Tage in seiner Vaterstadt anzukommen, er meinte, aller Augen müßten auf ihn gerichtet sei». War das die Stimme des Gewissens?

Spät Abends zu Fuße erreichte er die Stadt. Wie anders war er vor so und soviel Monaten hier ausgezogen! Damals voll Lebenslust, mit froher Aussicht iu die Zukunft, ein frischer, gntgeartcter, junger Mann. Jetzt war er mit sich selbst zerfallen, seine Gedanken waren unaufhörlich auf die Pläne gerichtet, die er tausend und lausend Mal wiederholend für die Zukunft machte, und die sich alle auf das Spiel gründeten. Das ist eben der Fluch der Leidenschaft des Spiels, daß sie ihr Opfer nicht zur Ruhe komme» läßt, daß sie eS unfähig macht zu jeder Thätigkeit

und zu jedem Genüsse, daß sie seine Träume selbst vergiftet.

Franz dachte zurück an seine Freunde. Er hatte nichts wieder von ihnen gehört. Sie waren sicher geheilt von der Spielsucht durch ihren Verlust. Hätte er damals auch verloren! Der Ge­winn war der Köder gewesen, an dem ihn der Spielteufel ge­fangen hatte! er dachte an seine todte Braut und verwünschte sich selbst und seinen Leichtsinn! Er pachte an das Glück, das er schon besessen, das er so toll wieder von sich geworfen, und die nagendste Rene quälte ihn. Aber noch einmal so thöricht wollte er nicht sein. Noch ein Mal wollte ec auf den Kampf­platz eilen und jetzt klüger sein.

Unter diesen Gedanken stand er vor dem Häuschen seiner Mutter. Kaum wagte er hineinzutreten. Er fühlte, daß er kei­nen freundlichen Empfang verdient habe. Und doch ward er ihm. Eine Mutter vergißt alles Leib heim Wiedersehen. Das getrennte Kind war ja ein halb verlorenes, bas wiebergcsundene ist doppelt willkommen. Auch die blinde Schwester, die noch am späten Abend emsig strickte, empfing ihn freundlich. Und als die alte Mutter in ihrer Freude herbeibrachte was sie hatte, Eier und Brod, als er wieder an dem Tische saß, an dem er so manche Mahlzeit gehalten, als die alte Schwarzwälderuhr, der große Ofen, die verrauchten Bilder an der Wand ihn an seine Kind­heit mahnten, meinte er vor Schmerz und Scham vergehen zu müssen, und mühsam verbarg er die tropfenden Thränen vor den Augen der sorglichen Mutter.

Er kämpfte während der Nacht einen harten Kampf mit sich. Noch war cs Zeit, alle Gedanken an das Spiel fahren zu lassen

noch konnte er sein altes Gewerbe hervorsuchen und sich ein bescheidenes Loos gründen. Ja, wäre cs eben kein bescheidenes Loos gewesen! Er hatte die glänzenden Genüsse des Lebens ge­kostet, und noch nicht eingesebe» , daß diese eben nur Glanz bieten und nichts zurücklassen als Unbefricdigtsein, nnd daß es andern Genuß gibt, der den Menschen glücklich macht, indem er ihn veredelt.

Als ihm die Mutter am andern Morgen so freundlich das Frühstück bereitete, als sie ihn so ängstlich ausforschte, warum er so bleich und verfallen aussehe, als die blinde Schwester ihn demüihig und bescheiden fragte, wie es ihm gegangen wäre, ver­mochte er es nicht, den Verkauf des Häuschens zur Sprache zu bringen, denn er wußte, daß seine Mutter das den Todesstoß geben hieß. Er ging aus, seine alten Gefährten zu besuchen.

(Fortsetzung folgt.)

Mittel gegen die Kartosselkrankheit. Im Sommer 1861 zeigte sich die Kartoffelkrankheit gegen Ende Juli und machte reißende Fortschritte. Da alle früher empfohlenen Mittel, wie Abschneiden des Krauts, Ausnehmen der Knollen, Kalken rc. sich als unwirksam oder sogar als nachtheilig sich er­wiesen hatten, ergab man sich schon ziemlich in die traurige Noth-- wendigkeit, die üppigen Pflanzen zu GrundL gehen zu sehen. Da erfuhr ich, daß ein Lanbwirth der französischen Schweiz die kranken Kartoffeln mit Erfolg gewalzt habe und zwar bei dem ersten Erscheinen der Krankheit. Ich folgte diesem Beispiele und erfreute mich des besten Erfolges: denn eine gewalzte Fläche von 149 Geviertruthen 40 Fuß begann von Neuem üppige Triebe zu entwickeln und lieferte 56'/s Simri 2680 Pfund, und eine gleich große ungewalzte 46 Simri 2300 Pfd. Knollen. Da­bei waren die Knollen der gewalzten Beete weit gesünder als die der ungewalzten. Offenbar wird diese Erscheinung durch die Knickung der Krautstengel und damit Störung des Fortwachsens des Pilzes bewirkt. Bis sich derselbe dann durch die neuen Triebe bis zu den Blättern durchgearbeitet hatte» waren die Knollen ausgereift.

Druck und Bertag der G. W. Z a t fe r'schru Buchhandlung. Ledakno«: -yolzle.