Das große Schachturnier, das in London abgehalten wurde, ist zu Ende. Sieger blieb Anderssen aus Breslau, der von 13 Spielen 11 gewann. Schade, daß inan die Schach- künstler nicht sogleich als Feldherrn verwenden kann.

Newyork, 5. Aug. Eine neue Aushebung von 300,000 Mann ist angeordnet, um die früher verlangte Truppenzahl, wenn sie bis 15. Aug. nicht vollständig ist, durch Aushebung z» ergänzen. Es geht das Gerücht, die Rebellen hätten wegen aus­gebrochener Epidemie Richmond geräumt und sich am südlichen Ufer deS JamesfluffeS gelagert.

Im Goldland Kalifornien schecren sie sich blutwenig um den Krieg in den Bereinigten Staaken. Sie gewinnen vielmehr durch den Streit des Nordens und Südens; denn dieser Krieg führt ihnen viele Einwanderer zu und Geschäfte in Menge Pa­piergeld ist bei ihnen so selten wie im Norden baar Geld.

Die Spieler.

(Fortsetzung.)

Beinahe schüchtern betraten die drei Freunde am Abend die glänzenden Säle des Kurhauses. Fast geblendet wanderUn sie von Zimmer zu Zimmer. Solche Pracht hatten sie noch nie gesehen. Die parkettirten Fußböden, die getäfelten Wände, die pracht­vollen Kronleuchter, dazwischen Herren und Damen in prächtigen Kleidern, die in allerhand Sprachen sich unterhielte», scherzten, lachten, bas Alles machte auf sie einen seltsamen Eindruck. End­lich betraten sie auch ein Spielzimmer. Eine unheimliche Stille herrschte hier. Um eine große Tafel in der Mitte des Saales saßen und standen gedrängt eine Menge Menschen, meist Männer, doch auch einzelne Frauen darunter, und verfolgten mit Aufmerk­samkeit das Spiel. Niemand sprach laut, mit Ausnahme der Croupiers, die das Spiel leiteten und ciutöuig die hergebrachten Ausdrücke des Spieles riefen. Das Rollen der Kugel beim Rou­lette, das Klappern der Geldstücke aus dem Tische war das ein­zige Geräusch, das die Stille unterbrach. Anfangs wagten sich die drei Freunde kaum näher, endlich traten sie heran und beob­achteten mit wachsender Spannung bas Spiel. Je mehr sie das­selbe verstanden, desto unruhiger wurde ihnen zu Mulhe, bis ihnen endlich hörbar das Herz klopfte. Da saß eine Dame, hatte ein kleines Kärtchen vor sich liegen und stach mit einer Stecknadel Punkte hinein; nach einer Weile nahm sie eine Geld­rolle, setzte sie auf schwarz, gewann und bekam eine gleichgroße von der Bank zurück. Dort stand ein Man» im schwarzen Rock, mit dunklem, vollem Barte, er warf ein Goldstück auf Nummer 18, die Nummer kam und klirrend warf ihm der Croupier süuf- undbreißig Goldstücke zu. Auf der andern Seite saß ein alter Herr mit kahlem Kopfe, vor sich eine» Haufen Gold und Pa­piergeld, er gewann und gewann, der Haufen wuchs zusehends. Biele andere standen herum, holten Geld aus den Tasche», ver­loren und gewannen, das glänzende Silbergeld, bas glitzernde Gold ward auf dem Tische hin « und hergeschoben, wandelte in die Taschen der Spieler oder in die Hände des Croupiers. So viel Geld hatten die Freunde noch nie beisammen gesehen. Mit Leichtigkeit floß es hin und her ein glücklicher Augenblick, und man konnte gewinnen, viel gewinne». Tie Aufregung der drei Freunde wuchs immer fort. Fast unwillkürlich hatten sie die Hand in die Tasche gesteckt, und sie fühlten wieder und im­mer wieder nach den Geldstücken, die sie bei sich trugen.

Franz Schröder war am aufgeregtesten. Mit raschem Blick batte er das Spiel begriffen, mit Aufmerksamkeit verfolgte er da- selbe bei den einzelnen Spielern. Endlich wandte sich seine Beob­achtung ganz einem Herrn zu, der langsam spielte, nicht immer setzte, aber jedes Mal gewann, so oft er es that. Das Herz klopfte Franz, als wollte es zerspinge», mit zitternder Hand ließ er sein Geld in der Tasche immer wieder durch die Finger lau­fen soll ich soll ich nicht kämpfte es in seinem Inner». Endlich siegte die Lust in ihm, er warf ein Zweigulbenstück auf die Nummer, die der glückliche Spieler besetzt hatte der Angst­schweiß trat Franz auf die Stirn, als die Kugel rollte die Nummer kam er hatte siebenzig Gulden gewonnen. Fast hätte er laut aufgeschrieen, tanm getraute er sich das Geld wegzuneh­men, bas ihm hingeworfen wurde, und lustig eilte er zu sei­nen Freunden, die an der andern Seite des Tisches standen, um ihnen seinen Schatz zu zeigen. Sie besprachen sich heimlich, sie wollten aufhören und gehen, sie wollten weiter spielen, sie wußten nicht was sie wollten. Was konnten sie am Ende ver­lieren? Ein paar Gulden konnte jeder wagen. Waren die ver­

loren, konnte man ansböre». Die unglücklichen Bauern, der Mann, der sich erschossen halte, der alte Gärtner, der Herr mit dem Haufen Gold und Banknoten, die Geldrolleu, alles das ging ihnen wirr durch den Kopf und ehe sie wußten, was sie tha- ten, standen sie alle drei wieder am Spieltisch. Franz halte den meisten Muth, er setzte wieder, verlor, gewann, verlor wieder, gewann wieder, bald hatte er sich vorgedrängt, stand dicht am Tische und spielte unbekümmert um seine Freunde in wachsender Ansregung. Diese schauten ihm eine Weile zu, als sie ihn mehr­mals gewinnen sahen, konnten sie sich nicht mehr halte», und schüchtern wars jeder von ihnen einen Gulden ans den Tisch.

