nigstenS nicht innerhalb der Ringmauern unserer Stadt vor sich gehe. Wie es scheint, hat kein anderer Platz sich aufstnden las. sen, als eben nun doch wieder der alte. Wenn Männer, denen das Gesetz es auferlegt, als Zeugen bei dem Kopfabhauen zu er­scheinen, so ist das ihre Pflicht, wenn gleich eine sehr traurige. Von welch' sittlicher Verkommenheit, von welcher Gemüthsver- wilderung aber geben die Zeugniß, die ohne durch Pflicht und Berns dazu genöthigt zu sein, lediglich aus bestialischer Schaulust sich zu Einlaßkarten drängen, um mit anzusehen, wie man ver­mittelst einer Maschine einem lebenden Menschen den Kopf ab- hackt! Man sagt, cs sollen auch diesmal Leute in großer Zahl und zwar auch aus Ständen, die sich dünken, über die Rohheit der Ungebildeten hinaus zu sein, solche Einlaßkarten verlange». Unglaublich!

Ulm, 16. Aug. Soeben ist der Kopf des Mörders Braun gefallen. Er blieb bis zum letzten Augenblick ungebeugt, wies den Beistand des Geistlichen in den letzten Tage» wiederholt zu­rück, gab auch, nachdem der Stab über ihn gebrochen war, auf die Frage des Geistlichen, ob er nun mit ihm beten wolle, eine abweisende Antwort, hörte aber dann gelassen zu, als dieser ein kurzes Gebet für ihn sprach. Vor das verhängnißvolle Brett ge­führt, warf er einen Blick stach dem Fallbeil und sagte dann sehr ruhig mit schwacher Stimme, er sterbe unschuldig an dieser That, es seien meineidige Zeugnisse gegen ihn geschworen worden. Gott fei meiner armen Seele gnädig! fügte er hinzu, wendete sich dann mit leichter Geberde an den Scharfrichter, und in wenigen Au­genblickes war Alles vorüber. Braun hat bisher überall und immer Alles, wofür er gestraft wurde, geläugnet, und behauptet auch, unschuldig im Zuchthause gewesen zu sein. Dieses System hat er mit verbissener Hartnäckigkeit durchgeführt: seine eigenen Angaben zur Widerlegung der gegen ihn Zeugenden erwiesen sich aber gänzlich unhaltbar. Das Geheimniß, welches über dem Hergang des Mordes schwebt, hat er nicht aufgehellt. Es ging in den letzten Tage» das Gerücht, er habe wichtige Eröffnungen gemacht; gestanden hat er aber nicht, auch nicht im Angesicht des Todes. (S^ M.)

Am 15-, 16. und 17. September d. I. wird in Ulm eine Messe für Gewebe und Strickwaaren aller Art abgehalten und ladet der Stadtrath zu zahlreichem Besuche ein mit dem Bemer- keu, die Verkäufer möchten ihre Wünsche bezüglich des Raumes mit Angabe der von ihnen mitzubringenden Stücke wenigstens 14 Tage vor dem Beginn der Messe der Meß-Inspektion gefälligst mittheile».

In Augsburg waren, wie schon bekannt, tn diesen Ta­gen die deutschen Feuerwehren versammelt und namentlich aus Süddeutschland zahlreich vertreten. Man berieth über ein ge­meinsames Reglement und über wechselseitige Hilfsleistung. Für große Städte schien die Einrichtung einer ständigen und besolde- te» Feuerwehr geboten, in mittleren und kleinen Städte» muß das Rettungswesen auf den guten, gemeinnützigen und kräftigen Willen der männlichen Jugend gestützt werden. Wie die Alten Stiftungen aus ihrem Rath und Geld machen, so müssen die jungen Bürger ihren Muth, ihre Kraft und ihre Opferfreudig« kcit ihrem Heimathort als lebendige Stiftung darbringen. Es deutet in der Regel auf einen großen Schaden, wo dieser Ge- meinsinn unter den jugendlichen und kräftigen Bürgern vermißt wird.

Hannover. Durch die Blätter läuft eine Notiz, daß der König sich in Goslar von einer Zigeunerin in einer größeren Gesellschaft habe wahrsagen lassen und sich über die Orakelsprüche so gefreut habe, daß die alte Person reichlich beschenkt ward. (!)

Die Volkszeitung schreibt:Die Zünftler regen sich von Neuem. Sie wollen am 5. Sept. in Weimar einen deutschen Handwerkertag für ganz Deutschland abhalten, und rechnen dar­auf, daß ein großer Theil der Ihrigen sich alsdann an dem am 8. Sept. in Weimar beginnenden volkswirthschaftlichen Congreß bethciligen werde." (St.-A.)

Die Truppen des HerzogthumS Gotha fühlen sich über die Preußische Militär-Convention nicht sehr erfreut, da dieselben seit dem 1. August nicht nur^14 Loth weniger Brod täglich erhal­ten, sondern weil dasselbe noch obendrein nach königlich preußi­scher Manier gemacht ist. DiezEntrüstung hierüber ist allgemein, um so mehr die Strafgefangenen noch mit gutem genießbaren Brod bedacht werde».