Nach kurzer Zeit spielten alle drei in gleicher Begierde. Was sie sich fest vorgenommen hatten, dann und dann'aufzuhören, vermochten sie nicht mehr. Hatten sie gewonnen, so trieb die Begierde mehr zu gewinnen sie unaufhörlich weiter; hakte» sie verloren, wollten sie den Berlust wieder gewinnen und so spielten sie fort, bis der Saal geschloffen wurde.

In der verschiedenste» Stimmung, aber in der höchsten Anf- regung kamen sie in ihren Gasthof. Franz hatte tausend Gulden gewonnen, die beiden andern hatten ihre sämmtliche Baarschafl verloren.

Die Nacht »ach diesem verhängnißvollen Abende brachten die drei Freunde beinahe schlaflos zu. Franz dachte immer und im­mer an die einzelnen Spiele, die er gemacht hatte. Wenn ihn ein leiser Schlummer beschlich, so gaukelten ihm in halbwachem Traume allerhand Bilder der verführerischste» Art vor- Reiche Zimmer, glänzende Equipagen, verschwenderisch gedeckte Tische >ah er vor sich, und alles war sein Eigenthum. Weniger lieblich waren die Berstellungcn der andern beide».Hätte ich das zweite Mal auf roth gesetzt, statt auf schwarz," sagte sich Gottfried ärgerlich,so hätte ich nichts verloren, hätte vielleicht ebenso viel gewonnen wie Franz." Und so ging er unaufhörlich jeden einzelnen Satz, den er beim Spiel gemacht hatte, in Ge­danken durch und quälte sich mit Selbstovrwürfe», hier nicht roth, dorr nicht ungerade u- f. w. gesetzt zu haben. Anders noch quälte Ulrich die Reue. Er Halle sich im Stillen, als sie den Saal betraten, fest vorgenomme», nicht zu spielen und seinen Vorsatz nicht gehalten. In Frankfurt halte er eine» hübschen Schmuck in einem Laden gesehen und sich vorgenomme», denselben seiner Frau mitzubringen. Jetzt war seine Baarschafl verloren und der Gedanke, daß er mit leeren Händen zu seiner Frau zurück­kehren müsse, peinigte ihn schwer.

Erst gegen Morgen überschlich ein leiser Schlaf die drei Freunde, und als sie erwachten, als mit der Wiederkehr des Be­wußtseins der Gedanke an dem vorherigen Abend lebhaft vor ihre Seele trat, überfiel die beiden letzten von Neuem die bit­terste Reue, während Franz sich immer wieder die gaukelnden Bilder von Neichthnm vorspiegelte.

Was nn» geschehen solle, mußte besprochen werden. Gott­fried trat keck mit dem Ansprüche hervor, den Gewinn Fran­zens gleichmäßig zu thcilen. Sie hätten die Reise gemeinschaft­lich gemacht, sagte er, und so wäre auch bas Spiel gemeinschaft­lich gewesen. Franz wies diesen Vorschlag entschieden zurück. Gottfried verlangte dann von ihm eine kleine Snmnie, mit wel­cher er sein Glück von Neuem versuchen wolle, allein auch da­rauf ging Frauz nicht ein. Die Freunde, die bisher nie ein bö­ses Wort miteinander gewechselt hatten, gcriethen in heftigen Streit, alle bösen Leidenschaften, Neid, Habgier, Selbstsucht wa­ren in ihnen erwacht, und die bisherige Freundschaft war fast in das Gegentheil verwandelt. Indessen zwang die Noth zur Versöhnung. Gottfried und Ulrich halten Alles verspielt, sie konnten die Gasthausrechuung nicht bezahlen, hatten kein Geld zur Rückreise, und so hingen Sie von Franzens gutem Willen ab. Dieser ließ sich endlich bewegen, ihnen von seinem Gewinne so viel zu geben, baß sie nothdürftig wieder nach Hause konnten, wäh­rend er selbst beschloß, noch einen oder zwei Tage in Homburg zu bleiben, um sein Glück noch einmal zu versuchen. Gottfried und Ulrich trennten sich endlich von ihm und traten ihren Rückweg mit Grimm im Herzen an. In welch anderer Stimmung waren beide vierundzwanzig Stunden früher nach Homburg cingewandert.

(Fortsetzung folgt.)

Ein Wurstcltheaterdircktor ward verklagt, in einer Posse die Sitte verletzt zu habe». -Ei nun", sagte er zu seiner Vertheidigung. hier steht ja ausdrücklich in meinem Erlaubnißscheine: Kann ohne An­stand gegeben werden." _ ..

Druck und Perlog der B. W. HoiserNLeu Luckltzonrlung. lXerotl,«»: Holzte.