Frankfurt, 14. Aug. In heutiger BundestagSsitznng sind folgende Anträge gestellt worben. Oestreich, die Königreiche Baiern,

Sachsen, Württemberg und Hannover, ferner auch Nassau und beide Hessen, beantragen: 1) die Bundesversammlung wolle eine Kommission niedersetzen zur Berathung von Gesetzesentwürfen über Obligationenrecht und Civilprozeß, bestehend aus Delegirten der deutschen Stäupekammern; 2) die Bundesversammlung wolle die Verhandlungen wegen Konstituirung eines Bundesgerichts mög­lichst beschleunigen. Gegen beide Anträge protestirt Preußen. Der Protest wird nicht berücksichtigt. Mit an Einstimmigkeit grän- zender Majorität beschließt vielmehr sofort die Versammlung, auf dieselben einzugeben und sie dem schon bestehenden Ausschuß für Konstituirung eines Bundesgenchts zu übergeben. Schließlich beschließt die Versammlung Vertagung bis zum 9. OkO d. I. Nach der Sitzung trat der bezeichnte Ausschuß auch schon sofort zusammen und ernannte zn einem ersten Referenten Herrn v. d. Pforten, zu seinem zweiten den Herrn v. Linde. (St.-A.)

Die Frau Kronprinzessin von Preußen ist am 14. August von einem Prinzen glücklich entbunden worden.

Wien, 14. Aug. Die neuesten Nachrichten bringen fol­gendes Telegramm aus Orsova den 13.: Die Serben ver­brannten den beim eisernen Thor gestrandeten türkischen Kriegs- dampfer Silistria. (S. M.)

Turin, 11. Aug. Nach demProgres de Lyon" hätte Garibaldi, nachdem er den Brief des Königs gelesen, achsel­zuckend gesagt:Das ist geschrieben, um von den Staatskanz­leien gelesen zu werden, nicht von mir. Ich weiß, was ich von den' Absichten des Königs zn halten habe. Es ist gerade jetzt so, wie vor zwei Jahren, als er mir schrieb, nicht über die Meerenge und nach Neapel zu gehen. Die Situation ist ganz dieselbe rc."

Turin. Der Präfekt von Caltanisctta wurde abgesetzt.

Aus Palermo in Sizilien schreibt ein Kaufmann:Die Zeiten der Krcuzzüge kehren wieder. In Palermo gibt es nur noch bejahrte Leute, die Blüthe der Jugend ist verschwunden. Wen» alle andern Städte Siziliens dem Aufrufe Gartbaldi's mit der Begeisterung der Palermitaner Nachkommen, so verfügt Gari­baldi, ehe ein Monat vergeht, über 100,000 Freiwillige. Jeder Dampfer bringt uns Freischärler ans Oberitalie», wenige aus Neapel. Bei den konigl. Jägern haben die Ausreißereien begon­nen." Der Berichterstatter setzt hinzu: Die Bewegung ist sehr ernst und bedeutungsvoll. Durch die amtlichen telegraphischen Depesche» und Nachrichten getäuscht, unterschätzte ich die Kund­gebungen in Sizilien. Besser unterrichtet, kann ich versichern, daß sie allgemein und stürmisch sind.

Der Papst und die Augsburgerin sind gleicher Meinung über Napoleon »nd seine Bemühungen. Garibaldi zu unterdrücken. Das sind Komödien, rief Piuö IX., lauter Comödien; man glaubt, ich gewahre es nicht, eS ist aber doch so!"

Paris, 15. Aug. Die gestrige Heerschau ist in guter Ord­nung vorübergegangen. Trotz der ungeheueren Volksmenge, wel­che derselben beiwohnte, ist bis jetzt kein deine» kenswerther Un­fall bekannt geworden. (A. Z.)

Paris. Concha, der neue spanische Gesandte, hat dem Kaiser seine Creditive übergeben und sagte: Die Königin und die Nation legen hohen Werth auf den Antheil, den der Kaiser für Spaniens Ruhm und Wohlfahrt mehrmals gezeigt habe und beide hegen das lebhafteste Verlangen, das Einigungsband fester zu knüpfen. Der Kaiser antwortete: Er habe keine Gelegenheit versäumt, der Königin und der Nation seine Achtung und seine Theilnahme zu bezeugen. Das jüngste Benehmen des spanischen Cabinets habe ihn überrascht und betrübt, daher sei er erfreut, in der Wahl des neuen Gesandten ein Pfand für unbefangene Würdigung der Lage von Seiten Spaniens zu begrüße». Es liege in der Hand der Königin, stets einen aufrichtigen Verbün­deten in ihm zu besitzen und ihrem Volk einen für Größe und Wohlfahrt sympathisirenben Freund zu erhalten. (T. d. N.-Z.)

Es ist unglaublich, wie viel Gift der Mensch vertragen kann, wenn es ihm von einer schönen Hand gereicht wird. Der be­kannte Maler Pauli in Paris bcirathet die Tochter des Juwc« lenhändlers Händle, welche 3 Millionen Mitgift erhält, und zeigt sich dennoch nichts weniger als giftig oder vergiftet.

Ein Blitz bat die scböiie Kathedrale von Courtrai (Bel­gien) i» Flammen gesetzt und von dem alle» Prachlvau sind nur noch die vier Mauern übrig geblieben.

Bukarester Blätter melden von einem Regierungsakte des Fürsten Kusa, welcher in rückhaltloser Weise die Emancipation der Juden in den Fürstenthümern ausspricht.